Palmöl


Palmöl
Palmöl; erkennbar ist die rötliche Färbung.
Rohstoffpflanze(n)

Ölpalme (Elaeis guineensis)

Herkunft

Fruchtfleisch

Farbe

orangegelb bis braunrot[1]; hellgelb (raffiniert)

Inhaltsstoffe
Ölsäure 32–57 %[2]
Linolsäure 6,4–15 %[2]
Palmitinsäure 32–57 %[2]
Myristinsäure 0,5–2 %[2][3]
Weitere Fettsäuren 2–6,5 % Stearinsäure[2][3]
Σ gesättigte Fettsäuren 49 %
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren 39 %
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren 11 %
Weitere Inhaltsstoffe Tocopherol 400–700 mg/kg[4], Carotinoide 500 mg/kg[1]
Eigenschaften
Dichte 0,921–0,947 kg/l bei 15 °C[4]
Viskosität $ \nu $ = 54 mm2/s (bei 20 °C)[5]
Oxidationsstabilität 23,9 h[6]
Schmelzpunkt 30–37 °C[7]
Rauchpunkt 223 °C[4]
Flammpunkt 267 °C[5]; 284 °C[6]; 323 °C[4]
Iodzahl 34–61[5]
Verseifungszahl 196–205[8]
Brennwert 39,5 MJ/kg[5][9]
Cetanzahl 42[5]; 69,8[6]
Herstellung und Verbrauch
Produktion weltweit 39 Mio. t (2007/08)[10]

61,46 Mio. t (2014/15)[11]

Wichtigste Produktionsländer Indonesien, Malaysia, Thailand, Kolumbien[12]
Verwendung Ernährung, Bioenergie, Industrie

Palmöl ist ein Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen wird. Palmkernöl wird aus den Kernen der Früchte gewonnen und besteht zu über 80 % aus gesättigten Fetten (überwiegend ist Laurinsäure gebunden). Ölpalmen sind dreimal so ertragreich wie Raps und beanspruchen für den gleichen Ertrag etwa 1/6 der Fläche von Soja.[13]

Palmöl

Palmöl (auch: Palmfett) wird aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte gewonnen. Die Früchte werden sterilisiert und gepresst, dabei entsteht das rohe Palmöl, CPO (Crude Palm Oil). Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Carotingehaltes eine orangegelbe bis braunrote Färbung, die bei der Raffination entfernt wird. Reines und frisches Palmöl hat einen spezifischen Veilchengeruch, einen süßlichen, angenehmen Geschmack und ist von klarer und heller Farbe. Kommerzielles Öl ist aber aufgrund weniger sorgfältig ausgeführter Präparationsmethoden zumeist trüb und gefärbt. Auch bekommt das Öl durch Alterung eine zunehmende Trübung und einen intensiveren Geruch. Dieser auch als Fermentation bezeichnete Alterungsprozess wird durch Mikroorganismen verursacht. Der Schmelzbereich von Palmöl liegt, je nach Zusammensetzung, zwischen 27 °C und 42 °C.

Allgemeine chemische Struktur von Ölen, wie Palmöl. Palmöl ist, wie andere Öle, ein Gemisch von Triestern des Glycerins. In der Abbildung steht R1, R2 und R3 für Alkylreste (ca. 50 %) oder Alkenylreste (ca. 50 %) mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen.

Wie in allen Pflanzenölen sind auch in Palmöl verschiedene Fettsäuren in Triglyzeriden gebunden, weiterhin sind Tocopherole, Carotinoide, sowie geringe Mengen an Sterolen enthalten.[1] In der Hauptsache handelt es sich um β-Sitosterin, der Nachweis kann durch Hochtemperatur-Gaschromatographie erfolgen.[14]

Neben einem unterdrückten Fermentationsprozess, der sich in Farbe und Geruch widerspiegelt, war in der Vergangenheit ein weiteres Qualitätskriterium im internationalen Handel mit Palmöl der Gehalt an freien Fettsäuren des Öles. Öle mit geringerem Gehalt an sauren Bestandteilen galten als qualitativ hochwertiger und waren daher auch teurer, vor allem konnte der Säuregehalt durch unsachgemäße Pressung unangenehm ansteigen.

