Anguloa



Anguloa

Anguloa clowesii

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Maxillarieae
Untertribus: Lycastinae
Gattung: Anguloa
Wissenschaftlicher Name
Anguloa
Ruiz & Pav.
Anguloa uniflora

Die Gattung Anguloa aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae) umfasst neun Pflanzenarten, die alle in Süd- und Mittelamerika vorkommen. Die Pflanzen werden für eine Orchidee recht groß und wachsen meist am Boden oder an Felsen.

Beschreibung

Alle Arten dieser Gattung bilden an einem kriechenden Rhizom in kurzem Abstand Pseudobulben. Diese sind oval und seitlich etwas zusammengedrückt mit mehreren undeutlichen seitlichen Graten; sie bestehen aus einem einzigen Internodium. Rhizom und Pseudobulben sind von Niederblättern umgeben, an der Spitze der Pseudobulben sitzen je drei Laubblätter. Die Blätter sind plikat (gefaltet), mit deutlich auf der Unterseite sichtbarer Nervatur. Sie laufen an der Basis stielartig aus. Die Pseudobulben erreichen bis zu 20 Zentimeter Länge, die Blätter bis zu einem Meter.

Der Blütenstand erscheint seitlich aus der Basis der Pseudobulben und trägt nur eine Blüte. Die resupinierten Blüten sind fleischig oder wachsartig, groß und weiß, rosa oder gelb gefärbt. Die drei Sepalen sind glockenförmig zusammengeneigt und umschließen die Petalen. Die beiden seitlichen Sepalen sind mit der Säule zu einer kleinen sackartigen Vertiefung verwachsen. Die Lippe ist dreilappig, am Grund gelenkig mit der Säule verwachsen, die zwei Seitenlappen umschließen die Säule röhrenförmig, der mittlere Lappen läuft in einer gebogenen Spitze aus. Auf der Lippe befindet sich ein Kallus. Die Säule ist gerade, an der Basis mit einer Verlängerung, an der die Lippe angewachsen ist („Säulen-Fuß“). Das Staubblatt sitzt terminal und ist gegenüber der Säulenachse hinabgebogen. Seitlich des Staubblatts befinden sich an der Säule zwei kleine Anhängsel. Die vier harten, gelben Pollinien sind über ein längliches Stielchen mit einem herzförmigen Haftorgan (Viscidium) verbunden.

Die Arten werden von männlichen Prachtbienen (Euglossini) bestäubt. Durch das Gewicht der Insekten wird die gelenkig angebrachte Lippe aus dem Gleichgewicht gebracht und schwenkt gegen die Säule. Dort wird den Bienen mittels des klebrigen Viscidiums die Pollinien an den Thorax geheftet bzw. schon am Insekt klebende Pollinien werden auf der Narbe platziert.

Verbreitung

Die Arten der Gattung Anguloa kommen im nordwestlichen Südamerika von Venezuela über Kolumbien, Ecuador und Peru bis nach Bolivien vor. Sie wachsen dort an Felsen, Uferabbrüchen oder gelegentlich als Epiphyten in feuchten Wäldern in Höhenlagen von 1500 bis 2500 Meter.

Systematik

Innerhalb der Unterfamilie Epidendroideae wird die Gattung Anguloa in die Subtribus Lycastinae eingeordnet. Nahe verwandt ist die Gattung Lycaste.

Es wurden folgende neun Arten sowie einige Varietäten in dieser Gattung beschrieben:

  • Anguloa brevilabris Rolfe (1915) Kolumbien.
  • Anguloa cliftonii Rolfe (1910) Kolumbien.
  • Anguloa clowesii Lindl. (1844) Kolumbien und Venezuela.
  • Anguloa dubia Rchb.f. (1882) Kolumbien.
  • Anguloa eburnea B.S.Williams (1868) Kolumbien und Ecuador.
  • Anguloa hohenlohii C.Morren (1853)
    • Anguloa hohenlohii var. hohenlohii Kolumbien und Venezuela.
    • Anguloa hohenlohii var. macroglossa (Schltr.) Oakeley (1999) Kolumbien.
  • Anguloa tognettiae Oakeley (1999) Kolumbien und Venezuela.
  • Anguloa uniflora Ruiz & Pav. (1798)Peru.
  • Anguloa virginalis Linden ex B.S.Williams (1862)
    • Anguloa virginalis var turneri Oakeley (1999) Kolumbien.
    • Anguloa virginalis var virginalis Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien.

Zudem gibt es einige natürlich vorkommende Hybriden:

  • Anguloa × rolfei Sander ex Rolfe (1915) Kolumbien, Eltern sind A. brevilabris × A. cliftonii.
  • Anguloa × ruckeri Lindl. (1846) Venezuela, aus A. clowesii × A. hohenlohii.
  • Anguloa × speciosa Linden (1855), Kolumbien, die Elternteile sind A. tognettiae × A. virginalis.

[1]

Kultur

Aufgrund der großen, farbigen Blüten sind die Pflanzen in Kultur zu finden. Sie stellen keine besonderen Ansprüche, sollten aber mehr als andere Orchideen gedüngt werden. Es gibt einige gezüchtete Sorten sowie Hybriden mit Lycaste-Arten.

Belege

  • C.H. Dodson, C.A. Luer (2005): Orchidaceae part 2 (Aa–Cyrtidiorchis). In: G. Harling, L. Andersson (Hrsg.): Flora of Ecuador. Bd. 76, S. 43ff. Botanical Institute, Göteborg University, ISBN 91-88896-51-X
  • Jürgen Röth (1983): Orchideen. S. 120f. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin.

Einzelnachweise

  1. R. Govaerts: World Checklist of Anguloa. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Online, abgerufen am 21.Februar 2008

Weblinks

Commons: Anguloa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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