Schwarze Stumpfnase



Die Schwarze Stumpfnase (Rhinopithecus bieti), auch Braune Stumpfnase, ist ein sehr seltener, tagaktiver, baum- und bodenlebender Primat aus der Familie der Schlank- und Stummelaffen (Colobinae) [9].

Sie leben im südwestlichen China (Tibet und Yunnan), wo sie nur noch in fragmentierten Populationen vorkommen. Ihre Lebensräume befinden sich im Yun Ling-Gebirge im Nordwesten der Provinz Yunnan und im Südosten Tibets, sowie westlich des Jangtse und östlich des Mekong [1].

Stumpfnasenaffen haben ihren Namen wegen ihrer ungewöhnlichen Nasenmorphologie - die Nasenbeine fehlen und die Nasenlöcher zeigen nach oben [4][2].

Verbreitung

Lebensraum

Schwarze Stumpfnasen (Rhinopithecus bieti) leben in immergrünen Wäldern in Höhenlagen zwischen 3.000 m und 4.700 m, somit liegen ihre Lebensräume höher, als die irgend eines anderen Primaten - die Temperaturen betragen im Juni durchschnittlich 7° C und im Oktober weniger als 0° C. Für mehrere Monate im Jahr liegt bis zu 1 m Schnee. Zwischen dem Jangtse und dem Mekong leben sie bevorzugt in Fichten- und Lärchenwäldern. Bei Bamei im Norden der Provinz Yunnan trifft man sie vor allem in Zypressenwäldern an [7][12].

Steckbrief

Aussehen

Die Brust, Gliedmaßen und der obere Rücken der Schwarzen Stumpfnasen (Rhinopithecus bieti) sind schwarzgrau, die Hüften, Schenkel und der unteren Rücken sind weißlich. Der Bauch, Wangen, Hals und Ohren sind gelblich-weiß. Diese Affen haben eine rosa Gesichtshaut, eine schwarze Stirn und einen nach vorn hängenden Kamm. Die Lippen sind tiefrosa. Der schwarze Schwanz hat ein Haarbüschel am Ende, ähnlich wie der Schwanz einer Kuh, und so heißt die Schwarze Stumpfnase (Rhinopithecus bieti) bei den Chinesen Kuhschwanz-Affe. Der Nachwuchs ist bei der Geburt weiß und nimmt im Laufe von mehreren Monaten die graue Farbe der Erwachsenen an [4].

Es herrscht sexueller Dimorphismus vor, was sich in der unterschiedlichen Körpergröße und beim Gewicht der Geschlechter bemerkbar macht. Männchen sind mit durchnittlich 15 kg deutlich schwerer als Weibchen, die nur rund 9,2 kg erreichen. Die Körperlänge einschließlich Kopf beträgt bei Männchen rund 83 cm, bei Weibchen rund 78,5 cm [6].

Ernährung

Die Schwarze Stumpfnase (Rhinopithecus bieti) ist vor allem ein Blätterfresser, obwohl Kirkpatrick et al. (2001) berichten, dass in den nördlichen Teilen ihres Verbreitungsgebietes auch Flechten ein wichtiger Bestandteil ihrer Ernährung sind [3]. Diese Flechten wachsen auf der Rinde immergrüner Bäume und gehören zur Gattung Usnea und Bryotia [8].

Fortpflanzung

Fortpflanzungssaison ist von August bis September. Die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von rund 170 Tagen in den Monaten März bis Mai ein einzelnes Junges zur Welt [6].

Verhalten

Sehr wenig ist über das Verhalten und die Ökologie dieser schwer zu beobachtenden Affen bekannt, und die erste umfassende Studie wurde erst in den 1990er Jahren durchgeführt [2]. Ungewöhnlich für Languren (die sich normalerweise von Blättern ernähren) ist die in erster Linie aus Flechten bestehende Nahrung. Sie ist zwar reichlich vorhanden und leicht zu verdauen, hat aber einen niedrigen Nährwert. Dies hat zu anderen Aspekten des Verhaltens geführt, die einzigartig unter baumlebenden Primaten [2] sind. Zum Beispiel sind große Gruppen von bis zu 300 Individuen beobachtet worden [2], wahrscheinlich als Folge des kaum vorhandenen Wettbewerbs zwischen den Gruppenmitgliedern um Nahrungsressourchen [8]. Diese großen Truppen scheinen aus kleinen Familiengruppen zu bestehen, in denen ein erwachsenes Männchen, drei bis fünf Weibchen und deren Nachwuchs leben [2]. Diese zusammengesetzten Großtruppen neigen dazu, zusammen umherzustreifen und zusammen zu ruhen [8].

