Alpen-Rasenbinse
Alpen-Rasenbinse | ||||||||||||
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Alpen-Rasenbinse (Trichophorum alpinum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Trichophorum alpinum | ||||||||||||
(L.) Pers. |
Die Alpen-Rasenbinse (Trichophorum alpinum, Syn.: Eriophorum alpinum, Scirpus hudsonianus) gehört zur Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Weitere gebräuchliche Bezeichnungen sind Alpen-Haarsimse, Alpen-Haarbinse oder Alpen-Wollgras. Diese Pflanzenart wächst in Regen- und Zwischenmooren sowie in Moorwäldern auf nassen, sauren Moorböden. In den Alpen und im Alpenvorland ist die Art ein Eiszeitrelikt mit abnehmender Tendenz.
Beschreibung
Die Alpen-Rasenbinse ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 und 40 Zentimeter erreicht. Dieser wintergrüne Geophyt bildet über kurze Ausläufer des Rhizoms dichte Rasen. Die Stängel wachsen starr aufrecht. Sie sind scharf dreikantig, deutlich gestreift, graugrün und oben an den Kanten rau. Die basalen Blattscheiden sind gelbbraun. Die Scheiden der obersten Stängelblätter sind grün und tragen eine kurze an den Rändern raue, 1 bis 3 Zentimeter lange Blattspreite.
Die Hüllblätter des Blütenstandes sind kurz und spelzenähnlich. Diese besteht aus einem endständigen, elliptischen, 5 bis 7 Millimeter langen, acht- bis zwölfblütigen Ährchen. Die gelbbraunen Spelzen sind eiförmig und stumpf. Die Einzelblüten tragen je drei Staubblätter (Antheren) und drei Narben (Gynoeceum). Die vier bis sechs Blütenhüllfäden (Perigonborsten) werden bis zu 25 Millimeter lang. Sie sind weiß und etwas geschlängelt. Die Frucht ist eine Karyopse eine Sonderform der Nussfrucht. Diese ist dreikantig, 1 bis 1,5 Millimeter lang und braun. Die Alpen-Rasenbinse blüht von April bis Mai.[1]
Verbreitung
Die Alpen-Rasenbinse ist zirkumpolar in allen Kontinenten einer Klimazone von der gemäßigten Laubwaldzone bis zur Borealen Nadelwaldzone (Taiga) der Nordhalbkugel Europas, Asiens und Nordamerikas verbreitet. Ihre Höhenverbreitung reicht von der collinen (150 bis 200 Meter) bis in die subapine Stufe bis etwa 1860 Meter Höhe über dem Meeresspiegel.
Ihre Arealgröße wird mit 10 Millionen bis 1,5 Milliarden km² angegeben. Ihr Arealanteil in Deutschland beträgt weniger als 10 %. In Bezug auf ihr Gesamtareal stellt ihr Vorkommen in der Bundesrepublik den äußeren Bereich des kontinuierlich besiedelten Gebietes dar (Arealrand). In den Alpen und im Alpenvorland ist die Pflanze ein Eiszeitrelikt mit abnehmender Tendenz.[2]
Ökologie
Die Alpen-Rasenbinse ist windblütig (Anemophilie), ihre Samen werden ebenfalls über den Wind verbreitet (Anemochorie).[3]
Sie ist eine Lichtpflanze. Sie wächst bei vollem Licht und erträgt nur in Grenzen eine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf nassen, mehr oder minder überschwemmten, sauren bis stark sauren, basenreiche, jedoch meist kalkarmen und sehr stickstoffarmen Böden.[4]
Vergesellschaftung
Die Alpen-Rasenbinse wächst bevorzugt in Pflanzengesellschaften der Kleinseggenriede der Sauer- und Basen-Zwischenmoore. Sie ist die Kennart der Klasse der Flach- und Zwischenmoore (Scheuchzerio-Caricetea fuscae) und hat innerhalb dieser ein Schwerpunktvorkommen im Verband der Schlenkengesellschaften (Rhynchosporion albae) sowie im Verband der Braunseggen-Sümpfe (Caricion lasiocarpae) und kommt seltener auch im Verband der Kalkflachmoore und Kalksümpfe (Caricion davallianae) vor.[5]
Schutz und Gefährdung
Die Alpen-Rasenbinse ist welt- und europaweit nicht gefährdet und genießt keinen gesonderten gesetzlichen Schutz. In Deutschland wird sie jedoch als gefährdet (Gefährdungskategorie 3+) geführt. Sie weist vielerorts eine abnehmende Tendenz auf. In vier Bundesländern (Hamburg, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt) gilt die Pflanze als ausgestorben. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist die Art vom Aussterben bedroht und in Baden-Württemberg stark gefährdet.[6]
In der Schweiz ist die Alpen-Rasenbinse nicht gefährdet (Least Concerned), jedoch regional (kantonal) geschützt (§REG).[7]
Quellen und weiterführende Informationen
Einzelnachweise
- ↑ J. Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold & D. Triebel: Gräser. Mosaik-Verlag, München 1996. ISBN 3-576-10702-9
- ↑ http://web.archive.org/web/20080803153733/http://www.floraweb.de/datenservice/datenservice.html?datenservice/datenservicetext.html
- ↑ http://web.archive.org/web/20080803153733/http://www.floraweb.de/datenservice/datenservice.html?datenservice/datenservicetext.html
- ↑ Heinz Ellenberg, H.E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, Verlag Erich Goltze, 1992. ISBN 3-88452-518-2
- ↑ E. Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften. 4. Auflage, Gustav Fischer, Jena, Stuttgart, 1998. ISBN 3-437-35280-6
- ↑ http://web.archive.org/web/20080803153733/http://www.floraweb.de/datenservice/datenservice.html?datenservice/datenservicetext.html
- ↑ nach Bundesamt für Umwelt, Rote Liste download von http://www.crsf.ch/deu/download/download.htm: RL_20021008_compact.xls, abgerufen am 20. August 2006.
Literatur
- Klaus Dierssen & Barbara Dierssen: Moore. Ulmer, Stuttgart, 2001. ISBN 3-8001-3245-1
Weblinks
Verbreitungskarten