Australopithecus sediba



Australopithecus sediba

Schädel MH1 von Australopithecus sediba (Original)

Zeitliches Auftreten
Pleistozän (Gelasium)
um 2,0 Mio. Jahre
Fundorte
  • Südafrika
Systematik
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Menschenaffen (Hominidae)
Tribus: Hominini
Gattung: Australopithecus
Art: Australopithecus sediba
Wissenschaftlicher Name
Australopithecus sediba
Berger et al., 2010

Australopithecus sediba ist eine Art der ausgestorbenen Gattung Australopithecus, die vor rund zwei Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Südafrika lebte.

Die genaue Position von Australopithecus sediba im Stammbaum der Hominini ist noch ungeklärt.[1]

Die Bezeichnung der Gattung Australopithecus ist abgeleitet von lat. australis („südlich“) und griechisch πίθηκος, altgr. ausgesprochen píthēkos („Affe“), das Epitheton sediba bedeutet in der Bantusprache Sesotho „Brunnen“ oder „Quelle“, im übertragenen Sinne auch „Ursprung“;[2] Australopithecus sediba bedeutet also „ursprünglicher südlicher Affe“.

Typusexemplare

Das fossile Teilskelett MH1
Mathew Berger mit dem von ihm gefundenen Schlüsselbeinfragment des Malapa Hominin 1
Die Knochen der rechten Hand von MH2

Australopithecus sediba wurde 2010 von einer Paläontologen-Gruppe um Lee Berger erstmals wissenschaftlich beschrieben.[3] In der Erstbeschreibung heißt es, Australopithecus sediba stamme vermutlich von Australopithecus africanus ab und weise mehr gemeinsame Zahn- und Knochenmerkmale mit den frühesten Vertretern der Gattung Homo auf als jede andere bisher beschriebene Australopithecus-Art. Australopithecus sediba könne daher als potentieller Vorfahre der frühen Homo-Arten („[...] potentially ancestral to Homo [...]“[3]) interpretiert werden.

Holotypus von Australopithecus sediba ist das teilweise erhaltene Skelett Malapa Hominin 1 (MH1). Entdeckt wurde es in der Malapa-Höhle. Sie liegt 40 Kilometer westlich von Johannesburg und 15 km nordnordöstlich der bekannten Fossilienfundstätten von Sterkfontein, Swartkrans und Kromdraai. Auch die Malapa-Höhle befindet sich im Gebiet des UNESCO-Welterbes Cradle of Humankind. Entdecker des ersten Fossils von Australopithecus sediba – des rechten Schlüsselbeins, Archivnummer UW88[4] – war am 15. August 2008 Matthew Berger, der neunjährige Sohn von Lee Berger. 2010 wurde MH1 nach einem Preisausschreiben, in dessen Verlauf mehr als 15.000 Vorschläge eingingen, der Name Karabo gegeben, was in Setswana „Antwort“ bedeutet.[5]

MH1 stammt von einem jugendlichen – vermutlich männlichen[6] – Individuum, dessen bleibende große Backenzähne schon durchgebrochen waren und in Okklusion standen. Aus Vergleichen mit heute lebenden Menschenaffen und Menschen wurde gefolgert, dass MH1 bereits rund 95 Prozent des Schädelvolumens eines Erwachsenen aufwies. Verglichen mit heute lebenden Kindern spräche dies für ein Alter von 12 bis 13 Jahren; allerdings vollzog sich die Entwicklung der Australopithecinen rascher, das Kind starb also in einem jüngeren Lebensalter. Sein Entwicklungsstand ist am ehesten vergleichbar mit den Fossilien OH7, dem Holotypus von Homo habilis, und KNM-WT 15000, bekannt als Turkana Boy.