Palmkernöl

Palmkernöl
Rohstoffpflanze(n)

Ölpalme (Elaeis guineensis)

Herkunft

Samen (Kerne)

Farbe

weiß bis gelblich-weiß (raffiniert, fest); hell- bis orange-gelb

Inhaltsstoffe
Ölsäure 9–21 %[3]
Linolsäure 1–3,5 %[3]
Palmitinsäure 6,5–10,3 %[3]
Laurinsäure 40–55 %[3]
Myristinsäure 14–18 %[3]
Weitere Fettsäuren 1,3–3 % Stearinsäure, 2,6–5 % Caprinsäure, 1,9–6,2 % Caprylsäure[3]
Σ gesättigte Fettsäuren 83 %
Σ einfach ungesättigte Fettsäuren 15 %
Σ mehrfach ungesättigte Fettsäuren 2 %
Eigenschaften
Dichte 0,925–0,935 kg/l bei 15 °C[4]
Viskosität $ \nu $ = 24 mm2/s (bei 40 °C)[5]
Schmelzpunkt 25–30 °C[7]
Rauchpunkt 220 °C[7]
Iodzahl 14–22[5]
Verseifungszahl 242–254[15]
Brennwert 39,6 MJ/kg[9]
Herstellung und Verbrauch
Produktion weltweit 6,6 Mio. t (2014)[12]
Wichtigste Produktionsländer Indonesien, Malaysia, Thailand, Brasilien[12]
Verwendung Industrie, Nahrungsmittel, Oleochemie

Palmkernöl wird aus den Kernen der Ölfrüchte gewonnen. Die Kerne werden getrocknet, gemahlen und dann gepresst. Das Palmkernöl gehört wie das Kokosöl zu den Laurinölen, d. h., es enthält einen großen Anteil (bis zu 55 %) der gesättigten Fettsäure Laurinsäure in gebundener Form. Es gehört zu den festen Pflanzenfetten. Von den enthaltenen Triglyceriden sind 60 % dreifach gesättigt (19,8 % mit dreimal Laurinsäure, 14,1 % mit zweimal Laurinsäure, einmal Myristinsäure). Weitere 25 % tragen 2 gesättigte Fettsäuren und eine Ölsäure. Daneben kommen Palmitinsäure, Caprinsäure, Caprylsäure, Stearinsäure, Linolsäure, Capronsäure und weitere freie Fettsäuren in geringerer Menge vor. Die Tocopherole setzen sich hauptsächlich aus β- und γ-Tocopherol, wenig α-Tocopherol, α- und γ- Tocotrienol. Die Sterole (insgesamt etwa 1300 ppm) setzen sich hauptsächlich aus β-Sitosterol (ca. 900 ppm), weniger Stigmasterol (etwa 150 ppm) und Campestrol (etwa 120 ppm), geringen Mengen (zusammen etwa 100 ppm) D5-Avenasterol, Cholesterol und D7-Stigmasterol, sowie 4-Methylsterolen (Citrostadienol 126 ppm, Gramisterol 80 ppm, Obtusifoliol 52 ppm) zusammen. Weitere Inhaltsstoffe sind Triterpenalkohole (Cycloartenol 295 ppm, α-Amyrin 209 ppm, Lupeol 94 ppm, Butyrospermol 65 ppm, β-Amyrin und 24-Methylencycloartenol je 29 ppm). In asiatischen Palmkernölen kommen auch freie und gebundene Lactone, außerdem noch Methyl-n-nonylketon und Squalen vor.[16]

Die Zusammensetzung des Palmkernöls unterscheidet sich deutlich vom Palmöl, das rohe Öl ist hell- bis orange-gelb, nach der Raffination erhält man ein fast weißes bis leicht gelbliches Fett. Palmkernöl ist bei Raumtemperatur fest, der Schmelzbereich liegt zwischen 23 und 30 °C. Bei Körpertemperatur schmilzt es dann jedoch rasch ab und hinterlässt dabei einen angenehmen Kühleffekt. Es wird daher gern in Kakaoglasuren, Eiskonfekt und Eiscremeüberzügen und kühlschmelzenden Schokoladenfüllungen eingesetzt. Durch verschiedene Modifikationsverfahren lassen sich aus dem Palmkernöl hochwertige Spezialfette für die Süßwarenindustrie herstellen.

