Anosmie
Klassifikation nach ICD-10 | |
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R43.0 | Anosmie Störungen des Geruchs- und Geschmackssinnes |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Anosmie (griechisch an- ἁν- (Verneinungspartikel); osmē ὀσμή ‚Geruch‘) bezeichnet das vollständige Fehlen des Geruchssinns oder den Verlust des Geruchssinns (Riechverlust).
Ursachen
Das Fehlen der Riechwahrnehmung kann verschiedene Ursachen haben. Störungen können im Bereich des benisolfaktorischen und des nasal-trigeminalen Systems vorliegen, je nachdem, ob der Nervus olfactorius (1. Hirnnerv) oder der Nervus trigeminus (5. Hirnnerv) betroffen ist.
Weitere Ursachen für das Fehlen des Geruchssinns können Virusinfektionen, chronische Sinusitis, Obstruktion der Riechwege durch Schwellung der Schleimhäute infolge einer Allergie, die Nebenwirkung von Medikamenten, Hirntumore, Depression sowie Schädel-Hirn-Trauma mit Abrissverletzung der Riechnerven sein. In seltenen Fällen kann eine Anosmie auch im Rahmen einer dissoziativen Störung (Dissoziation) auftreten. Symptomatisch tritt Anosmie bei Menschen mit dem Kallmann-Syndrom auf. Anosmie tritt seltener auch als Frühsymptom neurodegenerativer Erkrankungen wie dem Morbus Parkinson auf.
Diagnose
Mit einer Riechprüfung (Olfaktometrie) kann der Ort der Störung festgestellt werden. Bei der Riechprüfung wird der Nervus trigeminus beispielsweise mit Essigsäure gereizt. Relativ selektive Reizstoffe für den Nervus olfactorius sind Schwefelwasserstoff, Vanille, oder Rosenduft (Phenylethylalkohol). Beide Nerven zusammen werden durch Kampfer, Menthol, Pfefferminze angeregt. Bei angeborener Anosmie wird die Störung oftmals erst spät diagnostiziert, da den betroffenen Menschen ihr Unvermögen, Gerüche oder bestimmte Geschmäcke wahrzunehmen, anfangs nicht auffällt.
Auswirkungen
Die Auswirkungen der Geruchslosigkeit werden von Außenstehenden oft nicht erkannt oder bagatellisiert. Der Geruchssinn wird im Vergleich zu anderen Sinnen als nebensächlich empfunden, die Folgen seines Fehlens nicht zur Genüge zur Kenntnis genommen.
Psychische Belastungen aufgrund plötzlicher Anosmie
Plötzliche Anosmie ist mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität verbunden. Sie kann ein Hinweis auf ernsthafte Erkrankungen (wie bei Alzheimer) sein und geht einher mit zum Teil erheblichen psychischen Belastungen. Psychische Folgen umfassen Depressionen und fortwährende Angst vor unangenehmem Eigenduft, da selbst nicht wahrgenommene Körpergerüche zu gesellschaftlicher Ausgrenzung des Betroffenen führen können.
Menschen mit angeborener Anosmie erleiden hiervon allenfalls die chronische Befürchtung von Eigengeruch, da sie das unbekannte Geruchserlebnis nicht vermissen.
Generelle Probleme durch Anosmie
Für den Geschmack von Speisen und Getränken ist zum überwiegenden Teil der Geruchssinn verantwortlich, Menschen ohne diesen sind auf die sechs Grundgeschmäcke (süß, sauer, salzig, bitter, umami, fett) beschränkt. Dies kann zu Fehl- oder Unterernährung führen. Die Motivation, etwas zu essen, kann bei plötzlichem Auftreten zurückgehen, oder es wird in beiden Fällen (angeboren und erworben) verstärkt salzige oder fettige Nahrung verspeist, um das Grundgeschmackserlebnis zu genießen oder zu intensivieren.
Spezielle Risiken
Die Betroffenen können durch die mangelnde Wahrnehmung von Warnsignalen sogar in Lebensgefahr geraten. Durch die Nichtwahrnehmung von Fäulnisgerüchen kann es zum Verzehr verdorbener Speisen kommen, was zu einer Lebensmittelvergiftung führen kann. Lebensgefährliche Brände oder austretende Heizgase können zu spät bemerkt werden. Es ist jedoch möglich, starke Gerüche zu „schmecken“, was ausgiebiges Training voraussetzt.
Anosmie in der Literatur
- Im spanischen Roman Nunca sabrás a qué huele Bagdad, in deutscher Sprache Du wirst nie den Geruch von Bagdad kennen geht es um angeborene Anosmie.[1]
- Im Roman Whispers of the Dead, in deutscher Sprache Leichenblässe, von Simon Beckett leidet der darin vorkommende Serienmörder an Anosmie.
Siehe auch
- Hyposmie, der teilweise Verlust des Riechsinns
- Parosmie, eine Wahrnehmungsstörung, bei der bekannte Düfte plötzlich anders riechen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Universidad Autónoma de Barcelona, 2010