Goldlangur



Steckbrief

Verbreitung

Der Goldlangur (Trachypithecus geei) ist ein tagaktiver Primat aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarrhini) und gehört zur Gattung der Haubenlanguren (Trachypithecus).

Die Affen kommen nur in Bhutan und Nordost-Indien im Bundesstaat Assam vor. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst einen Waldgürtel im westlichen Assam, der sich zwischen den Flüssen Manas im Osten, Sankosh im Westen und dem Brahmaputra im Süden entlang der Grenze zu Bhutan erstreckt [7]. In Bhutan ist ihre Verbreitung auf die Ausläufer der Black Mountains begrenzt. Die Regionen, in denen Goldlanguren leben, umfassen insgesamt nicht mehr als 30.000 km² und viele davon kann man als nicht geeigneten Lebensraum bezeichnen [12]. Die Population in Indien ist stark fragmentiert, wobei die südliche Population aufgrund der Auswirkungen menschlicher Aktivitäten vollständig von der nördlichen Population isoliert ist.

Lebensraum

Goldlanguren (Trachypithecus geei) leben in feuchten immergrünen Dipterocarp-Wäldern , an Flüssen und in feuchten Laubwäldern. Gelegentlicht trifft man sie in beeinträchtigten Lebensräume mit sekundärem Pflanzenbewuchs an. Goldlanguren leben in beträchtlichen Höhenunterschieden von nahe dem Meeresspiegel im Süden bis über 3.000 m im Norden [12][13].

Taxonomie

Goldlanguren (Trachypithecus geei) wurden in der Vergangenheit verschiedenen Spezies zugeordnet. Erst im Jahre 1956 entdeckt, wurden sie zuerst der Gattung Presbytis (Mützenlanguren) zugeordnet, dann der Gattung Semnopithecus (Hanuman-Languren). Heute zählt man sie zu den Haubenlanguren (Trachypithecus). Ihr wissenschaftlicher Name geht auf Edward Pritchard Gee († 1968) zurück, einen anglo-indischen Tee-Pflanzer und Hobbyforscher .

Aussehen

Goldlanguren (Trachypithecus geei) kann man am einfachsten an der Farbe ihres Fells identifizieren, das von goldgelb bis braungelb reicht und auf dem Rücken etwas dunkler als auf dem Bauch ist. Das Gesicht ist schwarz und von langen hellen Haaren eingerahmt. Berichten zufolge verändert sich die Fellfarbe leicht mit den Jahreszeiten. Im Winter ist es eher kastanienfarben, im Sommer eher cremefarben. Darüber hinaus gibt es geographische Variationen. Im Süden ihres Verbreitungsgebiets sind Goldlanguren (Trachypithecus geei) eher einheitlicher gefärbt als im Norden. Neugeborene sind fast vollständig weiß oder aprikosenfarben [6].

Goldlanguren (Trachypithecus geei) sind schlanke Primaten mit langen Gliedmaßen und langen Schwänzen, an deren Ende sich eine Quaste befindet. Das durchschnittliche Körpergewicht für erwachsene Männchen beträgt 10,8 kg und für erwachsene Weibchen 9,5 kg [3]. Die Körperlänge (einschließlich Kopf) reicht von 50 bis 75 cm, der Schwanz ist zwischen 70 und 100 cm lang, wobei Männchen etwas größer als Weibchen sind [5].

Ernährung

Goldlanguren (Trachypithecus geei) ernähren sich von reifen und unreifen Früchten, jungen und alten Blättern, Knospen, Blüten und Samen. Obwohl sie eine Vielzahl von Pflanzenteilen fressen, bevorzugen meist junge Blätter. Zu den beliebtesten zählen die Feigenart Ficus racemosa, die Baumwollart Salmalia malabarica und Adenanthera peuonina, eine Pflanzengattung aus der Familie der Hülsenfrüchler.

Aufgrund der großen Mengen an Grünzeug, das Goldlanguren (Trachypithecus geei) fressen, verfügen sie über einen sackförmigen Magen und vergrößerte Speicheldrüsen - übrigens ein gemeinsames Merkmal aller Primaten aus der Unterfamilie Colobinae. Der Magen besteht aus mehreren Kammern und ist mit Bakterien bevölkert, die dabei helfen, die Cellulose der Blätter abzubauen und zu verdauen.[1][4].

