Gewöhnliche Robinie
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Gewöhnliche Robinie | ||||||||||||
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Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Robinia pseudoacacia | ||||||||||||
L. |
Die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), auch verkürzt Robinie, Falsche Akazie, Scheinakazie, Gemeiner Schotendorn[1] oder Silberregen genannt, ist ein sommergrüner Laubbaum. Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurde er überall in Europa in Parks und Gärten gepflanzt und kommt mittlerweile auch wild vor.
Taxonomie
Die Gewöhnliche Robinie ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) in der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).
Mit den zur Unterfamilie der Mimosengewächse (Mimosoideae) gehörenden Akazien (Acacia) ist die Robinie, obwohl sie auch als Falsche Akazie bezeichnet wird, nicht besonders nahe verwandt, auch wenn sie äußerlich mit diesen die gefiederten Blätter sowie die Dornen gemeinsam hat. Neben Robinia neomexicana und Robinia viscosa ist sie die einzige Baumart in der Gattung der Robinien (Robinia), die ansonsten nur aus Sträuchern besteht.
Inwieweit verschiedene Formen der Robinie auf Kreuzungen mit anderen Robinienarten oder Mutationen zurückgehen, ist nicht immer sicher. Bekannt ist Robinia pseudoacacia var. rectissima, welche 1936 in Long Island gefunden wurde. Markant für diese Varietät, deren Status allerdings umstritten ist, ist ein kerzengerader Schaft, der auch im Freistand ausgebildet wird. Diese Form hat ihr die Bezeichnung "Schiffsmast-Robinie" eingebracht. Nachkommen dieser Bäume sind in der Forstpflanzenzüchtung begehrt.
Namensherkunft
Carl von Linné, der die Gattung der Robinien (Robinia) erstmals wissenschaftlich veröffentlichte, benannte diese nach Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XIII.
Das wissenschaftliche Artepitheton pseudoacacia weist auf die (irreführende) Ähnlichkeit mit den Akazien hin. Die gelegentliche Verwendung des Trivialnamens Silberregen ist auf die traubenförmigen weißen Blütenstände des Baums zurückzuführen.
Beschreibung
Erscheinungsbild (Habitus)
Die Gewöhnliche Robinie ist ein sommergrüner Baum mit rundlicher oder locker schirmartiger Krone, der im Freistand Wuchshöhen von 12 bis 20 m und im geschlossenen Bestand Wuchshöhen von 20 bis 30 m erreichen kann. Die Borke des Stamms ist graubraun bis dunkelbraun, tief gefurcht und häufig netzig-längsrissig. Die Äste stehen gedreht an einem kurzen Stamm, der zur Ausbildung einer Doppelkrone neigt. Der Baum ist weitgehend winterfrosthart.
Die Gewöhnliche Robinie begrünt sich erst sehr spät im Frühjahr. Die wechselständigen und unpaarig gefiederten Laubblätter besitzen eine Länge von 15 bis 30 Zentimetern. Sie bestehen aus jeweils neun bis neunzehn eiförmigen Einzelblättchen, die sich durch kleine Gelenke bei großer Hitze senkrecht nach unten klappen können.
Während der Blütenstandsbereich und die Krone meist ohne Dornen sind, sind besonders an den Schößlingen die Nebenblätter zu bis 3 cm langen, rotbraun gefärbten Dornen umgebildet.
Blütenstände und Blüten
Die Blüten der Gewöhnlichen Robinie erscheinen in den Monaten Mai bis Juni. Jeweils 10 bis 25 der stark bergamotteartig duftenden Blüten sind zusammengefasst in zwischen 10 und 25 Zentimeter langen, hängenden traubigen Blütenständen an den jungen Zweigen. Die Schmetterlingsblüten bieten reichlich Nektar und werden daher von vielen Insekten aufgesucht. Nektar und Staubbeutel werden gleichzeitig reif. Setzt sich ein Insekt auf die Blüte, tritt zuerst die Narbe heraus, die eventuell mitgebrachten Pollen vom Bauch abbürstet.
Früchte und Samen
Es werden seitlich stark abgeflachte Hülsen gebildet. Sie sind rotbraun, kurz gestielt, etwa fünf bis zehn Zentimeter lang und einen Zentimeter breit. Ihre Hülle ist pergament-lederig. In den Einbuchtungen der Hülsen liegen etwa vier bis zwölf Samen. Diese Samen, die im September ausgereift sind, sind sechs bis sieben Millimeter lang, braun, glatt und sehr hartschalig. Die sie umgebende Hülse reißt allmählich während des Winters entlang der Rücken- sowie der Bauchnaht auf. Da die Früchte mitunter bis in das nächste Frühjahr am Baum hängen bleiben, zählt die Gewöhnliche Robinie zu den sogenannten Winterstehern.