Palmkernöl findet außerdem Verwendung als feste Komponente bei der Margarineherstellung. Im großen Umfang dient es auch zur Herstellung von oleochemischen Zwischenprodukten, die in der Kosmetik- und Reinigungsmittelindustrie eingesetzt werden. Auch in der Aluminiumindustrie findet es Verwendung.

Im Jahr 2014 wurden laut FAO weltweit 6,6 Millionen Tonnen Palmkernöl produziert. Die zehn größten Produzenten erzeugten zusammen etwa 95,2 % der Welternte. Die größten Anbauländer waren Indonesien und Malaysia, die zusammen etwa 85 % der Welternte erzeugten.[12]

Produktion weltweit und Anbaugebiete

Mit 30 Prozent Marktanteil ist Palmöl vor Sojaöl das meist angebaute Pflanzenöl der Welt.[17] Die Weltproduktion von Palmöl stieg in den letzten Jahren zum Teil über 15 %. Im Jahr 2014 wurden weltweit 57,3 Millionen Tonnen Palmöl produziert,[12] im Jahr 2015 waren es bereits 60 Millionen Tonnen.[13] Zum Vergleich: 2001 waren es noch 24,8 Millionen Tonnen.[12][18]

Die wichtigsten Anbauländer für Ölpalmen sind Indonesien und Malaysia mit zusammen 85,4 % der Weltproduktion (2014 ca. 57,3 Mio. Tonnen Palmöl).[10] Allein Indonesien steigerte seine Produktion seit 2002 um das Dreifache[12] und überholte im Wirtschaftsjahr 2006 den Marktführer Malaysia.[12] Die Anbauflächen in Malaysia und Indonesien haben sich seit 1990 versechsfacht.[12] Tendenz steigend. Laut WWF plant allein Indonesien, die Plantagen bis 2025 auf 20 Millionen Hektar auszudehnen – die Hälfte davon soll auf Borneo Platz finden.[13]

Hydrophobie und hohe Viskosität des Palmöls
Top 10 Länder, Palmöl-Produktion 2013

Damit liegt Indonesiens Weltmarktanteil bei 51,1 % und Malaysia bei 34,3 %. Andere Produktionsländer wie Thailand (3,2 %), Kolumbien (1,9 %) und Nigeria (1,6 %) spielen nur eine marginale Rolle.[12]

Die weltweit größte Handelsgesellschaft für Palmöl ist Wilmar International. Des Weiteren zu nennen sind die die südostasiatischen Plantagen besitzenden Unternehmen Sime Darby, IOI Group und Kuala Lumpur Kepong. Die Hauptabnehmer für Palmöl befinden sich vor allem in Europa und Asien. Dabei stellt Indien vor der Europäischen Union, China und Pakistan den wichtigsten Importeur dar. Vor allem in China und Indien nahm die Nutzung als Lebensmittel sehr stark zu, allein im Jahr 2006/07 steigerte sie sich um 4,5 % bzw. 1,2 Millionen Tonnen. Dagegen stieg die industrielle Nutzung vor allem durch die Herstellung von Biodiesel um 8,9 % bzw. 710.000 Tonnen.[19]

Verwendung

Laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe wurde 2010 das weltweit produzierte Palm- und Palmkernöl etwa zu 68 % für Nahrungsmittel (z. B. Margarine, Salat- und Kochöl), etwa 27 % für industrielle Zwecke (z. B. Reinigungsmittel, Kosmetik, Kerzen) und 5 % für die Energiegewinnung verwendet.[20] Laut Greenpeace und WWF steckt Palmöl heute in etwa jedem zweiten Produkt, das in deutschen Supermärkten zu kaufen ist.[13]

Aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme wird Palmöl hergestellt, Palmkernöl wird aus den Kernen der Ölfrüchte gewonnen.

