Fühler (Biologie)
Als Fühler oder Antennen bezeichnet man in der Zoologie das am Kopf der meisten Gliederfüßer auftretende, gegliederte Extremitätenpaar, das mit Sinneszellen (Tastsinn, Geruchssinn) ausgestattet ist.
Mit Ausnahme der Kieferklauenträger (Chelicerata) besitzen alle Unterstämme der Gliederfüßer Antennen: die Tracheentiere (mit den Insekten), die Krebstiere und auch die ausgestorbenen Trilobiten. Krebs- und Tracheentiere wurden deshalb früher als „Antennata“ zusammengefasst.
Von den Insekten besitzen nur die Beintastler (Protura) keine Antennen. Ihre Funktion wird hier von den Vorderbeinen übernommen, weswegen die Proturen funktionell als tetrapod zu betrachten sind.
Auch die Kopftentakel der Schnecken werden als Fühler bezeichnet.
Die beiden Typen von Fühlern (Antennen) bei Insekten
Gliederantennen
Gliederantennen kommen bei Springschwänzen (Collembola) und Doppelschwänzen (Diplura) vor. Sie enthalten, mit Ausnahme des Endgliedes, in allen anderen Gliedern Muskeln, wodurch jedes Glied einzeln bewegt werden kann.
Geißelantennen
Geißelantennen kommen bei allen ectognathen Insekten vor. Sie setzt sich zusammen aus:
- Scapus (Basalglied),
- Pedicellus (2. Segment),
- und einer mehr oder weniger wechselnden Anzahl von Antennengliedern (Flagellomere).
Im Scapus entspringen Muskeln, die ihn mit dem Pedicellus verbinden. Alle anderen Glieder sind frei von Muskeln.
Bei vielen Gruppen können die Antennen bei Männchen und Weibchen unterschiedlich ausgebildet sein (Sexualdimorphismus). Oft hängt dies damit zusammen, dass Weibchen vieler Arten Sexuallockstoffe (Pheromone) aussondern, die von den Männchen für eine erfolgreiche Partnerfindung über große Strecken wahrgenommen werden müssen.
In Anpassung daran ist dann die Oberfläche der männlichen Antennen stark vergrößert, so dass darauf mehr Riechsinneszellen untergebracht werden können. Beispiele hierfür sind Diprioniden (Buschhornblattwespen) oder viele Schmetterlings-Gruppen.
Fühlerformen
Fühler können in sehr unterschiedlicher Ausprägung vorkommen, und zwar:
- borstenförmig (setiform): zum Beispiel bei: Schaben
- fadenförmig (filiform): zum Beispiel bei Laufkäfern
- perlschnurartig: zum Beispiel bei Blattkäfern
- gesägt (serrat): zum Beispiel bei Schnellkäfern
- gekämmt (kammförmig): zum Beispiel bei den Männchen mancher Schnellkäfer
- gefiedert: zum Beispiel bei den Männchen der Mücken
- keulenförmig (clavat): zum Beispiel bei Borkenkäfern
- gekniet: zum Beispiel bei Rüsselkäfern
- lamellenförmig („Blätterkeule“): zum Beispiel bei Blatthornkäfern
- pfriemförmig: zum Beispiel bei: Zikaden
- als Fühler höherer Dipteren: zum Beispiel bei Hausfliegen
Antennen der Krebstiere
Bei Krebstieren besitzen das zweite und dritte Tagma des Kopfes jeweils ein Paar Extremitäten, die als Antennen bezeichnet werden. Die am zweiten Tagma befindlichen Antennen werden auch als "1. Antennen" oder "Antennule" oder "Antennula" bezeichnet.[1] Sie sind nicht als Spaltbein aufgebaut. In der Regel besteht dieses erste Paar aus zwei, selten drei, Geißeln bzw. Flagella, die auf drei Segementen, dem "Antennular Peduncle" sitzen. Die Geißeln sind meist gleicher Morphologie, können sich aber auch erheblich unterscheiden. Das zweite Paar der Antennen, oder "2. Antennen" bzw. "Antenna", ist das meist auffälligere Antennenpaar, das bei einigen Arten die Körperlänge übertreffen kann. Diese Paar ist meist als Spaltbein aufgebaut, wobei der Endopodit die Geißel bildet und der Exopodit als längliche oder blattförmige Schuppe vorliegt. Bei Zehnfußkrebsen wird der Exopodit auch als Scaphocerit bezeichnet.[2] Die zweiten Antennen sitzen auf fünf Segementen, dem "Antennal Peduncle". Auffällige Antenna besitzen etwa die Langusten, deren Antennal Peduncle erheblich vergrößert ist, oder die Bärenkrebse deren Geißel der Antenna zu einer Art Schaufel umgebildet ist (vgl. Galerie).[3]
Galerie
Gliederantennen eines Springschwanzes (Collembola)
Die gefiederten Fühler einer Büschelmücke (Chaoboridae).
Fühler des C-Falters.
Antennen einer Schabe.
Stark vergrößerte Antennal Peduncle bei Langusten
Rötliche Antennula und schaufelförmige Antenna bei Bärenkrebsen
Siehe auch
- Pheromone, Systematik der Gliederfüßer, Elektroantennogramm
Einzelnachweise
- ↑ Joel Martin: Antennule. In: Crustacea Glossary. Natural History Museum Los Angeles County, abgerufen am 17. August 2012.
- ↑ Joel Martin: Scaphocerite. In: Crustacea Glossary. Natural History Museum Los Angeles County, abgerufen am 17. August 2012.
- ↑ Antenna. In: Marine Species Identification Portal - Marine Lobsters of the World - Glossary. Abgerufen am 17. August 2012.