Blumenwiese


Eine Blumenwiese in Baden-Württemberg
Wildblumenwiese in Monheim NRW
Eine Blumenwiese in den Schweizer Alpen
Eine Fettwiese im Salzburger Land

Als Blumenwiese werden umgangssprachlich artenreiche Wiesen und Viehweiden bezeichnet, die viele blühende krautige Pflanzen (Blumen) und blühende Gräser aufweisen. In der Landwirtschaft spricht man von Extensivgrünland.

Die Vielfalt von einheimischen Pflanzen- und Tierarten ist vom Pflegekonzept abhängig, weil der Lebensraum Wiese in der Regel keine natürliche, sondern eine vom menschlichen Einfluss geprägte Formation darstellt. Wiesen werden grundsätzlich durch Mahd genutzt - im Gegensatz zu Viehweiden, die von Vieh beweidet werden.

Im Garten- und Landschaftsbau ist die Blumenwiese ein Gestaltungsziel, das im Verlaufe der Jahreszeiten verschiedene Aspekte an Farbe, Wuchshöhe und Tierbesatz bietet. Dabei steht nicht immer der Naturschutz im Vordergrund, sondern das ästhetische Erlebnis. So genannte Blumenwiesen-Mischungen, die im Handel angeboten werden, enthalten häufig keine Pflanzenarten der Wiesen, sondern einjährige Arten, wie Klatschmohn und Kornblume, die bereits im ersten Jahr blühen. Dies sind keine Arten der Wiesen, sondern Ackerwildkräuter.

Der Blumenlebensraum

In Blumenwiesen wachsen aufgrund der Nutzung fast ausschließlich zwei- bis mehrjährige Pflanzenarten, die an einen Schnitt oder mehrere Schnitte im Frühjahr oder Sommer angepasst sind. Die „Blumenwiese“ ist ein Grünland-Biotop, das aufgrund seines Pflegekonzepts, seiner Nutzung und der Standortfaktoren neben vielen Wildblumen auch viele Tierarten beheimaten kann, wie zum Beispiel

Eine „Blumenwiese” mit Arten der Äcker - Klatschmohn und Kornblume
Eine städtische Blumenwiese

Blumenwiesen sind als Grünlandbiotope in der Biotopkartierung und Landschaftsökologie häufig unter (artenreichen)

eingeordnet. Dies ist aber nur eine grobe Einteilung, die eher weniger konkrete Aussagen über die Artenzusammensetzung zulässt.

Pflanzensoziologisch werden diese Phytozönosen in Pflanzengesellschaften (Grünlandgesellschaften) wie Glatthaferwiesen eingeteilt. „Anthropogene und zoogene Heiden und Rasen“ ist die Oberklasse der Pflanzensoziologischen Einheiten nach Oberdorfer. Vereinzelt werden auch Aufwüchse der Süßwasser- und Moorvegetation als Blumenwiese bezeichnet.

Diese umgangssprachlich als Blumenwiese bezeichneten artenreichen Grünlandbiotope sind wegen des Stickstoffeintrages (Eutrophierung durch Regen und Landwirtschaft), und durch intensive landwirtschaftliche Nutzung selten geworden. Einige dieser Grünlandbiotope stehen daher unter Naturschutz. Der Schutzstatus kann sich aber auch aus dem Vorkommen einzelner Arten der Roten Liste ergeben.

Artenzusammensetzung

Typische Pflanzenarten (gemähter) Blumenwiesen sind bei extensiver Nutzung: Glatthafer, Margerite, Wiesen-Klee, Schafgarbe, Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Platterbse, Wilde Möhre, Wiesen-Kerbel, Kammgras, Ruchgras, Wolliges Honiggras, Knaulgras.

