Huflattich
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Huflattich | ||||||||||||
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Huflattich (Tussilago farfara) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tussilago farfara | ||||||||||||
L. |
Der Huflattich (Tussilago farfara) ist die einzige Pflanzenart der Gattung Tussilago aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Er gehört zu den ersten Frühjahrsblumen, dessen Blüten vor der Entwicklung der Laubblätter erscheinen. Er war in Deutschland die Heilpflanze des Jahres 1994.
Beschreibung
Der Huflattich wächst als ausdauernde (perennierende) krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimeter. Die langgestielten und grundständigen Laubblätter erreichen etwa 10 bis 20 Zentimeter Breite. Sie sind gezähnt und herz- oder hufförmig. Durch die weißfilzige Blattunterseite ist das stark-nervige Adernetz nicht deutlich sichtbar.
Zeitig im Frühjahr erscheinen zunächst nur die korbförmigen Blütenstände, die etwa 300 weibliche, gelbe Zungenblüten und 30 bis 40 männliche, gelbe Röhrenblüten enthalten. Erst nach deren Verblühen folgen die Blätter. Zur Blütezeit sind die Stängel lediglich mit braunen oder rötlichen, behaarten Schuppenblättern besetzt. Verblühte Stängel sind deutlich nickend.
Die Blätter, deren leicht bitterer Geschmack zusammenziehend wirkt, haben einen schwachen Geruch. Die Blüten duften schwach honigartig und schmecken ähnlich wie die Blätter, jedoch etwas süßer.
Der Huflattich treibt aus einem Wurzelstock mit kriechenden, bis zu zwei Meter langen unterirdischen Wurzelausläufern.
Die Blütezeit erstreckt sich von Februar bis April. Der Huflattich gehört somit zu den ersten Frühjahrsblumen und wird von Bienen, Käfern und Schwebfliegen bestäubt. Auch Selbstbestäubung kommt vor. Die Samenverbreitung erfolgt (wie beim Gewöhnlichen Löwenzahn) durch Schirmflieger über den Wind. Auch über Klettausbreitung und Ameisen werden die Samen weitergetragen.
Verwechslungsmöglichkeiten
Die Blätter des Huflattich sind leicht mit den sehr ähnlichen Blättern der Weißen Pestwurz (Petasites albus) zu verwechseln. Die Huflattichblätter sind jedoch im Allgemeinen kleiner als die der Weißen Pestwurz und haben zahlreiche grüne Blattrandzähne. Bei der Pestwurz sind die Leitbündel im Querschnitt des Blattstiels unregelmäßig und nicht U-förmig angeordnet, wie beim Huflattich.[1]
Ökologie
Die Blütenstände des Huflattichs gehören zu den ersten Blumen des Vorfrühlings und bieten Insekten Nahrung. Daher empfiehlt es sich nicht, den gesamten Bestand an einer Stelle abzuernten.
Der Huflattich dient mehreren in ihrem Bestand gefährdeten Schmetterlingsarten als Futterpflanze, darunter den Raupen des Alpen-Würfeldickkopffalters (Pyrgus cacaliae), der Großen Bodeneule (Rhyacia lucipeta) und der Gelblichen Alpen-Erdeule (Xestia ochreago).
Verbreitung und Standort
Der Huflattich ist in Europa, Afrika und in West- und Ost-Asien heimisch. In Nordamerika gilt er als eingebürgert (invasive Pflanze).
Er besiedelt trocken-warme Standorte auf durchlässigen Böden. Daher ist der Huflattich oft auf Dämmen, in Steinbrüchen und an unbefestigten Wegen zu finden. Im Gebirge ist er bis in Höhenlagen von etwa 2300 Meter anzutreffen. Huflattich ist nach Gerhard Madaus’ Heilpflanzenbuch von 1938 die einzige Pflanzenart, die selbst auf reiner Braunkohle gedeihen kann. Des Weiteren gilt er als Zeigerpflanze für staunasse Bereiche.
