Schabrackenschakal



Schabrackenschakal

Schabrackenschakal (Canis mesomelas)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Tribus: Echte Hunde (Canini)
Gattung: Canis
Art: Schabrackenschakal
Wissenschaftlicher Name
Canis mesomelas
Schreber, 1775

Der Schabrackenschakal (Canis mesomelas) ist ein Wildhund der afrikanischen Savanne und wird zu den Echten Hunden der Gattung Canis gerechnet. Mit einer Körperlänge von durchschnittlich 75 Zentimetern und einer Schulterhöhe von weniger als 50 Zentimetern gehört er innerhalb der Gattung zu den kleineren Arten. Gegenüber anderen Schakalen ist das kennzeichnende und namensgebende Merkmal ein dunkler Sattelfleck, der sich über den Rücken zieht.

Das Verbreitungsgebiet des Schabrackenschakals umfasst zwei etwa 1.000 Kilometer voneinander getrennte Gebiete in Afrika. Eines umfasst Tansania, Kenia, Somalia und Äthiopien in Ostafrika, das andere liegt im Süden Afrikas in Südafrika, Namibia, Botswana und Simbabwe. Sie leben in Familienverbänden und sind vor allem nachtaktiv. Schabrackenschakale ernähren sich von einem breiten Spektrum fleischlicher Nahrung, das von Insekten bis zu größeren Säugetieren und Aas reicht. Sie sind sehr anpassungsfähig und leben auch in der Nähe menschlicher Behausungen. Aufgrund ihrer Bestandsgröße werden sie als nicht gefährdet eingestuft und in vielen Gebieten werden sie als Bedrohung für die Viehwirtschaft sowie als Überträger der Tollwut bejagt.

Merkmale

Allgemeine Merkmale

Schabrackenschakal in Namibia

Der Schabrackenschakal ist eine der kleineren Arten innerhalb der Gattung Canis mit einem fuchsähnlichen Äußeren. Er ist sehr schlank mit langen Beinen und großen Ohren. Die Männchen sind etwas größer und schwerer als die Weibchen. Die Kopf-Rumpf-Länge der Männchen beträgt 71 bis 81 Zentimeter, durchschnittlich etwa 75 Zentimeter, und die der Weibchen 64 bis 73 Zentimeter, durchschnittlich 69 Zentimeter; die Schulterhöhe beträgt bei beiden 38 bis 48 Zentimeter. Der Schwanz erreicht eine Länge von durchschnittlich 32 Zentimeter bei den Männchen und 30 Zentimeter bei den Weibchen. Das Gewicht liegt bei den Männchen bei durchschnittlich 8,4 Kilogramm (6,4 bis 11,4) und bei den Weibchen bei 7,7 (5,9 bis 10,0). Der Kopf entspricht dem eines Hundes mit einer zugespitzten Schnauze und aufrecht stehenden, spitzen und dreieckigen Ohren.[1]

Die Grundfarbe der Schakale ist rotbraun. Der Schabrackenschakal ist deutlich gekennzeichnet durch den schiefergrauen Rückenfell mit silbergrauen Haaren vom Nacken bis zum Schwanz, der im Kontrast zum rostroten bis goldgelben Fell des Kopfes, der Flanken, der Unterseite und der Beine steht; dabei sind die Beine und die Flanken deutlich mehr rot gefärbt als der Rest des Körpers. Der Rückenfleck ist im Bereich der Schultern am breitesten, wird zum Schwanz hin schmaler und läuft im Bereich des Beckens spitz aus. Dieser Sattelfleck ist namensgebend für das Tier, da Tiere mit einer entsprechenden Zeichnung als Schabracken bezeichnet werden. Der ebenfalls rotbraune, buschige Schwanz endet in einer schwarzen Spitze während der nah verwandte Streifenschakal eine weiße Spitze hat. Die Lippen und das Fell an Kinn, Kehle sowie der Innenseite der Beine ist weiß. Die Länge des Fells beträgt an den Schultern etwa 60 Millimeter und etwa 40 Millimeter am Schwanzansatz, an der Schwanzspitze werden sie bis zu 90 Millimeter lang. Im Gesicht erreichen die Haare eine Länge von 10 bis 15 Millimeter.[1]

