Sal-Weide



Sal-Weide

Sal-Weide (Salix caprea)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Weidengewächse (Salicaceae)
Gattung: Weiden (Salix)
Art: Sal-Weide
Wissenschaftlicher Name
Salix caprea
L.

Die Sal-Weide (Salix caprea), veraltete Schreibweise Saalweide, ist eine Pflanzenart in der Gattung der Weiden (Salix) innerhalb der Familie der Weidengewächse (Salicaceae). Aufgrund ihrer frühen Blütezeit ab Anfang März ist die Sal-Weide eine wichtige, erste Futterpflanze für Insekten wie zum Beispiel Honigbienen, aber auch ein beliebter Frühlingsschmuck im Haus. Sie ist auch unter den Namen Hänge-Sal-Weide, Palm-Weide und Kätzchen-Weide bekannt. Ferner ist sie regional unter der Bezeichnung Palmkätzchen bekannt – auch die Gebinde aus Weidenzweigen und anderen Gehölzen, die für das Brauchtum am Palmsonntag verwendet werden, tragen diesen Namen.

Zum Namen

Der deutsche Name Salweide kommt vom althochdeutschen salaha (Weide). Der lateinische Zusatz caprea erinnert daran, dass die Blätter gerne von Ziegen angeknabbert werden.

Verbreitung und Standort

Die Sal-Weide kommt in ganz Europa bis nach Mittelasien vor. Sie fehlt im äußersten Süden Europas. Die Weide gedeiht auf frischen, nährstoffreichen Standorten – im Gegensatz zu vielen ihrer Verwandten – stets außerhalb von Auen und Sümpfen. Als Pionierpflanze wächst sie auf Brachflächen, Schutthalden und in Kahlschlägen auf lehmigen und steinigen Rohböden. Sie ist eine Kennart der Vorwaldgesellschaften des Sambuco-Salicion capreae und leitet dort neben der Birke die erste Phase der natürlichen Waldentwicklung ein.

Beschreibung

Wuchsform und Rinde

Rinde

Die Sal-Weide wächst als Baum (Phanerophyt) oder hoher, starkästiger Großstrauch (Nanophanerophyt). Sie erreicht Wuchshöhen zwischen 2 und 10 Metern, an geeigneten Standorten bis zu 15 Metern. Als Durchschnittsalter der Salix caprea werden 60 Jahre angegeben. Kennzeichnend ist ihre verhältnismäßig breite Baumkrone. Die Rinde der jungen Stämme weist eine graue Färbung mit rautenförmigen Korkwarzen auf. Bei älteren Exemplaren zeigt die graue bis schwarzbraune Borke rautenförmige Aufsprünge, die in Reihen regelmäßig angeordnet sind. Die im Gegensatz zur Bruch-Weide (Salix fragilis) nicht brüchigen Zweige sind anfangs graugrün gefärbt und behaart. Sie verkahlen mit zunehmendem Alter und nehmen eine rötliche oder schwärzliche Färbung an.

Knospen und Blätter

Die gelb- bis rotbraunen, ovalen, spitz zulaufenden Knospen der Sal-Weide sind spiralig angeordnet. Eine einzige geschlossene Knospenschuppe, die sich wie eine Mütze abziehen lässt, bedeckt die Knospe. Anfangs sind die Blattknospen etwas behaart, später verkahlen sie.

Die formenreichen Laubblätter der Sal-Weide entfalten sich erst nach der Blütezeit. Sie werden zwischen 5 und 7 cm lang und zwischen 2,5 und 4 cm breit. Sie sind in der Blattmitte oder knapp unterhalb dieser am breitesten. Die meist rundlich-elliptischen Blätter sind unregelmäßig gekerbt, gezähnelt oder ungleichmäßig buchtig gerandet und enden in einer kurzen stumpfen oder etwas gedrehten Blattspitze. Junge Blätter sind auf ihrer Blattoberseite etwas behaart. Im Laufe der Blattentwicklung fallen die kurzen Härchen ab, wobei die dunkelgrüne und häufig etwas glänzende Blattoberfläche mit eingesenktem gelben Blattadernetz deutlich erkennbar wird. Die blau- bis graugrüne Blattunterseite weist eine dauerhafte weißfilzige und dichte Behaarung auf, unter welcher die Nervatur deutlich hervortritt. Die Blattstiele sind bis zu 2 cm lang. An der Basis der Blattspreiten bilden sich kleine, halbnierenförmige Nebenblätter aus.

Blütenstände und Früchte

Männliches blühendes Weidenkätzchen.
Weibliche blühende Weidenkätzchen.

