Zypressen
- Seiten mit Skriptfehlern
- Zypressengewächse
- Baum
Zypressen | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Zweig der Mittelmeer-Zypresse (Cupressus sempervirens) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cupressus | ||||||||||||
L. |
Die Zypressen (Cupressus), griech. κυπαρισσος kyparissos sind eine Pflanzen-Gattung in der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). In einigen Landschaften sind die Zypressen prägend für die Kulturlandschaft, etwa die Mittelmeer-Zypresse in der Toskana.
Beschreibung
Zypressen sind immergrüne Bäume oder strauchförmig wachsende verholzende Pflanzen. Die Wuchsformen der Zypressen-Arten und -Kulturformen variieren von verzwergt bis hoch, von hängend bis säulenförmig, von hochkronig bis ausladend. Ihr schnelles Wachstum und das dichte Laub machen sie zu einem geeigneten Windschutz. Die schuppenförmigen Blätter stehen kreuzgegenständig in vier Reihen an den Zweigen, selten wechselständig zu dritt in Wirteln in sechs Reihen.
Zypressen sind meistens einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch), also mit männlichen und weiblichen Zapfen an einem Baum. Die männlichen Zapfen besitzen vier bis zehn Paare Sporophylle. Jedes Sporophyll besitzt drei bis zehn Pollensäcke. Die weiblichen Zapfen benötigen etwa zwei Jahre bis zur Reife, sie bleiben aber oft viele Jahre geschlossen, bis sie sich durch ein Feuer öffnen. Die 8 bis 43 mm großen Zapfen besitzen meist drei bis sechs (zwei bis sieben) Paare dicker, holziger Samenschuppen. Jede Samenschuppe besitzt meist fünf (selten drei) bis 20 Samen. Die Samen besitzen zwei Flügel.
Keimlinge besitzen zwei bis fünf Keimblätter (Kotyledonen).
Geschichte
Der 12 bis 15 Millionen Jahre alte Fund einer Taxodioxylon germanicum, nahe Verwandte der Taxodium distichum, im Braunkohletagebau Garzweiler belegt das dortige Vorkommen der Zypressen während des Miozän [1]. Nach dem Rückgang der Vereisung des Holozän sollen Zypressen erst wieder von den Phöniziern aus Asien nach Europa gebracht und zuerst in Zypern angepflanzt worden sein. In der Antiken Mythologie ist die Zypresse ein Symbol und Attribut vieler Gottheiten, sie steht für die Unterwelt, symbolisiert Langlebigkeit und wird seit jeher mit Tod und Trauer verbunden. Wie viele immergrüne Pflanzen wird sie als Ausdruck der Trauer zur Friedhofsbepflanzung verwendet.
Mittelmeer-Zypressen (Cupressus sempervirens) werden seit der Antike kultiviert. Ein, wie der botanische Artname sagt, immergrüner Nadelbaum (sempervirens bedeutet „immergrün”), der in seiner Jugend rasch, mit zunehmendem Alter immer langsamer wächst. Die der Gattung zugeordneten Arten und ihre zahlreichen Kulturformen vertragen Kälte nur eingeschränkt.
Verbreitung
Zypressen-Arten findet man in allen warmen Klimazonen der nördlichen Hemisphäre, so im Westen Nordamerikas sowie Zentralamerika, im nordwestlichen Afrika, dem Nahen Osten, im Himalaja, im südlichen China sowie dem nördlichen Vietnam. Im Mittelmeerraum und in Vorderasien ist es heute schwer zu unterscheiden, welche Arten hier ursprünglich waren: Zypressenarten wurden bereits während des Römischen Reichs an verschiedenen Stellen angepflanzt [2].
Einige Arten der Zypressen kommen mit sehr harschen Lebensraumbedingungen zurecht: Die Sahara-Zypresse kommt im Tassili n'Ajjer-Massiv in der Zentralsahara Algeriens vor.[3] Sie bilden dort zusammen mit Sahara-Myrthe einen lichten Baumbestand, 300 km von dem nächsten Baumvorkommen entfernt. Je nach Quelle gibt es an diesem einzigen Standort nur noch 153 bis 213 Individuen. Die wenigen Exemplare sind Teil des UNESCO-Weltnaturerbes Tassili n'Ajjer und stark vom Aussterben bedroht.
In Mitteleuropa sind an klimatisch bevorzugten Standorten zur Zeit nur wenige Arten ausreichend frosthart. Dazu gehören die Arizona-Zypresse (Cupressus arizonica) und die Siskiyou-Zypresse (Cupressus bakeri), die den entsprechenden Winterhärtezonen (WHR) 7b, 7b und 8a zugerechnet werden.
Systematik
Die Anzahl der Arten, die dieser Gattung zugeordnet werden, variiert von 16 bis 28 – je nach einordnenden Wissenschaftlern. Tatsache ist, dass die meisten Populationen sehr klein und isoliert sind und schwierig zu unterscheiden ist, ob eine einzelne Population als Art oder Unterart einzuordnen ist:[4]
Alte Welt
- Kaschmir-Zypresse (Cupressus cashmeriana Royle ex Carrière) Kommt in Bhutan und vermutlich auch in Nordindien vor.
- Cupressus chengiana S.Y. Hu mit zwei Varietäten kommt in Zentral-China vor.
- Cupressus chengiana var. chengiana
- Cupressus chengiana var. jiangensis (N.Zhao) Silba
- Yunnan-Zypresse (Cupressus duclouxiana Hickel ex A. Camus). Kommt in Süd-China vor.
- Sahara-Zypresse (Cupressus dupreziana A. Camus) mit zwei Varietäten. Kommt in Algerien und Marokko vor.