Nutzung als Nahrungsmittel

Palmöl und Palmkernöl wird zum größten Teil im Bereich der Ernährung eingesetzt. Dabei wird Palmöl aufgrund seiner ausgezeichneten Hitze- und Oxidationsstabilität vor allem in Asien und Afrika als Speisefett zum Kochen, Braten und Frittieren eingesetzt. Außerdem wird es international für die Herstellung von Backwaren, Margarine und Süßwaren verwendet.[21] Es eignet sich entsprechend gut zum Erhitzen (Braten), da darin kaum mehrfach ungesättigte Fettsäurereste gebunden sind, die sich beim Erhitzen in die physiologisch bedenklichen trans-Fettsäurereste umlagern können. Rotes (unraffiniertes) Palmöl enthält eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Carotinen und Vitamin E, insbesondere von Tocotrienolen. Bereits ein Esslöffel rotes Palmöl enthält mehr als die empfohlene Tagesaufnahme (Recommended Daily Allowance) von Vitamin A, Beta-Carotin und Vitamin E. Von Herstellerseite wird ein Gehalt von 400 bis 800 ppm von Tocopherol und Tocotrienol wie auch von Carotinen angegeben. Rotes Palmöl ist eine der besten Quellen für Tocotrienole, eine Gruppe von Vitamin E-Isomeren, deren gesundheitliche Vorteile gegenüber Tocopherolen seit ca. 25 Jahren erforscht werden.

Palmkernöl findet ebenfalls zu einem großen Anteil Verwendung bei der Herstellung von Margarine, der es einen butterähnlichen Geschmack verleiht. Durch verschiedene Veränderungen kann Palmkernöl auch zu hochwertigen Spezialfetten für die Süßwarenindustrie umgewandelt werden. Zudem wird es aufgrund seiner Schmelzeigenschaften für Kakaoglasuren, Eiskonfekt, Cremeüberzüge und schnellschmelzende Schokoladenfüllungen, Toffees und Karamell verwendet.[21] Denn Palmkernöl ist bei Raumtemperatur fest, bei Körpertemperatur schmilzt es dann jedoch rasch ab und hinterlässt dabei einen angenehmen Kühleffekt.[22]

Verwendung in Wasch- und Reinigungsmitteln

Palmkernöl wird für die Herstellung von Tensiden, den waschaktiven Stoffen in konventionellen sowie ökologischen Reinigungsmitteln eingesetzt. Alle Wasch- und Reinigungsmittel enthalten Anteile von 3–30 % Tenside, welche entweder aus Erdöl hergestellt werden oder aus tropischen Ölen, hauptsächlich Palmkernöl. Mit immer größeren Palmölanbauflächen in Asien und in geringerem Maße Südamerika und Afrika, sowie dem Trend zu nachwachsenden Rohstoffen, ist der Anteil von Tensiden auf der Basis von Palmkernöl stark zunehmend, trotz der damit verbundenen ökologischen und sozialen Probleme.[23] Palmkernöl ist in Wasch- und Reinigungsmitteln nicht deklarationspflichtig und wird daher nicht explizit bei den Inhaltsstoffen erwähnt. Die Angaben bezüglich anionischer, nichtionischer oder amphoterer Tenside geben keinerlei Hinweise auf deren Herkunft. Auf Basis von Palmölen sind Zuckertenside (auch mit Fettsäureglycosid bezeichnet), weiterhin enthalten pflanzliche Reinigungsmittel mit Inhaltsstoffen, welche mit Lauryl-, oder Coco- bezeichnet sind (wie z. B. Cocamidopropyl Betaine, Coco-Glucoside, Laurylglucosid, Sodium Coco Sulfate, Cocoate, Natriumlaurylsulfat etc.) in der Regel Palmkernöl.

Laut Aussagen der Hersteller und gemäß dem Palmölverbrauch der einzelnen Hersteller,[24] ist ein Verzicht auf Palmkernöl als Rohstoff für Reinigungsmittel heutzutage als schwierig einzuschätzen. Nach dem „Forum Waschen“ (des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel) seien die in Mitteleuropa erzeugten Pflanzenöle zur Tensidproduktion für die meisten Anwendungen derzeit technisch nicht geeignet[25] und Reinigungsmittel auf Basis europäischer Öle sind bisher bis auf wenige Ausnahmen kaum erhältlich.[26]

Andere industrielle Verwendungen

Palmkernöl wird mit Kokosöl aufgrund der spezifischen Eigenschaften zu den Laurinölen zusammengefasst und wird für ein großes Spektrum weiterer Anwendungen in der Oleochemie genutzt. Ebenso wie Palmöl werden diese Öle zur Gewinnung von Laurinsäure verwendet und als Grundstoff für verschiedene Tenside wie Natriumlaurylsulfat und Sorbitanmonolaureat eingesetzt. Weitere Produkte auf der Basis von Palm- und Palmkernöl finden Verwendung in unterschiedlichen Produkten der Kosmetik- und Reinigungsindustrie.[21]

