Mantelaffe, Guereza
Der Mantelaffe oder Guereza (Colobus guereza) ist in verschiedenen Regionen des äquatorialen Afrika verbreitet.
Lebensraum
Man findet diese Affen in tiefer gelegenen, tropischen Regenwäldern bis zu den Bergwäldern des Oberlaufs des Donga und seiner Nebenflüsse in Nigeria und Kamerun. Ebenso wohl fühlt sich der Mantelaffe in von Akazienbäumen dominierten Galeriewäldern und in Landschaften mit immergrünem Dickicht.
Mantelaffen können in trockenen oder feuchten Wäldern sowohl im Flachland als auch in Höhen bis zu 3.000 m überleben. Wenn sich ihr Gebiet nicht mit dem einer anderen Gruppe überschneidet, bevorzugen sie die unteren Schichten des Waldes. Stehen die Bäume nicht dicht genug zusammen, kommen sich auch auf den Boden herab um ihre Nahrung zu suchen.
Aussehen
Der Mantelaffe oder Guereza (Colobus guereza) ist der größte und spektakulärste unter den afrikanischen Schlank- und Stummelaffen (Colobinae). Es sind recht robuste Affen mit leichtem sexuellen Dimorphismus; die Männchen wiegen durchschnittlich nur etwa 1,19 mal mehr als Weibchen.
Mantelaffen sind relativ schwer gebaute Primaten mit einem langen Schwanz. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 45 bis 72 cm und der Schwanz misst zwischen 52 bis 100 cm. Guerezas haben nur vier Finger an jeder Hand, der Daumen fehlt oder ist durch einen kleinen Stummel ersetzt, der manchmal einen Nagel trägt. Der Verlust des Daumens während ihrer Evolution ist möglicherweise eine Anpassung für schnelle Bewegungen durch die Bäume.
Die Fellfärbung ist deutlich schwarz und weiß. Das Gesicht nackte Gesicht ist grau und von weißen Haaren umgeben. Ein U-förmiger, weißer Mantel von unterschiedlicher Länge hängt von den Körperseiten herab. Die Außenseite der Oberschenkel ist variabel weißlich, der Schwanz ist von der Spitze zur Basis entweder weiß oder gelbliche und hat einen einen großen, weißen Büschel am Ende. Der Nachwuchs der Mantelaffen kommt mit einem schneeweißen Fell zur Welt, das erst nach den ersten Lebenswochen die Färbung und Musterung der erwachsenen Affen annimmt.
Ein interessanter Aspekt bei kenianischen Mantelaffen, die in großen Höhen leben, ist ein aus unbekannten Gründen relativ häufig auftretender Albinismus .
Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1835 durch Eduard Rüppell (1794-1884) wurden Mantelaffen umfassend studiert. So fand man z.B. heraus, dass sie im Falle von Revierüberschneidungen mit Roten Stummelaffen viel weniger Baumarten aufsuchen - in der Regel weniger als die Hälfte der üblichen Anzahl - und nicht nur Blätter fressen, sondern aus mehreren Pflanzenteilen auswählen.
Ernährung
Die Fähigkeit der Mantelaffen, auch mit wenig abwechslungsreicher Nahrung zu überleben, ermöglicht es ihnen, Wälder und Gebüsche mit nur dürftigen oder spezialisierten Pflanzen zu besetzen. Ihre Mägen und die hoch effiziente Extraktion von Nährstoffen aus der Nahrung ermöglichen es ihnen, auch von weniger nahrhaften Pflanzenteilen zu leben als andere Affen, denen bakterielle Fermentation fehlt.
Die Nahrung der Mantelaffen besteht vorwiegend aus Blättern - oft nur von wenigen Baumarten. Die meiste Zeit des Jahres fressen sie weitgehend ältere Blätter. Unreife Früchte und junge Blätter sind nur in bestimmten Jahreszeiten wichtig. Der Magen des Mantelaffen (Colobus guereza) ist komplex. Es ist durch eine Trennwand in 2 Teilbereiche unterteilt. Der obere Bereich enthält ein neutrales Medium, das für die Vergärung von Blättern durch anaerobe Bakterien erforderlich ist. Die großen Speicheldrüsen der Mantelaffen produzieren eine Sperrflüssigkeit zwischen den beiden Regionen des Magens.
Gruppenleben
Mantelaffen leben meist in sehr kleinen Gruppen, die aus einem erwachsenen Männchen, aus einem oder zwei Weibchen und deren Nachkommen bestehen. Sie haben extrem kleine Reviere, die sie mit lauten Rufen abgrenzen und legen nur kurze Distanzen während eines Tages zurück. In manchen Jahreszeiten sitzen sie praktisch den ganzen Tag in einem einzigen Baum und fressen Blätter.
Gefahren
Natürliche Feinde der Mantelaffen sind Falken, Adler, Leoparden und manchmal Schimpansen. Wenn in ihrem Lebensraum relativ wenige Fressfeinde vorkommen, können sie auch in der Wildnis ein hohes Alter von ca. 20 Jahren erreichen. In Gefangenschaft liegt ihre Lebenserwartung bei ca. 29 Jahre.
In den letzten 100 Jahren wurde ein deutlicher Rückgang der Mantelaffenpopulationenen verzeichnet. Guerezas sind in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) gelistet. Wegen der Jagd auf Mantelaffen und der Abholzung ihres Lebensraums sind die Populationen in vielen Gegenden rückläufig. Dennoch wurde seit 1934 immer wieder berichtet, dass Mantelaffen in geeigneten und geschützten Lebensräume "keine Seltenheit" sind. Zum Beispiel trifft man diese Primaten noch sehr häufig in den meisten Teilen des Flachlands von Kamerun entlang der nigerianischen Grenze an, ebenso in ostafrikanischen Reservaten und Naturparks. Obwohl der Mantelaffe (Colobus guereza) offensichtlich noch vorhanden ist, besteht für die östlichen Populationen dennoch eine gewisse Gefahr des Aussterbens, vor allem durch den uneingeschränkten Handel mit Tierhäuten.