Tigerkatze



Die Tigerkatze gehört zu den kleinsten Katzen Amerikas, ihr durchschnittliches Gewicht beträgt lediglich 2 - 2,5 kg.

Aussehen

Die Fellfarbe reicht von hellbraun bis ocker oder grau, mit sehr dunklen braunen oder schwarzen Flecken. Die Unterseite ist heller mit einzelnen schwarzen Flecken. Die Gliedmaßen sind auf der Außenseite gefleckt und der lange Schwanz hat am Ansatz schwarze Flecken, die sich im weiteren Verlauf zu schwarzen Ringen entwickeln.

Steckbrief

Tigerkatzen (Leopardus tigrinus) sind zierlich gebaute Katzen mit einem schmalen Kopf und einer hellen Linie oberhalb der Augen. Die großen Ohren sind gerundet, auf der Rückseite schwarz mit einem auffälligen weißen zentralen Fleck. Die Iris der Augen ist golden oder hellbraun. Das Fell ist fest, liegt eng an der Haut an und ist in der Nackenregion nicht nach vorne gerichtet, wie das beim Ozelot (Leopardus pardalis) oder der Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) der Fall ist. Melanismus tritt bei der Tigerkatze nicht auf.

Sichere Bewegungsabläufe im Geäst: Die Tigerkatze
Das sichere Bewegen im Geäst gehört zum Verhaltensrepertoire der kleinen Tigerkatze.

Verbreitung

Die Tigerkatze (Leopardus tigrinus) ist eine wenig erforschte Kleinkatze, die offensichtlich eine große Vorliebe für montane Nebelwälder hat und in höheren Lagen als die Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) oder der Ozelot (Leopardus pardalis) anzutreffen ist. In Kolumbien leben sie nur in Höhen oberhalb von 1.500 Metern, einige Berichte sprechen von Sichtungen an der Schneegrenze in 4.500 Metern Höhe. In Ecuador leben sie auf den Hochebenen der Anden, einer Zone, in der auch der Puma (Puma concolor) und die Pampaskatze (Leopardus colocolo) vorkommen. In Brasilien leben sie in subtropischen Wäldern des Hochlands, in Sekundärwäldern und in halbtrockenem dornigem Buschland. Sehr wenig ist über das Verhalten oder die ökologie in der freien Wildbahn bekannt, da bis heute noch keine Studien durchgeführt wurden. Die seltenen kleinen Katzen tragen je nach Verbreitungsgebiet eine Vielzahl von Namen: Oncilla, Tigrina oder kleine gefleckte Katze sind einige der häufigsten Namen.

Verbreitung

Tigerkatzen sind gute Kletterer und sehr agil in den Bäumen, allerdings können sie nicht wie die Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) kopfüber einen Baumstamm hinunterklettern. Größere Tigerkatzen und kleinere Langschwanzkatzen (Leopardus wiedii) haben etwa die gleiche Größe und teilen die gleichen Lebensräume, jedoch ernährt sich die Tigerkatze in der Regel von kleineren Beutetieren. Dies erlaubt es ihnen, ihre Reviere mit dem Ozelot (Leopardus pardalis) und der Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) zu teilen, da nur wenig Nahrungswettbewerb besteht. Die wenigen verfügbaren Informationen über die Ernährungsgewohnheiten der Tigerkatzen deuten darauf hin, dass sie Nagetiere, kleine Primaten, Vögel, Insekten und Reptilien fressen. Man geht davon aus, dass Tigerkatzen nachtaktiv sind und außer zur Paarungszeit einzelgängerisch leben.

Fortpflanzung

Der östrus der Weibchen dauert mehrere Tage. Erwachsene Männchen können gegenüber Weibchen sehr aggressiv sein. Die Tragzeit beträgt in Gefangenschaft etwa 74 bis 76 Tage. Die Weibchen bringen pro Geburt zwischen 1-3 Junge zur Welt, die zwischen 58 und 116 g wiegen. Die Augen der Neugeborenen öffnen sich nach etwa 17 Tagen. Die jungen Kätzchen werden im Alter von etwa 2 bis 3 Monaten entwöhnt. Junge Tigerkatzen ereichen die Geschlechtsreife in einem Alter zwischen 1½ und 2 Jahren. In Gefangenschaft können Tigerkatzen 23 Jahre alt werden.

Tigerkatze im Parc de Felines
Tigerkatze (Leopardus tigrinus) Parc des Félins.

Gefährdung

Tigerkatzen (Leopardus tigrinus) wurden in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet in großem Stil für den Pelzhandel gejagt. Ein Bericht über den südamerikanischen Katzenhandel zeigte, dass die Tigerkatze zwischen 1976 und 1982 zu einer der vier am stärksten bejagten Kleinkatzen gehörte. Wenn so wenig über eine Spezies bekannt ist, ist es ist schwierig, die Arten der Bedrohungen zu beurteilen. Kaffee-Plantagen werden oft in hochgelegenen Nebelwäldern errichtet und gelten als eine der Bedrohungen für diese Art. Beobachtungen der Tigerkatze in abgeholzten Regionen und Eukalyptus-Plantagen am Stadtrand von Sao Paulo deuten jedoch auf eine hohe Toleranz gegenüber Veränderungen in ihrem Lebensraum hin.

Die wenigen Tigerkatzen in Gefangenschaft in Nordamerika werden von privaten Züchtern gehalten, und in Europa und Südamerika leben ein paar Tiere in zoologischen Gärten. Die Zuchtbilanz in Gefangenschaft ist nicht besonders gut und die hohe Säuglingssterblichkeit stellt ein erhebliches Problem dar. Die Organisation SOS Animal's Care in Kalifornien ist der Hauptzüchter von Tigerkatzen in Nordamerika und kann bei der Vermehrung dieser kleinen Katzen einigen Erfolg aufweisen.

Beim Schutzt tropischer Katzen legt man den Schwerpunkt zunehmend auf in situ Managementprogramme. Der Zoo São Paulo in Brasilien hat eine nicht öffentlich zugängliche Zuchtanlage für Tigerkatzen und andere kleine einheimische Katzen aufgebaut. Man hofft nun, dass natürliche Umweltbedingungen und vertraute Nahrung zu einem normalen Fortpflanzungsverhalten führen. Es soll eine Kernpopulation gegründet werden, um die genetische Vielfalt zu erhalten und um das überleben der Tigerkatze in Südamerika zu sichern.

Die Tigerkatze ist über einen Teil ihres Verbreitungsgebiets geschützt. Ausnahmen sind Ecuador, Guyana, Nicaragua und Peru, in denen die Jagd erlaubt ist. Sie gelten in den meisten Regionen als selten und nirgends sind sie weit verbreitet. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES führt die Tigerkatze in der Anlage I.


David W. Macdonald (Hrsg). The Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press; Auflage: New edition (12. Oktober 2006)

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