Gila-Krustenechse
Gila-Krustenechse | ||||||||||||
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Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Heloderma suspectum | ||||||||||||
(Cope, 1869) |
Die Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum), auch Gilatier genannt, ist einer der beiden rezenten Vertreter der Krustenechsen (Helodermatidae). Die etwa 50 cm lang werdende, kräftig gebaute und auffällig schwarz und rosa bis rot gezeichnete Echse lebt in den Trockengebieten des südwestlichen Nordamerika. Sie ist tagaktiv und bodenbewohnend und ernährt sich vor allem von Eiern, gelegentlich auch von anderen kleinen Tieren. Sie wurde lange Zeit neben der nahe verwandten Skorpion-Krustenechse (Heloderma horridum) als einzige giftige Echse angesehen, laut neueren Erkenntnissen besitzen jedoch auch der Komodowaran (Varanus komodoensis), die Östliche Bartagame (Pogona barbarta) und vielleicht auch zahlreiche weitere Arten Gift produzierendes Gewebe. Auf dieser Basis werden zahlreiche Reptilien in das Taxon Toxicofera eingeordnet. Dennoch ist die Gila-Krustenechse im Vergleich zu anderen Echsen (z. B. der erwähnten Bartagame) als hochgiftig einzustufen. Das Gift wird hauptsächlich zur Verteidigung eingesetzt, auffälligste Symptome nach einem Biss sind sehr starke Schmerzen, Ödeme und Kreislaufschwäche bei rapidem Abfall des Blutdrucks. Der Biss einer Gila-Krustenechse kann für Menschen tödlich sein, Bissunfälle sind jedoch selten, da die Echsen versteckt leben und nur nach starker Provokation beißen.
Die Erstbeschreibung der Art erfolgte 1869 durch Edward Drinker Cope. Das Artepitheton suspectum gab er ihr, da er nach äußerem Vergleich mit der schon bekannten Skorpion-Krustenechse vermutete (engl. to suspect), dass die Art giftig ist.[1] Die deutsche Bezeichnung und der englische Terminus gila monster kommt vom Gila River in Arizona.[2]
Merkmale
Die Gila-Krustenechse erreicht eine Gesamtlänge von 35 bis 50 cm, selten 55 cm, bei einer Kopf-Rumpf-Länge von 30 bis 36 cm und im Schnitt 600 g, maximal 1 kg Gewicht. Es sind stämmig gebaute Echsen, mit stumpfer Schnauze und wie auch bei der Skorpion-Krustenechse kleinen, noppenförmigen Hautknochen (Osteodermen). Kopf und Schwanz der Männchen sind proportional etwas größer als diejenigen der Weibchen, da diese Körperteile eine wichtige Rolle bei den ritualisierten Kommentkämpfen der Männchen spielen (siehe Abschnitt Fortpflanzung).[3] Die Tiere sind hellrosa bis rot und zeigen eine zwischen den Unterarten verschiedene schwarze Zeichnung. Jungtiere beider Unterarten haben 5 schwarze Querbänder und 4-5 Querbänder am Schwanz. Die dicke, gespaltene Zunge ist schwarz.
Verbreitung, Lebensraum und Unterarten
Gila-Krustenechsen kommen in Nordamerika vor: In den USA in der Mojave-Wüste in den südlichsten Teilen von Nevada, in Südost-Kalifornien, Südwest-Utah, Arizona und New Mexico, und in Mexiko in der Sonora-Wüste. Dort kommt die Art nahezu ab Meereshöhe in der Sonora über 30 m bis 1545 m in Arizona bis hin zu zwischen 1,18 m und 1950 m in New Mexico.[4] Sie bewohnt vornehmlich Wüstengebiete, doch auch Halbwüsten oder lichte Wälder. Das Vorkommen der Gila-Krustenechse hängt stark davon ab, ob geeignete Unterschlüpfe (zwischen/unter Felsen oder bereits angelegte Baue von Kaninchen und Amerikanischen Buschratten) vorhanden sind; daher sind sie besonders in felsigen Regionen häufig.
Es werden derzeit 2 Unterarten unterschieden, beide 1956 von Bogert und Martín des Campo beschrieben:
- H. s. cinctum: Mojave-Wüste und von Nordwest-Arizona nach Kalifornien, Nevada, und Utah. Die Unterart behält ihr ganzes Leben lang die typische Querbänderzeichnung der Jungtiere.
- H. s. suspectum: von Sinaloa (südliche Sonora) bis nach Südarizona und das südwestliche New Mexico. Bei dieser Unterart löst sich das eher strenge Bandmuster der Jungtiere in ein mehr netzförmiges Muster auf; die Ausprägung dieses Merkmals ist innerhalb der Unterart variabel.
Lebensweise
Die Gila-Krustenechse ist hauptsächlich bodenbewohnend, klettert jedoch manchmal in Wüsten-Unterwuchs bis zu 2,5 m[5] hoch, um Vogelnester zu plündern. In den kalten Wintermonaten ab November legt die Art eine Winterruhe in ihrem Unterschlupf ein, sonnt sich jedoch an wärmeren Tagen neben ihrem Unterschlupf. Sie beenden die Winterperiode im März. Zwischen April und frühen Juni sind Gila-Krustenechsen am aktivsten; zu dieser Zeit ist auch Beute besonders reichhaltig vorhanden, und auch die Fortpflanzungszeit fällt in dieses Fenster. Gila-Krustenechsen sind vor allem tagaktiv, wenn jedoch im Sommer die Tage wolkiger und regnerischer und die Nächte verhältnismäßig wärmer werden, kann die Art auch des Nachts öfter aktiv sein.
