Pardelluchs
Der Pardelluchs (Lynx pardinus), auch Iberischer oder Spanischer Luchs, ist derzeit die bedrohteste Katze der Welt. Er ist eng mit dem Eurasischen Luchs (Lynx lynx) verwandt und ihre Verbreitungsgebiete treffen sich entlang der spanisch-französischen Grenze in den Pyrenäen.
Erst in jüngerer Zeit ist das Verbreitungsgebiet des Pardelluchses so stark geschrumpft, dass die Katzen derzeit auf eine Reihe kleiner Lebensrauminseln beschränkt sind, die - wie Nationalparks oder Bergreservate - noch eine einigermaßen natürliche Umwelt aufweisen.
Aussehen
Der Pardelluchs (Lynx pardinus) sieht aus wie eine kleinere Ausgabe des Eurasischen Luchses (Lynx lynx). Er erreicht etwa die Körpergröße des Kanadischen Luchses (Lynx canadensis), auch in seinen Ernährungsgewohnheiten ähnelt er ihm, da ein großer Teil seiner Beute aus Hasen und Kaninchen besteht.
Pardelluchse (Lynx pardinus) haben eine gelbliche bis rötlich-braune Fellfarbe. Das Fell ist an der Unterseite weiß und mit vielen dunklen Flecken besetzt. Pardelluchse haben das typische Aussehen aller Luchsarten mit einer flauschigen Halskrause, langen, dunklen Ohrbüscheln und einem kurzen Schwanz mit schwarzer Spitze. Der Pardelluchs ist mit einem Gewicht von 5 bis 13 kg nur etwa halb so groß wie der Eurasische Luchs. Männchen sind durchschnittlich etwa 27% größer als Weibchen.
Lebensraum
Pardelluchse (Lynx pardinus) bevorzugen als Lebensraum mediterrane Wälder mit dichten buschigen Bereichen, in denen sie sich während des Tages ausruhen können. Sie patroullieren sich vor allem während der Morgen- und Abenddämmerung entlang von Wiesenrändern und auf offenen Grünflächen, um ihre bevorzugte Beute, das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus), zu jagen.
Erst wenn die Kaninchenpopulationen durch Vireninfektionen einbrechen, jagen sie auch andere Beute wie etwa kleine Nagetiere und Vögel sowie die Jungtiere der Wildschweine, der Mufflons, der Gämsen, des Rot- und Damwilds.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit bei Pardelluchsen (Lynx pardinus) dauert von Januar bis Juli und hat ihren Höhepunkt im Januar und Februar. Das Weibchen bringt nach einer Tragzeit von 60 bis 70 Tagen in der Regel 2 bis 3 Junge zur Welt. Die Mehrheit der Bauten von Pardelluchsen wurde an der Basis von alten, hohlen Korkeichen registriert, ein Indiz dafür, wie wichtig diese Bäume für die Weibchen sind. In Zentral- und Südspanien finden die meisten Geburten in den Monaten März und April statt. Die neugeborenen Kätzchen verbleiben für die ersten 20 Tage in ihrem Geburtsbau, danach trägt sie die Mutter bis zu vier mal in einen neuen Bau. Dies könnte könnte aus Platzgründen geschehen, da sich in diesem Alter die motorischen Fähigkeiten entwickeln, aber auch zum Schutz vor Raubtieren, die durch Kot und Urin und die dadurch entstehenden Gerüche angelockt werden. Der regelmäßige Wohnungswechsel trägt wahrscheinlich auch dazu bei, den Parasitenbefall in jedem einzelnen Bau so gering wie möglich zu halten. Im Alter von etwa 28 Tagen fressen die Kätzchen ersmals Fleisch, obwohl sie für weitere 3 bis 4 Monate von der Mutter gesäugt werden. Im Alter von 10 Monaten sind die jungen Pardelluchse unabhängig.
Junge Weibchen könnten sich bereits in ihrem ersten Winter fortpflanzen, sie bleiben aber oft noch bis zum 20. Lebensmonat im Territorium der Mutter. Sowohl Männchen als auch Weibchen pflanzen sich in der Regel erst fort, wenn sie ein eigenes Territorium besitzen, und müssen mit der Fortpflanzung möglicherweise so lange warten, bis ein Territoriumsbesitzer stirbt oder in eine andere Gegend zieht. Aufzeichnungen zufolge werden Pardelluchse (Lynx pardinus) in freier Wildbahn etwa 14 Jahre alt.
Schutz
Derzeit gibt es weniger als 100 Pardelluchse (Lynx pardinus) auf der ganzen Welt. Die Populationen sind stark fragmentiert, so dass es für die Katzen immer schwieriger wird, einen Fortpflanzungspartner zu finden und sich zu paaren. Außerdem sind sie gezwungen, durch mehr und mehr vom Menschen beanspruchte Gebiete zu wandern und somit in Kontakt mit ihnen und ihren Fahrzeugen zu kommen. Neben dem Verlust von Lebensraum gehört auch der Straßenverkehr, Fallen für andere Tiere und die illegale Jagd zu den größten Bedrohungen, mit denen sich der Pardelluchs heute konfrontiert sieht.
Zu den Bemühungen des spanischen ICONA-Instituts (Instituto Nacional para la Conservación de la Naturaleza) die Umweltbedingungen im Nationalpark Doñana , einem der letzten Rückzugsgebiete der Pardelluchse, zu verbessern, gehören die Erhöhung der Wildkaninchenpopulationen und damit das Verbot von einigen Weidetieren, die sich wegen der Nahrungskonkurrenz negativ auf die Bestände auswirken könnten. In der Umgebung des Nationalparks werden Anstrengungen unternommen, um die Gefahren des Straßenverkehrs zu verringern, die Jagd auf Wildkaninchen und andere Tiere zu verbieten und eine Kampagne zu initiieren, um das Umweltbewusstsein der einheimischen Menschen zu sensibilisieren. Weiterhin gibt es Pläne, natürlich belassene Korridore zwischen den fragmentierten Populationen zu schaffen, um den genetischen Austausch zwischen den Populationen zu fördern. Schließlich gibt es einen letzten verzweifelten Versuch eine Gruppe von Pardelluchsen (Lynx pardinus) in Gefangenschaft zu züchten, deren Grundstock verletzte oder aus anderen Gründen nicht freizulassende Katzen bilden sollen.
Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Pardelluchs (Lynx pardinus) als Critically Endangered (vom Aussterben bedroht) ein, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES führt die Art in Anhang I. Pardelluchse haben höchste Prioität in Bezug auf Schutz und Forschung.
Von Arx, M. & Breitenmoser-Wursten, C. 2008. Lynx pardinus. In: IUCN 2012. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2012.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 19 August 2012 .
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