Quelle


Eine Quelle ist ein Ort, wo dauerhaft oder nur zeitweise aus Niederschlägen gespeistes Grundwasser auf natürliche Weise austritt. In seltenen Fällen entstammt das Wasser tieferen Teilen des Erdinneren (juveniles Wasser).[1]

Klassifikation

Wenn das Wasser nach recht kurzer Fließstrecke wieder versickert und also keinen Quellbach bildet, so nennt man eine solche Quelle abflusslos oder endorheisch. Quellwasser wird oft in einer künstlichen Quellfassung gesammelt. Man spricht dann auch von einer gefassten Quelle. Wird das Grundwasser künstlich aufgeschlossen, so spricht man von Brunnen.

Quellen können nach mehreren verschiedenen Prinzipien klassifiziert werden: nach dem hydrostatischem Druck des Grundwassers, nach dem zeitlichen Verlauf der (Quellschüttung), nach der Quelltemperatur, nach dem Gehalt an gelösten gasförmigen und festen Stoffen oder nach der Art der vom Austritt geschaffenen Lebensräume.

Einteilung nach hydrostatischem Druck

Querschnitt durch eine Artesische Quelle

Hierbei unterscheidet man danach, ob der Druck an der Grundwasseroberfläche dem atmosphärischen gleich ist, der Fall des sogenannten freien Grundwassers, oder ob der Druck an der Grundwasseroberfläche größer ist als der atmosphärische, das ist der andere Fall des gespannten Grundwassers.

Beim Austritt freien Grundwassers spricht man auch von absteigenden Quellen. Weiter untergliedert wird hier in Schichtquellen, Überlaufquellen, Stauquellen und Verengungsquellen. Tritt gespanntes Grundwasser aus, so nennt man die Quelle entsprechend auch aufsteigend. Solche Austritte können artesische Quellen sein, die oft Verwerfungen anzeigen, oder Geysire.

Einteilung nach dem zeitlichen Verlauf der Quellschüttung

Beständig fließende Quellen heißen perennierend; ihre Schüttung kann dabei beträchtlich schwanken. Die Schüttung von Quellen kann aus verschiedenen Gründen schwanken. Solche, die sogar zeitweise trocken fallen, nennt man intermittierende Quellen oder auch Hungerquellen. Besonders Karstquellen sind häufig intermittierend: immer wenn der Grundwasserspiegel im Lösungshohlraum des Karstes niedriger steht als die höchste Stelle des Abflusskanalgrundes, versiegt bei ihnen der Ausfluss.

Einteilung nach Quelltemperatur

Gewöhnlich entspricht die Wassertemperatur einer Quelle der örtlichen mittleren Jahrestemperatur der Luft und ist im jahreszeitlichen Verlauf konstant. In Mitteleuropa liegt die Temperatur dann etwa bei 6 bis 10 °C, in tropischen Gebieten bei 20 bis 25 °C. Liegt der speisende Grundwasserleiter weniger als 20 Meter tief, kann es zu geringen jahreszeitlichen Schwankungen der Quelltemperatur kommen.

Quellen heißen Akratopegen, wenn ihre Temperatur der mittleren örtlichen Jahrestemperatur entspricht. Liegt ihre Wassertemperatur über der mittleren Jahrestemperatur der Luft, so werden sie Akratothermen oder auch Thermalquellen genannt.

Quelle in Wassersleben in der Nähe des dortigen Strands, im Winter

Einteilung nach dem Gehalt an gelösten Stoffen

Quellen, die einen besonders hohen Gehalt an gelösten gasförmigen oder festen Stoffen haben, bezeichnet man als Mineralquellen. Mit der Wirkung von Heilquellen beschäftigt sich die Balneologie. Mineralquellen lassen sich weiter unterteilen in Solquellen, Schwefelquellen, Säuerlinge, alkalische Quellen, Bitterquellen, Eisenquellen und radioaktive Quellen. Träger der Radioaktivität in radioaktiven Quellen ist das Edelgas Radon, das beim Zerfall von uran- oder thoriumhaltigen Mineralen meist in Granit- oder Gneisgesteinen entsteht (vgl. Radonbalneologie).

Einteilung nach Art der gebildeten Lebensräume

Schilf im Nordseewatt zwischen Sahlenburg und Duhnen als Zeigerpflanzen für Süßwasserquellen im Watt

Der Lebensraum der quellbewohnenden Organismen (Krenobionte) ist das Krenal. Es umfasst die eigentliche Quelle (Eukrenal) und den Quellabfluss (Hypokrenal), soweit dieser in seinen Eigenschaften noch durch den unmittelbaren Wasseraustritt geprägt ist.

Nach der Quellstruktur wird das Krenal unterschieden.