Gila-Krustenechsen bewegen sich in Streifgebieten von 5.6-66.2 ha,[5] die Streifgebiete der einzelnen Exemplare überlappen sich erheblich. Mehrere Individuen benutzen oft denselben Unterschlupf. Ein Unterschlupf kann über Jahre hinweg in Gebrauch sein.
Die Art ernährt sich vor allem vom Inhalt von Reptilien- und Vogeleiern, sowie auch nestjungen Säugetieren. In Südwest-Utah verlassen die Tiere bei einem typischen "Beutezug" für 50 Minuten[5] ihren Bau und suchen züngelnd nach Beute.
Die Fortpflanzungszeit der Gila-Krustenechse liegt im Frühjahr. Die Männchen kämpfen in ritualisierten Kämpfen gegeneinander, wohl um ein Vorrecht auf Paarung zu erlangen. Sie liefern sich eine Art Ringkampf, oft mehrmals hintereinander; die Männchen stehen dabei Seite an Seite, und versuchen jeweils sich über den Kontrahenten zu beugen und ihn zu Boden zu drücken. Die Eier werden in Juli und August gelegt, doch Jungtiere kommen erst Mitte April im nächsten Jahr auf; wahrscheinlich überwintern die Eier.
Gift
Die Gila-Krustenechse erzeugt in umgewandelten Unterkieferdrüsen ein Toxin. Dieses wird nicht, wie bei Schlangen, durch Hohlzähne injiziert, sondern läuft entlang einer Kerbe in den Zähnen des Unterkiefers. Die Echse verbeißt sich in den Körper ihres Opfers und massiert das Gift durch Kaubewegungen ein. Es ist dann sehr schwierig, eine Gila-Krustenechse von ihrem Opfer zu lösen.
Das Gift kann ohne ärztliche Behandlungen lebensgefährlich sein. Die Echse beißt nur zur Verteidigung und warnt zuvor durch Fauchen und Zischen. Es sind nur wenige Fälle von menschlichen Opfern bekannt, da die Echse nur zubeißt, wenn man sie bis auf das Äußerste reizt.
Symptome eines Bisses sind mehrere kleine Bisswunden, oft abgebrochene Zähne in den Wunden, und Schwellungen, Ödeme und Blauverfärbung der betroffenen Extremität. Der Schmerz breitet sich in wenigen Minuten aus und bleibt bis zu 24 Stunden bestehen. Begleiterscheinungen sind Hypotonie bis zum Kreislaufschock, Schwitzen und Schwindel. Das Toxin besteht aus dem Neurotoxin Gilatoxin, das nahezu identisch ist mit dem Blarina-Toxin im Speichel der Amerikanischen Kurzschwanzspitzmäuse sowie weiteren Glykoproteinen. Eines dieser Glykoproteine, das Polypeptid Exendin-4 beziehungsweise die synthetische Variante Exenatid, wird zur Behandlung von Diabetes Mellitus Typ 2 eingesetzt. Außerdem sind die Enzyme Hyaluronidase und Kallikrein sowie Serotonin nachgewiesen.[6]
Rezeption
Populär wurde die Gila-Krustenechse unter Anderem durch den Roman „Löcher“ von Louis Sachar aus dem Jahr 1998. Im Buch ist die gelb gefleckte Eidechse zu einem Angsttier stilisiert, dessen Biss unweigerlich zum Tode führen müsse. Die Echse wird hier als Bewohner einer texanischen Binnenwüste exponiert, in deren Zentrum ein ausgetrockneter See in einer verkarsteten Landschaft liegen soll. Das Tier ist für den Fortgang der Romanhandlung entscheidend und daher regelmäßig Untersuchungsgegenstand im kontextuierenden Literaturunterricht.[7]
Quellen
Literatur
- D. D. Beck (2004): Heloderma suspectum (Cope 1869). In: E. R. Pianka & D. R. King (Hrsg.): Varanoid Lizards of the World, S. 528-534. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis. ISBN 0253343666
Einzelnachweise
- ↑ Heloderma suspectum In: The Reptile Database; abgerufen am Format invalid.
- ↑ Online Etymology Dictionary. Abgerufen am 8. Januar 2011.
- ↑ C. M. Gienger & D. D. Beck (2007): Heads or tails? Sexual dimorphism in helodermatid lizards. Canadian Journal of Zoology 85, S. 92-98
- ↑ Heloderma suspectum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Hammerson, G.A., Frost, D.R. & Gadsden, H., 1996. Abgerufen am 8. Januar 2011.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 in Beck (2004) zitierte Quelle
- ↑ Franz-Xaver Reichl: Taschenatlas der Toxikologie, S. 253; Nikol Verlag; 2., aktualisierte Auflage. ISBN 978-3-86820-005-8.
- ↑ Marc Böhmann, Claudia Pangh: Literatur-Kartei: „Löcher“, Altersstufe 11–14 Jahre, Klasse 6–8, S. 66, Verlag an der Ruhr, ISBN 978-3-86072-658-7.
Weblinks
- Heloderma suspectum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Hammerson, G.A., Frost, D.R. & Gadsden, H., 1996.
- Heloderma suspectum In: The Reptile Database