Die Jungtiere sind bleigrau gefärbt, der Sattelfleck ist nur undeutlich ausgebildet; die charakteristische Fellfärbung erreichen sie nach etwa sechs Monaten. Albinismus kann vorkommen, ist jedoch sehr selten.[1]

Merkmale des Schädels

Schädel eines Schabrackenschakals

Der Schädel des Schabrackenschakals ist langgezogen und hat einen birnenförmigen Hirnschädel sowie eine sehr schmale Schnauzenregion. Ein Sagittalkamm ist nur im hinteren Bereich des Schädels ausgebildet, im vorderen Bereich teilt er sich in zwei flache Grate, die hinter den Augenbrauen enden. Der Schädel entspricht in seiner Größe dem anderer Schakale mit einer durchschnittlichen Gesamtlänge von 150 Millimetern (138,9 bis 160,5) beim männlichen und 145,6 Millimetern (135,2 bis 157,1) beim weiblichen Tier. Im Bereich der Jochbögen weist der Schädel eine Breite von 85,9 Millimeter (78,7 bis 94,3) beim Männchen und 83,3 (77,2 bis 90,3) beim Weibchen auf. Die Schädel der Tiere im ostafrikanischen Verbreitungsgebiet sind etwas kürzer und breiter als die in Südafrika und haben eine geringere Variabilität.[1]

3 · 1 · 4 · 2  = 42
3 · 1 · 4 · 3

Das Gebiss entspricht dem typischen Hundegebiss mit drei Schneidezähnen (Incisivi), einem Eckzahn (Caninus), vier Vormahlzähnen (Praemolares) und zwei Mahlzähnen (Molares) im Oberkiefer sowie der gleichen Anzahl Zähne und einem zusätzlichen Backenzahn im Unterkiefer.[1]

Der Penisknochen (Baculum) entspricht in seiner Länge der Gesamtlänge des Penis und ist I-förmig. Die Rinne für die Harnröhre ist von der Penisspitze bis etwa drei Viertel der Länge des Knochens ausgebildet. Die typische Länge des Penisknochens beträgt bei einem ein- bis fünfjährigen Schabrackenschakal 56,8 Millimeter bei einem Gewicht von durchschnittlich 299 Milligramm.[1]

Genetik

Der Schabrackenschakal hat einen einfachen Chromosomensatz (n) von 39 und einen diploiden Chromosomensatz von 2n = 78, er besitzt also insgesamt 78 Chromosomen in jeder Zelle. Mit Ausnahme eines sehr großen und eines sehr kleinen submetazentrischen Paares sind alle Chromosomen akrozentrisch.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet des Schabrackenschakals

Verbreitungsgebiet

Das Verbreitungsgebiet des Schabrackenschakals umfasst zwei etwa 1.000 Kilometer voneinander getrennte Gebiete in Afrika. Eines umfasst Tansania, Kenia, Somalia und Äthiopien in Ostafrika, das andere liegt im Süden Afrikas in Südafrika, Namibia, Botswana und Simbabwe. Die Art fehlt dagegen im größten Teil Zentral- und Äquatorialafrikas.[2]

Dieses Verbreitungsmuster entspricht dem anderer an trockene Regionen angepasster Säugetiere wie dem Erdwolf (Proteles cristatus) und dem Löffelhund (Otocyon megalotis). Das Verbreitungsmuster lässt darauf schließen, dass diese beiden Gebiete ursprünglich durch ähnliche Lebensräume zwischen Südwestafrika und dem Horn von Afrika verbunden waren.

