Serval
Der Name Serval kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie "Wolfs - Reh". Die ersten Eindrücke, den diese Katzen hinterlassen, sind: ein langer Hals, sehr lange Beine und sehr große Ohren auf einem kleinen, zierlichen Schädel.
Aussehen
Wenn man den Seval erblickt, ist es nicht schwer den rehähnlichen Körperbau zu erkennen, der verantwortlich für seinen portugiesischen Namen ist. Sein Fell ist hellgelb, entweder mit großen, schwarzen Punkten übersät, die dazu neigen, sich am Hals und auf dem Rücken zu Längsstreifen zu vereinigen, oder es ist mit zahlreichen kleineren Punkten versehen, die der Katze ein "gesprenkeltes" Aussehen verleihen.
Die Fellunterseite ist weißgrau oder gelblich. Der Schädel ist anders als bei den meisten Katzen verlängert hat einen sehr hohen, pfeilförmigen Kamm. Die Augen des Servals sind gelblich, die Pupillen verkleinern sich in hellem Licht zu einer spindelartigen Form. Der Serval hat zwei dunkle Streifen über und an den inneren Ecken der Augen. Die Hinterbeine sind länger als die Vorderbeine. Im Verhältnis zum Rest des Körpers, haben Servale die längsten Beine in der Katzenfamilie. Die Ohren sind oben rund und an den Rückseiten schwarz mit einem sehr auffälligen weißen Punkt. Der Schwanz misst nur ungefähr ein Drittel der Körperlänge, ist somit verhältnismäßig kurz und hat sechs oder sieben schwarze Ringe und eine schwarze Spitze. Schwärzlinge (Melanismus) treten häufig in den etwas feuchteren Regionen ihrer Ausbreitung auf.
Lebensraum
Die beiden unterschiedlichen Typen der Fellzeichnung führten ursprünglich zu einer Einteilung in zwei Arten, wobei man die Katzen mit den großen Punken als "Serval" bezeichnete und die gesprenkelte Variation "servaline Katzen" nannte. Später hat man herausgefunden, dass die kleineren, gesprenkelten Servalinen in den dichteren Vegetationen von Sekundärwäldern auftreten, während der dunklere Serval Grasland und die offene Savanne bevorzugt. Der optimale Lebensraum dieser Katzen sind feuchtere, langgräsrige Savannenlandschaften und besonders bevorzugt werden die Bereiche, die mit Riedgras, Schilf oder anderer Flußvegetation bewachsen sind. Dies führte auch dazu, dass eine kleine Population nach der Ausbreitung der Sahara in Nordwestafrika isoliert wurde und seit wahrscheinlich 6.000 Jahren vom Rest abgetrennt ist.
Der Lebensraum des Servals erstreckt sich bis in alpine Höhen auf 3.200 - 3.800 m z.B. in äthiopien und Kenia.
Verhalten
Servale sind normalerweise dämmerungs- und nachtaktiv, sie jagen aber auch am Tag, beispielsweise während der Regenperioden oder wenn ein Wurf zu versorgen ist. In der Hitze des Tages ruhen sie häufig in verlassenen Höhlen von Erdferkeln oder unter einem schattigen Busch. Servale sind ausgezeichnete Kletterer und nehmen Zuflucht auf Bäumen, wenn Gefahr droht. Radiotelemetriemessungen im Ngorongoro Krater ergaben, dass das Territorium eines Männchens ungefähr 11,6 km² umfasst, und das der Weibchen ungefähr 9,5 km². Diese Werte sind natürlich sehr variabel, und hängen davon ab, in welchen Regionen die Servale leben. In Südafrika sind die Territorien beispielsweise fast doppelt so groß wie im Ngorongoro Krater. Beide Geschlechter kennzeichnen und markieren ihre Jagdgebiete, wobei Männchen dies sehr häufig tun, bis zu 46mal pro Stunde oder 41mal pro Quadratkilometer. Weibchen markieren ihre Territorien weitaus weniger, obgleich auch diese Zahlen sehr hoch sind.
Fortpflanzung
Soziale Interaktionen zwischen den Geschlechtern sind auf kurze Perioden begrenzt, in denen sie gemeinsam umherstreifen und sich ausruhen. Wenn das Weibchen rollig wird, werden diese Perioden häufiger und ausgedehnter. Nach einer 67 - 77 Tage dauernden Tragzeit wirft das Weibchen ein bis fünf, in der Regel aber zwei oder drei Junge. Sie werden meist in Gräben, Felsspalten oder unter Dickicht geboren und wiegen ungefähr 250 g.
Ihre Augen öffnen sich nach neun bis 12 Tagen und sie nehmen ihre erste feste Nahrung nach drei Wochen auf. Nach sechs bis acht Monaten sind die Jungkatzen selbstständig. Die Weibchen kümmern sich alleine um den Wurf, die Männchen übernehmen dabei keine aktive Rolle. Nach ungefähr 18 - 24 Monaten werden die jetzt geschlechtsreifen Jungtiere aus dem Territorium der Mutter verjagt und sind gezwungen sich eigene Jagdgebiete zu suchen. Besondere Langlebigkeit ist in der Wildnis nicht beobachtet worden, aber Servale können in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre alt werden.
