Bären- oder Weißbart-Stummelaffe
Der Weißbart-Stummelaffe (Colobus polykomos) ist ein Altweltprimat (Catarrhini) in der Unterfamile Colobinae. Sein Verbreitungsgebiet liegt in Westafrika und reicht vom südlichen Senegal über Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Liberia bis zum Sassandra-Fluss in der Elfenbeinküste (Kingdon 1997; Groves 2005).
Lebensraum
Weißbart-Stummelaffen bevorzugen Regen- und Galeriewälder als Lebensraum. In degradierten Habitaten findet man sie nur selten, manchmal aber in sekundären Wäldern. Die alten Sekundärwälder (60% des Lebensraums der Weißbart-Stummelaffen) werden von Hülsenfrüchtlern (Leguminosae) dominiert.
Aussehen
Die Männchen der Weißbart-Stummelaffen sind mit rund 9,9 Kilogramm schwerer als die Weibchen, die durchschnittlich 8,3 Kilogramm wiegen. Die Kopf-Rumpf Länge wird von Rowe (1996) für Männchen mit ca. 64 Zentimetern angegeben, für Weibchen mit ca. 60 Zentimetern. Der Schwanz hat eine Länge zwischen 52 Zentimeter und 100 Zentimeter. Weißbart-Stummelaffen (Colobus polykomos) haben wie meisten Mitglieder der Gattung Colobus auffällige, weiße Stellen, während der Rest des Körpers schwarz ist. Durch ihre grauen Brusthaare und den hellen Bart unterscheiden sie sich jedoch von den anderen Arten. Darüber hinaus ist der Schwanz komplett weiß und hat kein Büschel an der Spitze [1][3].
Weißbart-Stummelaffen (Colobus polykomos) haben einen schlanken Körperbau, einen langen Schwanz und große Schwielen am Hinterteil. Der Daumen ist zu einem kleinen Stummel reduziert, die Schnauze steht etwas hervor und die Augen haben eine ovale Form mit einem schmalen Überaugenwulst. Die Nasenlöcher sind durch eine Nasenhaut verlängert und können fast bis zum Mund reichen [3].
Ernährung
Weißbart-Stummelaffen haben einen komplexen Magen mit mehreren Kammern. Die Bakterien, die darin leben helfen ihnen, die faserige Nahrung zu verdauen und Gifte unschädlich zu machen. Obwohl der Weißbart-Stummelaffe im Allgemeinen seine Nahrung in den Baumwipfeln sucht, steigt er bei der Suche manchmal auch auf den Boden herab. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Blättern, doch abhängig von der Jahreszeit können auch Früchte und Blüten an Bedeutung gewinnen. Die Gruppen legen bei der täglichen Nahrungssuche nicht mehr als insgesamt 500 Meter zurück [3].
Fortpflanzung
Das Paarungssystem der Weißbart-Stummelaffen wurde als polygyn beschrieben, wo sich nur das dominante Männchen mit mehreren Weibchen der Gruppe paart, aber auch Polyandrie soll vorkommen, wo sich auch die Weibchen mit mehreren Männchen paaren. Es gibt widersprüchliche Aussagen hinsichtlich Saisonalität der Fortpflanzung. In einigen Gruppen gebären die Weibchen das ganze Jahr über, in anderen Gruppen fallen die Geburten mit der Trockenzeit (Dezember bis Mai ) zusammen, vermutlich wegen der größeren Verfügbarkeit von Früchten und Kulturpflanzen des Menschen.
Die Tragzeit dauert im Durchschnitt 175 Tage. Die Weibchen bekommen im Durchschnitt alle 20 Monate ein Junges. Die Nachkommen erreichen mit etwa 2 Jahren die Geschlechtsreife. Wie bei allen Primaten sind vor allem die Weibchen für die Aufzucht der Jungen verantwortlich. Sie nähren die Kleinen, pflegen und schützen sie. Welche Rolle der Vater bei der elterlichen Fürsorge spielt, wurde noch nicht untersucht [3].
Gruppenleben
Weißbart-Stummelaffen (Colobus polykomos) leben typischerweise in kleinen sozialen Gruppen, die aus 3 bis 4 erwachsenen Weibchen und 1 bis 3 erwachsenen Männchen bestehen. Die Weibchen haben untereinander eine enge Beziehung und pflegen sich gegenseitig das Fell (Grooming). Die Männchen interagieren kaum miteinander und zeigen eine klare Dominanzhierarchie. Die Reviere der Weißbart-Stummelaffen sind durchschnittlich 22 Hektar groß und überlappen einander stark.
Bei den seltenen Begegnungen zwischen fremden Gruppen zeigen die erwachsenen Männchen große Aggression. Eine dieser Aggressionen sind laute Rufe, die möglicherweise dazu dienen, den Fremden die eigene Stärke und Kraft mitzuteilen. Diese Rufe kann man auch in anderen Situationen hören, beispielsweise wenn ein Raubtier die Gruppe bedroht. Im allgemeinen wird jedoch angenommen, dass der Hauptzweck dieser Vokalisationen die Aufrechterhaltung der räumlichen Distanz zwischen zwei Gruppen oder zwischen männlichen Mitglieder innerhalb einer Gruppe ist.
Gefahren
In Gefangenschaft können Weißbart-Stummelaffen bis zu 23 ½ Jahre alt werden. Die Lebenserwartung in der Wildnis ist nicht bekannt, liegt aber wohl deutlich darunter. Wenn man die Körpergröße der Weißbart-Stummelaffen betrachtet, so ist es wahrscheinlich, dass sie Raubvögeln und Leoparden zum Opfer fallen können, auch große Schlangen können insbesondere Jungaffen sicherlich gefährlich werden.
Weißbart-Stummelaffen (Colobus polykomos) werden von Weltnaturschutzunion IUCN wegen des Verlusts ihres Lebensraumes und wegen der Jagd (Fleisch und Fell) als gefährdet (vulnerable) eingestuft [2].