Bananen


Bananen

Dessertbanane (Musa × paradisiaca) 'Cavendish'

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Bananengewächse (Musaceae)
Gattung: Bananen
Wissenschaftlicher Name
Musa
L.

Die Bananen (Musa) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). In der Gattung gibt es rund 100 Arten. Einige Arten und Hybriden bilden essbare Früchte, von denen diejenigen der Dessertbanane (Musa × paradisiaca) zum Teil für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden. Die essbaren Früchte haben, verglichen mit anderen Obstsorten, einen mäßigen Vitamingehalt (12 mg Vitamin C pro 100 g, 20 µg Folsäure pro 100 g) und enthalten Mineralstoffe (insbesondere viel Kalium und Magnesium, Phosphor, Eisen, Mangan, Kupfer), Zucker sowie Ballaststoffe.

Beschreibung

Illustration von Musa troglodytarum
Detail einer Blattspreite mit Mittelrippe und Seitennerven

Musa-Arten und -Sorten sind immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen. Unterirdisch besitzen sie ein Rhizom, aus dem Ausläufer treiben. Die eigentliche Sprossachse bleibt bis zur Blütezeit sehr kurz. Der Stamm ist ein aus Blattscheiden bestehender, nicht verholzender Scheinstamm. Er wird mindestens einen halben Meter, meist aber drei bis zehn Meter hoch. An der Basis kann er etwas verdickt sein. Die großen, einfachen, ganzrandigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist länglich oder länglich-elliptisch geformt, sie erreicht eine Länge von zwei bis drei Meter bei einer Breite von 30 bis 60 Zentimeter. Ältere Blätter sind oft mehrfach bis zur Mittelrippe eingerissen.[1][2]

Der endständige Blütenstand hängt meist über, manchmal steht er jedoch auch aufrecht. Er ist mit zahlreichen grünen, braunen oder rot-violetten Hochblättern besetzt, die nach und nach abfallen. An der Unterseite eines jeden Hochblatts befinden sich mehrere Blüten in einer oder zwei Reihen. Die zwittrigen oder eingeschlechtigen Blüten sind zygomorph und dreizählig. An der Basis des Blütenstands sind die Blüten weiblich (mit verkümmerten Staubblättern) oder zwittrig, zum Ende des Blütenstands hin befinden sich männliche Blüten mit fünf Staubblättern. Fünf der sechs Blütenhüllblätter sind zu einer Röhre verwachsen, die an einer Seite bis zum Grund aufreißt.[1][2]

Bananenbüschel an der Staude

Der Fruchtstand von Bananen wird als Büschel bezeichnet. Ein Büschel kann aus 6 bis 20 sog. Händen bestehen, welche die einzelnen Reihen eines Büschels umfassen.[3] Die einzelnen Früchte, die botanisch zu den Beeren gehören, werden meist 20 bis 35 Zentimeter lang und auch als Finger bezeichnet. Sie sind länglich geformt, meist gekrümmt, im Querschnitt leicht kantig und enthalten zahlreiche rundliche bis linsenförmige Samen, wobei kultivierte Sorten meist überhaupt keine Samen enthalten.[1][2] Jede Hand eines Büschels enthält etwa 8–20 Finger.

Nutzung

Nahrungsmittel

Reife Bananenfrüchte in einem Supermarktregal
Rote Bananen (ein triploider Kultivar von Musa acuminata), die wie die übrigen Dessertbananen für den Frischverzehr verwendet werden

Das Fruchtfleisch vieler Sorten der Musa × paradisiaca und anderer Hybriden ist essbar. Die Zuchtbananen bringen es heute zusammen auf über 1000 Kreuzungen und Varianten.[4] Das Fruchtfleisch der in den Läden Europas vorherrschenden Dessertbananen (Musa paradisiaca sapientum) ist mehlig und süß. In den Ursprungsländern ist die grüne bis rote Kochbanane (auch Gemüse- oder Mehlbanane) (Musa paradisiaca normalis) eine bedeutende Nahrungsquelle. Ihr weißlich-gelbes Fruchtfleisch, das im Geschmack mild bis leicht säuerlich ist, ist nicht zum Rohverzehr geeignet. Es wird sowohl gekocht als auch gebacken oder gegrillt. Ferner werden auch Bananenblüten oder Bananenherzen in der südostasiatischen Küche als Gemüse verwendet, während Bananenblätter oft als eine Art Serviertablett oder geschmackstragende Back- und Grillhülle dienen. Zarte Bananenblätter lassen sich zwar mit Genuss kauen, sollten dann aber wie Kautabak ausgespuckt werden, weil die Fasern nur schwer verdaulich sind.

Textilien

Bei den in Indonesien verbreiteten Faserbananen (Musa textilis), Abacá genannt, werden die sogenannten Manilafasern der Blattscheiden zu Netzen, Tauwerk und Garnen verarbeitet.

Zierpflanzen

Musa velutina: Rosa Zwergbanane (Keniabanane), nur etwa 1,2–2,0 m hoch. Die Blüten stehen aufrecht, die Schale ist leuchtend rosa und zart behaart. Das Fruchtfleisch allein ist zwar essbar, die zahlreichen großen und harten Samen jedoch nicht. In der Praxis ist daher die ganze Frucht ungenießbar.

In den letzten Jahren setzt sich die Banane vor allem in Mitteleuropa auch als Zimmerpflanze – aufgrund ihrer Größe jedoch vornehmlich in Wintergärten – zunehmend durch. Der Handel bietet hierfür verschiedenste Arten, reine Zierpflanzen oder auch als Fruchtpflanzen, an. Es gibt auch Sorten mit essbaren Früchten, darunter Zwergzüchtungen der 'Cavendish' ('Dwarf Cavendish'), die teils nur einen Meter hoch werden ('Super Dwarf Cavendish').

Bananensamen von Zierbananen (Obstbananen dagegen sind steril)

Die Vermehrung der Zierbananenstaude erfolgt entweder durch Samen, die im gut sortierten Fachhandel erhältlich sind, wobei nur die Zierbananen über Samen zu vermehren sind, oder durch Wurzelschösslinge (sogenannte Kindel), möglich bei allen Bananensorten. Diese können ab einer bestimmten Größe (etwa fünf vollwertige Blätter) von der Mutterpflanze am Wurzelballen abgetrennt werden. Die Aufzucht mittels Samen erfordert etwas Zeit, da die Keimdauer der Banane relativ lang ist. Bildet eine Pflanze Wurzelschösslinge aus und sollen diese nicht weiter Verwendung finden, sollten diese relativ schnell entfernt werden, um die Mutterpflanze zu stärken. Auch eine Meristem-Vermehrung ist möglich und bei den sterilen Sorten ein übliches Verfahren.

Blütenstand von Musa × balbisiana

Die bekannteste „winterharte“ Bananenart ist die Japanische Faserbanane (Musa basjoo). Von dieser sind mehrere Sorten mit verbesserter Frostresistenz gezüchtet worden. Weitere vielversprechende Freilandbananen sind Musa sikkimensis, M. itinerans, M. balbisiana, M. cheesmanii und M. yunnanensis; sie stammen aus asiatischen Hochgebirgsregionen, wo es auch gelegentlich Schnee und Frost im Winter gibt. Sie sind aber dennoch frostgefährdeter als die Japanische Faserbanane. Einige Gärtnereien und Exotengärtnereien bieten diese Arten als Pflanzen und auch als Saatgut an.

Musa basjoo blüht auch in Mitteleuropa im Freiland, aber nur selten und nach milden Wintern. In Mitteleuropa reifen im Freien gebildete Bananenfrüchte wegen der zu kurzen Vegetationsperiode nicht mehr aus; sie sind ungenießbar. Ausreichend winterharte Obstbananen gibt es noch nicht.

Systematik

Die Gattung Musa umfasst etwa 50 bis 100 Arten, deren Einteilung sich in den letzten Jahren wiederholt gewandelt hat. Nach aktuellem Stand wird die Gattung in die drei Sektionen Musa, Callimusa und Ingentimusa eingeteilt.

Systematik der Gattung Musa
Sektion Musa Sektion Callimusa
In diese Sektion werden auch die Vertreter der früher gesondert betrachteten Sektion Rhodochlamys gestellt. In diese Sektion werden auch die Vertreter der früher gesondert betrachteten Sektion Australimusa gestellt.
  • Musa acuminata Colla: Die vielleicht bekannteste Art. Zu ihr gehören die Sortengruppen 'Dwarf Cavendish', 'Giant Cavendish' und 'Gros Michel'. Synonyme sind Musa cavendishii Lamb. ex Paxt. sowie Musa malaccensis Ridl. (vgl. Cavendish)
  • Musa angcorensis Gagnep.: Es ist derzeit umstritten, ob dies eine eigene Art ist.
  • Musa aurantiaca
  • Musa balbisiana: Synonym: Musa seminifera Lour.
  • Musa banksii F. Muell.: Wird teilweise auch als eine Unterart von Musa acuminata angesehen.
  • Musa basjoo, Japanische Faserbanane: Heimisch auf den japanischen Ryūkyū-Inseln. Dies ist die winterhärteste aller Musa-Arten.
  • Musa cheesmanii
  • Musa flaviflora Simmonds: Diese ist eine der Eltern von Musa ornata; sie ist möglicherweise eine Unterart von Musa acuminata.
  • Musa griersonii
  • Musa itinerans
  • Musa laterita
  • Musa mannii
  • Musa nagensium
  • Musa ochracea
  • Musa ornata Roxb.: Dies dürfte eine Hybride Musa flaviflora × Musa velutina sein.
  • Musa × paradisiaca, Dessertbanane: Wohl entstanden durch Kreuzung aus Musa acuminata und Musa balbisiana; die Einordnung als eigene Art ist umstritten. Dies dürfte die meistangebaute Art weltweit sein.
  • Musa sanguinea
  • Musa schizocarpa
  • Musa siamea: Meist noch als Unterart Musa acuminata ssp. siamea angesehen; dürfte jedoch eine eigene Art darstellen.
  • Musa sikkimensis
  • Musa thomsonii Noltie: Eine noch weitgehend unbekannte Art; erst seit kurzem sind Samen im Handel erhältlich.
  • Musa velutina Wendl. & Drude: Eventuell ist dies ein Synonym von Musa dasycarpa Kurz.
  • Musa alinsanaya
  • Musa beccarii
  • Musa boman
  • Musa borneënsis
  • Musa bukensis
  • Musa campestris
  • Musa coccinea Andrews: Syn. Musa uranoscopos Lour.
  • Musa exotica Valmayor: Heimisch in Vietnam, wo sie Chuoi Rung Hoa Do genannt wird.
  • Musa fitzalanii: Gilt als ausgestorben.
  • Musa flavida
  • Musa gracilis
  • Musa hirta Becc.
  • Musa insularimontana Hayata: Diese seltene Art ist auf einer einzigen Insel vor Taiwan endemisch und mit Musa textilis eng verwandt.
  • Musa jackeyi
  • Musa johnsii
  • Musa lawitiensis
  • Musa lolodensis
  • Musa maclayi
  • Musa monticola
  • Musa muluensis
  • Musa paracoccinea
  • Musa peekelii
  • Musa pigmaea Hotta: Mit Musa beccarii relativ nahe verwandt.
  • Musa rubra
  • Musa salaccensis
  • Musa splendida A. Chev.
  • Musa suratii
  • Musa textilis: Abacá, Faserbanane
  • Musa troglodytarum: Heimisch auf Tahiti, Neukaledonien und den Fidschi-Inseln.
  • Musa tuberculata
  • Musa violascens





Sektion Ingentimusa
Musa ingens: Heimat Papua-Neuguinea

Die weltweit wichtigste Sammlung von Musa-Arten und -Sorten befindet sich an der belgischen Universität Leuven. Dort werden alle bekannten Formen der Gattung Musa durch In-vitro-Kultur vermehrt und konserviert.

Geschichte

Eine Bananenstaude mit Fruchtansatz und neuen sterilen Blüten unter den blauroten Hochblättern (Brakteen). Die gelblichen Blüten vertrocknen und es entwickeln sich die parthenokarpen Früchte. Dann richtet sich die Banane im Wachstum nach oben, so dass der Blütenansatz in Richtung Sonne wächst. Deshalb ist die Banane krumm. Die Staude blüht weiter, während sie schon Früchte ausbildet.

Die Banane stammt ursprünglich aus der südostasiatischen Inselwelt. Nach Afrika kam die Banane wohl mit den austronesischen Einwanderern, die Madagaskar vom heutigen Indonesien aus besiedelten und die auch den Reis nach Madagaskar brachten.

Von den kanarischen Inseln, wo die Spanier sie angepflanzt hatten, gelangte sie nach Amerika. Im Jahre 1502 gründeten portugiesische Siedler die ersten Plantagen in der Karibik und in Mittelamerika. Nach Großbritannien wurden die ersten Bananen im Jahr 1633 aus Bermuda eingeführt.[5]

Bis in die 1960er Jahre war die Hauptsorte für den Export die Gros Michel. Die Früchte waren größer, geschmackvoller und wesentlich unempfindlicher als die heutigen Bananen. Sie konnten daher in ganzen Stauden transportiert werden. Der Anbau dieser Sorte in Monokulturen wurde durch die Panama-Krankheit derart erschwert, dass sie heute kaum noch für den Export kultiviert wird. Derzeit ist die Hauptsorte für den Export die Cavendish, die erheblich druckempfindlicher ist, weswegen sie druck- und stoßgeschützt in Kartons transportiert wird. Seit Anfang der 1990er Jahre ist eine Art der Panama-Krankheit bekannt, die auch diese Sorte angreift. Geschmacklich ähnliche Alternativen und Heilung gibt es derzeit (2005) noch nicht und die Schätzung ist, dass in zehn bis 20 Jahren auch die 'Cavendish' nicht mehr in Monokulturen angebaut werden kann.

Wilde Bananen haben teils große harte Samenkerne

Das Einkreuzen von Resistenzgenen in die Sorte Cavendish war bisher nicht erfolgreich – daher wird derzeit intensiv an transgenen Bananenlinien geforscht. Ein Einkreuzen ist generell bei den meisten Bananensorten nicht möglich, denn seit die Banane in Kultur genommen wurde, sind die meisten Bananensorten steril geworden, das heißt, die Früchte werden ohne eine Bestäubung und Befruchtung gebildet. Werden keine Samen gebildet, so ist keine generative Vermehrung möglich, also auch keine Kreuzung. Die meisten Bananensorten sind Klone, das heißt sie werden rein vegetativ vermehrt.

Etymologie

Das Wort Banane gelangte über das portugiesische banana ins Deutsche. Es stammt ursprünglich aus einer westafrikanischen Sprache, vermutlich aus dem Wolof. Erst Jahrhunderte später bekam die Banane ihren wissenschaftlichen Namen, als der Botaniker Carl von Linné 1753 die Flora der Welt klassifizierte. Er nannte die Banane unter Verwendung der arabisch-persischen Bezeichnung موز / {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) für die Frucht Musa paradisiaca (für die Kochbanane) bzw. Musa sapientium (für die Essbanane).

Literatur

  • Delin Wu & W. John Kress: Musaceae. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Flagellariaceae through Marantaceae. Volume 24. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, Musa, S. 315 (online).
  • Alan T. Whittemore: Musaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Volume 22. Oxford University Press, New York und Oxford 2000, ISBN 0-19-513729-9, Musa (online).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Delin Wu & W. John Kress: Musaceae. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Flagellariaceae through Marantaceae. Volume 24. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, Musa, S. 315 (online).
  2. 2,0 2,1 2,2 Alan T. Whittemore: Musaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Volume 22. Oxford University Press, New York und Oxford 2000, ISBN 0-19-513729-9, Musa (online).
  3. Banane. In: exotenfrucht.de. Abgerufen am 23. Januar 2013.
  4. Atlant Bieri: Bananenrepublik Schweiz. NZZ am Sonntag, 6. Januar 2008, S. 60.
  5. John Ayto (Hrsg.): An A–Z of Food and Drink. Oxford University Press 2002.

Weblinks

Commons: Bananen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Banane – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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