Ausbreitungsstrategie
Die Gewöhnliche Robinie verbreitet ihre Samen durch den Wind (sogenannte Anemochorie). Die Ausbreitungsdistanz, die die Samen der Pflanze auf diese Weise überwinden können, ist wegen ihres hohen Gewichts verhältnismäßig gering. Nur selten werden die Samen über eine weitere Strecke als 100 Meter verbreitet.
Diesen Nachteil kompensiert die Robinie über zwei Mechanismen. Die Baumart blüht und fruchtet bereits im sechsten Lebensjahr und ihre Samen sind sehr lange keimfähig. Die Dauer der Keimfähigkeit wird auf bis zu 30 Jahre geschätzt. Zur Keimung benötigen die Pflanzen jedoch sehr viel Sonnenlicht. Diese Eigenschaften bedingen die Pionierfähigkeit der Robinie. Ausgehend von bereits bestehenden Samenbäumen ist die Robinie sehr schnell in der Lage, neue offene Standorte zu bewachsen; die Art neigt sehr stark zum Verwildern.
Die Robinie ist außerdem im Stande, sich durch Wurzelausläufer vegetativ zu vermehren. Diese auch als „klonales Wachstum“ bezeichnete Verbreitung wird begünstigt, wenn es zu Standortstörungen wie etwa Bränden oder Rodungen kommt. Die Gewöhnliche Robinie reagiert darauf mit einer verstärkten Ausbildung von Wurzelsprossen, die letztlich zu einer Verdichtung bereits bestehender Bestände führt; andere Arten werden dadurch verdrängt.
Verbreitung
Natürliches Vorkommen
Die Gewöhnliche Robinie ist ein Baum, der ursprünglich im atlantischen Nordamerika beheimatet ist und im Gebiet der Appalachen sowie der US-Bundesstaaten Pennsylvania, Missouri, North Carolina, South Carolina, Georgia, Indiana und Oklahoma verbreitet war. Sie wächst dort als Pionierpflanze in Laubmischwäldern auf mäßig nährstoffreichen Sand- und Lehmböden in Höhenlagen von bis zu 1600 Metern. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet zeichnet sich durch ein humides Klima mit jährlichen Niederschlägen zwischen 1020 und 1830 Millimetern aus.
Wie die von Kowarik zitierten Untersuchungen zeigen, ist die Gewöhnliche Robinie in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet ein Baum, der die Waldregeneration nach „katastrophalen“ Störungen wie Waldbränden oder Kahlschlägen einleitet. Das neu besiedelte Gebiet wird für etwa 20 bis 30 Jahre von dieser Baumart dominiert, die dann von anderen Baumarten wie dem Tulpenbaum verdrängt wird. Die Baumarten, die in der Lage sind, die Gewöhnliche Robinie an ihrem Standort zu verdrängen, zeichnen sich gewöhnlich dadurch aus, dass sie höher wachsen als die Robinie und sehr stark Schatten spenden. In Waldbeständen der Appalachen, die sich seit längerer Zeit ungestört entwickeln konnten, beträgt der Anteil der Robinie weniger als vier Prozent.
Heutiges Verbreitungsgebiet
Die anspruchslose Robinie wurde durch den Menschen in zahlreichen Gebieten verbreitet, die nicht zu ihrem ursprünglichen Verbreitungsraum gehören. Sie ist damit eine sogenannte hemerochore Pflanze und zählt aufgrund ihrer Einführung nach 1492 in Europa zu den Neophyten. Sie ist heute in Europa, Nordafrika, West- und Ostasien zu finden. Auch in Nordamerika hat sie ausgehend von Anpflanzungen ihr Verbreitungsgebiet sowohl räumlich als auch standortlich erheblich erweitert. Sowohl in Europa als auch in den neu besiedelten nordamerikanischen Verbreitungsgebieten wächst sie auf Standorten, die wesentlich trockener sind als die in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet.