Jagd
Anders als der Gepard (Acinonyx jubatus) benutzt der Serval seine langen Beine nicht für schnelle Verfolgungsjagden. Stattdessen heben seine langen Beine den Serval wie auf "Mini-Stelzen" in die Höhe. Im hohen Gras oder Schilf bewegt sich der Serval auf der Suche nach Beute mit 1 - 4 m langen, antilopenartigen Sprüngen. Kleine Tiere, die ihre Deckung verlassen, werden sofort angesprungen. Wie auch der Karakal (Caracal caracal), mit dem der Serval den Großteil seines Lebensraums teilt, springt auch er in die Höhe, um Vögel und Insekten aus der Luft entweder durch einen Schlag mit den vorderen Tatzen oder durch einen Abwärtshieb einer oder beider Tatzen zu fangen. Nachts oder im dichten Gras vertrauen sie einzig ihrem Gehör, um die Beute auszumachen - ihre großen Ohren sind dabei besonders nützlich.
Servale können ihre langen Krallen dazu benützen, um Nagetiere aus ihren Löchern zu holen. Servale wurden beobachtet, wie sie beispielsweise neben Maulwurfshügeln warteten, bis sich ein Maulwurf in die Nähe des Ausgangs seiner unterirdischen Gänge wagte, um ihn dann mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung herauszuangeln und hoch in die Luft zu schleudern. Man nimmt an, dass sie die Maulwürfe durch ihr feines Gehör bereits unterirdisch lokalisieren konnten. Bevor Servale den ersten Biß riskieren, trommeln sie häufig mit beiden Vordertatzen auf die Beute ein, um sie so zu betäuben, oder auf diese Weise zu töten. Kleine Säugetiere sind ihre bevorzugte Beute, aber sie jagen auch Vögel, Reptilien, Frösche und Fische.
Aus über 2.000 Beobachtungen im Jahr 1985 wurde errechnet, dass Servale bei ca. 50% ihrer "Beutesprünge" erfolgreich waren. Ein Weibchen mit Nachwuchs brachte es sogar auf eine Erfolgsquote von 62%. In der Serengeti erbeutet ein einziger Serval jährlich im Durchschnitt ungefähr 4.000 Nagetiere, 260 Schlangen und 130 Vögel. Die Zahl der Insekten, die gefangen werden, konnte nicht geschätzt werden, ist aber vermutlich viel höher als alle anderen Beutefänge zusammen.
Bedrohungen
Die Hauptfeinde des Servals sind Leoparden, Hunde und Menschen. Ihres feinen Fellmusters wegen bilden sie ein Hauptziel für Wilderer, 1979 - 1980 wurden 3.478 Felle registiert, die zum Verkauf angeboten wurden. Die Dunkelziffer, sowie die Anzahl der Felle, die unter anderem Namen in den Handel kamen, ist unbekannt. Servalfelle werden mitunter auch als Jungleopard (Panthera pardus) oder Gepard (Acinonyx jubatus) verkauft, die viel seltener und schwerer zu wildern sind. Dieser Fellhandel scheint mehr zu inländischen, zeremoniellen und medizinischen Zwecken betrieben zu werden, anstatt für den internationalen Export bestimmt zu sein.
Die Erhaltung der Feuchtgebiete ist der Schlüssel zur Erhaltung des Servals. Diese Regionen beherbergen eine hohe Dichte von Nagetieren und bilden den Kernbereich der Territorien. Weitere Bedrohungen sind die Dezimierung der Graslandschaften durch jährliches Abbrennen, gefolgt von einer überweidung durch die Viehherden des Menschen. Für einige afrikanische Stämme ist das Fleisch des Servals eine Delikatesse. Servale töten gelegentlich auch Geflügel in Ställen, dieser Schaden scheint sich aber in Grenzen zu halten und kein Problem darzustellen. Die Präferenz des Servals für Nagetiere kommt in der Tat den Farmern und Ackerbauern zu Gute, und so werden sie auch nicht aktiv gejagt, wie andere Raubtiere, die gelegentlich Nutztiere reißen. Der gedankenlose Einsatz von Gift gegen Nagetiere auf den Feldern vergiftet natürlich auch die Fleischfresser, die von ihnen leben.
Anders als die meisten anderen wilden Katzen werden Servale als nicht gefährdet eingestuft und das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) hat sie im Anhang II gelistet. Das bedeutet, dass Servale über den Großteil ihres Verbreitungsgebietes hinweg nicht geschützt sind, obgleich die Jagd in 9 der 41 Staaten, in denen der Serval beheimatet ist, verboten ist. Die Gefahr besteht in der Annahme, dass die Populationen des Serval entwicklungsfähig und gesund sind, doch ohne langfristige Studien und Kontrollen könnten sie an den Rand des Aussterbens geraten, bevor wir überhaupt wissen, dass sie sind.
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