Orangeroter Ritterling



Orangeroter Ritterling

Orangeroter Ritterling (Tricholoma aurantium)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Ritterlingsverwandte (Tricholomataceae)
Gattung: Ritterlinge (Tricholoma)
Art: Orangeroter Ritterling
Wissenschaftlicher Name
Tricholoma aurantium
(Schaeff.) Ricken

Der Orangerote Ritterling (Tricholoma aurantium) ist eine Pilzart aus der Familie der Ritterlingsverwandten (Tricholomataceae). Sie ist in Mitteleuropa meist selten anzutreffen und besitzt einen Verbreitungsschwerpunkt in Skandinavien sowie in den Kalkregionen der Gebirge.

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Der Hut erreicht einen Durchmesser von sechs bis zwölf Zentimetern. Er ist lebhaft orangerot oder gelborange gefärbt. Die Oberfläche ist feinschuppig oder fast glatt und recht schmierig. Bei Berührung färbt der Hut ab. Der Hutrand ist zunächst eingerollt, später wellig verbogen.

Die Lamellen sind erst weiß, dann blass gelblich getönt. Sie besitzen vor allem an den Schneiden und auf Druck rötliche oder rotbraune Flecken. Die Blätter stehen gedrängt und sind buchtig angeheftet.

Der Stiel erreicht eine Länge zwischen vier und acht Zentimetern sowie eine Dicke von 1,5 bis 2 Zentimetern. An der Spitze besitzt er eine weißliche Zone, die vom unteren Stielabschnitt scharf abgegrenzt ist. Weiterhin ist dieser Bereich mit Tränen versehen. Darunter besitzt der Stiel einen orangeroten, punktiert-körnigen Überzug, wodurch er auffällig bunt erscheint.

Das Fleisch ist weiß, an der Stielspitze etwas orangerötlich getönt. Es riecht stark nach Mehl oder Dextrin und schmeckt bitter.

Das Sporenpulver ist weiß.

Mikroskopische Merkmale

Die Sporen messen 5,5 mal 4 Mikrometer. Sie sind breitelliptisch und besitzen eine glatte Oberfläche. Zystiden und Schnallen fehlen.

Artabgrenzung

Der Orangerote Ritterling ist durch seine lebhaften Hutfarben gut gekennzeichnet. Ein wenig ähnlich ist der Halsband-Ritterling (Tricholoma focale), der jedoch, wie der Name vermuten lässt, einen Stielring besitzt. Außerdem sind seine Hutfarben etwas dunkler und gehen mehr ins Bräunliche oder Ziegelrote.

Ökologie

Der Orangerote Ritterling ist in Haargersten- und Orchideen-Rotbuchenwäldern sowie in Tannen-Buchenwäldern mit eingestreuten Fichten oder Kiefern zu finden. Außerdem ist er in Fichten- und Waldkiefernforsten, Waldrändern und -lichtungen sowie Wacholderheiden anzutreffen.

Der Pilz bevorzugt mäßig frische bis frischfeuchte, flach bis mittelgründige, neutrale bis alkalische Böden, die gesättigt an Basen sind. Diese befinden sich in der regel über Kalk oder stark kalkhaltigem Grund.

Die Fruchtkörper erscheinen meist in kleinen Trupps, gelegentlich auch in Hexenringen zwischen Ende Juli bis Anfang November, bei entsprechender Witterung auch später. Der Pilz bildet eine Mykorrhiza mit Nadelbäumen, vor allem Fichten und Kiefern.

Verbreitung

Der Orangerote Ritterling ist in der Holarktis meridional bis boreal verbreitet. So ist er in Nordamerika (Kanada, USA), Europa, Nordafrika, und Nordasien (Kaukasus, Mittelasien) zu finden. In Europa ist die Art im nordisch-montanen Areal anzutreffen. So besitzt sie einen Verbreitungsschwerpunkt in Skandinavien und ist in den Tiefländern südlich von Nord- und Ostsee deutlich lückiger vorhanden. In Mittel- und Südeuropa zeigt sich eine zunehmend montane Tendenz. Das Gebiet reicht von Großbritannien, den Niederlanden, wo der Pilz selten ist, und Frankreich (Alpenregion) bis ostwärts nach Estland, Weißrussland und Ungarn sowie in den Süden bis zu den Balearen, Italien Sizilien, Griechenland und Rumänien und nordwärts bis zu den Hebriden.

In Deutschland zeigt sich ein recht ungleichmäßiges Verbreitungsbild. In Süddeutschland ist sie mäßig verbreitet, wobei sich in den Kalkalpen, dem Juragebirge, der Baar und dem Ostschwarzwald deutliche Verdichtungen finden lassen. Nördlich davon ist die Art bis zur Mittelgebirgsschwelle selten und im norddeutschen Flach- und Hügelland nur sporadisch anzutreffen. In den Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und großen Teilen Niedersachsens wurde sie bisher nicht nachgewiesen.

Die Bestände des Orangeroten Ritterlings sind seit 1970 in einem starken Rückgang begriffen. Trotz der deutlichen Reduzierung der SOx-Ausstöße haben sie sich nicht erholt. Diese Tatsache wird auf die ansteigende Belastung der Oberböden mit Stickstoffverbindungen aus Landwirtschaft und Verkehr zurückgeführt. Die Art steht auf den Roten Listen mehrerer Bundesländer und europäischer Staaten.[1]

Bedeutung

Wegen des zusammenziehenden, bitteren Geschmacks ist der Orangerote Ritterling ungenießbar.

Quellen

Literatur

  • German J. Krieglsteiner, Andreas Gminder: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 3: Ständerpilze. Blätterpilze I. Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3536-1.

Einzelnachweise

  1. Krieglsteiner et al.: Die Großpilze Baden-Württembergs. S. 526 f. (für den gesamten Absatz)

Weblinks