Einführungsgeschichte in Europa
Nach Europa wurde sie im frühen 17. Jahrhundert durch Jean Robin von Virginia nach Paris eingeführt, wo im Jardin des Plantes und vor der Nordfassade der Kirche St. Julien-le-Pauvre unweit der Notre-Dame zwei von Robin gepflanzte Exemplare als älteste Bäume der Stadt angesehen werden.
Aufgrund ihrer attraktiven Blütenstände und ihrer gefiederten Blätter wurde die gewöhnliche Robinie zuerst als exotisches Ziergehölz in Parks angepflanzt. 1640 gelangte sie nach England, und erste Nachweise für einen Anbau in Deutschland liegen für das Jahr 1670 vor, wo man sie im Berliner Lustgarten anpflanzte. 1726 kannte man sie in Italien.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts begann man, in dieser Holzart eine für die sich entwickelnde geregelte Forstwirtschaft interessante Art auf armen Standorten zu sehen. Es bestand regional Hoffnung, der zuvor durch jahrhundertelange ungeregelte – in Waldvernichtung resultierender – Übernutzung entstandenen Holznot durch den Anbau der Robinie kurzfristig begegnen zu können. Mehr dazu in der Geschichte des Waldes in Mitteleuropa. Zwei Eigenschaften begünstigten ihre rasche Verbreitung: Die Robinie stellt nur geringe Anforderungen an den Boden und ist damit eine geeignete Baumart für die Wiederaufforstung von durch Übernutzung zerstörten Wäldern, und sie ist eine Pflanze, die eine weitere Bodenerosion verhindert. Sie wird deshalb für Aufpflanzungen in Sandgebieten bis heute genutzt.
Typische Standorte in Europa
Die Gewöhnliche Robinie wird heute auf einem breiten Standortspektrum gezielt angebaut. Zu einer stärkeren natürlichen Verbreitung kommt es dabei vor allem in den Gebieten, die klimatisch besonders begünstigt sind, da der Baum zur Samenausbildung auf hohe Wärmesummen in der Vegetationsperiode angewiesen ist. In diesen Gebieten breitet sie sich, ausgehend von Anpflanzungen, entlang von Waldrändern und Verkehrswegen auf Brachflächen sowie urbanindustriellen Standorten aus. Dabei dringt sie auch in Standorte wie Sandtrocken- und Kalkmagerrasen ein und verdrängt die dort wachsenden Arten.
Die Gewöhnliche Robinie hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg außerdem auf Trümmerschuttflächen stark verbreitet. Die Zerstörungen und die anschließende mangelnde Pflege vieler Grundstücke führten dazu, dass in Städten wie etwa Leipzig, Berlin, Stuttgart und Köln großräumige Flächen entstanden, die mit Robinien bewachsen sind.
In einigen Gebieten Ungarns und der Slowakei ist die Robinie mittlerweile der wichtigste Forstbaum, wobei hier bevorzugt Zuchtformen angebaut werden, die geradstämmiger als die ursprüngliche Art sind. Auch in Südkorea wird die Gewöhnliche Robinie in sehr großem Maße angebaut.
Weltweit nahm die Anbaufläche zwischen 1958 und 1986 von 227.000 auf 3.264.000 Hektar zu und hat sich damit mehr als verzehnfacht. Die Robinie ist die nach Pappeln und Eukalyptus weltweit am häufigsten in Plantagen kultivierte Laubbaumart.
Forstwirtschaftlich ist die Robinie je nach anthropogen bedingter Immission auch deshalb interessant, weil sie als Leguminose in der Lage ist, Luftstickstoff (N2) mit Hilfe symbiotisch mit ihr lebender Knöllchenbakterien zu binden. Auf stickstoffarmen Standorten hat diese Baumart daher einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Arten, der unter anderem dazu führen kann, dass der Holzertrag der Robinie, verglichen mit Kiefern oder Eichen, höher ist.
Nutzung
Holznutzung
Die umfangreiche Verbreitung, welche die Robinie mittlerweile gefunden hat, ist auf die wirtschaftlich attraktiv mögliche Nutzung ihres Holzes zurückzuführen.
Das gegen Holzfäule widerstandsfähige Holz ist gleichzeitig biegsam, fest und äußerst hart (Härte nach Brinell 46N/mm²). Es wird im Schiff- und Möbelbau, als Grubenholz, als Schwellenholz, im traditionellen Bogenbau wie auch in der Landwirtschaft (z. B. Weinbau: Stickel) verwendet. Es gilt als widerstandsfähiger und dauerhafter als Eichenholz. Da es auch ohne chemische Konservierungsbehandlung bei einer Nutzung im Außenbereich lange stabil bleibt, ist es beispielsweise für den Bau von Geräten auf Kinderspielplätzen und Gartenmöbeln gut geeignet.
