†Mesopropithecus (Palaeopropithecidae)
Mesopropithecus ist eine Primatengattung innerhalb der Familie Palaeopropithecidae, deren 3 Mitglieder ab dem frühen Holozän lebten, das vor ungefähr vor 12.000 Jahren begann und bis vor heute andauerte. Viele Überreste wurden in Madagaskar gefunden.
Mesopropithecus ist der Gattungsname von drei ausgestorbenen Primatenarten aus der Familie Palaeopropithecidae, die wahrscheinlich bis ins späte Holozän auf Madagaskar überlebt haben.
Zusammen mit Palaeopropithecus, Archaeoindris und Babakotia bildet Mesopropithecus die Familie Palaeopropithecidae, die im Englischen gemeinhin als "sloth-lemurs", Faultier-Lemuren bekannt sind.
Verwandtschaft
Wegen der Ähnlichkeit des Schädels mit heute lebenden Sifakas dachte man früher, dass Mesopropithecus zu den Indriiden gehört. Vor kurzem entdeckte postcraniale Skelettreste zeigten jedoch, dass die Vorderbeine länger als die Hinterbeine waren, ein besonderes Merkmal der Palaeopropithecidae, das es bei Indriiden nicht gibt. Da Mesopropithecus jedoch die kürzesten Vorderbeine aller "Faultier-Lemuren" hatte, wird angenommen, dass dieser Primat mehr vierbeinig war und sich nicht hängend wie die anderen Mitglieder seiner Familie fortbewegte.
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Ernährung
Alle drei Arten der Gattung Mesopropithecus ernährten sich von Blättern, Früchten und Samen, jedoch waren die Anteile dieser Nahrungsmittel bei der Gesamternährung recht unterschiedlich. M. pithecoides war in erster Linie ein Blätterfresser (Folivore), der aber auch Früchte und gelentlich Samen zu sich nahm. M. globiceps aß eine Mischung aus Früchten und Blättern, sowie eine größere Menge an Samen als M. pithecoides. M. dolichobrachion war ebenfalls Gemischtköstler und fraß Früchte und Blätter, jedoch lassen Analysen der Zähne vermuten, dass er sich mehr als die beiden anderen Arten von Samen ernährte.
Verbreitung
Obwohl selten, waren die drei Arten quer über die Insel Madagaskar verbreitet, wobei M. dolichobrachion im Norden, M. pithecoides im Süden und Westen, und M. globiceps in der Mitte der Insel lebte. Wegen seiner langen Arme war M. dolichobrachion die markanteste der drei Arten. Mesopropithecus war einer der kleinsten der ausgestorbenen, subfossilen Lemuren, war aber immer noch größer als die größten heute lebenden Lemuren. Wahrscheinlich starb die Gattung Mesopropithecus nach der Ankunft der Menschen auf der Insel aus, wahrscheinlich aufgrund des Jagddrucks und der fortschreitenden Zerstörung von Lebensräumen.
Anatomie
Bis 1986 war Mesopropithecus nur von Zähnen und Schädelresten aus Mittel- und Süd-Madagaskar bekannt, und weil diese Ähnlichkeiten mit heute lebenden Indriiden aufwiesen, insbesondere mit dem Larvensifaka (Propithecus verreauxi), wurde Mesopropithecus oft der Familie Indriidae zugeordnet (Nowak, 1999; Mittermeier et al., 1994; Simons et al., 1995). Mit der Entdeckung eines verbundenen Skeletts von M. dolichobrachion in der Nähe von Ankarana im Jahr 1986 wurde deutlich, dass Mesopropithecus viele Merkmale mit "Faultier-Lemuren" teilt (Mittermeier et al., 1994).
Trotz der Ähnlichkeiten gibt es mehrere Eigenschaften des Schädels, die Mesopropithecus von lebenden Indriiden unterscheiden. Der Schädel einschließlich des Jochbogens ist robust gebaut und hat eine rundere Hirnschale, etwas kleinere Orbita , eine stärker ausgeprägte postorbitale Verengung des Schädels hinter den Augenhöhlen, robustere postorbitale Leisten , einen steileren Gesichtswinkel, robustere und kranial konvexere Jochbeine und eine breitere, quadratischere Schnauze. Die oberen Schneidezähne und Eckzähne sind größer als bei Indriiden (Nowak, 1999; Simons et al., 1995). Der robustere Unterkiefer und die Symphyse (Punkt, wo die beiden Hälften des Unterkiefers sich treffen) deuten auf eine mehr aus Blättern bestehende Ernährung, was zusätzliches Mahlen der Nahrung erfordert. Die Orbita sind ähnlich groß (in absoluter Größe) wie die der kleineren, heute lebenden Indriiden (Godfrey et al., 1997), was auf eine geringe Sehschärfe schließen lässt (Godfrey et al., 2006). Mesopropithecus und sein engster Verwandter Babakotia teilen anders als die größten Mitglieder der Paleopropithecidae (Palaeopropithecus und Archaeoindris) einige alte Merkmale mit Indriiden. Dazu gehören der oben genannte, aus vier Zähnen bestehende Zahnkamm, eine aufgeblähte Gehörkapsel (knöcherne Struktur, die Teile des Mittel- und Innenohrs umschließt), und einen knöcherner Ring, der das Trommelfell hält.
