Die Rotohrmeerkatze (Cercopithecus erythrotis) ist ein baumlebender, tagaktiver Primat aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarrhini). Sie ist in einem recht kleinen Gebiet Westafrikas verbreitet, das vom Cross River in Südost-Nigeria bis südlich des Sanaga River in Kamerun reicht. Außerdem findet man sie auf der Bioko Insel vor der Küste Äquatorialguineas in Höhenlagen bis zu 1000 m über dem Meeresspiegel [6].


Lebensraum

Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) bewohnen tropische und sub-montane feuchte Wälder, manchmal leben sie in unmittelbarer Nähe zu Menschen (wie auf Bioko). Als Lebensraum ziehen sie jüngere Sekundärwälder den alten, gewachsenen Primärwäldern vor [7].


Taxonomie

Primatologen unterscheiden zwei Unterarten. Die Nominatform Cercopithecus e. erythrotis ist endemisch auf Bioko; Cercopithecus e. camerunensis lebt auf dem afrikanischen Festland in Nigeria und Kamerun [2][3][5].


Aussehen

Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) haben einen braunen Rücken und agouti bis grau-schwarze Gliedmaßen. Die Gesichtshaut ist blau, die Nase und die Spitzen der Ohren sind rot. Das Fell an den Wangen ist gelb. Der Schwanz ist am Ansatz braun-agouti und geht in Richtung Spitze allmählich ins Rot über. Männliche Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) erreichen ein Gewicht zwischen 4 und 5 kg und ihre Kopf-Rumpflänge beträgt 35,6 bis 40,0 cm [7].


Ernährung

Sie ernähren sich von Früchten, Blättern und Schößlingen, fressen aber auch kleine Tiere und Insekten. Einige Gruppen fallen Berichten zufolge in landwirtschaftliche Gebiete ein und fressen Kulturpflanzen des Menschen [7]. Die Ernährungsweise der Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) ist in ihrem natürlichen Lebensraum kaum untersucht worden. In einer Studie dauerte bei Tieren in Gefangenschaft die Darmpassage der Nahrung rund 26,7 Stunden - das ist länger als bei Früchte fressenden Neuweltaffen, wie z.B. Klammeraffen (Ateles), deren Darmpassage durchschnittlich 24 Stunden dauert [7].


Gruppenleben

Gruppen von Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) verbringen rund 40% ihrer Zeit in Gemeinschaft mit Mantelmangaben (Lophocebus albigena) [7]. In Kamerun sieht man sie gelegentlich im Verband mit Großen Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) [1]. Diese Gruppenbildungen aus verschiedenen Primatenarten dienen wahrscheinlich dazu, sich vor Raubtieren zu schützen. Mehr Augen und Ohren erhöhen die Chance, dass man sich nähernde Raubtiere fühzeitig entdeckt, so profitieren alle assoziierten Gruppen von der Gemeinschaft. Nahrungskonkurrenz gibt es in vielen Fällen kaum, da sich verschiedenartige Gruppen meist in unterschiedlichen Baumetagen ihr Futter suchen [1]. Im natürlichen Lebensraum der Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) finden Hybridisierungen mit Blaumaulmeerkatzen (Cercocebus cephus) statt [7].

Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) sind geheimnisvolle, scheue Affen und deshalb nur schwer zu entdecken, trotzdem geht man davon aus, dass sich ihr heutiges Verbreitungsgebiet weitgehend mit dem aus historischen Zeiten deckt. Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) sind die häufigsten Primaten auf Bioko, ihre Zahl wird auf 20.000 Individuen geschätzt - im Jahr 1986 gingen Primatologen noch von 30.000 Individuen aus [4].


Gefahren

Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) sind durch die Abholzung der Wälder durch die Holzindustrie und durch die Umwandlung der Wälder in landwirtschaftliche Flächen bedroht. Die Primaten werden in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet gejagt, vor allem auf Bioko, wo ihr Fleisch auf dem Buschfleischmarkt in Malabo angeboten wird [3].

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Populationen in einer Größenordnung von etwa 30% in den letzten 27 Jahren (=3 Generationen) zurückgegangen sind. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art aufgrund des enormen Jagddrucks in Kombination mit den Auswirkungen der Waldzerstörung als gefährdet (Vulnerable) ein [3].


Systematik


[1] Estes, 1991; [2] Groves, 2001; [3] Grubb et. al., 2003; [4] Hearn et al., 2006; [5] Kingdon, 1997; [6] Oates, J.F., Gippoliti, S. & Groves, C.P. 2008. Cercopithecus erythrotis. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 29 April 2010; [7] Rowe, 1996

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