Schwarzfußkatze
Die Schwarzfußkatze (Felis nigripes) ist eine im südlichen Afrika verbreitete wilde Katzenart. Mit einem Körpergewicht von gerade mal 1,5 Kilogramm ist die Schwarzfußkatze die wahrscheinlich kleinste Katze der Erde. ähnlich klein sind nur noch die Rostkatze aus Indien (Prionailurus rubiginosus) oder die Chilenische Waldkatze aus Südamerika (Leopardus guigna).
Aussehen
Das weiche, dichte Fell der Schwarzfußkatze ist von gelbbrauner bis dunkel-goldener Farbe. Es ist besetzt mit dunkelbraunen bis schwarzen Flecken, die manchmal zu Bändern oder Ringen zusammenfließen. Die großen Augen der Schwarzfußkatze sind gelb oder graubraun. Kinn, Brust, Bauch und die Inneseiten der Beine sind von weißlicher Farbe und die Rückenseiten der Ohren sind fahlbraun. Es gibt zwei dunkle Streifen über jeder Wange sowie dunkle Streifen auf den Vorderpfoten und den Hüften. Der kurze Schwanz der Schwarzfußkatze ist nur etwa halb so lang wie der Körper und weist zwei oder drei schwarze Ringe und eine schwarze Spitze auf.
Lebensraum
Als besondere Anpassung an ihren trockenen Lebensraum besitzt die Schwarzfußkatze einen breiten Schädel mit runden Ohren. Die schwarzen Sohlen der Pfoten sind mit Haaren bewachsen, um eine Fortbewegung auf heißem Sand zu ermöglichen. Bei der Jagd in offenem Gelände ohne Deckung legen die Schwarzfußkatzen ihre Ohren oft flach nach hinten, was an das Erscheinungsbild einer aggressiven Katze erinnern mag, jedoch nur der Tarnung dient.
Schwarzfußkatzen kommen nur im südlichen Afrika in Botswana, Südafrika und Namibia vor. Man findet sie hauptsächlich in Landschaften mit kurzem bis mittellangem Grasbewuchs sowie auf Sandebenen einschließlich der Kalahari und der Karoo Wüste. Grasgebiete mit vielen Nagetieren und Vögeln sind der optimale Lebensraum der Schwarzfußkatze.
Ernährung
Die Schwarzfußkatze ist eine unglaublich zähe, kleine Katze. Verschiedentlich wurde berichtet, dass sie kleine Schafe vom 4-fachen ihres eigenen Körpergewichts attackiert. Dabei soll sie sich in den Hals der Opfer verbissen haben bis deren Drosselvenen (Vena jugularis) durchtrennt waren. Einheimische erzählen die Legende vom "Ameisenhügeltiger", der Giraffen zu Fall bringen kann.
In Wirklichkeit ernähren sie sich als opportunistische Jäger von einer Vielfalt verschiedener Mäusearten, Vögeln, Insekten, Reptilien und Eiern. Zwei Drittel ihrer Beute besteht aus Nagetieren, so kann eine einzige Schwarzfußkatze bis zu 3.000 Nager pro Jahr vertilgen. Sie nehmen pro Nacht ungefähr 1/5 ihres Körpergewichtes, also etwa 200 - 300 g an Nahrung zu sich. Manchmal fressen sie auch Aas, hauptsächlich tote Springbocklämmer. Zu ihrer bevorzugten Beute gehören jedoch Nagetiere wie der etwa gleich große Kaphase, auch große Spinnen und Vogeleier, die sie vorsichtig mit den Kiefern zerdrückt und den Inhalt dann ausleckt. Die kleine Schwarzfußkatze kann ihren Feuchtigkeitsbedarf notfalls allein über die Beute beziehen.
Schwarzfußkatzen sind ausschließlich nachtaktive Katzen. Während der Tageshitze suchen sie Schutz in Löchern von Termitenhügeln oder in verlassenen Bauten anderer Tiere. Ihre nächtliche Aktivität in der Wildnis ändert sich mit den Jahreszeiten (Länge der Nacht), so kommt und geht die Schwarzfußkatze immer während den etwa 30 Minuten dauernden Sonnenauf- oder untergängen. Ihre Jagdtechniken reichen von geduldigem Ausharren vor Mäuselöchern bis zum Aufscheuchen von am Boden nistenden Vögeln durch schnelles Hin- und Herlaufen im Gras. Fressfeinde der Schwarzfußkatze selbst sind große Giftschlangen, Schakale und Raubvögel.
Die Schwarzfußkatze klettert mit Leichtigkeit auf Bäume oder hohe Zaunpfähle um nach Vogelnestern zu suchen. In den wenigen Akazienbäumen findet sie jedoch nur selten Nahrung, verglichen mit dem reichhaltigen Angebot auf dem Boden. Als kleine Katze mit einer Kopf-Rumpflänge von 35 - 40 cm kann die Schwarzfußkatze kaum weiter als 2 m weit oder 1,5 m hoch springen. Diese schlechten Sprungfähigkeiten ermöglichen es der Schwarzfußkatze kaum, auf fliegende Vögel Jagd zu machen, obwohl man ihr das in früheren Zeiten zutraute.