Bewirtschaftung

Düngung

Blumenwiesen sind umso artenreicher, je weniger sie gedüngt werden. Ohne Stickstoffdüngung haben die meisten Pflanzenarten artenreicher Wiesen Entwicklungsmöglichkeiten. Mit Stickstoffdünger sind wenige Arten wie Wiesen-Fuchsschwanz so konkurrenzstark, dass andere Arten nicht überleben können. Bei einer starken organischen Düngung und ausbleibender Weidepflege können sich Weideunkräuter ausbreiten – etwa Stumpfblättriger Ampfer, Gewöhnlicher Löwenzahn und Quecken. In ehemals gedüngten Wiesen dauert es nach Umwandlung in eine extensive landwirtschaftliche Nutzung oft viele Jahre, bis die angereicherten Nährstoffe dem Boden entzogen sind. Nährstoffentzug findet nur dann statt, wenn Blumenwiesen im Frühjahr oder Sommer gemäht werden und das Mähgut abtransportiert wird. Siehe dazu Extensivgrünland

Anzahl Schnitte

Vor Einführung der Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft wurde eine Wiese ein bis zweimal (=zweischürig) im Jahr zur Heugewinnung gemäht. Die in einer Wiese vorkommenden Pflanzenarten haben sich darauf über Jahrtausende (seit der Bronzezeit) angepasst, bzw. es siedeln sich in zweischürigen Wiesen nur Arten an, die an diese Nutzung angepasst sind. Solche ungedüngten Wiesenbestände führten zu einem relativ späten Schnitt-Termin, dem „Johannischnitt“ um den Johannistag.

Wiesenbestände, die hohe Stickstoffdünger-Gaben erhalten, werden bis zu sechsmal im Jahr gemäht, um das eiweißreiche Mähgut optimal verwerten zu können. An diese Nutzung sind nur wenige Pflanzenarten angepasst.

Wiesen, die aus Naturschutzgründen erst im September oder nur im Abstand mehrerer Jahre gemäht werden, verlieren ihre typische Artenzusammensetzung, es setzen sich dann eher Ruderalarten durch – etwa Brennnessel, Rainfarn, Kanadische Goldrute. Alle Pflanzenarten der (Blumen)Wiesen sind an einen Schnitt im Mai oder Juni angepasst, auch wenn sie nicht zur Blüte kommen.

Wiesenschnitte im Herbst wurden in der traditionellen Landwirtschaft nur auf extrem nährstoffarmen Niedermoorstandorten durchgeführt. Das Mähgut wurde dann nicht zur Fütterung sondern als Einstreu genutzt. Solche Wiesen heißen daher Streuwiesen.

Schnitttechnik

Eine Schnitthöhe von 5 bis 10 cm begünstigt Pflanzenarten, die ihre Erneuerungsknospen nicht am Boden haben. Niedrigere Schnitthöhe, wie sie mit modernen Kreiselmähern üblich ist, verletzen teilweise den Boden und führen dann zur Ausbreitung von einjährigen Arten. Bei sehr niedriger Schnitthöhe müssen Pflanzen aus ihren Wurzeln austreiben und es werden austriebsfähige Gräser begünstigt.

Tierwelt der Blumenwiesen

Viele teilweise hochspezialisierte Insektenarten nutzen die Pflanzenarten der Blumenwiesen zur Nektarsuche. Darunter sind viele stark gefährdete Schmetterlings- und Hautflügler-Arten. Da nach dem Heuschnitt sämtliche Blüten plötzlich entfernt werden, profitieren solche Blütenbesucher davon, wenn eine Blumenwiese in mehreren Abschnitten gemäht wird. Eine Mähung von innen nach außen verhindert außerdem, dass Wirbeltiere durch die Mahd verletzt oder getötet werden.

Literatur

  • Briemle, Gottfried & Conrad Fink 1993: Wiesen, Weiden und anderes Grünland. Biotope erkennen, bestimmen, schützen, Biotop-Bestimmungs-Bücher, Bd.1 (Hrsg.: H. Hutter); Hirzel-Verlag, Stuttgart, 153 S., ISBN 3-777611-905.
  • Klausnitzer, Ulrich; Biotope im Garten [1].
  • Witt, Reinhard & Bernd Dietrich, Blumenwiesen: Anlage, Pflege, Praxisbeispiele; mit Wiesenpflanzenlexikon, BLV Verlagsgesellschaft, 1996, ISBN 3-405-14867-7.
  • Wolf, Gotthard: Die Blumenwiese als Lebensgemeinschaft; Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten AID; Bonn.

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