Schmetterlings-Tramete


(Weitergeleitet von Schmetterlingstramete)


Schmetterlings-Tramete

Schmetterlings-Tramete (Trametes versicolor)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Stielporlingsartige (Polyporales)
Familie: Stielporlingsverwandte (Polyporaceae)
Gattung: Trameten (Trametes)
Art: Schmetterlings-Tramete
Wissenschaftlicher Name
Trametes versicolor
(L. : Fr.) Lloyd

Die Schmetterlings-Tramete (Trametes versicolor, auch Coriolus versicolor genannt), auch bekannt als Bunte Tramete oder Schmetterlingsporling, ist eine häufige holzbewohnende Pilzart aus der Familie der Stielporlingsverwandten.

Merkmale

Die Schmetterlings-Tramete bildet 2–6, in Ausnahmefällen auch bis 8 cm breite flache konsolen- bis rosettenförmige Hüte aus. Die Fruchtkörper stehen meist in großen Gruppen am Substrat, sie können stielartig angewachsen sein oder etwas am Substrat herablaufen, die Anwachsstelle ist bis 3 mm dick. Die feinsamtige Oberseite der relativ dünnen Hüte ist immer bunt gezont, das Farbspektrum reicht von hell- bis dunkelbraun, auch olivfarbige, bläuliche und rötliche Töne können vorhanden sein. Die Zuwachszone ist weiß abgesetzt, der Hutrand flatterig-wellig, etwas gekerbt und scharf begrenzt. Auf der Hutoberfläche finden sich seidig-glänzende blaue bis schwarze Zonen. Die weiße Unterseite der Hüte ist mit feinen (3–5 pro mm), rundlich-eckigen Poren besetzt.

Artabgrenzung

Von der ähnlichen Zonen-Tramete (Trametes ochracea) unterscheidet sich die Schmetterlings-Tramete durch die seidig-glänzenden Zonen der Hutoberfläche, die der Zonen-Tramete fehlen, sowie die dünnen Anwachsstellen, die bei der Zonen-Tramete bis zu 10 mm dick sein können. Da es sich bei der Schmetterlings-Tramete um eine sehr variable Art handelt, ist die Abgrenzung von der Zonen-Tramete und teilweise auch der Striegeligen Tramete nicht immer einfach.

Ökologie

Schmetterlings-Tramete auf Totholz. Wuchsform und Farben erinnern an einen Schmetterling.

Die Schmetterlings-Tramete ist ein häufiger saprobiontischer Holzbewohner oder Schwächeparasit, ihr Hauptsubstrat ist in Mitteleuropa die Rotbuche, seltener wächst sie an Eiche, Birke, Gemeiner Hasel und Weide. Daneben kann die Schmetterlings-Tramete an vielen weiteren Laubhölzern, nicht selten auch an Nadelholz vorkommen. Sie wächst auf Stümpfen, Stapelholz, liegenden Stämmen, Ästen und Zweigen. Der Pilz ist in Mitteleuropa in allen Waldtypen anzutreffen, darüber hinaus auch außerhalb von Wäldern, wenn geeignetes Substrat vorhanden ist. Die Fruchtkörper sind einjährig, die Art kann ganzjährig gefunden werden; in Mitteleuropa erscheinen frische Fruchtkörper vor allem ab Ende Mai bis August.

Verbreitung

Die Schmetterlings-Tramete ist wahrscheinlich weltweit verbreitet. In Mitteleuropa gehört sie zu den häufigsten Porlingen und kann überall gefunden werden.

Bedeutung

Aufgrund seines ästhetischen Aussehens wird der Pilz im künstlerischen Bereich gern genutzt. Namentlich die Floristik nutzt die bunten Trameten für Dekorationszwecke. Früher wurden sie auch als Schmuckbestandteile, etwa an Broschen, Schnallen oder Hüten, verwendet.[1][2]

Ernsthaften Schaden kann der Pilz anrichten, wenn er gelagertes oder verbautes Holz befällt, wie Stützbalken in Bergwerken oder Eisenbahnschwellen.[1]

Die Schmetterlings-Tramete ist kein Speisepilz und gilt hierzulande als ungenießbar; allerdings werden Extrakte andernorts (z. B. in den USA) als Nahrungszusatz verwendet, was Durchfall, Stuhlverfärbung und Verfärbungen der Fingernägel zur Folge haben kann.[3]

Der Pilz wird in der traditionellen chinesischen[4] und japanischen Medizin verwendet; man sagt ihm unter anderem eine immunmodulatorische Funktion nach, wobei angenommen wird, dass bestimmte im Pilz enthaltene Polysaccharide (Polysaccharid K, Krestin) die wirksamen Bestandteile sind. Tatsächlich konnte in mehreren wissenschaftlichen Studien eine gewisse adjuvante Wirkung bei einigen Karzinomen zumindest in vitro und teils auch in vivo nachgewiesen werden.[3][5][6][7][8] Die amerikanische Arzneimittelaufsichtsbehörde FDA hat 2020 zwei Firmen wegen fehlender Zulassung untersagt, Trametenprodukte als Krebsmittel oder als Immunstimulantien zu bewerben.

Sonstiges

Der englische Name des Pilzes lautet turkey tailTruthahnschwanz“, was sich auf die konzentrischen Ringe in verschiedenen Brauntönen bezieht, die mit den Schwanzfedern eines Truthahns vergleichbar sind.[5]

Quellen

Literatur

  • German Josef Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil. Ständerpilze: Gallert-, Rinden-, Stachel- und Porenpilze. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3528-0.
  • Ewald Gerhardt: Der große BLV Pilzführer für unterwegs. BLV, München 2001, ISBN 3-405-15147-3.
  • Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 2: Heterobasidiomycetes (Gallertpilze), Aphyllophorales (Nichtblätterpilze), Gastromycetes (Bauchpilze). Mykologia, Luzern 1986, ISBN 3-85604-020-X.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Rita Lüder: Grundkurs Pilzbestimmung. Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene. 1. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2007, ISBN 3-494-01341-1, S. 341.
  2. Schmetterlings-Tramete - Trametes versicolor. In: Fungiversum.de. 14. März 2021, abgerufen am 12. April 2022 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  3. 3,0 3,1 Turkey tail (english) Drugs.com. 21. Oktober 2020. Abgerufen am 10. Februar 2022.
  4. Jim Meuninck: Foraging Mushrooms Oregon: Finding, Identifying, and Preparing Edible Wild Mushrooms. Falcon Guides, 2017, ISBN 978-1-4930-2669-2, S. 52.
  5. 5,0 5,1 Medicinal Mushrooms and Polysaccharide-K. National Cancer Institute, 30. November 2016, abgerufen am 11. Februar 2022 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  6. 'Coriolus versicolor' (english) Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, NY. 2021. Abgerufen am 11. Februar 2022.
  7. Solomon Habtemariam: Trametes versicolor (Synn. Coriolus versicolor) Polysaccharides in cancer therapy: Targets and efficacy. In: Biomedicines. Band 8, Nr. 5, 25. Mai 2020, ISSN 2227-9059, S. 135, doi:10.3390/biomedicines8050135, PMID 32466253, PMC 7277906 (freier Volltext).
  8. Trametes Versicolor - an overview. In: ScienceDirect Topics. Abgerufen am 11. Februar 2022.

Weblinks

Commons: Trametes versicolor – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schmetterlingsporling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen