Thunfische
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Thunfische | ||||||||||||
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Großaugen-Thun, Thunnus obesus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Thunnus | ||||||||||||
South, 1845 |
Thunfische (Thunnus) (auch Tunfische) sind eine Gattung großer Raubfische, die in allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren vorkommt. Sie gehören zu den wichtigsten Speisefischen, sind von großer fischereiwirtschaftlicher Bedeutung und einige der acht Arten sind inzwischen durch Überfischung gefährdet.
Merkmale
Thunfische haben einen langgestreckten, spindelförmigen, seitlich nur wenig abgeflachten Körper, dessen Schwerpunkt im vorderen Rumpfbereich liegt. Sie erreichen Körperlängen von etwa einem Meter bis 4,5 Meter und können zwischen 20 und 680 kg schwer werden. Der Körper ist mit sehr kleinen Schuppen bedeckt, den Vorderkörper umgibt ein Korsett größerer Schuppen. Der Kopf ist spitzkegelig. Das Maul ist endständig, tief gespalten und nicht vorstülpbar. Die kleinen, konischen Zähne sitzen in jedem Kiefer in einer Reihe. Auf dem ersten Kiemenbogen findet man 19 bis 43 Kiemenrechen. Die beiden relativ kleinen Rückenflossen stehen eng zusammen. Die längere erste wird von 11 bis 14 Flossenstacheln gestützt, die kürzere zweite von 12 bis 16 Weichstrahlen. Bei der ersten Rückenflosse sind die ersten Flossenstacheln sehr viel höher als die letzten, so dass der Oberrand der Flosse konkav ist, die zweite ist sichelförmig und ebenso hoch wie die erste oder höher. Zwischen der zweiten Rückenflosse und der Schwanzflosse stehen 7 bis 10 Flössel. Die Afterflosse steht der zweiten Rückenflosse beinahe symmetrisch gegenüber und hat die gleiche Form wie diese. Sie wird von 11 bis 16 Flossenstrahlen gestützt. Auf die Afterflosse folgen 7 bis 10 Flössel. Die Arten variieren in der Länge der Brustflossen. Mit 30 bis 36 Flossenstrahlen in den Brustflossen besitzen sie mehr als alle anderen Gattungen der Scombridae. In den Bauchflossen findet sich ein zweiteiliger Interpelvic-Auswuchs. Der Schwanzstiel ist schlank und hat an jeder Seite zur Stabilisierung einen kräftigen, knöchernen Seitenkiel zwischen zwei kleineren Kielen. Die Schwanzflosse der Thunfische ist sichelförmig. Die erste Rückenflosse, die Bauchflossen und die Afterflosse können beim schnellen Schwimmen in rinnenförmige Vertiefungen gelegt werden. Die meisten Arten besitzen eine Schwimmblase deren Volumen stark verändert werden kann und bei Jungfischen noch sehr klein ist. Die Anzahl der Wirbel liegt bei 39. Thunfische sind im Allgemeinen bläulich gefärbt, am Bauch auch grau oder silbrig und zeigen an den Körperseiten keine dunkle Fleckung. Der Rücken ist dunkelblau und ohne die bei vielen anderen Scombriden typischen Streifenmuster. Die Flössel hinter Rücken- und Afterflosse sind meist gelb und haben bei einigen Arten schwarze Ränder.[1][2]
Thunfische haben eine sehr hohe Stoffwechselrate und sind neben dem Schwertfisch (Xiphias gladius) die einzigen Knochenfische mit einem partiell endothermen Stoffwechsel. Ein mit der Rumpfmuskulatur verbundenes, im Gegenstromprinzip arbeitendes Blutgefäßsystem (Rete mirabile) leitet die durch die Aktivität der großen Muskelmasse erzeugte Wärme in das Körperinnere ab, so dass die Körperinnentemperatur und die Temperatur von Gehirn und Augen (Netzhaut und Sehnerv) 9 bis 12 °C über der Temperatur des Wassers liegen kann. Der für ihren hohen Stoffwechsel unverzichtbare intensive Gasaustausch über die Kiemen wird durch das Dauerschwimmen und die schnelle Schwimmweise der Thune erreicht. Die Fähigkeit, die Körpertemperatur zu erhöhen nimmt mit der Größe zu und ist beim Weißen Thun, beim Gelbflossen-Thun und beim Großaugen-Thun sehr gut und beim Roten Thun am weitesten entwickelt.[3]
Lebensweise