Palmöl als Energiequelle

Palmöltanks an einem Biokraftwerk werden befüllt

Die Ölpalme hat einen sehr hohen Ertrag an Öl – und damit Energie – pro Fläche. Ein Hektar Palmölplantage erbringt einen Ertrag von 4 bis 6 Tonnen Palmöl pro Jahr, je nach Palmsorte, Wetter und Pflege. Raps liefert lediglich einen Ertrag von 1,5 bis 2,5 Tonnen Rapsöl pro Hektar Anbaufläche pro Jahr. Da Palmöl zudem gebundene Kohlenwasserstoffketten enthält, die denen mineralischer Öle ähneln, kann es nach Umesterung unproblematisch herkömmlichem Diesel beigemischt werden. Aus diesen Gründen wird dem Palmöl als nachwachsender Energiequelle teils eine gute Öko- und Energiebilanz bescheinigt.

Wenn Palmöl jedoch in großem Maßstab angebaut wird und in Flächenkonkurrenz mit dem tropischen Regenwald tritt, was bei einem Großteil der momentanen Anbaufläche zutrifft, dann sind die Auswirkungen auf die Umwelt negativ.[27]

2018 legte die EU im EU-Klimaschutz- und Energierahmen fest, den Anteil von Palmöl im Biodiesel auf dem Stand von 2019 einzufrieren und ab 2030 ganz zu verbieten.[28] 2016 waren 41 % des Palmölimports Deutschlands für die Verwendung in Biodiesel bestimmt.[29]

Malaysia bereitet einen verpflichtenden Wechsel von Diesel auf Biokraftstoffe zum Jahr 2008 vor. Seit 2007 muss in Malaysia verkaufter Diesel 5 % verestertes Palmöl enthalten. Zudem unterstützt die malaysische Regierung aufgrund steigender Mineralölpreise den Bau von Palmöl-Biodiesel-Anlagen der finnischen Firma Neste Oil im Land. Die erste Anlage im finnischen Porvoo startete Mitte 2007 die Produktion des als „Next Generation Biomass-to-Liquid“ (NExBtL) bezeichneten Biodiesels mit einer Jahreskapazität von 170.000 Tonnen. Der dort produzierte NExBtL erreicht eine Cetanzahl von 84 bis 99 und wies in Fahrversuchen mit Bussen abhängig vom Fahrzyklus bis zu 45 % weniger Partikelausstoß und bis zu 20 % weniger Stickoxide (NOx) auf. Ein weiterer Vorteil sind die geringen Kosten für die Herstellung, die bei rund einem Viertel gegenüber anderen Biodieselarten liegen. Zwei weitere Anlage befinden sich im Bau und sollen 2011 die Produktion von jeweils 800.000 t pro Jahr in Singapur[27] und Rotterdam[30] aufnehmen. Die Pläne für eine Palmölraffiniere in Deutschland am Standort Emden scheiterten dagegen Anfang 2007.

Die Herstellung des Kraftstoffs aus Palmöl erfolgt nach einer Vorbehandlung mit Phosphorsäure und Natronlauge. Das Öl wird bei Temperaturen von 320 bis 360 °C und bis zu 80 bar Druck unter Zusatz von Katalysator mit Wasserstoff versetzt (hydriert). Der Wasserstoff wird in Porvoo in einem mit Erdgas betriebenen Dampfreformer erzeugt. Zur Strom- und Dampferzeugung dienen die im Prozess anfallenden Abfallstoffe (Schlämme, Gase und Benzinreste) in einem Blockheizkraftwerk.[27]

