Mexiletin


Strukturformel
Strukturformelm der beiden Enantiomere von Mexiletin
1:1-Gemisch aus (R)-Isomer (oben) und (S)-Isomer (unten)
Allgemeines
Freiname Mexiletin
Andere Namen
  • (RS)-1-(2,6-Dimethylphenoxy)propan-2-amin
  • rac-1-(2,6-Dimethylphenoxy)propan-2-amin
  • DL-1-(2,6-Dimethylphenoxy)propan-2-amin
  • (±)-1-(2,6-Dimethylphenoxy)propan-2-amin
Summenformel C11H17NO
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 31828-71-4 (freie Base)
  • 5370-01-4 (Mexiletin-Hydrochlorid)
PubChem 4178
DrugBank APRD00242
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

C01BB02

Wirkstoffklasse

Antiarrhythmikum der Klasse Ib

Wirkmechanismus

Blockade von schnellen Natriumkanälen

Eigenschaften
Molare Masse 179,26 g·mol−1
Schmelzpunkt

203–205 °C (Mexiletin-Hydrochlorid)[1]

Löslichkeit

Wasser: 8,25 g·l−1 (25 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze [2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Halbwertszeit 9−12 (8–20) Stunden
Bioverfügbarkeit ~ 90 %
Plasmaeiweißbindung ~ 70 %
Elimination Leber
Verteilungsvolumen 5,5–9,5 l·kg−1
Verstoffwechslung CYP2D6

Mexiletin ist ein Arzneistoff gegen ventrikuläre Herzrhythmusstörungen aus der Gruppe der Antiarrhythmika Ib[4] nach Vaughan-Williams. Es ist der Struktur von Lidocain und Tocainid ähnlich. Ursprünglich war es als appetitmindernder und antiepileptischer Wirkstoff eingeführt worden, bis man seine antiarrhythmischen Effekte entdeckte. Der Arzneistoff wurde in Deutschland von Boehringer unter dem Namen Mexitil® vertrieben, ist aber seit dem 1. September 2009 nicht mehr auf dem Markt.[5]

Elektrophysiologische Wirkungen

Wie alle Antiarrhythmika der Klasse I hemmt Mexiletin den schnellen Natriumkanal. Es verkürzt das Aktionspotential der Herzkammer und stabilisiert das Membranpotential. Mexiletin verlängert nicht die QT-Zeit und bietet sich deshalb als Alternative an, wenn eine medikamenten-induzierte Kammertachykardie vom Torsade-de-pointes-Typ aufgetreten ist oder ein Long-QT-Syndrom besteht, bei dem andere Antiarrhythmika wie Chinidin, Sotalol, Procainamid oder Disopyramid kontraindiziert sind. Da die Wirksamkeit von Mexiletin allein recht bescheiden ist, wird es oft mit Erfolg in Kombination mit Chinidin, Propranolol, Procainamid oder Amiodaron verabreicht, wobei von den jeweils eingesetzten Substanzen geringere Dosen erforderlich sind und somit die Häufigkeit von Nebenwirkungen verkleinert werden kann.

Hämodynamische Wirkungen und Indikation

Mexiletin hat auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz nur geringe Auswirkungen auf die Kontraktionskraft des Herzens oder das Kreislaufsystem. Mexiletin wird zu Behandlung ventrikulärer Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Ein Therapieversuch ist auch dann sinnvoll, wenn Lidocain keine Wirksamkeit gezeigt hat. Es ist bei QT-Verlängerung anwendbar. Eine weitere Indikation besteht in der Behandlung von Myotonien.

Anwendung

Eine langsame Dosissteigerung in den ersten Tagen wird empfohlen, bis der gewünschte Effekt auf die Herzrhythmusstörungen eingetreten ist oder Nebenwirkungen wie Tremor eine weitere Dosiserhöhung nicht erlauben. Die Erhaltungsdosis ist individuell sehr verschieden und sollte durch Spiegelbestimmungen abgeklärt werden. Bei angeborenem Mangel an CYP2D6, Nierenversagen, schweren Lebererkrankungen oder Herzinsuffizienz muss die Dosis vermindert werden.

Unerwünschte Wirkungen

Nebenwirkungen von Mexiletin sind dosisabhängig und neurologischer Natur. Sie beinhalten Tremor, Sehstörungen, Schwindel, Stimmungsschwankungen und Übelkeit. Selten kommt eine Thrombozytopenie vor. Beim Syndrom des kranken Sinusknotens besteht die Gefahr der Bradykardie oder einer Verlängerung der Sinusknotenerholungszeit (SKEZ). Bei neu aufgetretenem Schenkelblock soll es abgesetzt werden. Die Funktion des Herzmuskels wird durch orales Mexiletin nicht gehemmt, dies soll aber bei intravenöser Anwendung vorkommen.

Wechselwirkungen

Die Substanzen Phenytoin, Phenobarbital und Rifampicin heizen den Stoffwechsel von Mexiletin in der Leber an und schwächen so seine Wirkung ab. Beim Absetzen eines dieser Wirkstoffe bei gleichzeitiger Gabe von Mexiletin kann also die wirksame Dosis in eine toxische Dosis umschlagen, weil nun eine geringere Abbaurate von Mexiletin resultiert. Mexiletin kann die Wirksamkeit von Theophyllin erhöhen. Chinidin hemmt CYP2D6 und verlangsamt so den Abbau von Mexiletin. Antazida und Atropin vermindern die Resorption im Darm, Metoclopramid erhöht sie.

Stereoisomerie

Mexiletin enthält ein Stereozentrum, ist also chiral. Als Arzneistoff wird das Racemat eingesetzt, ein 1:1-Gemisch der isomeren (R)-Form und der (S)-Form.

Literatur

  • Woosley RL, Indik JH: Antiarrhythmic Drugs. In: Fuster V, Alexander W, O´Rourke RA (eds.): Hurst´s The Heart. 11th ed., McGraw-Hill, New York 2004, S. 949–973, ISBN 0-07-142264-1.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Eintrag zu Mexiletin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM).
  2. 2,0 2,1 Datenblatt Mexiletine hydrochloride bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  3. Datenblatt MEXILETINE HYDROCHLORIDE CRS (PDF) beim EDQM
  4. Mutschler E., Schäfer-Korting M: Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1996 ISBN 3-8047-1377-7.
  5. http://www.nelm.nhs.uk/en/NeLM-Area/News/494080/494279/Discontinuation-of-mexiletine-Mexitil/

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