- Atlas-Zypresse (Cupressus dupreziana var. atlantica (Gaussen) Silba)
- Cupressus dupreziana var. dupreziana
- Tränen-Zypresse (Cupressus funebris Endl.). Kommt in Zentral-China vor.
- Mittelmeer-Zypresse (Cupressus sempervirens L.). Kommt im östlichen Mittelmeerraum wild vor.
- Himalaya-Zypresse (Cupressus torulosa D. Don mit zwei Varietäten. Sie kommt im Himalaya sowie in Vietnam vor.
- Tibet-Zypresse (Cupressus torulosa var. gigantea (W.C.Cheng & L.K.Fu) Farjon)
- Cupressus torulosa var. torulosa
Neue Welt
- Arizona-Zypresse (Cupressus arizonica Greene) mit fünf Varietäten. Sie kommt im Süden der USA sowie in Mexiko vor.
- Cupressus arizonica var. arizonica
- Cupressus arizonica var. glabra (Sudw.) Little
- Cupressus arizonica var. montana (Wiggins) Little
- Cupressus arizonica var. nevadensis (Abrams) Little
- Cupressus arizonica var. stephensonii (C.B. Wolf) Little
- Siskiyou-Zypresse oder Modoc-Zypresse (Cupressus bakeri Jeps.). Kommt in Oregon und Kalifornien vor.
- Kalifornische Zypresse (Cupressus goveniana Gordon), mit zwei Varietäten. Kommt in Kalifornien vor.
- Cupressus goveniana var. abramsiana (C.B.Wolf) Little.
- Cupressus goveniana var. goveniana
- Guadalupe-Zypresse (Cupressus guadalupensis S. Watson) mit zwei Varietäten. Sie kommt in Kalifornien und Mexiko sowie auf der Insel Guadalupe vor.
- Cupressus guadalupensis var. forbesii (Jeps.) Little
- Cupressus guadalupensis var. guadalupensis
- Mexikanische Zypresse (Cupressus lusitanica Mill.) mit zwei Varietäten. Sie kommt in Mittelamerika vor.
- Cupressus lusitanica var. benthamii (Endl.) Carrière
- Cupressus lusitanica var. lusitanica
- Harzige Kalifornische Zypresse (Cupressus macnabiana A.Murray). Kommt in Kalifornien vor.
- Monterey-Zypresse (Cupressus macrocarpa Hartw.). Kommt in Kalifornien vor.
- Sargents Zypresse (Cupressus sargentii Jeps.). Kommt in Kalifornien vor.
Inhaltsstoffe
Aus den Blättern und den jungen Zweigen wird durch Wasserdampfdestillation das ätherische Öl gewonnen. Es wird als Zypressenöl oder wissenschaftlich als Oleum Cupressi bezeichnet. Das Öl enthält Camphen, Cedrol, Furfural, Pinen, Sempervirol, Sylvestren und Terpineol
Wirkungen
Das ätherische Öl wirkt desinfizierend, fiebersenkend, harntreibend, insektenvertreibend, krampflösend, schweißtreibend und wundheilend. Außerdem wirkt es ausgleichend auf das Nervensystem und gefäßverengend.
Nutzung
Viele Arten werden als Zierbäume in Parks angepflanzt, in Asien um Tempel. Einige Arten, wie etwa die Monterey-Zypresse, werden auch wegen ihres Holzes angebaut.
Die schnellwachsende Hybride Leyland-Zypresse (Cupressus × leylandii), die vor allem in Großbritannien häufig in Gärten angepflanzt wird, ist eine intergenerische Kreuzung, also zwischen zwei Gattungen: der Monterey-Zypresse (Cupressus macrocarpa) mit der Nootka-Scheinzypresse (Xanthocyparis nootkatensis), auch Alaska-Zeder genannt.
Aus den nadelförmigen Blättern, Trieben und Früchten gewinnt man das Zypressenöl, das in der Homöopathie zur Behandlung von Kopf- und Gelenkschmerzen verwendet wird, außerdem in der Kosmetik- und Parfümindustrie. Extrakte aus Rinde, Früchten und Holz wurden als Adstringens, gegen Diarrhoe, Bronchitis und Würmer, äußerlich gegen Varizen und Hämorrhoiden verwendet.
Das Bauholz der Zypresse ist hart, dichtfaserig, von feiner rötlicher Farbe und sehr haltbar. Während der Antike wurde es für Pfosten, Dachsparren, Balken und für die Konstruktion von Weinpressen, Tischen und Musikinstrumenten verwendet und war in dieser Hinsicht so wertvoll, dass eine Zypressenplantage als zureichende Mitgift für eine Tochter galt.
Quellen
- Christopher J. Earle: Cupressus. In: The Gymnosperm Database. 14. Januar 2011, abgerufen am 27. Oktober 2011 (englisch).
- Colin Tudge: The secret life of trees. Penguin Books, London 2006, ISBN 978-0-14-101293-3.
- Aljos Farjon: A monograph of Cupressaceae and Sciadopitys. Royal Botanic Gardens Kew, 2005, ISBN 1-84246-068-4.
- Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band. 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
Einzelnachweise
- ↑ 12 - 15 Millionen Jahre alte Zypresse im Tagebau Garzweiler geborgen, Pressemitteilung der RWE Power AG vom 30. Juni 2011
- ↑ Tudge, S. 106.
- ↑ Tudge, S. 105.
- ↑ Aljos Farjon: A Handbook of the World's Conifers. Band 1. Brill, Leiden-Boston 2010, ISBN 90-04-17718-3, S. 290–316.