Ibicella lutea
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Ibicella lutea | ||||||||||||
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Ibicella lutea | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Ibicella | ||||||||||||
Van Eselt. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Ibicella lutea | ||||||||||||
(Lindl.) Van Eselt. |
Ibicella lutea ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Ibicella innerhalb der Familie der Gemsenhorngewächse (Martyniaceae). Ein deutscher Trivialname ist „Teufelskralle“. Sie kommt in der Neuen Welt vor.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Ibicella lutea wächst als einjährige, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 60 Zentimetern. Fast die gesamte Pflanze ist mit drüsigen Haaren überzogen, welche Ibicella lutea eine gewisse Klebrigkeit verleihen. Die Drüsenhaare verströmen einen deutlich wahrnehmbaren, süßlichen Aasgeruch. Daneben befinden sich aber auch drüsenlose Haare an der Pflanze. Sie bildet einen einzelnen, kräftigen Stängel.
Die im unteren Bereich des Stängels gegenständig und im oberen Bereich gelegentlich wechselständig angeordneten Laubblätter sind lang gestielt. Die einfache Blattspreite ist bei einem Durchmesser von meist etwa 10 Zentimetern beinahe kreisrund mit eingeschnittener bis annähernd herzförmiger Spreitenbasis und leicht gezähnten Blattrand.
Blütenstand und Blüte
Wenige Blüten stehen in einem schlanken, traubigen Blütenstand zusammen. Die zwittren Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Von den fünf etwa 1,5 cm langen Kelchblättern sind die unteren zwei deutlich breiter als die oberen. Die fünf Kronblätter sind zu einer etwa 6 cm großen glockenförmigen Krone verwachsen. Die Krone ist außen blassgelb und mit Drüsen besetzt, inwendig ist sie unbehaart, kräftig gelb bis orange gefärbt und mit roten Punkten übersät. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden, von denen vier fertil sind, sowie eines nur ein rudimentäres Staminodium ist.
Frucht und Samen
Die ungewöhnlich geformten Kapselfrüchte sind bei einer Länge von etwa 5 cm länglich-eiförmig und besitzen eine narbige Oberfläche. Sie sind an ihrer Spitze gespalten und in lange, gekrümmte Hörner ausgezogen, die doppelt so lang wie der Fruchtkörper werden können und mit denen sie an den Hufen oder Füßen von Tieren hängenbleiben und sich so forttragen lassen. Die ausgefallene Gestalt der Kapselfrüchte hat zum Trivialnamen „Teufelskralle“ geführt. Die Kapselfrüchte enthalten viele Samen.
Verbreitung
Ibicella lutea stammt ursprünglich aus Brasilien, wurde aber in den US-Bundesstaaten Mexiko, Kalifornien und Arizona eingebürgert. Sie wächst in offenen, sonnigen Trockenregionen.
Botanische Geschichte
Systematik
Zunächst wurde diese Pflanzenart 1825 von John Lindley als Martynia lutea erstbeschrieben. 1895 ordnete der Botaniker Otto Stapf sie als Proboscidea lutea in die Gattung Proboscidea ein. 1929 stellte Glen Parker van Eseltine in Technical Bulletin, New York (State) Agricultural Experiment Station. Geneva, NY, 149, S. 31 die Gattung Ibicella mit der Typusart Ibicella lutea auf.[1]
Der botanische Gattungsname Ibicella leitet sich vom lateinischen Ibex für „Steinbock“ ab und bezieht sich auf die Gestalt der Früchte. Das Artepitheton lutea ist dem lateinischen Wort luteum für „gelb“ entlehnt und spielt auf die Farbe der Blüten an.
Untersuchungen zur möglichen Karnivorie
Bereits der Botaniker William James Beal beobachtete 1875, wie unzählige, winzige Insekten an der Pflanze kleben blieben und dass ihre Chitinpanzer nach wenigen Tagen trocken und leer wirkten. Später beobachtete er, dass winzige Fleischstücke, die er an die drüsenbestückten Stellen heftete, scheinbar „verschwanden“. Diese Erfahrungen führten ihn zu dem Schluss, dass die Pflanze carnivor sein müsse. 1916 experimentierte die italienische Botanikerin E. Mameli ebenfalls mit Ibicella. Auch sie machte ähnliche Beobachtungen, als sie winzige Stücke hartgekochten Eiweißes an die Drüsen heftete. Die Eistückchen lösten sich auf und wurden augenscheinlich von der Pflanze resorbiert. 1999 studierten die Forscher Paul Zachary Myers und C. Wallace et al. unabhängig voneinander eine mögliche Enzymproduktion der Drüsen an Ibicella lutea.
Der Test bestand in der Verwendung eines unbenutzten Schwarz-Weiß-Filmstreifens, dieser wurde mit der gelatinierten Seite des Films auf eine bestimmte Stelle der Pflanze, welche zuvor mit eingeweichter Hefe oder Rinderalbumin „stimuliert“ wurde, aufgelegt und für einige Zeit liegen gelassen. Im Falle einer pflanzeneigenen Enzymproduktion wäre die Gelatineschicht des Filmstreifens beschädigt worden. Die Beschädigungen sind nach Entwickeln des Films als konturlose, helle Areale erkennbar. Nach anfänglichen Problemen, die durch von den drüsenlosen Haaren verursachten Kratzer auf dem Teststreifen aufgetreten waren, kamen beide Forscher schließlich zu dem Ergebnis, dass die Pflanze keine eigenen Enzyme produziert. Ibicella lutea wird daher als präkarnivor eingestuft.
Verwendung
Ibicella lutea wird unter anderem wegen ihrer Samenkapseln kultiviert, die zu Dekorationszwecken getrocknet und in Gestecken eingearbeitet werden. Sie wird aber auch in Gärten zwischen Melonen und Tomaten angepflanzt, da sie Schädlinge wie die Weiße Fliege wegfängt. In den Südstaaten Amerikas gelten in Essig eingelegte, halbreife Früchte von Ibicella lutea (aber auch solche der Gattung Proboscidea) als Delikatesse.
Literaturquellen
- Donald E. Schnell: Carnivorous plants of the United States and Canada. Timber Press 2002, ISBN 0-88192-540-3, S. 397–402.
- Le Roy Abrams & Roxana Stinchfield Ferris: An illustrated flora of the Pacific States: Washington, Oregon and California, Band 4. Stanford University Press, Stanford (Kalifornien) 1923–1960, S. 2, Kapitel Martyniaceae.
- Peter D'Amato: The savage garden: cultivating carnivorous plants. Ten Speed Press 1998, ISBN 0-89815-915-6, S. 289–291.
- Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 302 u. 369.
- Judith Sumner: American household botany: a history of useful plants, 1620-1900. Timber Press 2004, ISBN 0-88192-652-3, S. 167 u. 168.