Katta
Der Katta (Lemur catta, eng. Ring-tailed Lemur) ist ein recht großer Primat aus der Unterordnung der Strepsirrhini und möglicherweise der am meisten fotografierte Feuchtnasenaffe in den Zoos der Welt. An seinem langen, schwarz-weißen Ringelschwanz ist er sehr leicht zu erkennen.
Der Katta gehört zur Familie der Lemuridae, zur der noch drei weitere Lemurenfamilien gehören. Wie alle Lemuren kommt er Katta nur auf Madagaskar vor. Unter den Einheimischen wird er auch Hira oder Maki genannt.
Der Katta bewohnt Laub- und Galeriewälder, sowie strauchbestandene Regionen im Süden der Insel und ist ein Allesfresser, der unter allen Lemuren die meiste Zeit auf dem Boden verbringt. Der Katta ist diurnal, d.h. er ist ausschließlich am Tag aktiv.
Fortpflanzung
Kattas bringen ihre Jungen von August bis November zur Welt. Erwachsene Kattas erreichen eine Körperlänge von 39-46 cm, wobei der Schwanz 56-63 cm misst. Kattas erreichen ein Körpergewicht von 2,3 bis 3,5 kg. Das Fell ist auf dem Rücken grau, Bauch und Glieder sind heller, die Extremitäten sind weiß. Die Kopfoberseite, die Augenringe und die Schnauze sind schwarz.
Gruppenleben
Kattas sind sehr sozial und leben in Gruppen von bis zu 30 Individuen zusammen, in denen die Weibchen fast immer die Männchen dominieren. Dies ist bei Primaten recht ungewöhnlich, kommt aber bei Lemuren häufiger vor. Um sich zu wärmen und soziale Bindungen zu verfestigen, rücken die Gruppenmitglieder mitunter sehr eng zusammen. Oft sieht man Kattas in aufrechter Haltung sitzend sonnenbadend vor, wobei sie die Bauchseite mit dem dünnen weißen Fell von der Sonne wärmen lassen. Wie andere Lemuren verlassen sich die Kattas hauptsächlich auf ihren Geruchssinn. Sie markieren ihr Revier mit Hilfe von Duftdrüsen, wobei die Männchen mit sog. Stinkkämpfen ihre Rangordung ausfechten. Dabei tränken sie ihre geringelten Schwänze mit dem Sekret ihrer Armdrüsen und wedeln diese dann in Richtung ihrer Konkurrenten.
Als einer der kommunikativsten Primaten beherrscht der Katta zahlreiche Lautäußerungen, die u.a. dem Zusammenhalt der Gruppe dienen, oder vor Gefahr warnen. In einer Studie wurden 28 verschiedene Lautäußerungen beschrieben, von denen sechs nur von Jungtieren ausgestoßen werden. Trotz des kleinen Gehirns (relativ zu höheren Primaten) haben Experimente gezeigt, dass Kattas Reihenfolgen oder Sequenzen organisieren können, grundlegende arithmetische Operationen verstehen und bevorzugt Werkzeuge wählen, die für den jeweiligen Zweck die besten Gebrauchseigenschaften aufweisen.
Gefährdung
Obwohl der Katta von der Roten Liste gefährdeter Arten als "gering gefährdet" eingestuft wird, hat er wie viele andere Tierarten unter der Zerstörung seines Lebensraums zu leiden. Man schätzt, dass die Gesamtpopulation in den letzten 24 Jahren, das entspricht drei Generationen von Kattas um 20 bis 25 % zurückgegangen ist. Kattas sind die zahlreichste Lemurenart in Zoos weltweit - derzeit (2009) etwa 2400 Individuen - da sie sich in Gefangenschaft erfolgreich paaren. Kattas werden in der Regel 16 bis 19 Jahre alt, in Gefangenschaft sogar bis zu 27 Jahre.
Evolution
Alle Säugetierfossilien aus Madagaskar stammen aus erdgeschichtlich recht jungen Zeiten. Aus diesem Grund weiß man nicht viel über die Evolution der Kattas, geschweige denn über die anderer Lemuren auf Madagaskar. Allerdings beweisen chromosomale und molekulare Untersuchungen, dass alle Lemurenarten enger untereinander verwandt sind, als mit anderen Feuchtnasenaffen (Strepsirrhini). Dies deutet darauf hin, dass lediglich eine recht kleine Gruppe altertümlicher Lemuren vor 50 - 80 Millionen Jahren auf Treibholz oder Bauminseln Madagaskar vom afrikanischen Festland aus erreichte. Die nachfolgende evolutionäre Artbildung hat dann die Vielfalt der Lemuren Madagaskars hervorgebracht, wie wir sie heute kennen. Der Katta selbst zeigt viele Gemeinsamkeiten im Bau des Skeletts mit den Großen Makis (Gattung Eulemur), die erst 1988 als von Lemur eigenständige Gattung etabliert wurde, molekulare Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, dass die Schwestergruppe des Kattas die Gattung der Bambuslemuren (Hapalemur) ist.