Ökologische und sozialethische Probleme

Junge Palmöl-Plantage in Ost-Malaysia
Palmölplantage

Vor allem wegen der Nachfrage als Rohprodukt für die kostengünstige Herstellung von Biokraftstoffen, Kerzen, Waschmitteln und Lebensmittelprodukten, der deswegen einhergehenden Abholzung großer Regenwaldflächen zur Anlage von Plantagen in den Wachstumsgebieten der Ölpalme steht der Anbau von Ölpalmen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Der Anbau der Ölpalmen erfolgt zudem nach gängiger Einschätzung gegenwärtig in ökologisch nicht nachhaltiger Weise. Verschiedene Umweltschutzorganisationen, in Deutschland insbesondere Greenpeace und Rettet den Regenwald, weisen darauf hin, dass für die Errichtung von neuen Ölpalmplantagen in großem Umfang tropische Regenwälder zerstört werden. Diese Aussagen wurden durch Forschungsergebnisse auf der Basis von Daten der FAO bestätigt, nach denen zwischen 1990 und 2005 1,87 Millionen Hektar Palmölplantagen in Malaysia und mehr als 3 Millionen Hektar in Indonesien neu angelegt wurden, von denen mehr als die Hälfte durch Abholzung von Wäldern entstand.[31]

Während für Palmöl und andere biogene Energieträger ein in der Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung seit 2007 gesetzlich vorgeschriebenes Zertifizierungssystem die ökologische und soziale Nachhaltigkeit des Anbaus in Zukunft gewährleisten und damit ungewollte Auswirkungen wie Urwaldrodung und Menschenrechtsverletzungen verhindern soll, wird die Produktion der anderen Palmölprodukte wie Kosmetika und Margarine weiterhin nicht Nachhaltigkeitskriterien unterworfen sein. Der im Jahr 2003 auf Initiative des WWF gegründete Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil, RSPO) versucht als zentrale Organisation nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen.[32] Mitglieder des runden Tisches sind neben Umweltschutzverbänden und anderen NGOs vor allem Firmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls, darunter Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, aber auch Investoren und Banken.[33] Immer wieder kritisieren NGOs, dass die Vertreter der Palmölindustrie bei weitem in der Überzahl seien (394 Vertreter der Palmölindustrie gegenüber 22 Vertretern aus Umwelt und Soziales) und der Einfluss industrieller Interessen auf die Zertifizierung somit zu hoch sei.[23]

Seit Juni 2011 können Lebensmittelhersteller und Handel ein Siegel beim RSPO beantragen. Es kennzeichnet Lebensmittel und Kosmetika, die RSPO-zertifiziertes Palmöl enthalten. Das Siegel garantiert laut Eigenwerbung, dass für das Palmöl keine tropischen Regenwälder gerodet oder Torfmoore trockengelegt wurden.[34] Rettet den Regenwald gibt jedoch an, dass das RSPO-Siegel weder die Regenwaldrodung ausschließe noch den Klimaschutz in irgendeiner Weise berücksichtige.[35] Am RSPO wird ferner kritisiert, dass Monokulturen zugelassen sind.[36]

Arbeiter sollen mit falschen Versprechungen angelockt und zu Zwangsarbeit gezwungen worden sein.[37] Es wird von Tausenden von Kindern berichtet, die auf Palmölplantagen Fronarbeiten zu leisten hätten. Die indigene Bevölkerung wird teilweise von den RSPO-zertifizierten Firmen mit Gewalt vertrieben, Menschenrechtsverstöße werden kaum geahndet. Auch wird in vielen Palmölplantagen das Herbizid Paraquat eingesetzt, das jährlich zu Tausenden Vergiftungsfällen bei Plantagenarbeiterinnen und Kleinbauern führt. Paraquat ist in der Europäischen Union, der Schweiz und einigen anderen Ländern aus gesundheitlichen Gründen verboten.[38]

Immer wieder erscheinen Berichte über Brandstiftungen, um für neue Palmölplantagen Raum zu schaffen, z. B. Sumatra 2014.[39] Spektrum schreibt 2014: „Allein aus dem Absetzbecken einer typischen südostasiatischen Palmölplantage entweichen demnach pro Jahr über 3000 Tonnen Methan – das entspricht den Kohlendioxidemissionen von mehr als 22.000 Autos in den USA im gleichen Zeitraum. Der gesamte Methanausstoß der indonesischen Produzenten erhöht die Treibhausgasemissionen des Landes um ein Drittel.“[40]

Auch Bio-Palmöl soll in Anbau und Herstellung nicht unbedingt nachhaltiger sein, bis auf einen kleinen Teil, der in afrikanischen Kooperativen angebaut wird.[41] Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau sieht hingegen klare Vorteile in der ökologischen Landwirtschaft.[42]

