Samtschrecke
Samtschrecke | ||||||||||||
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Männchen der Samtschrecke (Peruphasma schultei) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Peruphasma schultei | ||||||||||||
Conle & Hennemann, 2005 |
Die Samtschrecke, Samtstabschrecke oder Peru-Stabschrecke (Peruphasma schultei) ist eine Art aus der Ordnung der Gespenstschrecken. Seltener findet man auch den Trivialnamen Peruanische Pfefferschrecke, der außer auf die Heimat der Tiere auch auf ihre Nahrungspflanze hinweist.
Vorkommen und Entdeckung
Die Samtschrecke wurde 2004 in der Cordillera del Condor im Norden von Peru entdeckt. Dort kommt sie natürlicherweise auf einer Fläche von nur fünf Hektar vor. Da es in diesem Gebiet noch weitere endemische Arten gibt, wurde es von der peruanischen Regierung unter Schutz gestellt. Unter Leitung des deutschen Biologen Rainer Schulte, auf dessen Namen sich der wissenschaftliche Artname bezieht, hat die INIBICO NGO (eine peruanische Naturschutzorganisation)[1] im Rahmen eines Benefiz-Projekts für die Bewohner des Cordillera del Condor Nationalparks unter anderem ein Zuchtprogramm für die Samtschrecke gestartet. Das bis Ende 2007 angesetzte Projekt hatte zum Ziel, jeweils die Hälfte der Nachzuchten auszuwildern beziehungsweise zu verkaufen.[2] Dank der Phasmidenliebhaber konnte diese Art vermutlich vor ihrem Aussterben gerettet werden und ist jetzt eine sehr begehrte und nicht seltene Art bei den Phasmidenzüchtern.
Als Holotypus wurde ein männliches Tier an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima hinterlegt.[3]
Aussehen
Die Weibchen werden 55 bis 70 Millimeter und die Männchen 40 bis 50 Millimeter lang. Die gelben Augen, die gelb geringelten Antennen und die leuchtend rote Oberlippe bilden zum samtschwarzen Körper einen auffallenden Kontrast. Die Hinterflügel sind im hinteren Bereich kräftig rot. Im vorderen Viertel sind sie, genau wie die sehr kleinen, als Tegmina ausgebildeten Vorderflügel, schwarz mit einem auffälligen, weißen Netzmuster.
Verhalten
Die Tiere sind nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich im dichtem Blätterwerk ihrer Nahrungspflanzen, Vertretern der Pfefferbäume (Schinus) wie z.B. des Peruanischen Pfefferbaums (Schinus molle). Wenn die Tiere gestört werden stellen sie ihre bunten Hinterflügel auf, biegen das Abdomenende nach oben oder gar im Bogen in Richtung Abdomenbasis und laufen meist sehr schnell davon. Außerdem können sie ein Wehrsekret versprühen, welches einige Minuten in den Augen, an Schleimhäuten oder in Wunden brennt, jedoch keine bleibenden Schäden anrichtet. Es enthält fast ausschließlich das Dialdehyd Peruphasmal, ein Stereoisomer des Dolichodials.
Fortpflanzung
Erreichen die Tiere die Geschlechtsreife, kommt es zu häufigen, lange andauernden Paarungen, bei denen das Männchen auf dem Rücken des Weibchens herumgetragen wird. Teilweise verlässt das Männchen über Wochen nicht den Rücken des Weibchens. Die abgelegten Eier sind etwa drei Millimeter lang und zwei Millimeter breit.[4] Aus diesen schlüpfen nach etwa vier bis fünf Monaten die 15 Millimeter langen Nymphen. Diese zeigen schon nach der ersten Häutung die kontrastreiche Färbung ihrer Eltern, bestehend aus roter Oberlippe, gelben Augen, gelb geringelten Fühlern und dem samtig schwarzen Körper. Lediglich die Flügel werden erst bei der Imaginalhäutung ausgebildet. Die Nymphen versammeln sich tagsüber häufig zu Schlafgesellschaften, bei denen mehrere Tiere aufeinander sitzend an der Unterseite von Blättern oder Zweigen hängen. Werden sie gestört, sind zu einer für Gespenstschrecken erstaunlich schnellen Flucht fähig. Sie benötigen je nach Temperatur vier bis sechs Monate, bis sie zur Imago herangewachsen sind.[5][6]
Terrarienhaltung
In Gefangenschaft können die Tiere problemlos mit Liguster (Ligustrum vulgare), aber auch Forsythien oder Flieder, gefüttert werden. Das Terrarium sollte auf Grund der Größe der Tiere mindestens eine Größe von 30 × 30 Zentimeter haben und 50 Zentimeter hoch sein. Es können problemlos mehrere Tiere vergesellschaftet werden. Raumtemperatur, also 18-24 °C, ist für eine erfolgreiche Haltung ausreichend. Lediglich Staunässe muss vermieden werden, was am Einfachsten durch die Nutzung gut belüfteter Terrarien (z. B. solcher, die einen mit Fliegengitter bespannten Deckel haben) erreicht wird. Die Luftfeuchtigkeit sollte durch regelmäßiges Sprühen (Blumensprüher) etwa zwischen 40 und 60 % liegen.[7]
Die Art wird von der Phasmid Study Group unter der PSG-Nummer 270 geführt.[8]
Bilder
Weblinks
Referenzen
- ↑ www.inibico.org - Seite der peruanischen Naturschutzorganisation INIBICO
- ↑ www.phasmatodea.de - Phasmatodea-Seite von Oskar V. Conle und Frank H. Hennemann über Peruphasma schultei
- ↑ Paul D. Brock: Phasmida Species File Online. Version 2.1/3.5. (abgerufen am 14. Juni 2009) http://Phasmida.SpeciesFile.org
- ↑ Uwe Dost: Fantastisch: Samtschrecken, DATZ 61 (4/2008, S. 74), Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ISSN 1616-3222
- ↑ Taxonomie und Informationen (engl.) www.Phasmids in Cyberspace.com - Peruphasma schultei-Seite (engl.)
- ↑ Oliver Zompro: Grundwissen Pasmiden – Biologie - Haltung - Zucht. Sungaya Verlag, Berlin 2012, S. 65, ISBN 978-3-943592-00-9
- ↑ www.phasmatodea.de - Zuchtanleitung Peruphasma schultei auf der Phasmatodea-Seite von Oskar V. Conle und Frank H. Hennemann
- ↑ www.phasmida.myspecies.info - Phasmid Study Group Culture List (engl.)