Bindenlangur



Bindenlanguren (Presbytis femoralis) sind baumlebende, tagaktive Primaten aus der Teilordnung der Altweltaffen (Catarrhini).

Art als Ganzes ist in Indonesien (Ost- und Zentral-Sumatra), Singapur und der malaysischen Halbinsel verbreitet. Auf der malayischen Halbinsel sind sie auf den Süden und den Nordwesten begrenzt - hier reicht ihr Verbreitungsgebiet über die thailändische Halbinsel bis nach Süd-Myanmar. Zwischen beiden Teilen ihres malayischen Verbreitungsgebiets ist der Weißschenklige Langur (Presbytis siamensis) verbreitet. In Sumatra erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet zwischen den Flüssen Rokan und Siak [11].

Steckbrief

Lebensraum

Bindenlanguren (Presbytis femoralis) leben in unterschiedlichsten Lebensräumen, so etwa in Mangrovenwäldern, in der Nähe von Süßwasser und Flußufern, in primären Wäldern des Tieflands, in Busch- und Graslandlebensräumen und in sekundären Habitaten [22][9]. Auf der malayischen Halbinsel bevorzugen sie größere Bäume in sumpfigen Torfwäldern, in Singapur leben sie in primären und sekundären Sumpfwäldern sowie in Regenwäldern [13].

Bindenlangur (Presbytis femoralis) - biologie-seite.de
Wie alle Languren ist der Bindenlangur ein baumlebender Vierbeiner.

Aussehen

Bindenlanguren (Presbytis femoralis) haben einen dunkelbraunen Rücken und eine grau, braun oder weiß gefärbte Unterseite. Die Fellfarbe auf dem Kopf ist unterschiedlich und kann aus verschiedenen Tönen aus Grau, Schwarz und Weiß bestehen [21]. Ein erwachsener Bindenlangur (Presbytis femoralis) erreicht ein durchschnittliches Körpergewicht von 6,0 kg [14]. Der Hodensack der Männchen ist schwarz [8]. Neugeborene haben eine weiße Färbung mit einem kreuzförmigen, schwärzlichen Muster auf dem Rücken [22][1].

Ernährung

Bindenlanguren (Presbytis femoralis) sind in erster Linie Früchtefresser (wobei sie die Samen der Früchte bevorzugen), ernähren sich aber auch von jungen Blättern [10]. Einer Studie zufolge besteht die Nahrung in Kuala Lompat in Malaysia zu 42,8% aus Früchten, gefolgt von Blättern mit einem Anteil von 42,6% und Blüten mit einem Anteil von 14,6% [15]. In West-Sumatra bevorzugten sie die Blätter der Pflanzengattungen Hevea brasiliensis und Ficus variegata [17].

Obwohl Bindenlanguren (Presbytis femoralis) in erster Linie Baumbewohner sind, kommen sie auch auf den Boden, um nach den Früchten der Pflanzenarten Castanopsis megacarpa und Garcinia parvifolia zu suchen [16]. In Malaysia ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel die Art Intsia palembanica, von der sie Blüten, Früchte sowie junge und reife Blätter verzehren [8]. In Kuala Lompat in Malaysia konsumieren sie vor allem junge Blätter und die reproduktiven Teile von Bäumen [2].

Gruppenleben

Die Mitglieder einer Gruppe von Bindenlanguren (Presbytis femoralis) gehen meist als geschlossene Einheit gemeinsam auf Nahrungssuche, wobei sie sich meist im Unterholz bewegen. Manchmal teilen sie sich aber auch in Untergruppen auf. Beim Fressen nehmen sie eine sitzende Position ein, manchmal hängen sie dabei aber auch in den Ästen [10]. In Kuala Lompat in Malaysia konnte man beobachten, dass Bindenlanguren (Presbytis femoralis) durchschnittlich 4,85 Stunden pro Tag mit Fressen verbringen. Die Nahrungsaufnahme wird über den Tag verteilt, wahrscheinlich um das Verdauungssystem nicht zu überlasten, ansonsten wären Verdauungsstörungen wie Azidose die Folge. Insgesamt ernähren sich Bindenlanguren (Presbytis femoralis) vielfältiger als andere sympatrische Languren, wie etwa der Brillenlangur (Trachypithecus obscurus) [7][14].

Ausgewachsene Männchen verteidigen die Grenzen des Territorium mit Rufen und indem sie sich zur Schau stellen, oder durch direkte Auseinandersetzungen mit den benachbarten Männchen. Sie verteidigen die Gruppe gegen Raubtiere, indem sie auf sich aufmerksam machen und das Raubtier somit von der Gruppe ablenken, die sich derweil versteckt und sich mucksmäuschenstill verhält [8]. Trotz der Tatsache, dass Javaneraffen (Macaca fascicularis) kleiner als Bindenlanguren (Presbytis femoralis) sind, wurde beobachtet, wie sie letztere von ihren Futter- oder Schlafplätzen verdrängten [14]. Möglicherweise waren sie dazu in der Lage, weil ihre Gruppen größer und die einzelnen Affen aggressiver sind [15].