Lebensraum

Der bevorzugte Lebensraum dieser Arten sind Steppen und Halbwüsten und der Schabrackenschakal kann auch in extrem trockenen Gegenden überleben. Er nutzt dabei verschiedene Habitate, darunter küstennahe Trockengebiete, montanes Grasland, Trockensavannen, Buschland, offene Savannengebiete, lockere Waldgebiete sowie Kulturflächen. Sie bevorzugen offene Landschaften und vermeiden dichte Vegetation.[2] Die Höhenverbreitung reicht in KwaZulu-Natal von Meereshöhe bis 3.000 Metern Höhe in den Drakensbergen mit mehr als 2.000 Millimeter Regenfall pro Jahr.[2]

In Gebieten, in denen neben dem Schabrackenschakal weitere Arten wie der Streifenschakal (Canis adustus) oder der Goldschakal (Canis aureus) vorkommen, werden die vorhandenen Habitate zwischen den Arten aufgeteilt. So nutzt der Schabrackenschakal bevorzugt offenes Grasland, wenn er sympatrisch mit dem Streifenschakal vorkommt, oder bewaldete Savannen, wenn er sympatrisch mit dem Gold- und Streifenschakal lebt. Im westlichen Simbabwe kam es zu aggressiven Auseinandersetzungen, bei denen der Schabrackenschakal den Streifenschakal aus den Graslandgebieten verdrängte.[2]

Lebensweise

Schabrackenschakal im Etosha-Nationalpark, Namibia
Schabrackenschakale ernähren sich unter anderem von Aas wie hier vom Kadaver einer Robbe.

Schabrackenschakale leben in Familienverbänden. Die tägliche Aktivitätszeit der Schakale beträgt zwischen 20 und 48 % des Tages und nimmt zur Zeit der Jungenaufzucht zu. Sie sind vor allem nachtaktiv, wobei die Hauptaktivitätszeiten nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang zu verzeichnen sind und sich damit sehr stark mit den Aktivitätzeiten der Beutetiere decken. Die geringste Aktivität ist während der Vollmond- und Neumondphasen zu verzeichnen und sie erhöht sich in Nächten mit mäßiger Mondbeleuchtung. Vor allem in Gebieten, in denen sie ungestört sind, können sie auch während des Tages Aktivitätszeiten haben; in Regionen, in denen sie stark von Menschen gestört werden, sind sie dagegen strikt nachtaktiv.[1]

Zur Jagd und Nahrungssuche bilden Schabrackenschakale Familiengruppen von acht bis zehn, manchmal auch deutlich mehr, Tieren. Dabei stellt das Schakalpaar und der Nachwuchs den Kern einer Gruppe dar, der sich weitere Tiere anschließen können. Neben dem Paar existieren in der Gruppe in der Regel Jungtiere aus dem letzten Wurf, Helfer ohne Paarungsabsicht sowie solitäre und nicht-territoriale Einzeltiere.[1]

Ernährung

Der Schabrackenschakal ernährt sich als Raubtier vor allem von Fleisch. Die Ernährung ist wenig spezialisiert und hängt sehr stark von der Verfügbarkeit verschiedener Beutetiere und anderer Nahrungsquellen ab. Das Nahrungsspektrum umfasst dabei vor allem kleine und mittelgroße Säugetiere, Reptilien, Vögel und Vogeleier, wirbellose Tiere wie Käfer und Heuschrecken sowie Aas und Nahrungsmittelreste im Müll von menschlichen Behausungen und auch pflanzliche Nahrung wie Erdnüsse, Beeren und Trauben.[3]