Die Abhängigkeit von Flechten, die zwischen 10 bis 15 Jahre brauchen können, um sich zu regenerieren, ist vermutlich auch der Grund, dass die Affen ein Wanderleben führen [2] . Ein Trupp legt rund 1.500 m täglich zurück und die Reviere umfassen bis zu 25 Quadratkilometer [8]. Die Geburtenrate ist bei Schwarzen Stumpfnasen (Rhinopithecus bieti) niedrig; Wissenschaftler schätzen, dass ein Weibchen etwa einmal alle drei Jahre gebiert [2].

Französische Wissenschaftler berichteten erstmals in den 1890er Jahren von der Existenz der Schwarzen Stumpfnasen (Rhinopithecus bieti). Jahrzehnte lang nach ihrer Entdeckung konnten Zoologen jedoch nicht feststellen, ob es sie überlebt haben, und so nahmen einige bereits an, dass die Art ausgestorben sei. Erst im Jahr 1962 konnte ihr Überleben bestätigt werden. Jüngste Untersuchungen ergaben, dass es noch 15 isolierte Teilpopulationen in fünf Bezirken in der Provinz Yunnan und der autonomen Region Tibet gibt [5].

Bedrohungen

Die Schwarze Stumpfnase (Rhinopithecus bieti) leidet unter dem Verlust von Lebensraum und unter intensiver Jagd und Fallenstellen. Dabei sind sie oft nicht einmal selbst Ziel der Jagd, sondern verenden in Schlingen, die einheimische Jäger auslegen, um das begehrte Moschustier zu fangen [1].

Im Jahr 2006 bestanden die gesamten Populationen aus schätzungsweise weniger als 2.000 Affen, mit weniger als 1.000 geschlechtsreifen Individuen. Derzeit gibt es 15 Teilpopulationen, darunter an 3 Standorten, an denen die Affen bekanntermaßen seit 1994 verschwunden waren [1].

Die größeren Teilpopulationen scheinen einigermaßen in Sicherheit zu sein, jedoch sind die kleineren durch Inzucht und die Folgen von Wilderei in den nächsten 100 Jahren vom Aussterben bedroht. Seit 1999 ist ein Gesetz in Kraft, das den kommerziellen Holzeinschlag in der Region verbietet, und so hat sich der Lebensraumverlust verlangsamt, ist aber immer noch die größte Gefahr für das Überleben der Schwarzen Stumpfnase (Rhinopithecus bieti) [11]. Die Umwandlung von Waldflächen in Sommerweiden kostete den Affen zwischen 1958 und 1997 31% ihres Lebensraums [10]. Darüber hinaus sind Brandrodungen für die Landwirtschaft eine starke Bedrohung, vor allem in Tibet. Eine Subpopulation von ca. 50 Individuen wurde anscheinend durch Versprühen von Pestiziden (zur Bekämpfung von Waldschädlingen) ausgerottet [12].

Die Weltnaturschutzunion stuft Schwarze Stumpfnasen (Rhinopithecus bieti) als stark gefährdet (Endangered) ein, da weniger als 1.000 geschlechtsreife Individuen überlebt haben und die Populationen in den letzten 25 Jahren (2 Generationen) weit über 20% zurückgegangen sind [1].

Systematik


Literatur

[1] Bleisch, W. & Richardson, M. 2008. Rhinopithecus bieti. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 24 June 2010; [2] Institute of East Asian Studies, 2002; [3] Kirkpatrick et al., 2001; [4] Macdonald, 2001; [5] Ren et al., 1998; [6] Rowe, 1996; [7] Simon und Geroudet, 1970; [8] Small, 1997; [9] Wu und Xian, 1994; [10] Xiao et al., 2003; [11] Xiao et al., 2005; [12] Zhong et al., 1998