Geoffroy-Stummelaffe
Der Geoffroy-Stummelaffe (Colobus vellerosus) ist ein westafrikanischer Altweltaffe aus der Unterfamilie Colobinae.
Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Bandama Fluß in der Elfenbeinküste nach Osten über West-Nigeria bis zum Dahomey Corridor in Togo und Benin. Die Population westlich des Sassandra Flusses (C. v. dollmani) in der Elfenbeinküste ist im Wesentlichen ein Hybrid mit dem Weißbart-Stummelaffen (Colobus polykomos) [2].
Lebensraum
Geoffroy-Stummelaffen sind Waldbewohner des Tieflandes. Sie leben in Laub-Galeriewäldern und Savannen in Höhen bis zu 350 Meter über dem Meeresspiegel [3][2].
Aussehen
Früher ging man davon aus, dass der Geoffroy-Stummelaffe (Colobus vellerosus) eine Unterart des Weißbart-Stummelaffen (Colobus polykomos) ist. Erst seit 1983 wird er als eigenständige Art anerkannt. Von den fünf Colobus-Arten unterscheidet sich Colobus vellerosus durch sein überwiegend schwarzes Fell ohne weißen Mantel [5]. Das Gesicht ist schwarz und nackt und von einem dicken, breiten Ring aus weißem Fell umgeben. An den Oberschenkeln befinden sich ebenfalls weiße Stellen, die in Breite und Länge variieren. Wie bei allen Arten der Gattung Colobus kommt der Nachwuchs ganz weiß zur Welt, erst nach etwa 3 Monaten wird das Fell schwarz. Ebenfalls wie bei den anderen Arten ist der Daumen des Geoffroy-Stummelaffen zu einem Stumpf reduziert, was wohl eine Anpassung für eine bessere Fortbewegung in den Baumkronen ist. Die Finger sind lang und haben die Form eines Hakens, um Zweige und Äste besser greifen zu können [9].
Wie die anderen Colobus-Arten, haben sie schlanke Körper und eine harte Verdickung der Haut am Gesäß (Schwielen), die komfortables Sitzen auf Ästen erlaubt [3]. Der Schwanz des Geoffroy-Stummelaffen (Colobus vellerosus) ist komplett weiß und in der Regel länger als der Körper. Die Männchen wiegen zwischen 9,9 und 10,3 Kilogramm, die Weibchen sind mit 8,3 bis 8,7 Kilogramm etwas leichter. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 61 bis 66 cm bei Männchen und 61 bis 64 cm bei Weibchen [1].
Ernährung
Geoffroy-Stummelaffen sind hauptsächlich Blätterfresser. Ihre Nahrung besteht meist aus jungen Blättern und Samen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, fressen sie auch Früchte und Insekten, außerdem nehmen sie die Erde von Termitenbauten zu sich, wohl um den Mineralhaushalt des Körpers in Schuß zu halten. Wie alle Arten der Gattung Colobus besitzen sie keine Backentaschen (wie beispielsweise Paviane oder Meerkatzen), dafür aber große Speicheldrüsen [5]. Der hoch entwickelte, mehrkämmrige Magen ist Vorraussetzung für den Abbau von Cellulose. Er enthält immer unverdaute Nahrung und kann bis zu einem Viertel des Gewichts eines Erwachsenen haben [3][5][9].
Fortpflanzung
Wie bei anderen Arten von Stummelaffen ist das Paarungssystem von Colobus vellerosus polygyn geprägt. Bei Weibchen scheint es keine physischen Veränderungen zu geben, wenn sie in der Brunst sind [8].
Es gibt relativ wenig Informationen über die Fortpflanzung. Die Weibchen der Geoffroy-Stummelaffen bringen nach einer Tragzeit von 5 - 6 Monaten ein einzelnes Junges zur Welt. Die Paarungen sind offenbar nicht an Jahreszeiten gebunden, da Geburten das ganze Jahr über stattfinden. Allerdings steigt die Zahl der Geburten während der Regenzeit etwas an, wahrscheinlich wegen der nun reichhaltigen Vegetation, die es der Mutter erlaubt viele Nährstoffe aufzunehmen, um ihr Kind optimal zu versorgen. Die Zeit bis zum Abstillen der Säuglinge ist nicht bekannt, man geht aber davon aus, dass es wie bei anderen Stummelaffen 8 bis 15 Monate dauert, bis die Säuglinge entwöhnt sind. Junge Weibchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 4 Jahren und verbleiben in ihrer Geburtsgruppe, junge Männchen sind erst im Alter von 6 Jahren soweit [8].
Die Weibchen der Geoffroy-Stummelaffen nähren, schützen und pflegen ihre Jungen, bis sie unabhängig sind. Auch andere Gruppenmitglieder sind bei der Pflege der Jungaffen mit eingebunden. Obwohl alle sehr sorgsam mit den Kleinen umgehen, gibt es eine hohe Säuglingssterblichkeit [4]. Ob sich Männchen an der elterlichen Fürsorge beteiligen, ist nicht bekannt [4][6].
Gruppenleben
Geoffroy-Stummelaffen sind tagaktive Baumbewohner, die gelegentlich ihre Nahrung auch auf dem Boden suchen. Wie bei den meisten polygynen Primaten bestehen die Gruppen aus untereinander verwandten Weibchen, deren Nachwuchs und einem dominanten Männchen. Die Männchen sind äußerst territorial und sie sind es, die bei Erreichen der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppen verlassen. Zwar weiß man, dass innerhalb der Gruppe auch andere Männchen akzeptiert werden können, doch solche "Mehr-Männchen-Gruppen" sind ziemlich selten [6]. Wie groß die Reviere der Geoffroy-Stummelaffen sind, ist nicht bekannt.
Gefahren
Zu den natürlichen Fressfeinden der Geoffroy-Stummelaffen gehören große Greifvögel wie der Kronenadler (Stephanoaetus coronatus), Katzen wie Leoparden (Panthera pardus) und Menschen.
Der Geoffroy-Stummelaffe ist in erster Linie von der Jagd und sekundär durch Lebensraumverlust bedroht. Die Region, in der er lebt, hat eine dichte und schnell wachsende menschliche Bevölkerung. Die Waldzerstörung ist umfangreich und die Jagd auf Wildtiere wird in den meisten Gegenden nicht kontrolliert. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Geoffroy-Stummelaffen als gefährdet (Vulnerable) ein [2].