Tapentadol


Strukturformel
Strukturformel von Tapentadol
Allgemeines
Freiname Tapentadol
Andere Namen
  • 3-[(1R,2R)-3-(Dimethylamino)-1-ethyl-2-methylpropyl]phenol (IUPAC)
  • Tapentadolum (Latein)
Summenformel C14H23NO
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 175591-23-8
PubChem 9838022
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

N02AX06

Wirkstoffklasse

Analgetika

Eigenschaften
Molare Masse 221,34 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Tapentadol ist ein Arzneistoff, der in der Behandlung von Schmerzen eingesetzt wird (Analgetikum). Er wirkt auf zweifache Weise am zentralen Nervensystem, nämlich zum einen als Agonist am μ-Opioidrezeptor und zum anderen als selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer am Noradrenalin-Transporter.[2]

Zur Behandlung von Tumorschmerzen liegen keine ausreichenden Daten vor, weswegen die Anwendung nicht empfohlen wird. Tapentadol besitzt – wie alle Opioidanalgetika – ein Sucht- und Abhängigkeitspotenzial und unterliegt betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Tapentadol ist indiziert für die Behandlung starker, chronischer Schmerzen, die nur mit Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können. Es liegen nur begrenzte Informationen zur Behandlung von Tumorschmerzen vor. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in Deutschland empfiehlt Tapentadol nur bei Patienten mit schweren nicht tumorbedingten chronischen Schmerzen einzusetzen, bei denen retardiertes Morphin zu keiner ausreichenden Schmerzkontrolle führt oder nicht vertragen wird.[3]

Art und Dauer der Anwendung

Retardierte Tapentadoltabletten werden 2 mal täglich eingenommen. Patienten erhalten zunächst 50 mg als Einzeldosis. Die Dosis kann bis maximal 2 mal täglich 250 mg gesteigert werden.

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Bis zum 18. Lebensjahr und bei starken Beschwerden bei der Atmung darf Tapentadol nicht angewendet werden.

Anwendungsbeschränkungen und besondere Patientengruppen

Bei den folgenden Erkrankungen oder Zuständen gilt besondere Vorsicht:

Bei der Einnahme von Tapentadol während der Schwangerschaft wurde Embryotoxozität und verzögerte Entwicklung des Embryos beobachtet. Tapentadol geht vermutlich in die Muttermilch über. Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte Tapentadol daher nicht eingenommen werden.

Patienten mit Niereninsuffizienz oder ältere Patienten benötigen keine Dosisanpassung. Auch ältere Patienten benötigen meist keine geänderte Dosierung.

Bei Patienten mit Lebererkrankungen wird vorsichtig dosiert. Eine einzelne Gabe pro Tag ist hier oftmals ausreichend.

Unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Tapentadol weist die üblichen unerwünschten Wirkungen der Opioide auf. Dazu zählen:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Obstipation
  • Dyspnoe
  • Müdigkeit
  • Hautausschlag
  • Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens.

Es besteht ein Suchtpotential.

Die gemeinsame Einnahme von Tapentadol und MAO-Hemmern oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmern kann zu starken Blutdruckanstiegen führen. Die Einnahme mit Alkohol verstärkt den negativen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit.

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Tapentadol ist ein Agonist am μ-Opioidrezeptor. Es wirkt darüber hinaus als selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer.

Wirksamkeit und Verträglichkeit

Die analgetische Potenz von Tapentadol liegt bei 0,3–0,5 und damit zwischen der von Tramadol und Morphin. Tapentadol ist in einer äquianalgetischen Dosierung bei chronischen Arthrose- und Rückenschmerzen bezüglich Übelkeit, Obstipation und Erbrechen verträglicher als Oxycodon. Im Rahmen einer entsprechenden Untersuchung war die Anzahl der durch Nebenwirkungen bedingten Therapieabbrüche unter Tapentadol halb so hoch wie diejenige unter Oxycodon. [4]

Aufnahme und Verteilung im Körper (Pharmakokinetik)

Tapentadol wird im Magen-Darm-Trakt zu etwa 30 % resorbiert. In der Leber erfolgt Glucuronidierung und Sulfatierung. Der Metabolit wird zu 95 % über die Niere ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 4 Stunden.