Rheokren
Fließ- oder Sprudelquelle. Dieser Typ zeigt einen deutlich erkennbaren, lokal begrenzten Austritt und bildet unmittelbar einen sichtbaren Abfluss, der in der Regel langsam und laminar fließt und gelegentlich Stillwasserzonen aufweist. Ein Untertyp ist die Fall- oder Sturzquelle, bei der das Wasser in steilem Gelände aus Gesteinsspalten austritt und als mehr oder weniger großer Wasserfall talwärts fließt.
Helokren
Sicker- oder Sumpfquelle. Bei diesem Typ tritt Grundwasser aus und bildet einen mehr oder weniger großen flächigen Quellsumpf oder auch ein Quellgebiet; je nach Klima und Geologie am Ort kann es sich über mehrere Quadratkilometer erstrecken. Ein Quellbach bildet sich bei diesem Quelltyp dem Gefälle folgend erst aus dem Zusammenfluss vieler Quellrinnsale. Im Flachland werden Helokrene oft durch aufsteigende Quellen und generell durch Quellen mit geringer Schüttung gebildet.
Limnokren
Tümpelquelle, Trichterquelle. Der Quellaustritt liegt bei diesem Typ im Grund einer Mulde, in der sich das austretende Grundwasser sammelt und einen Quelltümpel bildet. Wo das Quellwasser über dessen Rand läuft, beginnt der Quellbach. Diesen Typ findet man vor allem in Karstgebieten. Speisen mehrere Quellen eine solche Vertiefung, kann sich in ihr sogar ein großer See bilden.

Quellen als Lebensraum

Das Krenal (der Lebensraum Quelle) ist ein kleinflächiger Lebensraum, dessen physikalische und chemische Faktoren auch jahreszeitlich recht konstant sind. Das Krenal ist also störungsarm und folglich sehr störanfällig. Quellen sind außer bei starker Belastung des Grundwassers oligotrophe Gewässer. Die quellbewohnenden Organismen werden als Krenobionte bezeichnet, wenn sie ausschließlich im Krenal leben, Krenophile, wenn sie vorwiegend im Krenal leben, und Krenoxene, wenn sie nur selten im Krenal erscheinen.

Sonderfälle

An vielen Orten weltweit, wie im Karstgebiet Südosteuropas, treten unterseeische Quellen auf.

Bekannte Quellen

Quelle der Fulda
Quelle der Wiesent
Stein an der Helenenquelle im Schortetal im Thüringer Wald

In Deutschland

  • Aachtopf: Die wasserreichste deutsche Quelle, aus der auch Wasser der Donauversickerung wieder zu Tage tritt.
  • Blautopf: Ähnlich große Karstquelle bei Blaubeuren.
  • Wasserscheide Elbe-Rhein-Donau: Im Fichtelgebirge entspringen in relativ geringer Entfernung voneinander vier große Flüsse: Die Eger, der Main (Weißmainquelle), die Saale und die Naab. Eger und Saale fließen in die Elbe, der weiße Main in den Rhein und die Naab in die Donau. Hier treffen drei europäische Wasserscheiden aufeinander.
  • Fuldaquelle: Die Fulda entspringt am höchsten Berg von Hessen, der Wasserkuppe.
  • die wärmsten Thermalquellen in Europa mit 74 °C in Burtscheid bei Aachen
  • Paderquellgebiet in der Innenstadt Paderborns. Dort sprudeln aus über 200 kleinen Quellen in mehreren ummauerten Quellbecken 3.000 bis 9.000 Liter Wasser pro Sekunde an die Erdoberfläche.
  • Rhumequelle, mit einer Quellschüttung von im Durchschnitt 2000 Liter pro Sekunde eine der ergiebigsten Quellen in Mitteleuropa (mit Wasser aus dem Harz)
  • Lutterquelle am Elm, eine der ergiebigsten in Norddeutschland
  • Lahnquelle im Rothaargebirge. Der Fluss entspringt im Keller eines alten Mühlhauses
  • Apollinarisquelle in Bad Neuenahr-Ahrweiler, entdeckt durch Georg Kreuzberg
  • 20-Röhren-Brunnen in Altleiningen, es handelt sich um die stärkste Spaltenquelle der Pfalz. Das Wasser tritt aus einer gewaltigen Verwerfungsspalte hervor, wird zunächst in zwei großen Brunnenkammern gefasst, um dann aus 20 parallel angeordneten Röhren hervor zu quellen. Die Menge des Wasserflusses wird mit einem (für die damalige Zeit) sehr durchdachten System der Grundwasseraufstauung gesteuert.

In Österreich

  • Pießling Ursprung: Größte österreichische Karstquelle nahe Spital am Pyhrn im Toten Gebirge (Oberösterreich). Der von ihr gespeiste Fluss mündet nach etwa 7 Kilometern in die Teichl und später in die Steyr.
  • Wasserloch: Zweitgrößte Karstquelle in Österreich im Salzatal nahe Palfau (Steiermark). Nach dem Austritt aus einer Höhle und der Unterquerung eines natürlichen Felstors stürzen die Wassermassen über zahlreiche Wasserfälle und Kaskaden etwa 350 m in die Tiefe und bilden die Touristenattraktion der Wasserlochklamm.
  • Heilquellen für Kaltwasserkur in St. Radegund (Steiermark), die unter Gustav Novy (1830–1896) und Gustav Ruprich (1855–1912) durch hauptsächlich ungarische Adelige zur Hochblüte gelangten. Beispiele: Rosa-Quelle, Source des paresseux, Eremitenquelle.

In der Schweiz

  • Rheinquelle: Als Quelle des Rheins wird oft der Tomasee im Kanton Graubünden angesehen. Mündungsfernste Quelle ist jedoch die im Kanton Tessin liegende Quelle des Rein da Medel.
  • Siebenbrünnen, Ursprung der Simme bei Lenk im Simmental.
  • Rinquelle am Walensee, eine der größten Karstquellen in Europa.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Quelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

  1. Ernst Neef 1981: Das Gesicht der Erde. S. 525

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