Siebenschläfer


Siebenschläfer

Siebenschläfer (Glis glis)

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Bilche (Gliridae)
Unterfamilie: Eigentliche Bilche (Glirinae)
Gattung: Glis
Art: Siebenschläfer
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Glis
Brisson, 1762
Wissenschaftlicher Name der Art
Glis glis
(Linnaeus, 1766)

Der Siebenschläfer (Glis glis) ist ein äußerlich mausähnliches, nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche (Gliridae). Die Gestalt dieses Tieres erinnert an Eichhörnchen und Grauhörnchen. Doch ist der Siebenschläfer erheblich kleiner, hat große, schwarze Augen, rundliche Ohren und einen buschigen Schwanz. Das Gesicht weist keine Zeichnungen, aber lange Tasthaare auf. Die Fußballen dieser Tiere sind stets etwas feucht und so beschaffen, dass Siebenschläfer Bäume und Wände ohne Probleme erklimmen können. Die Tiere werden etwa 70–160 g schwer, die Kopf-Rumpflänge beträgt 13–18 cm, dazu kommt der 11–15 cm lange Schwanz. Der Siebenschläfer war Tier des Jahres 2004.

Verbreitungsgebiet laut IUCN (grün=ursprünglich; violett=Neozoon)
Siebenschläfernest, Jungtiere mit noch geschlossenen Augen
Jungtiere
Frontalaufnahme
Zwei Siebenschläfer beim Verzehr eines Pfirsichs
Siebenschläfer in einem Keller
Siebenschläfer beim Klettern.
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Namensgebung

Angeblich erhielt er seinen Namen wegen seines sieben Monate dauernden Winterschlafes, jedoch dauert diese Ruhephase oft von Anfang September bis Anfang Mai des nächsten Jahres und damit deutlich länger als sieben Monate. Im Volksglauben werden die Siebenschläfer mit den Sieben Schläfern in Verbindung gebracht und je nach Stimmung als entweder gute Hausgeister und Beschützer der Hausbewohner oder böses Omen gedeutet.

Lebensraum

Man findet diese Tiere in Laubwäldern oder großen Gärten (ideal: Obstgärten) von Kontinentaleuropa bis hin nach Persien. Der Siebenschläfer sucht sich gerne in Baumlöchern, Vogelhäuschen und auch unter den Dächern von Häusern sein Schlafquartier. Während er dort den Tag verschläft, pflegt er nachts herumzulaufen und kann dabei so viel Lärm machen, dass dieser auch einem erwachsenen Menschen, etwa einem Einbrecher, zugeordnet werden könnte und nicht einem so kleinen Tier.

Nahrung

Im Herbst wird zum Anfressen des Winterspecks besonders fettreiche Nahrung bevorzugt. Dazu gehören Bucheckern, Eicheln, Haselnüsse, Kastanien und andere Samen, die viel Öl und Fett enthalten. In den Sommermonaten ernähren sich Siebenschläfer eher von Knospen, Rinden, Früchten und Pilzen. Hin und wieder wird die Nahrung durch Insekten, Vogeleier oder kleine Vögel ergänzt.

Fortpflanzung

Einen Monat nach dem Erwachen aus dem langen Winterschlaf beginnt die Paarungszeit, wobei die tatsächliche Vermehrung bei diesem Säugetier im Grunde nur über die nicht immer gegebene Befruchtungsfähigkeit der Männchen gesteuert wird. Allein in Jahren mit gutem Nahrungsangebot zur Herbstzeit sind schon im Frühjahr die Hoden der Männchen deutlich vergrößert, was mit einer tatsächlichen Befruchtungsfähigkeit verbunden ist. Wie diese vorausschauende Steuerung bei den Siebenschläfern zustande kommt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.