Chemische und pharmazeutische Informationen

Tapentadol ist seit 25 Jahren der erste neue Wirkstoff, der für die orale Behandlung mäßig starker bis starker akuter und chronischer Schmerzen in den Markt eingeführt wird. Eine Verabreichung mit einer raschen Wirkstofffreisetzung (Tablette mit 50 mg, 75 mg oder 100 mg) ist angezeigt zur Therapie moderater bis schwerer akuter Schmerzen bei Erwachsenen, die nur mit Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können. Die Verabreichung mit einer verzögerten Wirkstofffreisetzung (Retardtablette mit 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg oder 250 mg) ist indiziert zur Behandlung starker chronischer Schmerzen bei Erwachsenen.

Tapentadol unterliegt betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften; in Deutschland ist es als verkehrs- und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel eingestuft.[5] In der Schweiz fällt es ebenfalls unter das Betäubungsmittelgesetz, in Österreich unter das Suchtmittelgesetz.

Tapentadol wurde von der Grünenthal GmbH entwickelt und erhielt in den Ländern der EU den Marktzugang über ein dezentrales Zulassungsverfahren, das im August 2010 abgeschlossen wurde. Im gleichen Monat wurde in Deutschland die Zulassung erteilt. In den USA wurde Tapentadol als Nucynta 2008 zugelassen.

Arzneilich verwendet wird das wasserlösliche Tapentadolhydrochlorid.

Studien

  • Terlinden R, Ossig J, Fliegert F, Gohler K (2006). „Pharmacokinetics, excretion and metabolism of tapentadol HCl, a novel centrally acting analgesic in healthy subjects“. Program and abstracts of the 25th Annual Scientific Meeting of the American Pain Society; May 3–6, 2006; San Antonio, Texas. Poster 689.
  • Daniels, S; Upmalis, D; Okamoto, A; Lange, C; Haeussler, J. “A Randomized, Double-Blind, Phase III Study Comparing Multiple Doses of Tapentadol IR, Oxycodone IR, and Placebo for Postoperative (bunionectomy) Pain.” Current Medical Research and Opinion; Vol. 25; No. 3; 2009; 765-776.
  • Hartrick, C; Van Hove, I; Stegmann, J; Oh, C; Upmalis, D. “Efficacy and Tolerability of tapentadol Immediate Release and Oxycodone HCl Immediate Release in Patients Awaiting Primary Join Replacement Surgery for End-Stage Joint Disease: A 10-day, Phase III, Randomized, Double-Blind, Active and Placebo Controlled Study”. Clinical Therapeutics. Vol 31; No.2; 2009.
  • Kleinert, R; Lange, C; Steup, A; Black, P; Goldberg, J; Dejardins, P. “Single Dose Analgesic Efficacy of Tapentadol in Postsurgical Dental Pain: The Results of a Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Study”. International Anesthesia Research Society Vol. 107, No. 6, December 2008

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Tzschentke TM, Christoph T, Kögel B, Schiene K, Hennies HH, Englberger W, Haurand M, Jahnel U, Cremers TI, Friderichs E, De Vry J. (1R,2R)-3-(3-Dimethylamino-1-ethyl-2-methyl-propyl)-phenol Hydrochloride (Tapentadol HCl): a Novel μ-Opioid Receptor Agonist/Norepinephrine Reuptake Inhibitor with Broad-Spectrum Analgesic Properties. Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics. 2007 Oct;323(1):265-76. PMID 17656655 doi:10.1124/jpet.107.126052
  3. Wirkstoff AKTUELL eine Information der KBV in Kooperation mit der AkdÄ
  4. Lange B, Kuperwasser B, Okamoto A, Steup A, Häufel T, Ashworth J, et al. Efficacy and Safety of Tapentadol Prolonged Release for Chronic Osteoarthritis Pain and Low Back Pain. Adv Ther. 2010; 27(6):381-99.
  5. Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes.

Handelsnamen

Palexia (D, A, CH), Yantil (DK), Nucynta (USA)

Weblinks