Die heutige Kenntnis der Morphologie von Mesopropithecus war nicht immer so vollständig. Bis vor kurzem fehlten wichtige Teile des Skeletts, darunter die Speiche, Elle, Wirbel, Hand- und Fußknochen und das Becken. Im Jahr 1936 hat Alice Carleton postcraniale Überreste eines Diademsifaka (Propithecus diadema) aus Ampasambazimba irrtümlich mit Mesopropithecus pithecoides in Verbindung gebracht und kam zu dem falschen Schluss, dass die Morphologie einem Affen ähnelt. Diese falsche Zuschreibung wurde 1948 von Charles Lamberton korrigiert (Godfrey und Jungers, 2003).
Mesopropithecus dolichobrachion
Mesopropithecus dolichobrachion wurde 1986 entdeckt und formal im Jahre 1995 beschrieben. Der subfossile Lemur wurde in den Höhlen von Ankarana im Norden Madagaskars ausgegraben, etwa um die gleich Zeit, als man die ersten Überreste von Babakotia fand (Simons et al., 1995).
Ernährung
Mesopropithecus dolichobrachion war ein Gemischtköstler, der sich von Blättern, Früchten und Samen ernährte. Verglichen mit den beiden anderen Arten innerhalb der Gattung war der Anteil von Samen in der Gesamternährung höher, jedoch nicht so hoch wie beim eng verwandten Babakotia radofilai (Mittermeier et al., 2006; Godfrey et al., 2004).
Verbreitung
M. dolichobrachion war wahrscheinlich recht selten (Sussman et al., 2003) und teilte seinen Lebensraum mit Babakotia radofilai und Palaeopropithecus maximus, zwei anderen "Faultier-Lemuren" (Palaeopropithecidae) (Godfrey und Jungers, 2002). Mesopropithecus dolichobrachion war das am meisten abweichende Mitglied der Gattung und geographisch auf den äußersten Norden Madagaskars beschränkt (Godfrey et al., 2010).
Anatomie
Mesopropithecus dolichobrachion unterschied sich in den Proportionen der Gliedmaßen und der postcranialen Morphologie signifikant von den beiden anderen Arten (Simons et al., 1995). Vor allem war er aufgrund eines wesentlich längeren und stabileren Humerus die einzige Art der Gattung, bei der die Vorderbeine länger als die Hinterbeine waren (intermembraler Index: 113). Zusammen mit den stärker gebogenen Finger- und Zehenknochen verlieh ihm dies eine große Ähnlichkeit mit einem südamerikanischen Faultier mit seinen meist hängenden Körperhaltungen (Godfrey et al., 2010), worauf auch die Analyse eines Lendenwirbels hindeutet. Dieser sieht ähnlich wie der von Babakotia aus, mit einem mäßig reduzierten, dorsal orientierten Dornfortsatz und zur Seite zeigenden Querfortsätzen . Der Lendenwirbel lag im Vergleich in seiner Länge zwischen den anderen Palaeopropithecidae und seine Laminae (zwei Knochenplatten, die mit dem Dornfortsatz verbunden sind) waren nicht so breit wie beispielsweise bei Palaeopropithecus.
Mesopropithecus globiceps
Mesopropithecus globiceps wurde im Jahre 1936 entdeckt und ursprünglich in die eigene Gattung Neopropithecus gestellt (Nowak, 1999). Der Name globiceps spielt auf die vorstehende Stirn an und leitet sich von den lateinischen Wörtern globus für "Ball" und ceps für "Kopf" ab.
Ernährung
Mesopropithecus globiceps ernährte sich von Früchten, Blättern und teilweise von Samen, ähnlich wie die heute lebenden Indris (Indri Indri) (Godfrey et al., 2004).
Anatomie
Wie sein Verwandter M. pithecoides war Mesopropithecus globiceps ein kleiner bis mittelgroßer Lemur mit einem Gewicht von ca. 11 Kilogramm und einem intermembralen Index von 97 (Godfrey et al., 2010; Sussman, 2003). Die Schnauze war schmäler und das Skelett graziler als bei den anderen Arten der Gattung Mesopropithecus. Mesopropithecus globiceps ähnelte zwar M. pithecoides, war aber kleiner als dieser, so dass er den heute lebenden Sifakas wohl am ähnlichsten sah (Godfrey et al., 2010; Nowak, 1999).
Mesopropithecus pithecoides
Mesopropithecus pithecoides war die erste von drei Spezies der Gattung Mesopropithecus, die im Jahre 1905 beschrieben und formell benannt wurde (Nowak, 1999).
Verbreitung
Mesopropithecus pithecoides kam in der zentralen Hochebene von Madagaskar relativ häufig vor. Er teilte seinen Lebensraum mit den größeren Palaeopropithecidae ("Faultier-Lemuren") Palaeopropithecus maximus und Archaeoindris fontoynontii. Eine Probe der subfossilen Überreste ist mit der Radiokarbonmethode datiert worden, was ein Alter zwischen 570 und 679 vor unserer Zeit ergab (Godfrey et al., 2010).
Ernährung
Mesopropithecus pithecoides war überwiegend folivor (blätterfressend), ernährte sich aber auch von Früchten und manchmal von Samen (Mittermeier et al., 2006).
Anatomie
Mesopropithecus pithecoides war ein kleiner bis mittelgroßer Lemur, der etwa 10 Kilogramm wog und dessen Gliedmaßen einen intermembralen Index von 99 aufwiesen (Godfrey et al., 2010).