In der Wüste legen Schwarzfußkatzen wegen der knappen Beute große Distanzen von 4,5 bis 16 km zurück. Radiotelemetrische Untersuchungen der Territorien ergaben für Weibchen Streifgebiete von etwa 12 Quadratkilometern, die der älteren Männchen sind sogar noch größer. Deren Territorien überlappen die von mehreren Weibchen. Man sagt, die Laute der Schwarzfußkatze hören sich wie das Brüllen eines Tigers an, nur eine Oktave höher. Es scheint, dass die Geschlechter während der Paarungszeit so über weite Strecken miteinander kommunizieren und zueinander finden.
Fortpflanzung
Schwarzfußkatzen sind Einzelgänger. Geschlechtsreife Katzen (im Alter von 12 bis 20 Monaten) kommen nur in der Paarungszeit zusammen. Obwohl die Weibchen sich sechsunddreißig Stunden lang im Östrus befinden, sind sie lediglich fünf bis zehn Stunden davon auch wirklich bereit, sich fortzupflanzen. Diese kurze Zeit der Fortpflanzungsbereitschaft ist bezeichnend für Fleischfresser in trockenen Gebieten, die es sich wegen des unsicheren Nahrungsangebots nicht leisten können, ihre Jagdreviere über einen längeren Zeitraum mit einem Geschlechtspartner zu teilen. Außerdem ist es für ein kleines Tier wie die Schwarzfußkatze riskant, sich für längere Zeit aus der Deckung heraus zu wagen oder sich durch Paarungsrituale ablenken zu lassen.
Nach 63 - 68 Tagen Tragzeit werden eine bis vier Kätzchen in einem Erdbau geboren. Die Schwarzfußkatze hat zweimal im Jahr Nachwuchs, der bei der Geburt 60 - 84 g wiegt. Die Mutter wechselt häufig die Wohnhöhlen um keine Raubtiere anzuziehen. Die jungen Schwarzfußkatzen entwickeln sich viel schneller als etwa Hauskatzen und verlassen schon relativ früh den mütterlichen Bau. Wenn die Mutter Alarm schlägt, verstreuen sich die Jungtiere in alle Richtungen und erstarren, bis die Gefahr vorbei ist. Ihre Augen öffnen die neugeborenen Schwarzfußkatzen nach etwa sieben Tagen, im Alter von drei Monaten sind sie bereits weitgehend unabhängig und fangen auch schon an zu jagen, ein weiteres Anzeichen für ein Leben in einer unwirtlichen Umgebung.
Schutz
Die Schwarzfußkatze ist eine von wenigen kleinen wilden Katzen, für die es einen sog. Species Survival Plan gibt. Ein Zuchtbuch, das 1988 im Frankfurter Zoo begonnen wurde, zeichnet Geburten und Vererbungsmerkmale von in Gefangenschaft gehaltenen Schwarzfußkatzen auf. In verschiedenen Zoos tauschen Zuchtstationen je nach Bedarf fortpflanzungsfähige Katzen miteinander aus. So versucht man gesunde Populationen aufzubauen, und den Fortbestand der Schwarzfußkatze zu sichern. In Gefangenschaft werden die Tiere bis zu 15 Jahre alt.
Schwarzfußkatzen waren nie recht zahlreich, auch nicht in ihren angestammten Lebensräumen, und so ist die Spezies heute durch viele menschengemachte Probleme in ihrem Überleben bedroht. Eins der Hauptprobleme ist die Überweidung der Graslandschaften durch Viehherden. Der Verlust des Lebensraumes führt automatisch zu einem geringeren Beutespektrum. Wahllos ausgelegte, vergiftete Kadaver zur Bekämpfung von Karakalen und Schakalen töten auch die kleine Schwarzfußkatze, zumal sie teilweise auch Aas frisst. Die Bekämpfung von Heuschrecken mittels Gift stellt eine weitere ernsthafte Gefahr dar, da die Insekten von den Katzen gefressen werden. Oft werden sie Opfer von Hunden, die eigentlich darauf abgerichtet sind, Schakale in ihren Bauten aufzuspüren und zu töten. Die Vermischung mit Hauskatzen stellt eine zunehmende Bedrohung für die Populationen aller wildlebenden Kleinkatzen dar, nicht nur für die Schwarzfußkatze. In Südafrika und Botswana ist die kleinste Katze der Erde strengstens geschützt, nicht aber in Namibia. Das Washingtoner Artenschutz-übereinkommen listet die Schwarzfußkatze in Anhang I.
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