Thunfische leben in allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren und fehlen in den Polarmeeren. Sie sind in Schulen oder Schwärmen lebende Raubfische, die vor allem die oberen 500 Meter der Wassersäule bewohnen und über längere Zeiträume große Geschwindigkeiten beibehalten können. Sie unternehmen weite Wanderungen auch über den offenen Ozean und auch tagesperiodische Vertikalwanderungen. Dabei wandern sie vor allem ihren Beutetieren hinterher, deren Wanderungen wiederum Regionen mit hoher Planktondichte zum Ziel haben. Die Gruppen bestehen immer nur aus Individuen gleicher Größe, kleine Thunfische bilden größere Schwärme als größere. Sehr große Exemplare können auch als Einzelgänger leben. Thunfische ernähren sich von kleineren Fischen, darunter Heringe und die mit den Thunen verwandten Makrelen, von Kalmaren und pelagischen Krebstieren. Für einige Thunfischarten ist inzwischen auch ein Tieftauchen nachgewiesen (Großaugen-Thun bis zu 1839 Meter (2,5 °C) und Roter Thun bis zu 1000 Meter (3 °C)), wo sie die verschiedenen tagsüber in größeren Tiefen abtauchenden Fische, Kopffüßer und Krebstiere fressen[4]. Wegen ihrer Größe haben sie nur wenig Fressfeinde und werden vor allem von Schwertfischartigen, Haien und Zahnwalen gefressen.[3]
Thunfische bewegen beim Schwimmen kaum ihren Rumpf, sondern setzen zum Vortrieb ausschließlich die schnell schwingende, sehr steife, halbmondförmige Schwanzflosse ein, auf die die Rumpfmuskeln ihre Kraft mittels Sehnenplatten übertragen. Diese thunniforme, wahrscheinlich mit der teilweisen Endothermie evolvierte Schwimmweise ist unter Knochenfischen fast einzigartig und findet sich eventuell nur noch beim Schwertfisch.[4] Tropische Thunfische laichen das ganze Jahr über, die in gemäßigten Regionen lebenden unternehmen Wanderungen und ziehen in der Laichzeit in wärmere Regionen, während sie den Rest des Jahres in kühleren, futterreicheren Gebieten verbringen. Eier und Larven sind pelagisch. Große Weibchen können Millionen Eier abgeben (bis zu 10 Millionen beim Roten Thun).
Arten
Es gibt acht Arten in zwei Untergattungen, Neothunnus die aus vier vor allem tropischen Arten besteht, und Thunnus, deren vier Arten wegen einer besseren Wärmehaltung auch in gemäßigten Breiten vorkommen.
- Untergattung Thunnus South, 1845
Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Verbreitung | Gefährdungsstufe Rote Liste der IUCN |
Maximallänge und Maximalgewicht | Bild | |
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Weißer Thun | Thunnus alalunga (Bonnaterre, 1788)[5] |
In allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren, incl. des Mittelmeeres. | 1,40 Meter, 60,3 kg |
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Südlicher Blauflossen-Thunfisch | Thunnus maccoyii (Castelnau, 1872)[7] |
In allen Meeren der südlichen Hemisphäre in gemäßigten und kühlen Bereichen. | 2,45 Meter, 260 kg |
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Nordpazifischer Blauflossen-Thunfisch | Thunnus orientalis (Temminck & Schlegel, 1844)[9] |
Vor allem im nördlichen Pazifik, aber auch südlich bis Neuseeland. | 3,00 Meter, 450 kg |
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Roter Thun | Thunnus thynnus (Linnaeus, 1758)[11] |
Im tropischen, subtropischen und gemäßigten Atlantik und im Mittelmeer. | 4,50 Meter, 684 kg |
- Untergattung Neothunnus Kishinouye, 1923
Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Verbreitung | Gefährdungsstufe Rote Liste der IUCN |
Maximallänge und Maximalgewicht | Bild | |
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Gelbflossen-Thun | Thunnus albacares (Bonnaterre, 1788)[13] |
In allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren, aber nicht im Mittelmeer. | 2,40 Meter, 200 kg |
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Schwarzflossen-Thun | Thunnus atlanticus (Lesson, 1831)[15] |
Im tropischen und subtropischen westlichen Atlantik. | 1,08 Meter, 20,6 kg |
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Großaugen-Thun | Thunnus obesus (Lowe, 1839)[17] |
In allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Meeren, aber nicht im Mittelmeer. | 2,50 Meter, 210 kg |
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Langschwanz-Thun | Thunnus tonggol (Bleeker, 1851)[19] |
Tropischer Indopazifik und Rotes Meer. | 1,45 Meter, 35,9 kg |