Fortpflanzung

Goldlangur (Trachypithecus geei)
Portrait eines Goldlangurs (Trachypithecus geei), aufgenommen im Distrikt Nalbari im indischen Bundesstaat Assam.

Da Goldlanguren (Trachypithecus geei) relativ wenig erforscht sind, gibt es kaum Informationen über ihre Fortpflanzung. Wissenschaftler glauben, dass ihre Reproduktion ähnlich verläuft wie bei ihren nahen Verwandten, den Hanuman-Languren [10]. Was man beobachtet hat, ist dass Geburten fast das ganze Jahr auftreten, mit einer Häufung in den Monaten Juli und August [11], wenn sich das Wetter und die Vegetation ändert [10]. Über die Aufzucht der Jungen weiß man ebenfalls nicht viel, es kann aber davon ausgegangen werden, dass sie ähnlich wie bei Hanuman-Languren verläuft. Bei letzteren liegt die Fürsorge für den Nachwuchs in der alleinigen Verantwortung der Mütter und anderer Weibchen (Allomothering ). Der Vater hat keinen Kontakt mit seinem Nachwuchs [10].

Verhalten

Anders als Hanuman-Languren, die oft in der Nähe des Menschen leben, sind Goldlanguren (Trachypithecus geei) eher scheue Primaten, die den Menschen meiden. Dies macht es schwierig, viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen zu beobachten. Es ist bekannt, dass sie tagaktiv sind und meist in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag auf Nahrungssuche gehen und fressen. Sie verbringen den Großteil ihrer Zeit in den Baumkronen und bewegen sich durch Abstoßen mit ihren Hinterbeinen springend fort, die Landung erfolgt mit allen Vieren. Entlang dickerer Äste und auf dem Boden, auf den sie gelegentlich herabsteigen, bewegen sie sich vierbeinig fort [3][5].

Ihre täglichen Aktivitäten beginnen mit dem Erwachen kurz bevor die Sonne über dem Horizont aufgeht. Danach bleiben sie für eine gewisse Zeit in ihrem Schlafbaum um zu fressen und zu spielen [9]. Im Winter sieht man einzelne Affen, wie sie ihren Körper in Richtung Sonne orientieren um ein Sonnenbad zu nehmen, bevor sie sich auf Nahrungssuche begeben [8].

Gruppenleben

Wenn die Gruppe ihren Schlafbaum verläßt, bewegt sie sich langsam, lautlos und oft in einer Reihe Affe hinter Affe [9][8]. Die Gruppe wird vom dominanten Männchen angeführt. Beim Überqueren von Strassen sucht sich die Gruppe gegenüber stehende Bäume mit einem durchgehenden gemeinsamen Blätterdach, um nicht auf den Boden herunter kommen zu müssen. Bei Gefahr, etwa durch ein Raubtier, lassen ausgewachsene Männchen zuerst den Rest der Gruppe fliehen, bevor sie folgen [9].

Wie viele andere Primaten neigen Goldlanguren (Trachypithecus geei) dazu, in den Morgen- und Abendstunden auf Nahrungssuche zu gehen und mittags zu ruhen [9]. Diese Mittagspausen finden im Sommer auf Bäumen mit dichtem, schattigen Laubbewuchs statt, während sie im Winter offenere Teile der Bäume bevorzugen, um die Sonneneinstrahlung genießen zu können [8]. Im Winter sind die Ruhepausen kürzer als im Sommer [8]. Während der Mittagszeit findet oft gegenseitige Fellpflege (Grooming) und soziales Spielen statt [8]. Mukherjee und Saha (1974) haben festgestellt, dass Goldlanguren (Trachypithecus geei) meist in einer Höhe von 15 bis 21 m nach Nahrung suchen, manchmal kommen sie aber bis in das untere Geäst herab. Dabei bleibt die Gruppe stets in engem Kontakt, entweder sind alle im selben oder in einem benachbarten Baum. Im Vergleich sind Weibchen mit Kleinkindern und Jugendliche länger mit Fressen beschäftigt als andere Gruppenmitglieder. In den Abenstunden versammelt sich die Gruppe um ihre Schlafbäume, die in der Regel in aufeinanderfolgenden Nächten nie die gleichen sind. Beobachtungen zufolge schlafen alle Affen im selben Baum [9].