Darüber hinaus wird es oft im Rahmen der Schutzwaldsanierung zur vorübergehenden Verbauung genutzt. Hier werden oftmals Schneerechen und Dreibeinböcke aus diesem Holz gebaut.
Da der Einsatz von Robinienholz aufgrund dessen Eigenschaften eine Alternative zur Verwendung von Tropenhölzern darstellt, wird er derzeit forciert.
Bergbau
Das Holz der Robinie wurde im Bergbau zum Stützen der Stollen verwendet. Die für Grubenstempel vorgeschriebenen Maße erreicht die Robinie bereits in einem Alter von 20 Jahren, die Kiefer benötigt im Vergleich dazu 30 bis 40 Jahre. Jedoch spielte Robinienholz im Bergbau nie eine große Rolle. Selbst in der Heimat der Robinie, den USA, betrug der Verbrauch 1923 mit nur 6997 m³ weniger als ein Prozent des Gesamtverbrauches. Heute wird, zumindest in Deutschland, kein Robinienholz im industriellen Bergbau mehr verwendet.
Zur Eignung als Grubenholz wurden auch in Deutschland zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Bereits im Jahre 1900 berichtete die Bergwerksdirektion Saarbrücken über Erfahrungen mit Robinienholz, bei denen dieses noch nach zwei Jahren vollkommen gesund war, während Eichenholz in seinen äußeren Teilen bereits faulte.
Berichte aus Ungarn, dass eingebautes Robinienholz dermaßen unangenehm roch, dass die Arbeit in dessen Nähe nicht möglich war, beruhten vermutlich auf dem aus Glykosiden (siehe Giftigkeit) unter anderem freigesetzten Cumarin. Besonders frisches Wurzelholz der Robinie hat einen unangenehmen Geruch, den es lange Zeit beibehält.
Robinienholz kann eine gewisse „Warnfähigkeit“ aufweisen. Hierunter wird die Eigenschaft des Holzes verstanden, vor dem Bruch zu splittern und dabei vernehmbare Warngeräusche an die Umgebung abzugeben, welche eine rechtzeitige Reaktion der Bergleute ermöglicht. Diese Eigenschaft ist allerdings bei den langfaserig brechenden Nadelhölzern besser ausgeprägt. Dafür biegen sich Robinienbalken vor dem Bruch stark durch, wodurch ein zusätzliches visuelles Warnvermögen gegeben ist.
Als Nachteile für das Robinienholz wird dessen schwere Verarbeitung gesehen. Stempel aus Robinie sind schwerer als solche aus anderen Holzarten. Außerdem sind sie schwerer zu bearbeiten und zu nageln.[2]
Bienenweide
Die Gewöhnliche Robinie zählt als bedeutende Frühsommertrachtpflanze zu den sogenannten Bienenweiden. Robinienblüten liefern sehr reichhaltig Nektar mit einem Zuckeranteil zwischen 34 und 59 Prozent, eine einzelne Robinienblüte produziert in 24 Stunden Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,2 bis 2,3 mg. Durchschnittlich lassen sich je Baum und Blühsaison Honigerträge zwischen 0,66 und 1,44 kg erzielen.[3] Wegen ihres hohen Zuckerwerts werden Robinien gelegentlich von Imkern gezielt als Trachtpflanze angepflanzt. Der Honig, welcher unter der Bezeichnung „Akazienhonig“ verkauft wird, hat eine helle, schwach gelbliche Farbe, ist sehr flüssig und kandiert nur sehr langsam im Verlaufe mehrerer Jahre in Form eines Bodensatzes aus.[4] Die langsame Kandierung ist durch den hohen Anteil an Fructose bedingt, da Fructose im Honig im Gegensatz zur bei vielen anderen Honigsorten überwiegenden Glukose nur wenig zur Kristallisation neigt.[5]
Zu den Ländern, in denen sie neben der forstwirtschaftlichen Nutzung sehr intensiv als Imkerpflanze genutzt wird, zählen Frankreich und Ungarn. Auch in Brandenburg stellt die Robinie in guten Jahren bis zu 60 Prozent der Honigernte.
