Nebelparder



Der Nebelparder (Neofelis nebulosa) ist eine große Katze aus Südostasien. Er sieht entfernt einem Leoparden (Panthera pardus) ähnlich, ist aber kleiner und hat größere, nebelhafte Flecken.

Aussehen

Diesen großen, Nebelschwaden ähnlichen Muster auf Rumpf, Kopf, Beinen und Schwanz verdankt der Nebelparder daher auch seinen Namen. Manchmal zeigen Kopf und Beine auch kleinere, scharf abgegrenzte Flecken. Die Fellfarbe des recht langen, schlanken Körpers variiert normalerweise von graubraun bis gelbbraun. Die Backen und der Hals weisen schwarze Streifen auf. Die Unterseite des Körpers sowie die Innenseiten der Beine sind weißlich bis fahlbraun.

Steckbrief

Der lange und recht schmale Kopf hat eine breite Schnauze, die Iris der Augen reicht von einem bräunlichen Gelb bis zu graugrün. Die Ohren sind kurz, rund und haben einen weißen Fleck an der sonst dunklen Rückseite. Die Beine des Nebelparders sind kräftig mit breiten Pfoten, wobei die Hinterbeine länger als die Vorderbeine sind. Der lange, mit dichtem Fell ausgestattete Schwanz ist mit schwarzen Ringen versehen und endet mit einer schwarzen bis grauen Spitze.

Verbreitung

Dank seiner flexiblen Sprunggelenke ist der Nebelparder in der Lage, kopfüber einen Baum hinunter zu klettern, eine Fähigkeit die er mit der südamerikanischen Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) gemeinsam hat. Die oberen Eckzähne des Nebelparders sind im Verhältnis zur Körpergröße länger als die irgendeiner anderen lebenden Katze (Siehe auch Naturgeschichte der Katzen: Säbelzahnkatzen). Dies scheint eine Anpassung an das Leben in Bäumen zu sein, da hier die Beute fester gehalten werden muß als auf dem Boden.

Beutespektrum

Nebelparder bei einer Mahlzeit
Nebelparder (Neofelis nebulosa) bei einer Mahlzeit.

Wegen seiner Lebensweise in den südostasiatischen Wäldern konnte der Nebelparder bis heute nur sehr selten in seinem natürlichen Umfeld beobachtet werden. So weiß man praktisch fast nichts über seine Gewohnheiten und viele Erkenntnisse stammen lediglich aus den Erzählungen der Einheimischen oder aus Beobachtungen in Zoos. Obwohl in populärwissenschaftlicher Literatur oft berichtet wird, dass der Nebelparder eine auf Bäumen lebende Katze ist und dort schläft oder sich ausruht, scheint er öfter auf dem Boden zu jagen als in den Bäumen. Zu den Beutetieren des Nebelparders gehören Hirsche, Schweine, Stachelschweine, Primaten und Vögel, aber auch Schlangen und andere Kleintiere.

Eine schleichende Katze im Geäst! Der Nebelparder lauert seiner Beute auf.

Er lauert ihnen angeblich oft auf einem Ast auf und springt sie von oben an. Aufgrund seiner langen Eckzähne und seines verhältnismäßig kräftigen Körperbaus hatte man früher angenommen, der Nebelparder würde größere Huftiere als Beute bevorzugen, doch neuere Beobachtungen weisen darauf hin, dass seine Hauptnahrung wohl eher Primaten, wie Nasenaffen, Schweinsaffen und Gibbons sind. Gelegentlich reißt die Raubkatze auch Haustiere des Menschen wie Ziegen und Geflügel. Vor der Mahlzeit raspelt der Nebelparder das Fell oder die Federn der Beute mit seiner hornigen Zunge ab.

Nebelparder
Nebelparder

Fortpflanzung

Die Nachkommenschaft des Nebelparders wird in Gefangenschaft zwischen März und August zur Welt gebracht, jedoch dürfte es in der Wildnis (wie bei allen Katzen in tropischen Lebensräumen) keine starren Zeiten für Geburt und Paarung zu geben. Nebelparder bringen ihren Nachwuchs im Geäst von Bäumen in nestartigen Strukturen oder in hohlen Bäumen zur Welt. Es gibt aber auch Berichte, wonach Nebelparder-Weibchen manchmal auf dem Boden in dichter Vegetation gebären. Nach einer Tragzeit von 86 - 93 Tagen werden normalerweise zwei Kätzchen geboren.

Nebelparder wiegen bei der Geburt 140 - 170 g, ihre Augen öffnen sich nach 10 - 12 Tagen und nach 19 bis 20 Tagen können sie laufen. Nach ungefähr 10 Wochen nehmen sie erstmals Fleisch zu sich und nach 5 Monaten sind sie von der Muttermilch unabhängig. Die den Nebelparder kennzeichnenden Muster nimmt das Fell der Jungtiere nach ungefähr 6 Monaten an. Nach 10 Monaten ist der junge Nebelparder vollkommen selbstständig und nach 24 bis 36 Monaten geschlechtsreif. Nebelparder können in Gefangenschaft ein Alter von 17 Jahren erreichen.

Neofelis nebulosa, Nebelparder hängt im Zaun
Neofelis nebulosa, Nebelparder schläft in einem Baum
Zwei junge Nebelparder in einem Baum

Nebelparder (Neofelis nebulosa).