Erhalten sind von MH1 unter anderem der Gesichtsschädel einschließlich zahlreicher, relativ kleiner Zähne des Oberkiefers, Teile des ebenfalls bezahnten Unterkiefers, ein Oberarmknochen, ein Wadenbein sowie diverse Fragmente aus dem Bereich der Wirbelsäule, der Rippen und des Beckens. Das Becken hat einige Merkmale, die auch bei Homo nachweisbar sind, jedoch wurde in einer 2011 publizierten Studie ausdrücklich offen gelassen, ob dies Folge einer besonders engen Verwandtschaft von Australopithecus sediba und Homo oder Ausdruck einer Homoplasie ist.[7] 2012 wurden in einem Gesteinsblock weitere Knochen entdeckt, die nach ihrer Freilegung möglicherweise MH1 zugeordnet werden können.[8]

Für das Innere des Schädels wurde ein Volumen von nur 420 Kubikzentimetern rekonstruiert. Erste computertomographische Untersuchungen des Schädelinneren hatten Hinweise darauf ergeben, dass der – durch eingelagertes Sediment – auf natürlichem Wege entstandene Schädelausguss Abdrücke von Gehirnwindungen aufweist.[9] Daraufhin wurde der Schädelausguss hochauflösend gescannt und auf Basis dieser Daten ein dreidimensionales virtuelles Modell der früheren Gehirnoberfläche konstruiert.[10] Dieser Rekonstruktion zufolge war das Gehirn von MH1 „eindeutig typisch für Australopithecus hinsichtlich Schädelinnenraum und Merkmalen der Gehirnwindungen“ (im Original in Science: „decidedly australopith-like in cranial capacity and convolutional patterns“); jedoch gebe es „einige Hinweise auf Veränderungen im orbitofrontalen Bereich [des präfrontalen Cortex], die über das hinausgehen, was bei anderen Australopithecinen mit ähnlich vollständig erhaltenem Schädelausguss (Sts 5 und Sts 60) festzustellen ist, was möglicherweise Elemente der Entwicklung eines menschenähnlichen Frontallappens im Übergang von Australopithecus zu Homo erahnen lässt.“[11] Dieser Interpretation, das Gehirn von Australopithecus sediba sei „moderner“ als das anderer Funde dieser Gattung, wurde in einem Begleitartikel in Science jedoch von mehreren Fachkollegen widersprochen; man habe den Schädelausguss von MH1 nur mit Funden aus Sterkfontain verglichen, hätte aber weitere Fossilien einbeziehen müssen.[12]

Die Grube der Fundstelle Malapa (Mitte). Das Foto zeigt in ihr die Wissenschaftler Lee Berger und Job Kibii, Bergers Angaben zufolge wenige Augenblicke nach Entdeckung von MH2.
Blick über die Fundstelle Malapa (in einiger Entfernung in der Bildmitte) nach Norden

Als Paratypus wurde MH1 das Teilskelett MH2 eines erwachsenen Individuums zur Seite gestellt, das in weniger als 50 Zentimeter Entfernung von MH1 gefunden worden war. Das erste von MH2 entdeckte Fossil war ein Oberarmknochen (UW 88-57), den Lee Berger am 4. September 2008 entdeckte. MH2 konnte unter anderem ein einzelner Oberkieferzahn, Unterkiefer-Fragmente sowie ein weitgehend erhaltener rechter Arm einschließlich der fast vollständig erhaltenen Knochen aus dem Bereich der Schulter und der Finger zugeordnet werden. Die Armknochen von MH2 wurden in anatomisch korrekter Anordnung freigelegt, während die Knochen von MH1 über eine Fläche von rund zwei Quadratmetern verstreut lagen.[13] Da auch das Schambein sowie weitere Fragmente des Hüftbeins erhalten blieben, konnte MH2 als vermutlich weiblich identifiziert werden. Das Körpergewicht zu Lebzeiten wird auf rund 30 Kilogramm geschätzt.[14]

Einige vermutlich zu MH2 gehörige Knochen aus dem Bereich des Fußes und des Unterschenkels wiesen ebenfalls ein Mosaik von „archaischen“ (besonders erwähnt wird die Ferse) und „modernen“ Merkmalen auf, die bei anderen bislang bekannten homininen Fossilien nicht vorhanden sind.[15] Daher wird vermutet, dass sich bei Australopithecus sediba die Fähigkeit zum aufrechten Gehen weitgehend unabhängig von – das heißt parallel zu – anderen Australopithecus-Arten entwickelt haben könnte.