Äußere Systematik
Thunfische gehören zur Familie der Makrelen und Thunfische (Scombridae) und bilden dort mit vier anderen, artenarmen Gattungen den monophyletischen Tribus Thunnini. Das folgende Kladogramm zeigt die systematische Stellung der Thunfische innerhalb der Scombridae:
Scombridae |
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Fischerei
Thunfische gehören wegen ihres hervorragenden, roten, fetten Fleisches zu den wichtigsten Speisefischen, sind von großer fischereiwirtschaftlicher Bedeutung. Der Fang nahm nach Angaben der FAO von etwa 400.000 Tonnen im Jahr 1955 auf über 2 Millionen Tonnen seit 1997 zu. Zu den größten Fängernationen gehören Japan, wo rohes Thunfischfleisch für Sushi und Sashimi genutzt wird, die USA und Südkorea. Thunfische werden mit Langleinen, Ringwaden und Treibnetzen gefangen. Letzteres ist in den Gewässern der EU und vielen anderen Gebieten illegal, da dabei in erheblichem Umfang zu unerwünschtem Beifang von Delfinen und Haien kommt. Im Mittelmeer fängt man Thunfische mit sehr großen, verankerten Schwimmreusen die Tonnaras genannt werden. Thunfischfleisch wird als Frischfisch oder gefroren vermarktet. Das in Thunfischdosen konservierte Fleisch stammt vor allem von Bonitos.
Das Management der weltweiten Thunfischbestände liegt in den Händen von internationalen und regionalen Fischereikommissionen, im Atlantik und im Mittelmeer die Internationale Kommission für den Schutz des Thunfischs (International Commission for the Conservation of Atlantic Tuna, ICCAT) und die Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC) für die Bestände im Ostpazifik.
Fossilüberlieferung
Die Thunfische trennten sich wahrscheinlich von den anderen Gattungen der Thunnini im Paläozän. Die ersten Thunfische lebten in der Tethys[21]. Früheste Fossilien von Thunfischen stammen aus dem Eozän. Funde gibt es aus Nordamerika, Afrika und Europa, z.B. aus dem italienischen Monte Bolca (Thunnus lanceolatus).[22]
Quellen
Literatur
- B.B. Collette & C.E. Nauen: Scombrids of the world. An annotated and illustrated catalogue of tunas, mackerels, bonitos and related species known to date. FAO species 1983, catalogue. Vol. 2. ISBN 92-5-101381-0
- Jeffrey B. Graham & Kathryn A. Dickson: Tuna comparative physiology. The Journal of Experimental Biology 207, The Company of Biologists 2004, doi:10.1242/jeb.01267
- Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6
- Bent J. Muus, Jørgen G. Nielsen: Die Meeresfische Europas. In Nordsee, Ostsee und Atlantik. Franckh-Kosmos Verlag, ISBN 3440078043
Einzelnachweise
- ↑ B.B. Collette & C.E. Nauen, S. 21 und 80.
- ↑ Fiedler, S. 389.
- ↑ 3,0 3,1 B.B. Collette & C.E. Nauen, S. 80.
- ↑ 4,0 4,1 Jeffrey B. Graham & Kathryn A. Dickson, S. 4018.
- ↑ Thunnus alalunga auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus alalunga in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus maccoyii auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus maccoyii in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus orientalis auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus orientalis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus thynnus auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus thynnus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus albacares auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus albacares in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus atlanticus auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus atlanticus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus obesus auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus obesus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Thunnus tonggol auf Fishbase.org (englisch)
- ↑ Thunnus tonggol in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: Collette et al., 2011. Abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ Jeffrey B. Graham & Kathryn A. Dickson, S. 4015–4016.
- ↑ Karl Albert Frickhinger: Fossilien Atlas Fische, Mergus-Verlag, Melle 1999, ISBN 3-88244-018-X
Weblinks
- Thunnus auf Fishbase.org (englisch)