Barbourofelidae (Scheinsäbelzahnkatzen)



Barbourofelidae wurden zuerst als eine Unterfamilie der ebenfalls ausgestorbenen Nimravidae klassifiziert. Heute geht man davon aus, dass sie taxonomisch näher an der Familie Felidae (echte Katzen) stehen. Barbourofelidae erscheinen im Fossilienbestand erstmals im frühen Miozän Afrikas. Am Ende des frühen Miozäns bildete sich eine Landbrücke zwischen Afrika und Eurasien, so dass ein Austausch der Fauna zwischen den beiden Kontinenten erfolgen konnte. Barbourofeliden wanderten mindestens drei mal aus Afrika kommend nach Europa ein.

Während sie sich einerseits in Europa zur Gattung Sansanosmilus weiter entwickelten, wanderten andererseits einige Populationen ostwärts nach Eurasien und erreichten so im späten Miozän Nordamerika, dort nur vertreten durch die Gattung Barbourofelis.

Barbourofelis

Das löwengroße Barbourofelis war eines der letzten Mitglieder der Familie der Barbourofelidae, bevor diese ausstarb. Die Mitglieder sind in der Tabelle ganz unten aufgelistet. Barbourofelis lebte während des späten Miozäns vor 15 - 6 Millionen Jahren in Nordamerika und hatte die längsten Eckzähne aller Scheinsäbelzahn-Gattungen. Wie die meisten seiner Familie hatte Barbourofelis weit hervorstehende Flansche an den Unterkiefern und einen ungewöhnlich geformten Schädel. Die Barbourofeliden waren vermutlich sehr muskulös und sahen wie eine Mischung aus Bär und Löwe aus.

Barbourofelis loveorum
Barbourofelis loveorum, ausgestellt im Florida Museum of Natural History, Fossil Hall, University of Florida.

Die Art Barbourofelis fricki war etwa so groß wie ein heutiger Löwe (Panthera leo) und ähnelte den Säbelzahnkatzen (Machairodontinae). Die Tiere lebten während des oberen Miozäns vor etwa 6 Millionen Jahren in Nordamerika. Sie hatten einziehbaren Krallen, Reißzähne wie Säbelzahntiger und an den Kiefern kleine Einfassungen, um die Zähne zu schützen. Die Skelettreste von Barbourofelis fricki zeigen, dass das Tier einen sehr muskulösen Körper hatte, ähnlich wie ein Bär. Sie konnten daher sicherlich ihrer Beute nicht über weite Strecken hinterherjagen. Möglicherweise lauterte Barbourofelis fricki seiner Beute auf und sprang sie aus dem Hinterhalt an, wobei das Tier sein Gewicht und die Klauen nutzte, um die Beute auf den Boden zu werfen und ihr mit einem tödlichen Biss das Ende zu bereiten. Die imposanten Zähne könnten von den Männchen auch dazu benutzt worden sein, um fremde Artgenossen fernzuhalten. Von allen säbelzahnigen Fleischfressern hatte Barbourofelis fricki die am besten entwickelten Eckzähne, die aber auch zu ihrem Niedergang geführt haben könnten. Die meisten hoch entwickelten Spezies mit ihren übertriebenen Eckzähnen starben schneller aus als ihre mehr generalisierten Verwandten.

Ginsburgsmilus

Ginsburgsmilus napakensis lebte während des frühen Miozäns vor 20 - 19 Millionen Jahren ausschließlich in Afrika.

Prosansanosmilus

Die Gattung Prosansanosmilus lebte während des Miozäns vor 16,9 bis 16,0 Millionen Jahren in Europa. Als Holotypus der Art dient Prosansanosmilus peregrinus. Prosansanosmilus eggeri aus dem Mittleren Eozän wurde bei der Ortschaft Sandelzhausen in Deutschland gefunden und im Jahr 2004 wissenschaftlich beschrieben. Prosansanosmilus eggeri ist kleiner als die anderen europäischen Barbourofeliden und hatte außerdem weniger entwickelte Säbelzähne. Die Art ist jedoch stratigraphisch jünger als P. peregrinus und war wahrscheinlich ein Teil der afrikanischen Fauna, die während des mittleren Eozäns in Europa einwanderte. Wie alle Barbourofeliden war Prosansanosmilus sehr muskulös, hatte kurze Beine und war wahrscheinlich ein Sohlengänger. Bis heute kennt man nur zwei Arten von Prosansanosmilus, die während des späten Miozäns in Spanien, Frankreich und Deutschland lebten.

Sansanosmilus

Die Gattung Sansanosmilus (Kretzoi, 1929) lebte während des Miozäns vor 13,6 - 11,1 Millionen Jahren in Europa und Asien. Die Tiere hatten kurze Beine, waren sehr muskulös und hatten einen langen Schwanz. Sansanosmilus erreichte eine Körperlänge von rund 1,5 m und dürfte rund 80 kg gewogen haben.


Familie Barbourofelidae
Gattung Art
Ginsburgsmilus Ginsburgsmilus napakensis
Afrosmilus Afrosmilus turkanae
  Afrosmilus africanus
  Afrosmilus hispanicus
Prosansanosmilus Prosansanosmilus peregrinus
  Prosansanosmilus eggeri
Sansanosmilus Sansanosmilus palmidens
  Sansanosmilus jourdani
  Sansanosmilus vallesiensis
  Sansanosmilus piveteaui
Syrtosmilus Syrtosmilus syrtensis
Vampyrictis Vampyrictis vipera
Barbourofelis Barbourofelis whitfordi
  Barbourofelis lovei
  Barbourofelis morrisi
  Barbourofelis fricki

Dougal Dixon, Barry Cox, R.J.C Savage, Brian Gardiner. The Macmillan Illustrated Encyclopedia of Dinosaurs and Prehistoric Animals: A Visual Who's Who of Prehistoric Life. Hungry Minds Inc,U.S.; Auflage: Reprint (April 1993)

M. Morlo. 2006. New remains of Barbourofelidae from the Miocene of Southern Germany: implications for the history of barbourofelid migrations. Beiträge zur Paläontologie, Wien.