Aus dem Vergleich der erhaltenen Arm- und Beinknochen, an denen die Muskelansätze noch gut zu erkennen sind, ergibt sich, dass die Arme – wie bei anderen Australopithecus-Arten, nicht jedoch wie bei den Homo-Arten – in Relation zu den Beinen „affenähnlich“[16] lang waren. Gleichwohl wurde von den Bearbeitern der Fossilien argumentiert, man habe Anhaltspunkte für einen gut opponierbaren Daumen gefunden, mit dessen Hilfe es sogar möglich gewesen sei, Steingerät herzustellen.[17] Diese Interpretation wurde jedoch umgehend von anderen Paläoanthropologen als zu spekulativ zurückgewiesen.[12]

Der Schädel von MH1 zeichnet sich der Erstbeschreibung zufolge durch ein Mosaik von teils abgeleiteten Merkmalen, teils ursprünglichen Merkmalen aus, die ihn sowohl von den älteren Chronospezies Australopithecus anamensis und Australopithecus afarensis unterscheidbar machen als auch von späteren Arten der Gattung Homo. Von Australopithecus garhi unterscheide sich Australopithecus sediba beispielsweise durch das Fehlen des Prognathismus (keine ausgeprägte Schnauze, da kein markanter Vorstand des Oberkieferknochens), von den Arten der Gattung Paranthropus durch das Fehlen ihrer Merkmale für extrem kräftige Nacken- und Kaumuskeln. Am ehesten ähnele MH1 Australopithecus africanus, der jedoch beispielsweise ein weit ausladenderes Jochbein und einen weniger ausgeprägten Kinnknochen besitze.

Die mit nur 420 Kubikzentimetern sehr geringe Gehirngröße (schon Homo rudolfensis werden ungefähr 750 Kubikzentimeter zugeschrieben[18]) und die auf nur knapp 1,30 Meter geschätzte Körpergröße von MH1 und MH2 werden in der Erstbeschreibung als Gründe angegeben, die Fossilien als weitere Art der Gattung Australopithecus einzuordnen und nicht als weitere Art der Gattung Homo. Gleichwohl teile Australopithecus sediba mit den frühen Homo-Arten diverse anatomische Merkmale, vor allem im Bereich des Beckens und der Hüftgelenke, die auf eine Steigerung der Effizienz des zweibeinigen Laufens im Vergleich zu Vorläuferarten schließen lassen. Außerdem rangiere die Größe der Prämolaren und der Molaren am untersten Ende der von Australopithecus africanus bekannten Funde, sie gleiche vielmehr derjenigen von Homo habilis, Homo rudolfensis und Homo erectus. Der Bau der Füße sei hingegen weniger Homo-ähnlich.

Datierung und Habitat

Mit Hilfe der Uran-Blei-Datierung konnte 2010 für eine unter den Skeletten liegende Bodenschicht ein Alter von 2,026 ± 0,021 Millionen Jahre bestimmt werden; für die darüber liegende, Fossilien bergende Schicht ergab sich anhand magnetostratigraphischer Analysen ein Alter von 1,95 bis 1,78 Millionen Jahre.[19] 2011 wurde das Alter der Fossilien dann durch Uran-Blei-Datierung auf 1,977 ± 0,002 Millionen Jahre datiert.[20] In der Erstbeschreibung wurde angemerkt, dass bisher keine Aussage darüber möglich ist, seit wann und wie lange die Art existierte.