Es ist äußerst schwierig, Nebelparder in Zoos zu vermehren, da die Weibchen in Gefangenschaft oft von Männchen getötet werden. Nur etwa 20% der in Gefangenschaft lebenden Tiere haben sich bislang vermehrt. Bei einigen anderen bedrohten Katzenarten konnte man die künstliche Befruchtung oder Verfahren zur Embryoübertragung erfolgreich anwenden, dies ist nun auch die große Hoffnung von Biologen und Tierschützern, um die Bestände der Nebelparder in Südostasien zu sichern. Forscher in Großbritannien haben kürzlich eine Theorie entwickelt, wonach weibliche Nebelparder nur paarungsbereit sind, wenn sie mit Männchen über einen längeren Zeitraum eine Bindung aufbauen können. Wie bei allen kleineren Katzenarten muß man offensichtlich auch in Bezug auf den Nebelparder noch eine Menge lernen, wenn es um die erfolgreiche Fortpflanzung in Gefangenschaft geht.

Nebelparder - Bewegungsstudie 1
Nebelparder - Bewegungsstudie 2
Eind kleine Bewegungsstudie mit dem Nebelparder

Kulturelles

Der Nebelparder ist bei einigen einheimischen Völkern Südostasiens heilig. Die Malayen nennen den Nebelparder beispielsweise „Baumtiger”, weil man ihn oft im Geäst von Bäumen beobachten kann, wo er sich ausruht. Die Chinesen nennen den Nebelparder „Minzleopard”, weil ihre Fellzeichnung sie an Blätter der Minze erinnert.

Bedrohung

Leider konnten es diese phantasievollen Namen nicht verhindern, dass der Nebelparder wegen seines schönen Fells gejagt und an den Rand des Aussterbens gebracht wurde. Die Jagd auf diese seltenen und schönen Katzen dauert bis in die heutige Zeit an. Die Zähne und Knochen des Nebelparders werden für die traditionelle asiatische Medizin verwendet und das Fell wird für neureiche Asiatinnen zu Mänteln oder anderem Schnickschnack verarbeitet. Einer Untersuchung aus dem Jahr 1991 zufolge waren Felle des Nebelparders die am häufigsten verfügbaren Felle auf dem chinesischen Schwarzmarkt. Manchmal wird das Fleisch des Nebelparders sogar auf Speisekarten in Thailand und China angeboten, und zwar in der Hauptsache für zahlungskräftige chinesische Touristen.

Nebelparder auf Borneo

Die größte Population von Nebelpardern existiert wahrscheinlich auf der Insel Borneo, wo er als größtes Landraubtier am Ende der Nahrungskette steht. Er hat dort keine Fressfeinde wie etwa den Tiger oder den Leoparden zu fürchten. Die Hauptbedrohung für diese wunderschönen Katzen geht vom Verlust ihres Lebensraums aus. Die Abholzung des Regenwalds durch die Bauholzindustie und die Ausbreitung von landwirtschaftlichen Nutzflächen scheint dabei die größte Rolle zu spielen. Außerhalb von speziellen Naturparks gibt es für den Nebelparder in den Ländern seines Verbreitungsgebiets praktisch keinen gesetzlichen Schutz. Dazu gehören Staaten wie Bhutan, Taiwan oder Kambodscha, in denen der Nebelparder praktisch schon ausgerottet ist. Die Gesamtgröße der Populationen in Südostasien ist unbekannt. Nicht zuletzt deshalb wird der Nebelparder von der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet eingestuft und von der Organisation des Washingtoner Artenschutzabkommens in Anhang I gelistet.

In folgenden Staaten kommen oder kamen Nebelparder vor: Bhutan, China, Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Sikkim, Thailand und Vietnam.

In China ist der Nebelparder noch recht weit verbreitet, wobei die Vorkommen allerdings heute zersplittert und stark fragmentiert sind. In Nepal wurde er zum letzten Mal im Jahr 1863 gesehen, doch einige Exemplare sollen noch in den Jahren 1887-88 gesichtet worden sein. Auf der südchinesischen Insel Hainan ist der Nebelparder heute ausgestorben. Möglicherweise halten sich noch einige Nebelparder in zerklüfteten Bergwäldern von Taiwan, wo die letzte Sichtung im Jahr 1983 erfolgt sein soll.

Man unterscheidet heute vier Unterarten des Nebelparders:

Neofelis nebulosa brachyurus Taiwan - Der Taiwanische Nebelparder ist wahrscheinlich bereits ausgestorben.
Neofelis nebulosa diardi - Sumatra, Borneo, und Java
Neofelis nebulosa macrosceloides - Nepal bis Myanmar
Neofelis nebulosa nebulosa - Südliches China bis östliches Myanmar
Die Nebelparder Indiens scheinen generell dunkler, grauer und weniger gelb zu sein, die taiwanesische Unterart war relativ klein.

Der Nebelparder ist die einzige Art der Gattung Neofelis und wird zu den Großkatzen gerechnet. Gelegentlich wird Neofelis als Subgattung von Panthera angesehen. Durch sein verknöchertes Zungenbein, das es ihm unmöglich macht zu Brüllen, unterscheidet sich der Nebelparder aber von den anderen Großkatzen. Aufgrund der ähnlichen Fellzeichnung wurde er auch mit der Marmorkatze in die Gattung Pardofelis gestellt.


David W. Macdonald (Hrsg). The Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press; Auflage: New edition (12. Oktober 2006)

Sanderson, J., Khan, J.A., Grassman, L. & Mallon, D.P. 2008. Neofelis nebulosa. In: IUCN 2012. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2012.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 19 August 2012 .

Sunquist, M., F. Sunquist. 2002. Wild Cats of the World. Chicago: University of Chicago Press.

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