Vor dem Laubaustrieb zwischen März und April entwickeln sich die eingeschlechtigen Blütenstände der Sal-Weide, die sogenannten Weidenkätzchen. Wie fast alle Weidenarten ist auch die Sal-Weide zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch), das heißt, dass an einem Baum entweder nur weibliche oder ausschließlich männliche Blüten gebildet werden. Die Blüten beider Geschlechter stehen in einem aufrecht orientierten Kätzchenblütenstand zusammen. Die etwa 2 mm langen Tragblätter der Blüten sind zweifarbig: unten schwarz und oben silbrig-weiß und an ihrer Spitze lang bärtig behaart. Daher erscheinen sowohl die weiblichen als auch die männlichen Kätzchen im jungen Zustand pelzig. Erst im Zuge ihrer Entwicklung bilden sich kurze Blütenstiele. Die unscheinbaren Einzelblüten besitzen keine Blütenhülle. Die ovalen bis breitovalen männlichen Kätzchen erreichen eine Länge von 1,5 bis 2,5 cm Länge und etwa 1,5 cm Breite. Die angenehm nach Honig duftenden Einzelblüten verfügen über je zwei Staubblätter mit etwa 6 bis 8 mm langen Staubfäden und ellipsoiden, gelben Staubbeuteln. Am Blütengrund befinden sich zwei Nektardrüsen. Nach der Blüte fallen die männlichen Kätzchen ab. Die kurz-zylinderförmigen weiblichen Kätzchen sind grünblütig. Jede Blüte besitzt einen langgestielten, dicht silbrig behaarten, oberständigen Fruchtknoten. Dieser besteht aus zwei miteinander verwachsenen Fruchtblättern und enthält ein Fruchtfach. An der Basis des Fruchtknotens befinden sich zwei Nektardrüsen. Der Fruchtknoten geht in einen sehr kurzen Griffel über, den zwei bis zur Mitte zweiteilige Narben abschließen. Die beiden Narben stehen aufrecht und liegen eng aneinander. Die weiblichen Blütenstände sind 2 cm hoch und etwa 0,8 bis 1 cm breit. Sie strecken sich während des Erblühens und erreichen zur Fruchtzeit eine Länge von 6 cm und eine Breite von 1,8 cm.

Ab Mai bis Juni reifen trockene, grüne vielsamige Kapselfrüchte. Die zweispaltige, aufklappbare Kapsel wird bis zu 9 mm lang.

Hybride

  • S. × reichardtii Kern.: Salix caprea × cinerea (Asch-Weide)
  • S. × smithiana Willd.: Salix caprea × viminalis (Korbweide)

Ökologie

Die Blüten der Sal-Weide werden durch Insekten bestäubt. Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind. Die flaumig behaarten Samen hängen an ihren Haarschöpfen zusammen, so dass sie weiße Samenknäuel bilden, welche vom Wind über große Entfernungen verbreitet werden können. Die Keimfähigkeit ist bereits direkt nach der Reife gegeben, verliert sich aber relativ schnell.

Salweiden lassen sich – anders als die meisten anderen Weidenarten – kaum durch Sprossstecklinge vermehren.

Die Kätzchen der Sal-Weide stellen die erste wichtige Bienennahrung im Jahr dar. Auch frühfliegende Falterarten wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge schätzen im zeitigen Frühjahr den nahrhaften Nektar.

Ferner bietet sie vielen Käfern wie beispielsweise den Weidenblattkäfern (Chrysomela) Nahrung, da diese ihre Blätter fressen. Der Moschusbock (Aromia moschata) ernährt sich vom Saft der Sal-Weide.

Dem Wild dient die Sal-Weide als Deckungsstrauch und zur Wildäsung.

Bedeutung der Sal-Weide als Schmetterlingspflanze

Zusammen mit der Eiche ist die Sal-Weide die bedeutendste Pflanze für die heimische Schmetterlingsfauna. Beinahe einhundert Arten ernähren sich von der Sal-Weide, entweder als Futterstrauch für die Raupen, oder als Nährpflanze für die erwachsene Imago. Besonders im zeitigen Frühjahr bietet sie den überwinterten Faltern eine wichtige Nahrungsquelle. Von besonderer Bedeutung sind die noch nicht zu hoch gewachsenen Jungsträucher entlang von Waldrändern und Wegen, da die Schmetterlinge bevorzugt ihre Eier darauf ablegen. Aus Gründen der Biodiversität (Artenvielfalt) sollte deshalb auf die Rodung dieser Sträucher verzichtet werden.