Beide Skelette wurden kurz nach ihrem Tod gemeinsam unter Schutt begraben und so vor der Zerstörung durch große Aasfresser bewahrt; allerdings ergab eine Untersuchung mit Hilfe der Synchrotron-Mikrotomographie an der European Synchrotron Radiation Facility, dass im Inneren des Schädels fossilisierte Insekteneier nachweisbar sind.[21]

Begleitfunde von Dinofelis und Megantereon sowie von fossilen Vorläuferarten der Schabrackenhyänen und der Afrikanischen Wildhunde, der Pferde, der Schweine, der Klippspringer und der Hasen wurden – neben den stratigraphischen Befunden – als Beleg dafür interpretiert, dass alle Tiere zu Lebzeiten in ein Höhlensystem stürzten, das oberseits Öffnungen hatte. Nach ihrem Tod seien ihre Kadaver vermutlich von eindringenden Wassermassen an eine tiefer gelegene Stelle gespült und dort unter angespültem und herabfallendem Gestein verschüttet worden.[22] Später sei das Höhlensystem wieder mit Gestein aufgefüllt und erst im frühen 20. Jahrhundert durch Steinbrucharbeiter wieder teilweise freigelegt worden.

Die Analyse des Habitats von Australopithecus sediba wurde bisher noch nicht publiziert; in einem Interview verwies Lee Berger jedoch auf die zahlreich gefundenen Pflanzenfresser-Fossilien und erwähnte, dass der Fundort vor zwei Millionen Jahren bewaldet gewesen sei.[16]

In der Malapa-Höhle wurden neben den beiden Fossilien MH1 und MH2 noch zwei weitere Skelette von Australopithecus sediba entdeckt: ein Kind und ein erwachsenes Individuum, deren wissenschaftliche Beschreibung noch aussteht.[23]

Befunde zur Nahrungsaufnahme

Eine Forschergruppe um Amanda G. Henry vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie analysierte die Abnutzungsmuster an den Zähnen von MH1 und MH2, unterzog den Zahnschmelz einer Isotopenanalyse und untersuchte den Zahnstein beider Fossilien.[24] Hieraus ergaben sich zahlreiche Hinweise auf die Art der verzehrten Nahrungsmittel.

Diesen Untersuchungen zufolge zeigen die Zähne komplexere Abnutzungsspuren, als man sie bei anderen Arten der Australopithecinen nachwies. Hierzu passt der Befund, dass im Zahnstein versteinerte Überreste von Baumrinde nachweisbar waren, sogenannte Phytolithe (insgesamt 38), die erstmals bei einem frühen Vormenschen untersucht wurden. Die Isotopenanalyse ergab, dass überwiegend C3-Pflanzen und nur in sehr geringem Maße auch C4-Pflanzen verzehrt wurden; die Ernährung bestand demzufolge überwiegend aus faserreichen Teilen von Bäumen, Sträuchern und Kräutern, seltener aus Gräsern. Als bemerkenswert wurde in der Studie herausgestellt, dass trotz der geringen Probengröße Pflanzenreste von zahlreichen unterschiedliche Pflanzen gefunden wurden, was auf eine sehr abwechslungsreiche Kost schließen lasse. Verglichen mit heute lebenden Tieren ähnele diese Ernährungsweise am ehesten derjenigen von Schimpansen und Giraffen, verglichen mit Befunden zu fossilen Arten der Hominini am ehesten derjenigen von Ardipithecus ramidus.

Die Analyse wurde ferner dahingehend interpretiert, dass Australopithecus sediba vermutlich noch überwiegend in Wäldern lebte.[25] Laut Lee Berger handelt es sich „um den ersten direkten Beweis dafür, was unsere frühen Vorfahren in den Mund nahmen und kauten – was sie aßen.“[26]

Bedeutung der Funde

Die erhaltenen Knochen von MH1 (Originalabbildung von Lee Berger)
Die erhaltenen Knochen von MH1 (links), MH2 (rechts) und – zum Vergleich – von Lucy (Originalabbildung von Lee Berger)

