Kletterpflanze


Lianen in Indien
Die krautige Kletterpflanze Prunkwinde (Ipomoea tricolor)
Kletterpflanze an einer Fassade in München Sendling
JinGuaShi, Taiwan: mit Kletterpflanzen bewachsene Wand an einem alten Alleenweg

Kletterpflanze ist die Bezeichnung für eine Pflanze, die statt stützender Strukturen als Wuchsform eine Klettertechnik (Kletterstrategie) ausbildet. Kletterpflanzen können ein- bis mehrjährige (ausdauernde), krautige oder verholzende Pflanzen sein. Verholzende Kletterpflanzen heißen auch Lianen. Kletterpflanzen können sich nicht selbst tragen, sondern finden an anderen Pflanzen, Felsen oder Klettergerüsten Halt. Dadurch erreichen sie rasch eine optimale Ausrichtung ihres Blattwerkes zum Sonnenlicht, ohne selbst tragende Stämme oder Stängel zu entwickeln. Aus etwa 90 Pflanzenfamilien gehören über 2500 Arten zur Lebens- und Wuchsform der Kletterpflanzen.

Kletterpflanzen werden nach ihrer Klettertechnik unterschieden:

  • Selbstklimmer heißen Pflanzen, die Flächen wie Mauern und Fassaden direkt bewachsen können. Die Mehrheit der Selbstklimmer sind Haftwurzelkletterer (Haftwurzler, wie zum Beispiel Efeu, Trompetenwinden (Campsis) und Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris). Auch Rankpflanzen mit solcherart spezialisierten Ranken, dass sie auf Flächen Halt finden, werden als selbstklimmend bezeichnet. Beispiele dafür sind haftscheibenrankende Arten/Sorten von Wildem Wein wie Parthenocissus oder Cobea scandens mit extrem zart verästelten Ranken. Die Jungtriebe der Selbstklimmer wachsen lichtfliehend orientiert aufwärts und die Haftorgane (Haftwurzeln, Haftscheiben) werden bevorzugt an der lichtabgewandten Seite ausgebildet. Dabei sucht die Sproßspitze einen Weg, während immer mehr Haftscheiben die statische Sicherung übernehmen. Bei einem Berührungsreiz scheiden die Haftscheiben eine Art Klebstoff aus, der die Triebe sogar an Fensterglas haften lässt.[1] Das Anhaften kann behindert werden durch eine helle Farbe oder hohe Temperatur der Wandfläche, sandenden Putz und giftige Anstriche.[2]
  • Gerüstkletterpflanzen nennt man zusammenfassend Kletterpflanzen, die Hilfseinrichtungen (Kletterhilfen) benötigen. Diese werden unterschieden nach:

Nutzung

Kletterpflanzen können durch eine Fassadenbegrünung einen wichtigen Beitrag zu einer Bauwerksbegrünung darstellen. Hierbei schützen sie die Fassade vor mechanischen (Hagel, Regen), optischen (UV-Strahlung) sowie thermischen Witterungseinflüssen, indem sie während der Vegetationsphase im Wesen nach eine zusätzliche Fassadenschicht bilden. Mit dieser leisten sie einen positiven Beitrag zur Temperaturpufferung zwischen Gebäude und Umgebung sowie zum lokalen Mikroklima durch die zusätzliche Luftschicht vor der Fassade wie durch die Verdunstung auf den Blattoberflächen mit der dabei entstehenden Transpirationsabkühlung und Konvektion. Darüber hinaus bieten sie vielen Tierarten (Vögel, Insekten) Schutz und Lebensraum. Lediglich bereits schadhafte Fassaden und Mauerwerk können durch Kletterpflanzen zusätzlich geschädigt werden.[3] Auch bei der Innenraumbegrünung sind Kletterpflanzen von Bedeutung.

An und in Bauwerken, auch auf Balkonen und Dachgärten sowie in Gärten und Parkanlagen werden nicht selbstklimmende Kletterpflanzen an Kletterhilfen oder Rankgerüsten gezogen. Am Übergang vom Garten zu einem Bauwerk stellt eine Pergola eine nützliche Kletterhilfe dar.

Unter den Kletterpflanzen gibt es etliche Nutzpflanzen, darunter die bereits angeführten Weinreben und Brombeeren. Weitere Beispiele sind u. a. Kiwisorten, Bohnen, Erbsen, Kürbisgewächse (darunter u. a. Gurken und Melonen). Zu den kletternden Nutzpflanzen gehören ferner Gewürz- und Heilpflanzen, darunter Pfeffer, Vanille, Schisandra und Arten der Familie Dioscoreaceae.

Winterharte verholzende Kletterpflanzen sind ein wichtiger Bestandteil eines Baumschulsortiments und werden in der Baumschule durch Stecklinge, Wurzelschnittlinge, Steckholz oder Aussaat vermehrt und in einem Container weiterkultiviert.

Beim Einsatz von Kletterpflanzen zur Fassadenbegrünung ist auf Vereinbarkeit von Bewuchs und Bauwerk zu achten. Kletterstrategie, Fassade und eventuell erforderliche Kletterhilfen müssen ebenso aufeinander abgestimmt sein, wie Klima, Licht und Größenverhältnisse berücksichtigt werden müssen. Vor allem unangepasst starkwüchsige Kletterpflanzen verursachen in der Regel hohen Pflegeaufwand und unter Umständen sogar Schäden.

Nicht winterharte, meist krautige Kletterpflanzen werden von Zierpflanzengärtnereien angeboten. Es gibt Sortimente für Wintergärten sowie für Innenräume.

Weitere Beispiele

Bekannte verholzende Kletterpflanzen sind:

Kletterpflanzen gibt es in vielen Pflanzenfamilien (Auswahl):

Sogar Kletterfarne gibt es (Auswahl):

  • Asplenium dareoides
  • Asplenium trilobum

Einzelnachweise

  1. Martin Haberer: Kletterpflanzen – Rankende Begrünung für Fassade, Balkon und Garten, Falkenverlag GmbH, Niedernhausen 1984, ISBN 3-8068-5140-9, S. 22
  2. Ingobert Heieck: Über das nicht haften von Efeu an Wänden
  3. Martin Haberer: Kletterpflanzen – Rankende Begrünung für Fassade, Balkon und Garten, Falkenverlag GmbH, Niedernhausen 1984, ISBN 3-8068-5140-9, S. 6 f.

Weblinks

Wiktionary: Kletterpflanze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Climbing plants – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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