Verwendung als Zierpflanze
Nach wie vor finden Robinien als Zierpflanzen Verwendung. Aus diesem Grund sind mittlerweile eine Reihe von Zuchtsorten entstanden. Als Allee- und Stadtbaum wird die Gewöhnliche Robinie häufig verwendet. Sie verträgt das trockene Stadtklima sehr gut und ist unempfindlich gegen Rauch, Staub und Ruß.
Giftigkeit
Die Ganze Pflanze gilt als stark giftig, besonders aber die Rinde und die Früchte. Hauptwirkstoffe: In der Rinde ca 1-6 % Robin, Phasien, Syringin, 2-7 % Protocatechingerbstoff.
In den Blättern Indican, Asparagin, Kämpferol und Acacetin.
In den Samen Lectine.
Vergiftungserscheinungen. Immunbiologische Wirkungen: Robin und Phasin sind sehr giftig. Beide Substanzen sind wie andere Toxalbumine echte Antigene und wirken agglutinierend auf rote Blutkörperchen und Gewebe zerstörend; durch Erhitzen geht die Toxizität des Robins verloren. Auch eine natürliche Immunität gegen diese Antigene ist möglich. Innerhalb eine Stunde können Erbrechen, Schlafsucht, Mydriasis und krampfhafte Zuckungen auftreten. Bei Pferden treten erst Erregungszustände, dann Apathie und zeitweise krampfhafte Zuckungen auf.
Durch Einatmen des beim Holzdrechseln entstehenden Staubs sowie durch den Genuss der Samen und das Kauen der Wurzeln sind öfters Vergiftungen, zum Teil mit tödlichem Ausgang aufgetreten. Giftinformationszentren berichten über Fälle, bei denen schon nach Einnahme von vier bis fünf Samen Vergiftungserscheinungen auftraten, 30 Samen aber auch schon symptomlos vertragen wurden. Anscheinend können die Wirkstoffe stark schwanken.
Nach dem Bericht eines Kosmoslesers gingen im März 1941 , bei einer Feldartilleriebatterie in Rumänien, 32 von etwa 120 Pferden in einer Nacht verloren. Die Pferde nagten die Robinienhölzer ab, mit denen die Ställe gebaut waren. Schon nach zwei Stunden traten kolikartige Erscheinungen, Wälzen Stöhnen und Umsichschlagen auf. Nach vier Stunden waren die ersten Pferde tot.
Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Pollen der Robinie gehören zu den Heuschnupfen-Erregern. Ihre Bedeutung als inhalative Allergene wird aber überschätzt, da die Pollen nur kurze Stecken vom Wind fortgetragen werden und nur im direkten Bereich der Robinienbäume bzw. von Baumgruppen der Robinie den Weg auf die Schleimhäute finden.
Ökologische Bedeutung und Gefährdungspotential in Europa
Bestandteil der Kulturlandschaft
Aufgrund ihrer Eigenschaften als streusalz- und emissionsresistente Baumart ist die Robinie ein wertvoller Baum, der häufig besser als einheimische Arten für eine Begrünung von schwierigen urbanindustriellen Standorten geeignet ist. Der Invasionsbiologe Ingo Kowarik hat sich auch aus einem kulturhistorischen Aspekt für die weitere Anpflanzung von Robinien ausgesprochen:
„In verschiedenen Gegenden ist die Robinie seit dem 18. Jahrhundert ein prägendes Element historischer Kulturlandschaften geworden. In Brandenburg verweist sie u. a. auf die traditionelle Pflanzenverwendung in historischen Gärten, auf frühe Landschaftsverschönerungen und auf Anpflanzungen als Bienengehölz, zum Erosionsschutz und als Flurgehölz oder Forstbaum… In vielen Dörfern und Städten ist sie ein traditioneller Zier- und Straßenbaum.“
Auch die unmittelbar nach der Zerstörung Berlins entstandenen Robinienwälder haben neben ihrer ökologischen Bedeutung als Wildnisgebiete in der Stadt und Lebensräume für zahlreiche Arten einen historischen Zeugniswert, denn sie erinnern an die Ursachen ihrer Entstehung und sind damit erhaltenswert.
