Ciclosporin


Strukturformel
Strukturformel von CiclosporinModell von Ciclosporin
Allgemeines
Freiname Ciclosporin
Andere Namen
  • Cyclosporin A
  • cyclo-(L-Alanyl-D-alanyl- N-methyl-L-leucyl-N-methyl-L- leucyl-N-methyl-L-valyl-3- hydroxy-N,4-dimethyl-L-2-amino- 6-octenoyl-L-a-amino-butyryl -N-methylglycyl-N-methyl-L- leucyl-L-valyl-N-methyl-L-leucyl)
Summenformel C62H111N11O12
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 59865-13-3
DrugBank BTD00003
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Arzneistoffangaben
ATC-Code
Wirkstoffklasse

Immunsuppressiva

Wirkmechanismus

Calcineurin-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 1202,61 g·mol−1
Schmelzpunkt

148–151 °C[1]

Löslichkeit

löslich in Methanol[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​350​‐​360
P: 201​‐​308+313 [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Ciclosporin (INN), auch Cyclosporin A, ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Immunsuppressiva, welcher aus den norwegischen Schlauchpilzen Tolypocladium inflatum (W. Gams) und Cylindrocarpon lucidum (Booth) isoliert wird. Die Substanz ist ein zyklisches Peptid, das aus elf Aminosäuren besteht. Ciclosporin unterdrückt die Immunabwehr, indem es indirekt das Enzym Calcineurin hemmt, und wird vor allem in der Transplantationsmedizin verwendet, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden. Ciclosporin besitzt eine enge therapeutische Breite, so dass bei innerlicher Anwendung regelmäßige Blutspiegelkontrollen (therapeutisches Drug monitoring) erforderlich sind. Bei einer Transplantation wurde Ciclosporin zum ersten Mal 1978 eingesetzt. Die Verwendung revolutionierte diesen Teilbereich der Medizin, die Überlebenszeit der Patienten stieg deutlich.

Als Entdecker gelten Jean-François Borel und Hartmann Stähelin bei Sandoz in Basel Anfang der 1970er Jahre.

Pharmakologie

Wirkungsmechanismus

Ciclosporin bindet an das Immunophilin Cyclophilin A (eine Prolyl-cis-trans-Isomerase) und dieser Komplex bindet an das Calcineurin (eine Calcium/Calmodulin - abhängige Kinase). Somit wird im Zellplasma die Bindung an NF-AT (Abkürzung für nuclear factor activating T-Cell), ein Gen-regulierendes Protein, blockiert. In aktivierten T-Zellen ist Calcineurin für die Dephosphorylierung von NF-AT verantwortlich. Daraufhin kann NF-AT in den Zellkern transloziert werden und dort das Ablesen von Genen zahlreicher Zytokinen und Zelloberflächenrezeptoren (u. a. Interleukin-2 und γ-Interferon) aktivieren. Durch die Calcineurin-Inhibition wird also die Ausschüttung immunstimulierender Stoffe und somit die Aktivierung und Vermehrung von Lymphozyten gehemmt. Auf diese Weise wirkt es als Immunsuppressivum.[3]

Anwendungsgebiete

Ciclosporin-enthaltene Medikamente werden bei Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Glomerulonephritis, Hauterkrankungen (insbesondere schwere, therapieresistente Formen der atopischen Dermatitis und Psoriasis) sowie chronische Entzündungszustände der Bindehaut und der Cornea (Ciclosporin-A Augentropfen nach NRF 15.21) angewendet.[4] Es wird auch gegen Alopecia areata eingesetzt, in Kombination mit Methylprednisolon mit sehr hohem Behandlungserfolg. [5] In der Tiermedizin wird es gelegentlich bei der Atopischen Dermatitis des Hundes und bei chronischer Stomatitis der Katze eingesetzt.

Bei der Behandlung von Tumoren verhindert es zusammen mit Verapamil den Transport von bestimmten Tumorchemotherapeutika aus der Zelle durch das Multidrug Resistance Glykoprotein P-170.

Außerdem wird es nach Transplantationen verabreicht, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden.

Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen sind Schädigung der Nieren, der Leber und des Magen-Darm-Trakts. Außerdem kann Ciclosporin zu Zahnfleischwucherung, Hirsutismus, zu Ödemen und zu Bluthochdruck führen.

Die regelmäßige Einnahme hoher Dosen von Ciclosporin, wie es bei Transplantationspatienten der Fall ist, führen zu einer Schwächung des Immunsystems. Dadurch steigt das Risiko einer Krebserkrankung signifikant an. Gegenüber der Normalbevölkerung ist die Krebserkrankungswahrscheinlichkeit um den Faktor drei bis fünf höher.[6] Daneben besteht – ebenfalls durch die Immunsuppression bedingt – eine erhöhte Gefahr von Infektionen. Die Blutfettwerte können erhöht sein. Starke Sonneneinstrahlung ist bei Einnahme zu meiden. So schließt sich bei Einnahme aufgrund einer Hauterkrankung eine gleichzeitige Lichttherapie (UV-Bestrahlung) aus. Ciclosporin kann zu Fibroadenomen führen.

Handelsnamen

Monopräparate

Cicloral (D, A), Ciclosol (CH), Immunosporin (D), Neoimmun (A), Sandimmun Optoral (D, A, CH), diverse Generika (D) [7][8][9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Datenblatt Ciclosporin bei Merck
  2. 2,0 2,1 2,2 Datenblatt Cyclosporin A bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  3. Q. Huai, H. Y. Kim u. a.: Crystal structure of calcineurin-cyclophilin-cyclosporin shows common but distinct recognition of immunophilin-drug complexes. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 99, Nummer 19, September 2002, S. 12037–12042, ISSN 0027-8424. doi:10.1073/pnas.192206699. PMID 12218175. PMC 129394 (freier Volltext).
  4. Neues Rezeptur-Formularium, Rezepturhinweise für Ciclosporin
  5. B.J.Kim et al. (2008).Combination therapy of cyclosporine and methylprednisolone on severe alopecia areata. In Journal of Dermatological Treatment Vol. 19, Issue 4, S. 216 - 220. PMID 18608727
  6. J. Dantal, E. Pohanka: Malignancies in renal transplantation: an unmet medical need. In: Nephrology, dialysis, transplantation. Band 22 Suppl 1, Mai 2007, S. i4–10, ISSN 0931-0509. doi:10.1093/ndt/gfm085. PMID 17456618. (Review).
  7. Rote Liste online, Stand: September 2009.
  8. AM-Komp. d. Schweiz, Stand: September 2009.
  9. AGES-PharmMed, Stand: September 2009.


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