Die Fossilien stammen aus einer Epoche, aus der bisher besonders wenige Hominini-Fossilien bekannt sind: Weniger als aus der Epoche von Australopithecus afarensis (vor 4,0 bis 2,9 Millionen Jahren) und weniger als aus der Zeit vor rund 1,5 Millionen Jahren und danach. Auf ein Alter von 1,9 Millionen Jahre werden zudem auch die ältesten Funde von Homo erectus datiert, dessen Anatomie „schon in vielen Einzelheiten weitgehend mit der des modernen Menschen überein[stimmt].“[27] Die Australopithecus-Funde aus der Malapa-Höhle füllen somit eine Fossilienlücke genau in jener Zeit, in der mit Homo erectus der unmittelbare Vorfahre des Homo sapiens erstmals in Erscheinung tritt. Lee Berger bezeichnete seinen Fund daher als „den Rosettastein, der den Zugang zum Verständnis der Gattung Homo aufschließt.“[16] Ein morphometrischer Vergleich von MH1 und MH2 mit anderen Australopithecus- und mit Homo-Fossilien ergab 2010 Hinweise auf deutliche Unterschiede zwischen einerseits Australopitheucus sediba und andererseits Homo rudolfensis, Paranthropus robustus und Paranthropus boisei.[28]

Im Unterschied zu Lee Berger und den anderen Autoren der Erstbeschreibung, die 2010 beide Fossilien als mögliche Übergangsform zwischen Australopithecus und Homo interpretieren und dies 2011 bekräftigten,[20] sind andere Paläoanthropologen zurückhaltender. Sie weisen, wie beispielsweise Tim White und Ron Clarke, darauf hin, dass es sich um einen späten, südafrikanischen Seitenast der Australopithecinen handeln könne, der neben bereits existierenden Vertretern der Gattung Homo gelebt habe, hieß es in einem Begleitartikel zur Erstbeschreibung.[29] Hintergrund dieser vorsichtigeren Interpretation ist, dass das bisher älteste der Gattung Homo zugeordnete Fossil, der von Friedemann Schrenk entdeckte Unterkiefer eines Homo rudolfensis (Inventarnummer UR 501), auf ein Alter von 2,4 Millionen Jahre datiert wurde und somit deutlich älter ist als die Funde von Australopithecus sediba. Ferner wurde der gleichfalls zu Homo gestellte Oberkiefer AL 666-1 aufgrund einer direkt über ihm liegenden Vulkanascheschicht sicher auf ein Alter von 2,3 Millionen Jahre datiert.[30] Zudem hätten die neuen Funde nur relativ wenige Merkmale mit Homo gemein, so dass diese Kritiker – wie zuvor – Australopithecus afarensis den Status einer Vorläuferart der Gattung Homo zuschreiben. In der Fachzeitschrift Nature wurde kritisiert, dass die Autoren der Erstbeschreibung versäumt hätten, die Variationsbreite von Australopithecus africanus auszuloten, bevor sie die Funde einer eigenen Art zuordneten.[1] Kritisiert wurde zugleich, dass die Beschreibung der Art im Wesentlichen anhand eines jugendlichen Skeletts erfolgte, ohne dass man bisher sicher Daten vorweisen könne, wie gering oder wie erheblich sich Jugendliche von Erwachsenen unterschieden haben. 2011 schlossen sich weitere Paläoanthropologen der Kritik an den – ihrer Meinung nach – zu weit gehenden Interpretationen des Teams um Lee Berger an.[12][31][32]

Einer der Co-Autoren der Erstbeschreibung, Peter Schmid vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich, räumte sogar ein, dass die Unterarmknochen „affenähnlich lang“ und die Fingerknochen „robust, gebogen“ seien sowie „starke Ansatzstellen für die Sehnen der Beugemuskeln“ aufweisen, „was auf kräftige Kletterhände deutet“, also auf eine noch stark baumbewohnende (arboreale) Lebensweise.[33] Ähnlich äußerte sich Lee Berger in einem Interview: „It’s got long arms though, long ape-like arms, primitive wrists, and short but powerful and curved fingers.[16]