Manchmal zieht sich die Paarungszeit auch bis Ende August hin. Die Tragzeit variiert zwischen 30 und 32 Tagen. Zwischen Anfang August und Mitte September kommen dann normalerweise vier bis sechs, aber auch bis zu elf blinde Junge zur Welt. Nach 21 bis 32 Tagen öffnen diese die Augen und beginnen dann bis zum nahen Beginn des Winterschlafs, feste Nahrung zu sich zu nehmen. In dieser kurzen Phase sind sie zum Überleben auf ein sehr gutes Nahrungsangebot angewiesen.

Winterschlaf

Diese Phase dauert in der Regel von September bis maximal Anfang Mai. In dieser Zeitspanne verringert sich die Herzschlagfrequenz von normal etwa 300 auf fünf Schläge pro Minute und die Körpertemperatur fällt bis auf fünf Grad Celsius. Zur Vermeidung eines Zelltodes wird der Winterschlaf von kurzen Aufwärm- und Aufwachphasen unterbrochen. Allerdings geschieht dies nicht in einem gewissen Rhythmus, sondern lediglich ein- bis zweimal.

Bedrohungen

Zu den Fressfeinden gehören Marder, Hauskatzen und größere Eulen. Lange Winter können einen hohen Schaden in der Population verursachen. Wegen seiner Bedrohung wurde der Siebenschläfer 2004 in Deutschland von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zum Tier des Jahres ernannt. Die IUCN stuft den Siebenschläfer als „nicht gefährdet“ ein.

Siebenschläfer und Menschen

Siebenschläfer als Nahrungsmittel

In der Römischen Küche, seit etwa dem Ende der Republik, wurden Siebenschläfer gegessen, die in speziellen Gehegen (Glirarium, ähnlich heutigen Hamsterkäfigen) gezüchtet und anschließend in dunklen Terrakotta-Gefäßen schlachtreif gemästet wurden. Die Tiere wurden hernach abgezogen und kamen überwiegend in gebackener oder gesotteter Zubereitung auf den Tisch, gewöhnlich als kleiner Snack oder als Zwischengang, wahrscheinlich wegen des geringen Nährwerts und des teuren Preises vornehmlich in wohlsituierten Haushalten.[1]

Auch zu späteren Zeiten war das Essen von Siebenschläfern noch gebräuchlich, bis heute etwa in Slowenien, wo sie als seltene Spezialität gelten und das Fangen von Siebenschläfern mit Lebendfallen eine ländlich-volkstümliche Tradition ist.[2] Der europäisch-mittelalterliche Genuss von Siebenschläfern wie auch die Verwendung ihres Fettes zu medizinischen Zwecken ist seit dem 13. Jahrhundert dokumentiert. Sie wurden auch saisonal zur Nahrungsergänzung oder in Notzeiten verstärkt bejagt.[3]

Im englischen Sprachraum heißt der Siebenschläfer noch heute edible (zu Deutsch essbar) dormouse.

Literatur

  • Albert Vigoleis Thelen: Glis-Glis. Siebenschläfer, Bilch, Buchmaus. 2. Auflage. Olms, Hildesheim 2001, ISBN 3-487-08432-5.
  • Arnold Freiherr von Vietinghoff-Riesch: Der Siebenschläfer (Glis glis L.). Fischer, Jena 1960 (Monographien der Wildsäugetiere. Band 14).

Einzelnachweise

  1. E. Saglio, „Glirarium“. In Daremberg und Saglio, Dictionnaire des Antiquités Grecques et Romaines, Tome II (Band 2), S. 1613, Librairie Hachette et Cie., Paris, 1877–1919.
  2. Miha Krofel: Confirmed presence of territorial groups of golden jackals (Canis aureus) in Slovenia. Natura Sloveniae: Journal of Field Biology 11 (1), 2009; S. 65–68. Aufgerufen am 18. Januar 2011
  3. Haberl, Werner. „Dormouse Hunting in Slovenian Tradition“. Dormouse Culture, Tradition & Myths. 2007. 3 October 2007

Weblinks

Commons: Siebenschläfer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Siebenschläfer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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