Alternativen und Lösungsansätze

Durch den hohen Ertrag der Palmölplantagen von etwa 3,3 Tonnen pro Hektar und Jahr ist Palmöl, aus Sicht der Vermeidung von Flächenverbrauch, sehr vorteilhaft. Der Umstieg auf andere Öle und Fette gestaltet sich daher schwierig und müsste zu einem großen Teil auf Kokosöl, welches ähnliche Eigenschaften in der Einsetzbarkeit besitzt, erfolgen. Dies würde den Flächenverbrauch um etwa das 5-Fache ansteigen lassen, und zusätzlich den Ausstoß der Treibhausgas-Emissionen um etwa 308 Millionen Tonnen erhöhen. Ausgenommen in der Verwendung zur Herstellung von Biodiesel gibt es somit nicht viele umwelt-schonendere Alternativen zu Palmöl. Jedoch könnten in Deutschland 50 % des Palmöles eingespart werden, würde es nicht mehr als Grundstoff für Biodiesel verwendet und, wo es weiterhin einfach möglich ist, durch Öle aus der nationalen Landwirtschaft ersetzt werden. Im Jahr 2016 wurden 41 % des nach Deutschland importierten Palmöls nach Umwandlung in Biodiesel als Kraftstoff verwendet.[29]

Gesundheitliche Risiken

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) warnt vor sogenannten Prozesskontaminanten in Lebensmitteln, die raffiniertes Palmöl enthalten.[43] Das sind unerwünschte Stoffe, die bei der industriellen Verarbeitung entstehen. Auch in Lebensmitteln mit anderen stark erhitzten pflanzlichen Ölen und Fetten als Zutat können diese Schadstoffe vorkommen. Es handelt sich um Glycidyl-Fettsäureester (GE), 3-MCPD-Fettsäureester und 2-MCPD-Fettsäureester. Die höchsten Konzentrationen dieser Ester wurden in Palmölen und Palmfetten gefunden, gefolgt von anderen Ölen und Fetten, so die EFSA. Nach Angaben der Risikostudie der EFSA enthält Palmöl/Palmfett im Mittelwert 3.955 μg/kg (Mikrogramm pro Kilogramm) Glycidol, hingegen Sonnenblumenöl 269 μg/kg, Rapsöl 166 μg/kg, Olivenöl 15 μg/kg. Bei 3-MCPD und 2-MCPD werden ähnliche Verhältnisse angegeben.[44]

Glycidol hat erbgutverändernde und krebserzeugende Eigenschaften und wurde von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ (Gruppe 2A) eingestuft. 3-MCPD betrachtet die Agentur als genotoxisch.

Medienanstalten und Verbraucherschutzorganisationen haben Markenprodukte – darunter Babymilch, Kekse, Schokolade, Kindersnacks und Kartoffelchips –, die Palmöl enthalten, in Labors untersuchen lassen und Berichte über die darin festgestellten Kontaminanten veröffentlicht.[45][46][47][48]

Die EU verabschiedete eine schrittweise Reduktion der Kontamination, deren Höchstwerte für Glycidyl-Fettsäurenester in der Verordnung (EU) 2018/290 festgelegt werden.[49]

Qualität in Europa

Im europäischen Raum wird Palmöl in sog. Asia-Shops als „Unrefined Palmoil“ in Gebinden von 500 ml und 1000 ml verkauft.

Literatur

  • Sabine Krist, Gerhard Buchbauer, Carina Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-211-75606-5, S. 330–337.
  • Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: Sozial-ökologische Bewertung der stationären energetischen Nutzung von importierten Biokraftstoffen am Beispiel von Palmöl. Studie vom Februar 2008 (Pressemitteilung und Endbericht).
  • Friedel Hütz-Adams: Palmöl: vom Nahrungsmittel zum Treibstoff? Entwicklungen und Prognosen für ein umstrittenes Plantagenprodukt. online (PDF; 1,1 MB), auf suedwind-institut.de, abgerufen am 7. Mai 2017.
  • Oi-Ming Lai, Chin-Ping Tan, Casimir C. Akoh: Palm Oil: Production, Processing, Characterization, and Uses. AOCS Press, 2012, ISBN 978-0-9818936-9-3.
  • Steffen Noleppa, Matti Cartsburg: Auf der Ölspur: Berechnungen zu einer palmölfreieren Welt . Hrsg.: WWF Deutschland. Berlin 2016, ISBN 978-3-946211-05-1, S. 92.