Donald Johanson, einer der führenden Paläoanthropologen und Entdecker von „Lucy“, sah hingegen Ähnlichkeiten mit dem 1986 gefundenen OH 62 (Olduvai Hominid)[34] und damit die naheliegende Klassifizierung der Neufunde innerhalb der Gattung Homo.[35][36]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Australopithecus sediba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Michael Cherry: Claim over ‚human ancestor‘ sparks furore. In: naturenews vom 8. April 2010, doi:10.1038/news.2010.171.
  2. Adolphe Mabille, Hermann Dieterlen: Sesuto-English Dictionary. 9. Auflage. Sesuto Book Depot, Morija 1985.
  3. 3,0 3,1 Lee R. Berger u.a.: Australopithecus sediba. A New Species of Homo-Like Australopith from South Africa. In: Science. Band 328, Nr. 5975. New York 2010, S. 195–204, doi:10.1126/science.1184944. ISSN 0036-8075
  4. Alle Funde aus der Malapa-Höhle werden entsprechend dem Regelwerk der Witwatersrand-Universität (UW) unter der Archivnummer UW88 registriert.
  5. timeslive.co.za vom 1. Juni 2010: Fossil named Karabo.
  6. Shirona Patel: New hominid species discovered and described in South Africa. In: EurekAlert. 8. April 2010 (Pressemitteilung der Witwatersrand-Universität).
  7. Job M. Kibii et al.: A Partial Pelvis of Australopithecus sediba. In: Science., Band 333, Nr. 6048, 2011, S. 1407–1411, DOI:10.1126/science.1202521
  8. spiegel.de vom 13. Juli 2012: Neue Knochen des Frühmenschenjungen Karabos entdeckt.
  9. New-found hominid cousin is a brain teaser. In: New Scientist. Band 206, Nr. 2756, 17. April 2010, S. 14
  10. Kristian J. Carlson et al.: The Endocast of MH1, Australopithecus sediba. In: Science. Band 333, Nr. 6048, 2011, S. 1402–1407, DOI:10.1126/science.1203922
  11. Im Original: „the MH1 endocast (Au. sediba), although decidedly australopith-like in cranial capacity and convolutional patterns, shows some evidence for changes in the orbitofrontal region beyond that observed in other relatively complete australopith endocasts (such as Sts 5 and Sts 60), possibly foreshadowing elements of the development of a human-like frontal lobe across the transition from Australopithecus to Homo.“ (Kristian J. Carlson et al.: The Endocast of MH1, Australopithecus sediba.)
  12. 12,0 12,1 12,2 Ann Gibbons: Skeletons Present an Exquisite Paleo-Puzzle. In: Science, Band 333, Nr. 6048, 2011, S. 1370–1372, DOI:10.1126/science.333.6048.1370
  13. Lee R. Berger et al.: Supporting Online Material for Australopithecus sediba. A New Species of Homo-like Australopith from South Africa. In: Science. New York, 9. April 2010, Text S1. ISSN 0036-8075
  14. Shirona Patel: Wits scientists reveal new species of hominid. 8. April 2010 (Pressemitteilung der Witwatersrand-Universität mit Bezug auf Aussagen von Lee Berger).
  15. Bernhard Zipfel et al.: The Foot and Ankle of Australopithecus sediba. In: Science. Band 333, Nr. 6048, 2011, S. 1417–1420, DOI:10.1126/science.1202703
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 Science Magazine Podcast Transcript, In: sciencemag.org. 9. April 2010. - Transkript eines Interviews mit Lee Berger für einen Science-Podcast (englisch, PDF).
  17. Tracy L. Kivell et al.: Australopithecus sediba Hand Demonstrates Mosaic Evolution of Locomotor and Manipulative Abilities. In: Science. Band 333, Nr. 6048, 2011, S. 1411–1417, DOI:10.1126/science.1202625
  18. Gary Sawyer, Viktor Deak: Der lange Weg zum Menschen. Lebensbilder aus 7 Millionen Jahren Evolution. Spektrum, Heidelberg 2008, S. 79. ISBN 3-8274-1915-8
  19. Paul H. G. M. Dirks et al.: Geological Setting and Age of Australopithecus sediba from Southern Africa. In: Science. Band 328, Nr. 5975, 2010, S. 205-208. doi:10.1126/science.1184950 ISSN 0036-8075
