Angola-Stummelaffe



Steckbrief

Verbreitung

Der Angola-Stummelaffe (Colobus angolensis) ist ein Primate aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarrhini). Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Ost-Nigeria über Zentralafrika bis nach Nord-Tansania.

Lebensraum

Angola-Stummelaffen leben in unterschiedlichen Lebensräumen, darunter Galerie- und Bergwälder, Flachland- und Bambuswälder. Außerdem können sie gut in Savannen und feuchten Sumpflandschaften überleben. Angola-Stummelaffen trifft man in Höhen bis 3.000 Meter ü. M. an [1].

Aussehen

Angola-Stummelaffen sind mittelgroße, baumlebende Primaten mit einem schlanken Körper und einem sehr langen Schwanz.

Wie alle Affen der Gattung Colobus haben sie einen reduzierten Daumen, große Gesäßschwielen und lange, seidige Haare. Das Fell ist im großen und ganzen schwarz, mit Ausnahme eines weißen Stirnbandes, weißen Wangen und einem weißen Hals. Ebenfalls weiß sind die von den Schultern fallenden Haare (Epauletten) und die untere Hälfte des Schwanzes. Dieser ist bei Weibchen rund 70 Zentimeter lang und bei Mänchen rund 83 Zentimeter. Die durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge wird für Weibchen mit 53 Zentimetern angegeben und für Männchen mit 59 Zentimetern. Weibchen erreichen ein Gewicht von rund 7,4 Kilogramm, Männchen sind mit 9,7 Kilogramm deutlich schwerer. Der Nachwuchs ist bei der Geburt komplett weiß und beginnt im Alter von etwa 3 Monaten die Färbung der Eltern anzunehmen [1].

Ernährung

Angola-Stummelaffen haben einen aus mehreren Kammern bestehenden Magen, in dem Bakterien leben und dabei helfen, die faserige Nahrung zu verdauen und Gifte unschädlich zu machen. Angola-Stummelaffen sind in erster Linie Blätterfresser, obwohl sie auch Rinde, Blüten, Knospen, Triebe, Früchte, einige Wasserpflanzen und Insekten fressen. Außerdem wird beobachtet, dass sie die Erde von Termitenhügeln verzehren, wohl um den Mineralhaushalt des Körpers in Schuß zu halten. In vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes fressen sie bevorzugt die jungen Blätter von Zürgelbäumen (Celtis). Angola-Stummelaffen können bis zu zwei oder drei Kilogramm Blätter am Tag fressen, was sie am liebsten in den Morgen- und Abendstunden tun [1][3].

Fortpflanzung

Das Fortpflanzungssystem bei Angola-Stummelaffen (Colobus angolensis)  ist polygyn geprägt. Das dominante Männchen kontrolliert den Zugang zu den fortpflanzungsfähigen Weibchen der Gruppe. Allerdings wird das dominante Männchen regelmäßig von jüngeren verdrängt, sei es aus der eigenen Gruppe oder aus einer fremden Gruppe. Alle Weibchen der Gruppe paaren sich bevorzugt mit dem momentan dominanten Männchen.

Die meisten sozialen Gruppen der Angola-Stummelaffen (Colobus angolensis) bestehen aus einem erwachsenen Männchen und 2 bis 6 Weibchen sowie deren Nachwuchs. In größeren Gruppen gibt es für gewöhnlich mehr als nur ein Männchen. Mit dem "Präsentieren" (Zeigen des Hinterteils) signalisieren die Weibchen ihre Bereitschaft zur Kopuloation [3][5].

Nach einer Tragzeit von 147 bis 178 Tagen kommt in der Regel ein einzelnes Junges zur Welt, Zwillingsgeburten sind selten. Der Nachwuchs der Angola-Stummelaffen (Colobus angolensis) kommt mit einem komplett weißen Fell zur Welt, das nach etwa 3 Monaten die Farbe wechselt und die Kleinen allmählich das Aussehen der Erwachsenen annehmen. Die Kleinen werden nicht vor dem 15. Lebensmonat entwöhnt und nicht nur von der Mutter, sondern auch von anderen Mitgliedern der sozialen Gruppe betreut. Männchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von rund 4 Jahren, Weibchen sind mit 2 Jahren sehr viel früher geschlechtsreif [3][5][7][8].


Brillenlangur (Trachypithecus obscurus)
Angola-Stummelaffe im San Diego Zoo

Verhalten

Angola-Stummelaffen sind tagaktive Baumbewohner. Sie kommen gelegentlich auf den Boden, um in der Nähe von Bächen nach krautiger Vegetation zu suchen, aber in der Regel bleiben sie hoch oben in den Baumkronen. Unter allen afrikanischen Primaten verbringen sie die meiste Zeit in den Bäumen. Die Trupps der Angola-Stummelaffen bestehen aus bis zu 25 Individuen, obwohl auch schon Zusammenkünfte von mehr als 300 Affen beobachtet wurden. Sie leben in der Regel in relativ kleinen sozialen Gruppen mit einem erwachsenen Männchen und zwei bis sechs Weibchen mit Nachwuchs. Wenn ein Trupp von einem Raubtier bedroht wird, macht das Männchen Sprünge und brüllt, bis der Rest der Truppe geflüchtet ist [1][4]. Die relativ kleinen Kernreviere der Gruppen werden gegen andere Gruppen energisch verteidigt. Dabei könnten die morgendlichen Brüll-Wettbewerbe helfen, mit denen die dominanten Männchen versuchen, andere Gruppen auf Abstand zu halten [5].

Gefahren

Angola-Stummelaffen haben in der Wildnis eine Lebenserwartung von 20 Jahren, in Gefangenschaft werden sie bis zu 30 Jahre alt. Zu den natürlichen Fressfeinden gehören Raubtiere wie große Katzen und Adler. Allerdings entkommen sie ihren Feinden oft durch schnelle Manöver durch das Geäst, auch können sich einzelne Angola-Stummelaffen zusammenschließen und eine Verteidigungsfront bilden [6][8].

In Teilen seines Verbreitungsgebietes ist der Angola-Stummelaffe vom Verlust seines Lebensraumes durch Abholzung und Umwandlung in landwirschaftliche Flächen bedroht. Isolierte Populationen sind dadurch besonders gefährdet. Angola-Stummelaffen werden vor allem im Kongobecken wegen ihres Fleisches gejagt. In großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets sind Angola-Stummelaffen recht zahlreich, so dass die Weltnaturschutzunion IUCN sie als nicht gefährdet einstuft. Allerdings leiden die Populationen unter der Lebensraumzerstörung und der Jagd nach Wildfleisch und Fellen, vor allem in dicht besiedelten Gebieten. In einigen Regionen, wie dem Kakamega-Wald in Kenia, sind die Populationen stark rückläufig [2].

Systematik


Literatur

[1] Rowe, N. 1996; [2] Kingdon, J., Struhsaker, T., Oates, J.F., Hart, J., Butynski, T.M., De Jong, Y. & Groves, C.P. 2008. Colobus angolensis. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 13 October 2011; [3] Estes, R. 1991; [4] Fimble, C. 2001; [5] Nowak, R. 1999; [6] Sanders, W., et al. 2000; [7] Grzimek, 1988; [8] Grzimek, 1990