Weblinks

Wiktionary: Palmöl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Palmöl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Eintrag zu Palmöl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Frank Gunstone: Vegetable Oils in Food Technology. Second Edition, Wiley-Blackwell, 2011, ISBN 978-1-4443-3268-1, S. 26.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Oi-Ming Lai, Chin-Ping Tan, Casimir C. Akoh: S. 384.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umwelfragen: Pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke. Teil 1, 2002, S. 11, 18, online (PDF; 2,1 MB), lfu.bayern.de, abgerufen am 30. April 2017.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 FNR: Biokraftstoffe Basisdaten Deutschland Oktober 2008, (PDF; 526 kB).
  6. 6,0 6,1 6,2 Jens Schaak: Emissionen aus der dieselmotorischen Verbrennung von Pflanzenölen und... Dissertation, Tech. Univ. Braunschweig, Cuvillier, 2012, ISBN 978-3-95404-173-2, S. 364.
  7. 7,0 7,1 7,2 Bertrand Matthäus: Welches Fett und Öl zu welchem Zweck? Merkmale und Spezifikationen von Ölen und Fetten. (PDF; 183 kB).
  8. C. L. Alsberg, A. E. Taylor: The Fats and Oils. Stanford University Press, 1928, S. 18.
  9. 9,0 9,1 B. A. Stout: Biomass Energy Profiles. Ausgabe 54, FAO, 1983, ISBN 92-5-101302-0, S. 86.
  10. 10,0 10,1 S. Graser, N. Jack, S. Pantoulier (Hrsg.): Agrarmärkte 2007. In: Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. 4/2008, S. 83–85.
  11. USDA: Oilseeds: World Markets and Trade. Oktober 2015, (PDF; 852 kB).
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 12,4 12,5 12,6 12,7 12,8 12,9 Crops processed. In: Produktionsstatistik der FAO für 2014. fao.org, abgerufen am 10. Juni 2019 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  13. 13,0 13,1 13,2 13,3 A. Schadwinkel: Die Welt braucht neues Öl. In: Zeit Online. 5. Nov. 2015.
  14. H. L. Lau, C. W. Puah, Y. M. Choo et al.: Simultaneous quantification of free fatty acids, free sterols, squalene, and acylglycerol molecular species in palm oil by high-temperature gas chromatography--flame ionization detection. In: Lipids. 40(5), 2005, S. 523–8, PMID 16094863, doi:10.1007/s11745-005-1413-1.
  15. Alain Karleskind: Manuel des corps gras. 2. Volumes, AFCEG, TEC DOC, Paris 1992, ISBN 978-2-85206-662-5.
  16. Franz von Bruchhausen: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 1930, ISBN 3-540-52688-9, S. 553 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Puder aus Palmen In: Focus Money. vom 12. Mai 2010.
  18. Preise für Pflanzenöl ziehen kräftig an. (Memento vom 17. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) In: FAZ. 28. April 2008.
  19. Palm Oil Continues to Dominate Global Consumption in 2006/07. (Memento vom 19. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF; 33 kB). Oilseeds: World Markets and Trends FOP 6-06, United States Department of Agriculture (USDA) Juni 2006.
  20. Palmölnutzung weltweit 2010 (Palmöl und Palmkernöl) FNR-Mediathek. In: fnr.de. Abgerufen am 30. Juni 2018.
  21. 21,0 21,1 21,2 Sabine Krist, Gerhard Buchbauer, Carina Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-211-75606-5, S. 330–337.
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  47. Huile de palme et santé: nouvelles inquiétudes. RTS, 11. Oktober 2016, abgerufen am 9. November 2016 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  48. Neue Schadstoffe in Babymilch. SRF, 11. Oktober 2016, abgerufen am 9. November 2016.
  49. Verordnung (EU) 2018/290 der Kommission vom 26. Februar 2018 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich der Höchstgehalte von Glycidyl-Fettsäureestern in pflanzlichen Ölen und Fetten, Säuglingsanfangsnahrung, Folgenahrung und Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke für Säuglinge und Kleinkinder

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