Bengalkatze
Die Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) ist die häufigste Wildkatze im südlichen Asien. Sie ist etwa so groß wie eine Hauskatze, jedoch sind die Beine länger und das Fell ist gefleckt.
Aussehen
Die Färbung des Fells ist in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet sehr variabel und reicht von gelbbraun bis gelb, rot oder grau. Es ist auf dem Rücken gefleckt, die Bauchseite ist weiß. Die Körperseiten sind mit schwarzen Rosetten bedeckt, wobei entlang der Beine und dem Schwanz solide Punkte verlaufen.
Meist verlaufen vier schwarze Streifen von der Stirn bis zum Nacken, die zu den Schultern hin zu kurzen Bändern und länglichen Flecken werden. Oft verläuft auf dem Rücken ein Streifen über die gesamte Länge des Körpers. Die Länge des Fells ist von Ort zu Ort unterschiedlich, im nördlichen Teil des Verbreitungsgebiets ist es länger und dicker als bei südlichen Unterarten.
Der relativ kleine Kopf hat eine kurze, schmale Schnauze, ein weißes Kinn, und zwei schmale schwarze Wangenstreifen, die eine weiße Fläche einschließen. Zwei weiße und vier schwarze Streifen verlaufen von den inneren Augenwinkeln bis hinauf zu den Ohren. Die Iris der Augen hat eine eine tiefe goldbraune bis gräuliche Farbe, die langen Ohren sind an den Spitzen gerundet und an den Rückseiten schwarz mit einem hellen zentralen Fleck. Der Schwanz ist am Ansatz gepunktet und in der Nähe der braungelben Spitze mit ein paar undeutlich gefleckten Ringen besetzt.
Lebensraum
Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) bewohnen Wälder und Urwälder sowohl im Tiefland als auch in hügeligem Gelände, auch Bergregionen bis zu 3.000 Metern, sowie Buschland, Halbwüste, sekundäre Vegetation und landwirtschaftliche Flächen. Im nordöstlichen Asien sind sie häufig in Kiefernwäldern mit offenerem Gelände und reichlich umgestürzten Bäumen anzutreffen. Bengalkatzen sind über 21 asiatische Länder verbreitet, von Sumatra bis in die Mandschurei, wobei die kleinsten Unterarten in den Dschungeln der Philippinen leben. Die größten Unterarten sind in den nördlichen Regionen verbreitet. Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) nennt man gelegentlich auch Amurkatzen.
Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) sind in der Nacht sowie in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv, sie jagen sowohl auf dem Boden als auch auf den Bäumen. Wie die meisten wilden Katzen können sie gut schwimmen. Vor dem Menschen zeigen sie nur wenig Scheu, weshalb sie oft in der Nähe von Dörfern angetroffen werden und ähnlich wie die Kleinfeckkatze (Leopardus geoffroyi) in Südamerika als Nagetierfresser gehalten werden. Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) machen Jagd auf Nagetiere und andere kleine Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische, Amphibien und Insekten. Wie die meisten Kleinkatzen bewegen sie sich in den Bäumen sehr agil fort und die Legende besagt, dass sie Vögel fangen können, indem sie sich von oben auf ihre Beute fallen lassen.
In den Tiefen der thailändischen Wälder ergaben Telemetrie-Studien Reviergrößen von 2,5 bis 5,4 km², wobei das Revier eines Männchens die von mehreren Weibchen einschließen. Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) nutzen ihren Lebensraum relativ einheitlich, haben jedoch scheinbar eine Vorliebe für Flußufer und Straßenränder. Am aktivsten waren die Katzen während der Regenzeit, das Aktivitätsniveau während der Trockenheit war wesentlich niedriger. Deutliche Unterschiede in der Reviergröße, der Aktivität und der Beuteauswahl konnte in trockenen, gemischten Mosaiklebensräumen festgestellt werden.
Fortpflanzung
Die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von 65 bis 70 Tagen zwischen 1 und 4 (im Allgemeinen 2 oder 3) Junge in einem hohlen Baum, einer Felsspalte oder einem Bau zur Welt. Die Kätzchen wiegen bei der Geburt etwa 80 Gramm, ihre Augen öffnen sich nach 5 bis 15 Tagen. Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) aus dem nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes bringen ihre Jungen im Mai zur Welt, in den wärmeren südlichen Teilen kommt zu allen Zeiten des Jahres Nachwuchs zur Welt. Junge Bengalkatzen werden mit etwa 18 Monaten geschlechtsreif.
In Zuchtprogrammen von weitgehend unbekannten Unterarten der Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) gibt es derzeit weltweit weniger als 30 gemeldete Tiere. Asiatische und europäische Zoos halten mehr Individuen. In Nordamerika gibt es eine große Anzahl von Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis), die von Privatleuten gehalten werden, jedoch gibt es keine konkreten Zahlen. Bengalkatzen haben eine Lebenserwartung von 15 Jahren.
Bedrohung, Schutz
Eine gar nicht so neue Bedrohung für das überleben dieser wilden Katzen wurde erst kürzlich von der Wissenschaft angemahnt. Hauskatzenzüchter haben nämlich bei ihrer Suche nach neuen und ungewöhnlichen Rassen damit begonnen, Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) mit einer Vielzahl von Hauskatzenrassen zu kreuzen und die Hybride zu verkaufen. Durch den Ankauf von wilden Bengalkatzen von skrupellosen Züchtern sind seriöse, aber ahnungslose Hauskatzenzüchter mitverantwortlich an der Ausdünnung des Gen-Pools und an der verschlechterten Verfügbarkeit möglicher Zuchtkatzen für wissenschaftliche Erhaltungsprogramme.
Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) sind in der freien Wildbahn - wegen ihrer Fähigkeit sich anzupassen - recht erfolgreich. Sie werden für den Pelzhandel gejagt und in einigen Regionen auch gegessen. In Asien ist Japan der größte Abnehmer von Katzenfellen und Felle von Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) gehören zur ersten Wahl. Japan importiert etwa 50.000 Felle von Bengalkatzen pro Jahr. Seit 1993 erteilt die russische Regierung keine Ausfuhrgenehmigungen mehr, es werden aber immer noch 80.000 bis 150.000 Felle aus Rußland exportiert.
Die chinesische Regierung hat vor kurzem das jährliche Einfuhrkontingent von Bengalkatzenfellen um 500% erhöht, da diese Katzen als natürliche Ressource angesehen werden und dazu dienen können, die Staatseinnahmen zu erhöhen. In China gibt es keine Feldstudien über Bengalkatzen (Prionailurus bengalensis) und ihre Populationsdichte ist unbekannt. Die kleinen Katzen sind über einen Teil ihres asiatischen Verbreitungsgebiets geschützt, Ausnahme bilden Bhutan, Brunei, China, die Philippinen und Vietnam. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES füht die Art in Anhang II, die Unterart Prionailurus b. bengalensis in Anhang I.
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