Fortpflanzung

Das Fortpflanzungssystem der Bindenlanguren (Presbytis femoralis) ist polygyn geprägt, die Gruppen sind aus einem Männchen und mehreren Weibchen plus deren Nachwuchs zusammengesetzt. Die meisten sozialen Interaktionen finden zwischen erwachsenen Weibchen und Jungaffen statt [7]. Sowohl Männchen als auch Weibchen verlassen ihre Geburtsgruppe und schließen sich anderen Gruppen an. Männchen bleiben zunächst entweder Einzelgänger oder schließen sich reinen Junggesellengruppen an [6]. Bindenlanguren (Presbytis femoralis) sind territoriale Primaten, deren Streifgebiete zum Teil stark überlappen [3][4]. In Kuala Lompat gibt es umfangreiche Revierüberschneidungen, wobei die Gebiete einiger kleinerer Gruppen vollständig von den Revieren größerer Gruppen überlagert werden [15]. Der Grad der Territorialität scheint mit der Verteilung der Nahrungsquellen und der Größe der Futterbäume im Zusammenhang zu stehen. Sind die Bäume relativ klein und weiter verstreut, neigen sie zu größerer Territorialität [3][12].

Die Weibchen haben einen Sexualzyklus von 30 Tagen, innerhalb des Zyklus sind sie für 5 - 7 Tage empfänglich. Es gibt keine äußeren Anzeichen der Paarungsbereitschaft, wie etwa Schwellungen im Genitalbereich bei anderen Primatenweibchen. Nach einer Tragzeit von 168 Tagen kommt in der Regel ein einzelnes Junges zur Welt, obwohl in der Wildnis auch Zwillinge beobachtet werden. Geburten treten in den meisten Monaten des Jahres auf, das Geburtenintervall einzelner Weibchen beträgt zwei Jahre. Die Neugeborenen werden 10 - 12 Monate gesäugt [5][20][18].

Im Gegensatz zu anderen Languren geben die Mütter ihren Nachwuchs selten an andere Weibchen ab - haben sie jedoch Zwillinge, ändert sich dieses Verhalten, und sie scheinen froh zu sein, einen der Zwillinge von Zeit zu Zeit abgeben zu können, damit ihn ein anderes Weibchen trägt. Dieses Verhalten nennt man Allomothering , obwohl sich auch Jugendliche beiderlei Geschlechts an der Säuglingsbetreuung beteiligen, und ermöglicht es einer Mutter mit Zwillingen in Ruhe und mit weniger Last auf Nahrungssuche zu gehen. Werden die Zwillinge älter, nimmt bei erwachsenen Weibchen dieses Verhalten ab, während es sich bei Jugendlichen verstärkt. Zwillinge neigen dazu, länger bei ihren Müttern zu bleiben als Einzelkinder, auch werden sie später selbstständig [5].

Taxonomie

Primatologen unterscheiden 3 Unterarten:

  • Die Nominatform Presbytis f. femoralis ist im Süden der malayischen Halbinsel (Johor) und an den Rändern der Insel Singapur verbreitet [11].
  • Presbytis f. robinsoni ist im Nordwesten der malayischen Halbinsel, in Myanmar und im Süden der thailändischen Halbinsel verbreitet [11].
  • Presbytis f. percura ist in Indonesien (Ost- und Zentral-Sumatra) in einem kleinen Gebiet zwischen den Flüssen Rokan und Siak verbreitet [11].

Gefahren

Abholzung und die Umwandlung von Lebensräumen scheinen zu den größten Bedrohungen für Bindenlanguren (Presbytis femoralis) zu gehören. Die Art ist vor allem von sehr rasch expandierenden Palmöl-Plantagen in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet betroffen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat daher Grund zur Annahme, dass sich die Populationen auf einem Abwärtstrend befinden und führt die Primaten auf der Vorwarnliste (Near Threatened) [19].

Systematik


Literatur

[1] Aimi und Bakar, 1996; [2] Bennett, 1983; [3] Bennett, 1985; [4] Bennett, 1986; [5] Bennett, 1988; [6] Bennett und Davies, 1994; [7] Curtin, 1976; [8] Curtin, 1980; [9] Crockett und Wilson, 1980; [10] Fleagle, 1978; [11] Groves, 2001; [12] Johns, 1985; [13] Lucas et al., 1988; [14] MacKinnon und MacKinnon, 1978; [15] MacKinnon und MacKinnon, 1980; [16] Miura et al., 1997; [17] Mukhtar et al., 1990; [18] Newton und Dunbar, 1994; [19] Nijman, V., Geissman, T. & Meijaard, E. 2008. Presbytis femoralis. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.2. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 18 July 2010; [20] Pitra et al., 1995; [21] Rowe, 1996; [22] Wilson und Wilson, 1977