Rohrkatze
Die Rohrkatze (Felis chaus , engl. Jungle Cat), manchmal auch als Sumpfluchs bezeichnet, ist eine relativ langbeinige und kurzschwänzige Katze, die in asiatischen Feuchtgebieten zu Hause ist.
Obwohl ihr englischer Name Jungle Cat dies andeuten mag, findet man die Rohrkatze nur sehr selten in klassischen Dschungel-Habitaten. Abgesehen davon ist ihr bevorzugter Lebensraum aber tatsächlich von Feuchtgebieten mit Schilfbewuchs und hohem Gras geprägt. Oft findet man die Rohrkatze auch in Wäldern oder offenem Busch- oder Grasland. Teilweise hat man sie auch schon auf landwirtschaftlichen Flächen des Menschen wie Maisfeldern oder Zuckerrohr- und Baumwollplantagen gesichtet. Ihr Lebensraum konzentriert sich hauptsächlich auf wassernahe Gebiete, die vom Wolga-Delta im Südosten Russlands bis nach Ägypten und östlich davon bis nach Indochina, einschließlich Thailand und Vietnam reichen. Ebenso kommt die Rohrkatze in Sri Lanka vor.
Aussehen
Die Fellfarbe der Rohrkatze (Felis chaus) variiert von sandigem oder gelblichem Grau über Graubraun und Gelbbraun bis zu fahlem Rot. Die Beine zeigen manchmal schwache, waagerechte Streifen, die seit dem Jugendalter nicht vollkommen verblichen sind. Der Kopf der Rohrkatze ist schlank und hat eine kuppelförmige, hohe Stirn. Die Ohren sind groß und gerundet mit kleinen Büscheln schwarzer Haare an den Enden. Die Ohren stehen recht nahe beieinander. Die Augen haben eine helle, gelbe Iris. Die Beine der Rohrkatze sind lang und schlank. Der Schwanz ist verhältnismäßig kurz mit mehreren dunklen Ringen und einer schwarzen Spitze. Exemplare der Rohrkatze mit Melanismus (Schwarzfärbung) sind sowohl in Pakistan als auch in Indien gesichtet worden.
Ernährung
Rohrkatzen (Felis chaus) ernähren sich von einem breiten Beutespektrum, welches die vielfältigen Lebensräume widerspiegelt, in denen sie zuhause sind. In den Schilfniederungen des Nil-Deltas jagen sie Wasserwühlmäuse, Frösche, Fische und Wasservögel, während sie sich in trockeneren Lebensräumen vor allem von Hasen, Renn- und Hausmäusen sowie von Vögeln, Schlangen und Eidechsen ernähren. Gelegentlich sucht die Rohrkatze menschliche Siedlungen auf und erbeutet dort Geflügel.
Rohrkatzen (Felis chaus) nutzen häufig verlassene Bauten von anderen Fleischfressern wie etwa von Füchsen oder Dachsen als Wohnhöhle. Als tag- sowie nachtaktive Katze entdeckt man die Rohrkatze oft inmitten menschlicher Siedlungen, wo sie in alten Gebäuden Unterschlupf findet. Die Rohrkatze passt sich sehr gut an menschliche Kultur- und landwirtschaftlich genutzte Flächen an und fühlt sich in vielen landwirtschaftlichen Plantagen des Menschen zuhause.
Fortpflanzung
Man vermutet, dass die Weibchen der Rohrkatze (Felis chaus) das ganze Jahr über empfängnisbereit sind. Die Hauptpaarungszeit ist von Februar bis März in Zentralasien und im Mai in Indien. Jedoch gibt es auch Berichte von Würfen im Januar aus Assam (Indien) und im Juni aus Gebieten westlich des Kaspischen Meeres. Es ist auch möglich, dass sich die Rohrkatze zweimal im Jahr fortpflanzt. Nach der Tragzeit werden gewöhnlich ein bis sechs Kätzchen in Erdbauten oder hohlen Bäumen geboren, welche sich in dichtem Schilf oder anderer dichter Vegetation befinden.
Die Jungtiere haben schwarze Fellstreifen, die mit zunehmendem Alter verblassen. Bei der Geburt wiegen die Rohrkatzenkinder 130 - 140 g, ihre Augen öffnen sich nach 10 - 12 Tagen. Im Alter von drei Monaten werden sie entwöhnt und bereits im Alter von fünf bis sechs Monaten gehen die jungen Rohrkatzen erfolgreich auf die Jagd. Im Alter von 11 - 18 Monaten wird die Rohrkatze geschlechtsreif. In Gefangenschaft haben einzelne Exemplare ein Alter von 15 Jahren erreicht. Die Rohrkatze wurde früher in Zoos recht häufig gehalten, aber die Zahlen gehen zurück.
Die Rohrkatze (Felis chaus) wurde neben der Afrikanischen Wildkatze (Felis silvestris lybica) und der Hauskatze (Felis catus) mumifiziert in altägyptischen Gräbern gefunden. Auf ägyptischen Wandmalereien wird die Rohrkatze oft bei der Jagd auf Vögel und kleine Säugetiere dargestellt. Es hat Spekulationen gegeben, wonach die Rohrkatzen möglicherweise in der Ahnenreihe der Hauskatze eine Rolle gespielt haben, doch die mumifizierten Körper in den ägyptischen Gräbern bieten zu wenig Anhaltspunkte, um diese Behauptungen entweder zu bestätigen oder auch zu entkräften.
Rohrkatzen (Felis chaus) werden wegen ihrer Vorliebe für Geflügel in ihrem Verbreitungsgebiet oft von der bäuerlichen Bevölkerung verfolgt und erlegt. Sportjäger sind ebenso wenig gute Freunde der Rohrkatze, da zu ihren Beutetieren Hasen und Frankoline (fasanenartige Vögel) gehören, welche auch ein bevorzugtes Ziel der Sportjäger sind. Die Trockenlegung, Urbarmachung und Zerstörung natürlicher Sumpfgebiete sind dagegen eine ernstere Bedrohung für die Rohrkatze, da sie dadurch ihren angestammten Lebensraum verliert. Die Rohrkatze ist in ihrem Verbreitungsgebiet lediglich in einigen Gegenden gesetzlich geschützt. Das Washingtoner Artenschutz-übereinkommen listet die Rohrkatze in Anhang II. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Rohrkatze als Least Concern (nicht gefährdet) ein.