Die nachstehende Auswahl an Arten kann nur einen kleinen Überblick der Falter widerspiegeln, die auf die eine oder andere Weise (zum Beispiel als Raupenfutterpflanze auf die Sal-Weide angewiesen sind. Die Angaben zur Gefährdung entsprechen den Vorgaben der Roten Liste gefährdeter Arten (Binot et al. 1998), sowie der Bundesartenschutzverordnung Deutschlands, und sind in nachstehendem Schlüssel erklärt. Der Artenschutz in Österreich ist Ländersache, und variiert von Bundesland zu Bundesland, weshalb hier auf eine genaue Angabe verzichtet wird. Die Rote Liste sowie die deutsche Bundesartenschutzverordnung kann jedoch auch für Österreich als Maßstab herangezogen werden. Manche als gefährdet eingestufte, lokal noch häufiger auftretende Arten, sind jedoch im Großteil ihres Verbreitungsgebietes in den letzten Jahrzehnten so stark zurückgegangen, dass die verbliebenen Bestände in jedem Fall erhalten werden müssen, was am besten durch geeignete Habitatspflege erreicht werden kann[1].

Gefährdungsschlüssel:

(keine Angaben über eine Gefährdung)

S (selten, Gefährdung wahrscheinlich)

V (auf Vorwarnliste – außerhalb der roten Liste)

§ (nach der Bundesartenschutzverordnung in Deutschland besonders geschützt)

RL3 (gefährdet)

RL2 (stark gefährdet)

RL1 (vom Aussterben bedroht)

RL0 (ausgestorben oder verschollen)

Die Salweide im Brauchtum

In vielen Gegenden schneidet man am Gründonnerstag oder am Palmsonntag Palmkätzchenzweige. Diese werden zu Hause in eine Vase gestellt und am Karsamstag mit ausgeblasenen und bunt bemalten Eiern geschmückt.

Um das Haus und dessen Bewohner vor Ungemach zu schützen, werden auch heute noch Palmzweige am Kruzifix im Herrgottswinkel, an Spiegeln oder auch an Heiligenbildern angebracht. Manche Bauern markierten früher die vier Ecken ihres Ackers mit Palmzweigen, um ihr Feld vor Verwüstungen des Korngeistes zu bewahren.

Blühende Palmkätzchen sind auch heute noch – oft neben Stechpalmen- und Wacholderzweigen, blühenden Haselruten und Buchszweigen, Immergrün und Eichenzweigen mit vorjährigem Laub – Bestandteil der sogenannten Palmbuschen. An einem langen kahlen (Palm-)Stecken werden nacheinander jeweils drei Zweige einer Art mit bunten Bändern befestigt. Dieser wird in einer Prozession – meist von Kindern – am Palmsonntag zur Kirche getragen und dort geweiht.

Nutzung

Die Rinde der Salweide wird in der Gerberei verwendet. Das Holz wird zur Herstellung von Pfählen genutzt. Von Imkern wird sie vermehrt und besonders an Bienenständen angepflanzt, um die Völker im Frühjahr vor allem mit ausreichender Pollentracht zu versorgen. Der Pollen und Nektarwert wird von Mitte März bis Ende April mit der höchsten Stufe 4 eingestuft. [2]

Einzelreferenzen

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • Kurt Harz: Bäume und Sträucher, BLV-Verlag, ISBN 978-3-8354-0242-3
  • Seidel, Eisenreich: Der BLV Foto- Pflanzenführer. 440 heimische Pflanzenarten nach Blütenfarben, BLV-Verlag, 1997, ISBN 978-3-405-15148-5
  • W. Rothmaler, E. J. Jäger, K. Werner: Exkursionsflora von Deutschland, 2. Gefäßpflanzen. Grundband, Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 978-3-8274-1600-1
  • Matthias Zander, Astrid Schilling, Brigitte Schröter, Olaf Koch, Harald Schill: Weiden in Nordrhein-Westfalen Beiträge zur Charakterisierung, Generhaltung, Vermehrung und Bestimmung, 2001, Online verfügbar (PDF), abgerufen am 16. April 2007
  • Salweide (Salix caprea), Aufsatz des BUND Schleswig-Holstein, online verfügbar, abgerufen am 27. April 2010
  • Sybil Gräfin Schönfeldt: Feste und Bräuche durch das Jahr, Urania, 1999, ISBN 3-332-01026-3
  • Heiko Bellmann: Der neue Kosmos Schmetterlingsführer, Franck Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart, ISBN 978-3-440-11965-5.

Weblinks

Commons: Sal-Weide – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sal-Weide – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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