Roter Uakari
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Roter Uakari | ||||||||||||
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Roter Uakari (Cacajao calvus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cacajao calvus | ||||||||||||
(I. Geoffroy, 1847) |
Der Rote Uakari oder Scharlachgesicht (Cacajao calvus) ist eine Primatenart aus der Gattung der Uakaris innerhalb der Sakiaffen (Pitheciidae). Er ist durch seinen roten, unbehaarten Kopf charakterisiert und bewohnt das nordwestliche Südamerika. Er lebt in größeren Gruppen und ernährt sich vorrangig von hartschaligen Früchten.
Merkmale
Rote Uakaris sind die größten Vertreter der Sakiaffen, sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 54 bis 57 Zentimetern. Der Schwanz ist wie bei allen Uakaris verkürzt und misst nur 14 bis 19 Zentimeter (rund ein Drittel der Körperlänge). Das Gewicht beträgt 2,9 bis 3,5 Kilogramm. Ihr Fell ist lang und zottelig, seine Färbung variiert je nach Unterart von weißgrau über gelblich bis rotbraun. Das Gesicht ist unbehaart und leuchtend rot gefärbt, flach und breit. Charakteristisch sind die weit auseinander stehenden Nasenlöcher. Die Stirn kann schütter behaart oder haarlos sein, an der Kehle können jedoch längere, bartähnliche Haare wachsen.
Als Anpassung an ihre spezialisierte Ernährung sind die Schneidezähne schmal und ragen nach vorne. Die Eckzähne sind vergrößert, die Molaren hingegen eher klein und niederkronig. Die Zahnformel lautet I2-C1-P3-M3, insgesamt haben sie also 36 Zähne.
Verbreitung und Lebensraum
Rote Uakaris sind im nordwestlichen Amazonasbecken in Südamerika beheimatet. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst das westliche Brasilien, das südliche Kolumbien und das östliche Peru. Lebensraum dieser Tiere sind tropische Regenwälder, sie leben in saisonal von Weißwasserflüssen überfluteten, Várzeas genannten Regionen.
Lebensweise und Ernährung
Rote Uakaris sind tagaktive Baumbewohner. Im Geäst bewegen sie sich meistens auf allen vieren fort, sie können aber auch größere Distanzen springend zurücklegen. Beim Fressen hängen sie häufig nur an ihren Hinterbeinen, in der Trockenzeit kommen sie gelegentlich auf den Boden.
Diese Primaten leben in Gruppen von 30 bis 50, manchmal auch bis zu 100 Tieren. Diese Gruppen setzen sich aus mehreren Männchen und Weibchen sowie dem gemeinsamen Nachwuchs zusammen. Tiere in menschlicher Obhut entwickeln eine Rangordnung, ob das auch bei freilebenden Uakaris zutrifft, ist nicht bekannt. Zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern kommt es sehr selten zu aggressivem Verhalten. Für die tägliche Nahrungssuche spalten sich größere Verbände häufig in kleinere Untergruppen auf, um abends wieder zusammenzukommen (Fission-Fusion-Organisation). Rote Uakaris kommunizieren mit einer Reihe von Lauten, die es den Untergruppen ermöglichen, Kontakt zu halten. Auch die gegenseitige Fellpflege spielt eine wichtige Rolle in der Kommunikation. Die Streifgebiete der Gruppen sind relativ groß, sie umfassen bis zu 600 Hektar.
Die Nahrung der Roten Uakaris setzt sich vorwiegend aus hartschaligen Früchten und unreifen Samen zusammen. In kleinerem Ausmaß verzehren sie auch Blüten, Blätter und Insekten. In der Regenzeit halten sie sich bei der Nahrungssuche in den oberen Schichten der Bäume auf, in der Trockenzeit suchen sie auch manchmal am Boden nach heruntergefallenen Früchten und Samen.
Fortpflanzung
Das unbehaarte, rote Gesicht dient als Indikator für die Gesundheit eines Roten Uakaris. Kranke Tiere – Malaria kommt häufig vor – haben ein blassrosa Gesicht und werden nicht als Paarungspartner genommen.
Die Geburten fallen häufig in die Trockenzeit Oktober bis November, können jedoch auch zu anderen Jahreszeiten stattfinden. Nach einer rund sechsmonatigen Trächtigkeitsdauer bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt. Dieses ist zunächst grau gefärbt und hat noch Haare im Gesicht. Nach rund drei bis fünf Monaten nimmt es erstmals feste Nahrung zu sich, gänzlich entwöhnt wird es im zweiten Lebensjahr. Im dritten Lebensjahr verliert der Kopf seine Haare, am Ende dieses Jahres können Weibchen geschlechtsreif sein. Bei Männchen dauert dies – zumindest in Gefangenschaft – etwa sechs Jahre. Tiere in menschlicher Obhut können über 30 Jahre alt werden, die Lebenserwartung in freier Wildbahn ist nicht bekannt.
Gefährdung
Die Hauptbedrohungen des Roten Uakari sind die Zerstörung des Lebensraums und die Bejagung. Aufgrund ihrer großen Streifgebiete benötigen sie große, ungestörte Gebiete und reagieren darum empfindlich auf Waldrodungen. Ihre Lebensweise auf Bäumen in Flussnähe erleichtert die Bejagung von Kanus aus. Einige Indianerstämme jagen diese Tiere wegen ihres menschenähnlichen Aussehens nicht, in anderen Regionen, etwa Peru, werden sie intensiv wegen ihres Fleisches gejagt und weil ihre Köpfe an Touristen verkauft werden. Manchmal werden Jungtiere auch als Haustiere eingefangen, was meist mit der Tötung der Mutter einhergeht. Die IUCN listet den Roten Uakari als „gefährdet“ (vulnerable).
Systematik
Traditionell bildete der Rote Uakari zusammen mit dem Schwarzgesicht- oder Schwarzen Uakari die Gattung der Uakaris. Im Jahr 2008 wurden mit dem Aracá-Uakari und dem Neblina-Uakari zwei weitere Arten beschrieben, sodass heute vier Uakari-Arten bekannt sind.
Innerhalb des Roten Uakaris werden vier Unterarten unterschieden:
- Cacajao calvus calvus, die Nominatform, ist durch ein weißes oder helloranges Fell charakterisiert und lebt im nordwestlichen Brasilien.
- Cacajao calvus ucayalii hat ein rötlich-oranges oder gelbes Fell, diese Unterart kommt in Peru und den angrenzenden Regionen Brasiliens vor.
- Cacajao calvus rubicundus weist ein rotes oder rotbraunes Fell auf und lebt in der brasilianisch-kolumbianischen Grenzregion.
- Cacajao calvus novaesi ist durch ein orangegelbes Fell mit helleren Schultern gekennzeichnet und ist in Brasilien beheimatet.
Literatur
- Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-43645-6.
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6th edition. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
- Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.