Problematik: invasive Pflanze
Obwohl die Robinie eine gern angebaute Baumart in der Forstwirtschaft ist und eine Alternative zu importiertem Tropenholz darstellt, wird sie von den meisten Experten als problematischer Neophyt betrachtet, der die Biodiversität bestimmter Standorte bedrohen kann. Grund dafür ist ihre Fähigkeit zur symbiotischen Stickstoffbindung, die einen Düngeeffekt hat und an bestimmten Standorten eine Veränderung der Artenzusammensetzung zur Folge haben kann. Dadurch sind vor allem seltene Biotoptypen wie Magerrasen, Kalkmagerrasen und Sandtrockenrasen bedroht. Die Robinie kann an Trockenhängen aber auch in naturnahe mitteleuropäische Waldbestände eindringen. In Ungarn gefährdet sie beispielsweise im Kiskunság-Nationalpark die für dieses Gebiet charakteristischen Trockenrasen, und in Österreich sind 30 % der bedeutenden Trockenrasenbestände durch diese Baumart bedroht. Zu den deutschen Beispielen zählen unter anderem das Naturschutzgebiet Mainzer Sand, die Sandhausener Dünen, der Spitzberg bei Tübingen, das Mansfelder Hügelland und der Badberg im Kaiserstuhl.
Untersuchungen, die der Invasionsbiologe Ingo Kowarik zitiert, zeigen, dass ein Robinienbewuchs auf solchen Standorten sehr schnell die Artenvielfalt deutlich reduziert und dass sich das Artenspektrum hin zu ungefährdeten und weit verbreiteten Arten verschiebt. Dies geht einher mit einer starken Veränderung der Spinnen- und Laufkäferfauna. Auch einheimische Pionierpflanzen wie Schlehe und Sandbirke bedrohen solche Standorte, bei ihnen verläuft der Übergang zum Wald jedoch wesentlich langsamer. Bei Robinien erfolgt die Ausdehnung und Verdichtung der Bestände vor allem wegen des vegetativen Wachstums über Wurzelsprossen dagegen sehr schnell, und unter älteren Robinien bildet sich meist eine dichte Strauchschicht, die überwiegend aus Schwarzem Holunder besteht. Robinienbestände gleichen von ihren Lichtbedingungen daher geschlossenen Buchenwäldern. Allerdings können ältere Robinienbestände durchaus artenreich sein, wie Untersuchungen in Berlin gezeigt haben.
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sorgen Insektenschäden sowie das Aufwachsen von Schattholzarten dafür, dass die Robinie nach etwa 20 bis 30 Jahren als dominante Baumart abgelöst wird und sich allmählich eine stärker gemischte Waldstruktur einstellt. In den Robinienbeständen Mitteleuropas kommt es dagegen nicht zu einer solchen Sukzession – die in den 1960er Jahren vermutete Umwandlung eines Robinienbestandes in einen Ahornwald hat sich bislang nicht bestätigt. Sowohl die mittlerweile 60 bis 70 Jahre alten Bestände am Kaiserstuhl als auch die etwas jüngeren Berliner Robinienwälder lassen darauf schließen, dass Robinienbestände bei uns wesentlich dauerhafter sind als in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Die Robinie ist hier daher als „invasiver“ Neophyt zu werten.
In Mitteleuropa ist der invasive Charakter auf wärmebegünstigte und/oder trockene sowie nährstoffarme Standorte daher sehr begrenzt. Die hiesigen Ahorn-Arten bevorzugen dagegen nährstoffreiche, frische Standorte ohne Staunässe.
Der Mensch als Ursache für die Ausbreitung der Robinie
Die Robinienbestände, von denen aus seltene Biotoptypen bedroht werden, lassen sich überwiegend unmittelbar auf Anpflanzungen zurückführen. Während beispielsweise der Riesen-Bärenklau aufgrund der Schwimmausbreitung seiner Diasporen sehr schnell neue Gebiete entlang von Fließgewässern erreicht, muss bei der Gewöhnlichen Robinie erst der Mensch für die Besiedelung eines Gebietes durch Anpflanzung eines Samenbaums sorgen. Auch die starke Vermehrung in Stadtgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg war nur möglich, weil dort zuvor Robinien als Ziergehölze bereits gepflanzt waren.
Bekämpfung von Robinien im Rahmen des Naturschutzes
Die Beseitigung von etablierten Robinienbeständen ist sehr aufwändig und muss sich auf die Standorte begrenzen, an denen dies aus Gründen des Naturschutzes vordringlich ist. Selbst nach einer erfolgreichen Beseitigung von Robinien hat aufgrund der erfolgten Stickstoffanreicherung des Bodens eine Biotopveränderung stattgefunden, so dass beispielsweise die ursprüngliche Magerrasen-Vegetation nicht wieder entstehen kann.
