Die Risspilze (Inocybe) sind eine artenreiche Pilzgattung aus der Familie der Risspilzverwandten.
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Die Fruchtkörper der Risspilze sind kleine bis mittelgroße, zum Teil fleischige Blätterpilze, der Hut ist meist weißlich bis grau, ockergelb bis braun gefärbt, oft kegelig oder gebuckelt, zum Teil radialrissig, worauf der deutsche Name der Gattung Bezug nimmt. Die Hutoberfläche ist fast glatt, fein- bis grobfaserig oder schuppig, auch mit reifartigem Überzug, meist nicht hygrophan und trocken, selten etwas schleimig. Das Velum kann als Cortina ausgebildet sein. Die Lamellen sind olivgrau bis graubraun, jung auch weißlich gefärbt, tief ausgebuchtet bis angeheftet, selten breit angewachsen. Ihre Schneide ist oft weißlich oder hellflockig. Der Stiel ist zylindrisch, zentralstehend, und kahl bis teilweise oben oder ganz bereift, oft mit Cortina-Fasern, nur selten beringt. Die Stielbasis kann auch angeschwollen-wulstig, gesäumt oder abgesetzt knollig sein. Das weißliche bis zart bräunliche mitunter rötende Fleisch besitzt oft einen charakteristischen, als spermatisch empfundenen Geruch. Das Sporenpulver ist braun.
Mikroskopische Merkmale
Zystiden sind stets vorhanden, dickwandige, oft mit einem Kristallschopf besetzte Zystiden finden sich an Schneiden und Flächen der Lamellen und an der Stieloberfläche oder es sind dünnwandige, blasige Cheilozystiden vorhanden. Die Sporen sind ellipsoid-bohnenförmig oder vieleckig-höckerigauch sternförmig, aber nicht warzig, sie besitzen keinen Keimporus.
Ökologie
Die meisten Risspilze sind Ektomykorrhizapilze die mit Laub- und Nadelbäumen, sowie mit Zwergsträuchern Symbiosen bilden. Risspilze können in unterschiedlichsten Lebensräumen auftreten, sie sind besonders in den gemäßigten Zonen verbreitet.
Arten
In Europa kommen rund 240 Arten und Varietäten vor bzw. sind dort zu erwarten.[1]
Risspilze (Inocybe) in Europa
Deutscher Name
Wissenschaftlicher Name
Autorenzitat
Weißseidiger Risspilz
Inocybe abjecta
(P. Karsten 1879) Saccardo 1887
Spitzer Risspilz
Inocybe acuta
Boudier 1917
Weinrötlicher Risspilz
Inocybe adaequata
(Britzelmayr 1883) Saccardo 1887
Grünender Risspilz
Inocybe aeruginascens
Babos 1970
Feinschuppiger Risspilz
Inocybe agardhii
(N. Lund 1845) P.D. Orton 1960
Weißfaseriger Risspilz
Inocybe albofibrillosa
Stangl & Schmid-Heckel 1985
Ovalsporiger Risspilz
Inocybe albomarginata
Velenovský 1920
Inocybe alboperonata
Kühner 1988
Hellsamtiger Risspilz
Inocybe albovelutipes
Stangl 1980
Erlen-Risspilz
Inocybe alnea
Stangl 1979
Inocybe alpigenes (beschrieben als „alpigene“)
(E. Horak 1987) Stangl 1989
Inocybe ambigua
Romagnesi 1979
Stumpfsporiger Risspilz
Inocybe amblyspora
Kühner 1955
Violettlicher Risspilz
Inocybe amethystina
Kuyper 1986
Inocybe angulatosquamulosa
Stangl 1984
Anhängsel-Risspilz
Inocybe appendiculata
Kühner 1955
Gelblicher Kegel-Risspilz
Inocybe arenicola
(R. Heim 1931) Bon 1983 ('1982')
Silbriggelber Risspilz
Inocybe argenteolutea
Vauras 1997
Inocybe arthrocystis
Kühner 1988
Rundknolliger Risspilz
Inocybe assimilata
(Britzelmayr 1881) Saccardo 1887
Sternsporiger Risspilz
Inocybe asterospora
Quélet 1879
Inocybe aurantiobrunnea
Esteve-Raventós & García Blanco 2003
Inocybe aurantioumbonata
Franchi & M. Marchetti 2008
Gold-Risspilz
Inocybe aurea
Huijsman 1955
Goldhaariger Risspilz
Inocybe auricoma
(Batsch 1783) J.E. Lange 1917
Inocybe auricomella
Kühner 1988
Gedrungener Risspilz
Inocybe ayeri
Furrer-Ziogas 1987
Inocybe barrasae
Esteve-Raventós 2001
Duftender Risspilz
Inocybe bongardii
(Weinmann 1836) Quélet 1872
Fischgeruch-Risspilz
Inocybe bongardii var. pisciodora
(Donadini & Riousset 1975) Kuyper 1986
Rötlichfuchsiger Risspilz
Inocybe bresadolae
Massee 1904
Braunfilziger Risspilz
Inocybe brunneotomentosa
Huijsman 1978
Starkknolliger Risspilz
Inocybe bulbosissima
(Kühner 1988) Bon 1992
Inocybe caballeroi
C.E. Hermosilla & Esteve-Raventós 2005
Blaufüßiger Risspilz
Inocybe calamistrata (beschrieben als „calamistratus“)
(Fries 1821 : Fries 1821) Gillet 1876
Eckigknolliger Risspilz
Inocybe calida
Velenovský 1920
Schönsporiger Risspilz
Inocybe calospora
Quélet 1882
Weißtannen-Risspilz
Inocybe castanea
Peck 1904
Braungebuckelter Risspilz
Inocybe catalaunica
Singer 1947
Hirschbrauner Risspilz
Inocybe cervicolor
(Persoon 1801) Quélet 1884
Braunblättriger Risspilz
Inocybe cicatricata (beschrieben als „cicatricatus“)
Die Gattung der Risspilze ist sehr artenreich, weltweit existieren etwa 500 Arten. Die Gattung wird nach Bon (2005) in drei Untergattungen mit Sektionen eingeteilt:
Untergattung: Inosperma – ohne kristalltragende Zystiden
Untergattung: Inocibium – mit dickwandigen, kristalltragenden Pleurozystiden.
Sektion: Lactiferae
Birnen-Risspilz (I. piriodora)
Sektion: Lilacinae
Braunvioletter Risspilz (I. obscura)
Sektion: Lacerae
Struppiger Risspilz (I. lacera)
Sektion: Tardae
Erdblättriger Risspilz (I. geophylla)
Sektion: Splendentes
Bittermandel-Risspilz (I. hirtella)
Untergattung: Clypeus – Sporen höckerig oder sternförmig
Sektion: Cortinatae
Wolliger Risspilz (I. lanuginosa)
Sektion: Petiginosae
Weißer Risspilz (I. fibrosa)
Sektion: Marginatae
Sternsporiger Risspilz (I. asterospora)
Bedeutung
Die meisten Risspilze enthalten Muscarin und Muscaridin, sie verursachen demzufolge die Symptome einer Muscarinvergiftung. Besonders hohe Konzentrationen dieses Giftes finden sich im Ziegelroten Risspilz (0,037 %). Der Kegelige Risspilz enthält immerhin noch 0,01 %. Der Giftgehalt kann je nach Art und Standort variieren.
Einige Risspilzarten enthalten auch Psilocybin, die Verwechslungsgefahr mit stark giftigen Verwandten ist äußerst hoch.
Quellen
Literatur
Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze, Kosmos (Franckh-Kosmos), 2005. ISBN 3-440-09970-9