Die Huflattichflur
Unter bestimmten Bedingungen kann der Huflattich zur alles beherrschenden Charakterart einer besonderen Pflanzengesellschaft werden, der Huflattichflur (Poo-Tussilaginetum Tx. 1931). Diese wird dem Verband der halbruderalen Halbtrockenrasen (Convolvulo-Agropyrion) untergeordnet. Von Natur aus eine Pionierpflanze auf mindestens wechselfeuchten, lehmigen oder tonigen Rohböden, findet der Huflattich durch menschliches Zutun zum Beispiel an Straßenböschungen, Sandgruben, Baustellen, Erdablagerungen und Steinbrüchen manchmal Bedingungen, die zu Massenbeständen führen. Im Sommer wachsen hier vor allem Rispengräser (Poa). Da die Huflattichflur meist als Folge der Tätigkeit des Menschen entsteht, wird sie in der Regel bald von anderen Pflanzengesellschaften verdrängt. Nur an natürlichen Standorten wie Bach- und Flussufern bleibt sie länger stabil.
Etymologie
Nach Madaus[2] stammt der Name der Gattung aus dem lateinischen tussis „Husten“ mit Suffix -ago von agere „treiben“ oder in diesem Zusammenhang „vertreiben“. Das Art-Epitheton farfara ist ebenfalls lateinischen Ursprungs, von far, farina Mehl und ferre „tragen“. Damit wird auf die flaumige Behaarung der Blattunterseiten Bezug genommen, welche die Pflanze wie mehlig bestäubt aussehen lässt.
Der deutsche Name bezieht sich auf die hufförmige Gestalt der Blätter. Der Huflattich gehört nicht zur Gattung der echten Lattiche (Lactuca), deren Name vom hohen Gehalt dieser Pflanzen an Milchsaft (lateinisch lac „Milch“) herrührt. Der Name -lattich geht auf das lateinische lapaticum zurück, mit dem man ursprünglich verschiedene großblättrige Pflanzen bezeichnete und das sich über laptica und lattica zu Lattich wandelte.
Inhaltsstoffe und Verwendung
Inhaltsstoffe sind unter anderem Polysaccharide, Schleimstoffe, Sterole, Bitterstoffe und Gerbstoffe.[3]
Der Huflattich gilt als bedeutsame Heilpflanze bei Hustenreiz und wirkt schleimlösend. Als arzneilich wirksamster Teil werden die Blätter verwendet (Droge: Farfarae folium). Der Huflattich gehört zu den ältesten Hustenmitteln.[2] Schon Dioskurides, Plinius und Galenos empfehlen den Rauch der angezündeten Blätter gegen Husten. Auch Hildegard von Bingen weist auf die Heilkraft des Huflattichs bei Erkrankung der Atmungsorgane hin. Neuere Forschungen deuten jedoch auf unerwünschte Nebenwirkungen (Krebsrisiko) durch enthaltene Pyrrolizidinalkaloide hin. Die beiden wichtigsten Vertreter sind Senkirkin und Senecionin.[4] Deshalb sollte Huflattich nicht länger als vier bis sechs Wochen im Jahr eingenommen werden.
Die großen Blätter des Huflattichs sind unterseits weich behaart und werden daher von Naturfreunden auch als Wanderers Klopapier bezeichnet.
Literatur
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008. ISBN 978-3-85474-187-9
- H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4.
- Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Band 1: Heilpflanzen. G. Thieme, Leipzig 1938; Olms, Hildesheim 1979. ISBN 3-487-05890-1 (Elektronische Version der Ausgabe 1935)
- R. Schubert & G. Wagner: Botanisches Wörterbuch Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8252-1476-1
Einzelnachweise
- ↑ Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, Seite 926
- ↑ 2,0 2,1 siehe Madaus: Elektronische Version der Ausgabe 1935
- ↑ http://www.awl.ch/heilpflanzen/tussilago_farfara/index.htm
- ↑ http://www.giftpflanzen.com/tussilago_farfara.html