Sinnvoll und wirkungsvoll sind Bekämpfungsmaßnahmen dort, wo Robinienbestände in der Nähe von durch sie gefährdeten Biotoptypen stehen und wo die Gefahr droht, dass sie diese ohne weitere Eingriffe überwachsen. Schwierig ist die Bekämpfung, weil die Robinie sowohl aus dem Stock wieder ausschlagen kann als auch Wurzelausläufer bildet. Wie die Erfahrungen in einzelnen Naturschutzgebieten gezeigt haben, führt ein simples Fällen der Bäume dazu, dass sich lediglich dichtere Bestände bilden. In den USA wird zur Bekämpfung von Robinien häufig nach der Rodung das Herbizid Roundup eingesetzt. Schonender und ebenfalls erfolgreicher als das Fällen, aber aufwändiger ist eine in Berliner Naturschutzgebieten eingesetzte Vorgehensweise, die forstlich als Ringeln bezeichnet wird. Dabei wird an ausgewachsenen Bäumen während des Sommers in einem breiten Band die Rinde mit Ausnahme eines schmalen Steges entfernt. Anders als sonst reagieren die Bäume auf diese Beschädigung nicht mit der Ausbildung von Wurzelsprossen. Der verbleibende Steg wird im nächsten Frühjahr entfernt. Zwei Jahre nach der Ringelung kann man den Baum fällen, vorher schlägt er wie beim einfachen Fällen wieder aus.
Schädlinge und Krankheiten
Die Robinien-Miniermotte – ein Neozoon infolge eines Neophyten
Mittlerweile hat sich in Europa die Robinien-Miniermotte als ein auf die Gewöhnliche Robinie spezialisiertes Insekt als Neozoon etabliert. Die Raupen der Robinien-Miniermotte nutzen ausschließlich die Blätter dieses Baumes als Fraßpflanze. 1983 wurde dieses eigentlich in Nordamerika heimische Insekt das erste Mal in der Nähe von Basel entdeckt. Von dort aus hat es sich sehr rasch im übrigen Europa verbreitet. 1988 wurden die ersten Funde in Deutschland, Frankreich und Italien gemeldet, seit den 1990er Jahren werden Funde auch in Ungarn, Tschechischer und Slowakischer Republik sowie Polen gemeldet. Diese Raupe hat kaum Fressfeinde in ihrem neuen Lebensraum, und ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Bis jetzt liegen noch keine detaillierten Erkenntnisse vor, wie stark sie die Bäume zu schädigen vermag.
Literatur
- Eugen Vadas: Die Monographie der Robinie. Mit besonderer Rücksicht auf ihre forstwirtschaftliche Bedeutung. Joerges, Selmecbanya 1914.
- Kurt Göhre (Hrsg.): Die Robinie und ihr Holz. Deutscher Bauernverlag, Berlin 1952.
- Ulrich Hecker: BLV-Handbuch Bäume und Sträucher. BLV, München 1995, ISBN 3-405-14738-7.
- Ingo Kowarik: Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3924-3.
- Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co. Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
- Mario Ludwig, Harald Gebhard, Herbert W. Ludwig, Susanne Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV, München 2000, ISBN 3-405-15776-5.
- R. Düll/H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
- Roth/Daunderer/Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte. 6. Auflage, Nokol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6
Weblinks
- Steckbrief im Internethandbuch NeoFlora
- Zur Giftigkeit des Silberregens (Robinia pseudoacacia)
- Martin Wolfangel: Invasive gebietsfremde Pflanzen – eine Gefahr für die biologische Vielfalt
- Reich bebilderte Kurzbeschreibung bei garten.cz
Einzelnachweise
- ↑ http://www.holzlexikon.modellskipper.de/regionale_Bezeichnungen_Abschnitt_G/Gemeiner_Schotendorn.htm
- ↑ Kurt Göhre: Die Robinie und ihr Holz. Seiten 265–266.
- ↑ Josef Lipp et al.: Handbuch der Bienenkunde - Der Honig. 3. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0, S. 38
- ↑ Josef Lipp et al.: Handbuch der Bienenkunde - Der Honig. 3. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0, S. 17 f.
- ↑ Josef Lipp et al.: Handbuch der Bienenkunde - Der Honig. 3. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0, S. 90 f., 72 ff.