Die Gruppengröße der Goldlanguren (Trachypithecus geei) beträgt 6 bis 40 Individuen. Obwohl über die sozialen Strukturen der Gruppen nicht viel bekannt ist, weiß man, dass sie in der Regel aus einem Männchen (selten zwei) und mehreren Weibchen bestehen. Junge Männchen verlassen bei Erreichen der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppe und leben zunächst einzelgängerisch oder schließen sich Junggesellengruppen an [11]. Die Gegenseitige Fellpflege ist bei Goldlanguren (Trachypithecus geei) eine wichtige soziale Interaktion und stärkt die Bindungen zwischen einzelnen Affen [5][12]. Die Reviere der Gruppen umfassen 150 bis 600 ha [11].

Kommunikation

Trotz des Mangels an Informationen über diese Primaten, kann man davon ausgehen, dass ihre Kommunikation umfangreich und komplex ist. Zur taktilen Kommunikation (Berührungen) gehören gegenseitige Fellpflege und Paarung, aber auch aggressives Verhalten. Visuelle Signale wie bestimmte Körperhaltungen und Mimik dürften wie bei anderen Primaten ebenfalls eine große Rolle spielen. Die bemerkenswerteste Vokalisation ist ein schriller Alarmruf, der sich etwa wie „äki-ki-äki“ anhört. Im Gegensatz zu den meisten anderen Langurenmännchen haben die Männchen der Goldlanguren keine lauten Territorialrufe [11].

Gefahren

Neben dem Menschen gehören Katzen wie der Tiger (Panthera tigris), der Leopard (Panthera pardus) und der Nebelparder (Neofelis nebulosa) zu den gefährlichsten Räubern der Goldlanguren (Trachypithecus geei) [6]. Über ihre Lebenserwartung ist nichts bekannt.

Durch die Zerstörung von Lebensräumen sind die Populationen der Goldlanguren (Trachypithecus geei) besonders in Indien auf fragmentierte Waldinseln beschränkt. Eine vergleichende Analyse basierend auf Satellitenbildern im Jahre 1988 und 1998 zeigten in Indien einen Verlust von 50% des ursprünglichen Lebensraums. Obwohl kommerzieller Holzeinschlag in den Reservaten verboten ist, sorgen rechtswidrige Eingriffe in die Natur für eine stete Verschlechterung der Waldreservate. Steinbrüche und die damit verbundenen Lärmbelästigungen sowie Schießübungen der Artillerie in den Bamuni Bergen (Bundesstaat Assam) könnten ebenfalls negative Auswirkungen auf die Populationen haben [12].

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Goldlanguren (Trachypithecus geei) wegen dem besorgniserregenden Rückgang der Populationen während der letzten 30 Jahre um schätzungsweise mehr als 50% als stark gefährdet (Endangered) ein. Darüber hinaus schätzt man die Zahl der erwachsenen Affen auf weniger als 2.500, wobei keine einzige Subpopulation aus mehr als 250 geschlechtsreifen Affen bestehen dürfte [2].

Goldlangur, Yathin S Krishnappa / Wikimedia Commons

Systematik


Literatur

[1] Ankel-Simons, 2000; [2] Das, J., Medhi, R. & Molur, S. 2008. Trachypithecus geei. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.2. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 11 August 2010; [3] Fleagle, 1999; [4] Gupta und Chivers, 2000; [5] Gurung und Singh, 1996; [6] Khajuria, 1977; [7] Medhi et al., 2004; [8] Mukherjee, 2000/2001; [9] Mukherjee und Saha, 1974; [10] Napier unf Napier 1967; [11] Rowe, 1996; [12] Srivastava et al., 2001; [13] Wangchuk et al., 2003

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