Ewer
Ein Ewer (vermutlich von niederländisch envarer = ‚Einfahrer‘, was auf eine ursprüngliche Ein-Mann-Besatzung hindeutet) ist ein kleinerer, aus Friesland stammender Segelschiffstyp mit Flachkiel und einem oder zwei Masten. Einmastige Ewer werden als Giekewer bezeichnet, zweimastige heißen Besanewer. Bei zweimastigen Ewern ist der achtern stehende Besanmast deutlich kürzer als der vor ihm stehende Großmast. Er ist also ein Anderthalbmaster. Ewer sind gaffelgetakelt. Vor dem Großmast fahren die Ewer üblicherweise Klüver und Fock. Typisches Merkmal sind das flache Unterwasserschiff und häufig Seitenschwerter, mit denen bei Am-Wind- und Halbwindkurs die Abdrift verringert wird.
Geschichte, Verbreitung und Verwendung
Ein Schiffstyp mit der Bezeichnung Ewer ist seit dem Mittelalter bekannt; eine erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1252. Ab etwa 1800 fanden sie vor allem im Gebiet der Unterelbe und Unterweser Verbreitung und waren im 19. Jahrhundert der am häufigsten eingesetzte Schiffstyp in Deutschland. Sie wurden besonders als Frachtschiffe in der Küsten- und Flussschifffahrt genutzt, teilweise auch als Fischereifahrzeuge. Daher wurden auch folgende teilweise regionale Bezeichnungen verwendet, dabei beschreibt der niederdeutsche Begriff Dreuchewer den Trockenewer, der außer dem Ewer der Fischerei alle Ewertypen umfasst:
- Fischerewer (1740 gab es in Blankenese 60 Fischewer, 1787 waren es 140)
- Bugsierewer
- Fährewer
- Kartoffelewer
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Ewer häufig zusätzlich mit Motoren ausgerüstet.
Siehe auch
- Milch-Ewer, flachbödige Segelschiffe, mit denen vom 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts Milchprodukte aus der ländlichen Umgebung über Elbe und Alster in die Städte Hamburg und Altona transportiert wurden
- Ewerführer, Schiffsführer im Hamburger Hafen
- Plattbodenschiff, Oberbegriff