  20. 20,0 20,1 Robyn Pickering u. a.: Australopithecus sediba at 1.977 Ma and Implications for the Origins of the Genus Homo. In: Science, Band 333, Nr. 6048, 2011, S. 1421–1423, DOI:10.1126/science.1203697
  21. the preliminary visualisation of the complete skull already available shows intriguing details. Among them are the fossilised insect eggs whose larvae could have fed on the flesh of the hominid after death. “Montserrat Capellas: First studies of fossil of new human ancestor take place at the European Synchrotron. In: EurekAlert. 12. April 2010.
  22. The skeletons are found among the articulated skeletons of sabre-toothed cats, antelopes, mice and rabbits. They are preserved in a hard, concrete like substance known as calcified clastic sediments that formed at the bottom of what appears to be a shallow underground lake or pool that was possibly as much as 30 to 50 meters underground at the time.About the Discovery. In: wits.ac.za. 13. April 2010. (Hintergrundinformationen zum Fund des Institute for Human Evolution der Witwatersrand-Universität.)
  23. sciencemag.org vom 19. April 2011: „Four Individuals Caught in 'Death Trap' May Shed Light on Human Ancestors“ – Bericht von Ann Gibbons über weitere Funde von Australopithecus sediba (auf Englisch). Textgleich mit A new Ancestor for Homo? In: Science. Band 332, 2011, S. 534, doi:10.1126/science.332.6029.534-a
  24. Amanda G. Henry et al.: The diet of Australopithecus sediba. In: Nature. Band 487, 2012, S. 90–93, doi:10.1038/nature11185
    eurekalert.org vom 27. Juni 2012: Ancient human ancestors had unique diet, according to study involving CU Boulder.
  25. sciencemag.org vom 27. Juni 2012: Early Human Ate Like a Giraffe.
  26. idw-online vom 27. Juni 2012: Speiseplan des Australopithecus sediba enthielt auch Pflanzen.
  27. Friedemann Schrenk: Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens. Beck, München 1997, S. 93. ISBN 3-406-44259-5
  28. J. Francis Thackeray: Comparisons between Australopithecus sediba (MH1) and other hominin taxa, in the context of probabilities of conspecificity. In: South African Journal of Science. Band 106, Nr. 7/8, 2010, Art. #348, 2 Seiten, doi:10.4102/sajs.v106i7/8.348
  29. Michael Balter: Candidate Human Ancestor From South Africa Sparks Praise and Debate. In: Science. Band 328, Nr. 5975, 2010, S. 154–155. doi:10.1126/science.328.5975.154 ISSN 0036-8075
  30. William H. Kimbel, Donald C. Johanson und Yoel Rak: Systematic assessment of a maxilla of Homo from Hadar, Ethiopia. In: American Journal of Physical Anthropology. Band 103, Nr. 2, 1997, S. 235–262, doi:10.1002/(SICI)1096-8644(199706)103:2<235::AID-AJPA8>3.0.CO;2-S
  31. Ewen Callaway: Fossils raise questions about human ancestry. In: Nature News vom 8. September 2011, doi:10.1038/news.2011.527
  32. Fred Spoor: Malapa and the genus Homo. In: Nature. Band 478, 2011, S. 44–45, doi:10.1038/478044a
  33. Beat Müller: Forscher der Universität Zürich entdecken neue Hominidenart. In: Informationsdienst Wissenschaft. 8. April 2010 (Pressemitteilung der Universität Zürich).
  34. Donald C. Johanson et al.: New partial skeleton of Homo habilis from Olduvai gorge, Tanzania. In: Nature. Band 327, Nr. 6119, 1987, S. 205–209. ISSN 0028-0836
  35. Alan Boyle: Fossils Shake Up Our Family Tree In: Cosmic Log, msnbc.com.
  36. Kate Wong: Scientificamerican.com vom 9. April 2010: Discoverer of „Lucy“ raises questions about Australopithecus sediba, the new human species from South Africa.

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