Schakale sind in der Lage, einen ausgewachsenen Springbock (Antidorcas marsupialis) und andere große Huftiere zu schlagen. In Südafrika stellen Huftiere wie der Springbock und andere Antilopen wie die Impala (Aepyceros melampus) neben dem Kronenducker (Sylvicapra grimmia), dem Großriedbock (Redunca arundinum) und dem Steinböckchen (Raphicerus campestris) einen wesentlichen Anteil der Nahrung dar. Auch Jungtiere von Zebras oder Streifengnus (Connochaetes taurinus) und es gibt Hinweise darauf, dass die Schakale auch die Nester von Afrikanischen Straußen (Struthio camelus) plündern. Die Jagd erfolgt in der Familiengruppe oder im losen Verbund mit anderen Gruppen, wenn ausreichend Nahrung vorhanden ist. Dabei steigt die Jagdchance beispielsweise bei einer Thomson-Gazelle (Eudorcas thomsoni) auf etwa 67 %, wenn zwei Schakale beteiligt sind, im Vergleich zu 16 % bei einem Einzeljäger. Bei einem Kitz unterscheidet sich die Jagdchance dagegen nicht und liegt sowohl beim Paar wie auch beim Einzeltier bei etwa 75 %. Die Tiere laufen bei der Jagd auf die Beutetiere zu und erhöhen ihre Geschwindigkeit bis zu einem schnellen Galopp. Wenn sie die Beute erreichen können, verbeißen sie sich in ein Bein, die Flanke, den Nacken oder die Schnauze und bringen die Beute zu Fall; die Tötung erfolgt durch einen Biss in die Kehle oder seltener, indem die Bauchhöhle aufgerissen wird.[1]

Seine extreme Anpassungsfähigkeit ließ ihn eine große Zahl regional unterschiedlicher Verhaltensmuster entwickeln. In Ostafrika folgen diese Schakale (wie auch die Goldschakale) den Löwenrudeln und warten darauf, dass sie von ihrer Beute ablassen, um dann den Rest des Kadavers zu fressen. Sie jagen zudem auch gemeinsam mit Geparden (Acinonyx jubatus). Große Schakalgruppen spezialisieren sich manchmal darauf, Geburten von Gazellen abzuwarten, um das Jungtier sofort nach der Geburt zu reißen. Neben verschiedenen Nagetieren und Hasenartigen erbeuten die Schakale auch kleinere Raubtiere wie Marder und Schleichkatzen sowie Haushunde und Hauskatzen. Im südlichen Afrika, vor allem in Namibia, haben manche Schabrackenschakale die Küste zum Lebensraum gemacht. Hier leben sie in der Nähe der Seebärkolonien und ernähren sich von Meeresvögeln, Robbenjungen und Nachgeburten (z. B. an der Skelettküste) sowie angespülten Muscheln und Fischen. An entsprechenden Stränden mit Seebärenkolonien wurden bis zu 80 Schakale gezählt.[3] Im südlichen Afrika wurden manche Schabrackenschakale zu Kulturfolgern. Sie siedelten sich nahe menschlicher Dörfer und Städte an, wo sie Abfalltonnen leeren, aber vor allem während der Wurfzeiten auch Lämmer und junge Ziegen reißen. Dabei stellen die Haustiere nicht die Hauptbeute der Schakale dar, wie in einer Studie in KwaZulu-Natal gezeigt werden konnte: hier betrugen die Verluste durch den Schabrackenschakal etwa 0,05 % der Schafspopulation und die Angriffe erfolgten vor allem in der Trockenzeit während der Wurfzeit der Schafe. Im gleichen Gebiet wurden 13 % von 395 getöteten Schafen von Schabrackenschakalen und 83 % von streunenden Haushunden getötet.[1]

Eine Tüpfelhyäne und eine Gruppe Schabrackenschakale an einem Springbock-Kadaver

Der Schabrackenschakal konkurriert vor allem mit dem Erdwolf (Proteles cristatus), dem Löffelfuchs (Otocyon megalotis), dem Kapfuchs (Vulpes chama), der Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta) sowie dem Streifenschakal und dem Goldschakal um Nahrung. In einigen Gebieten wie der Namib kommt es entsprechend zu einer Einnischung der verschiedenen Raubtiere durch eine unterschiedliche Nahrungspräferenz, räumliche Verteilung und Aktivitätszeit, sodass mehrere Arten sympatrisch vorkommen können. Speziell in den Gebieten, in denen die drei Schakalarten vorkommen, kommt es zu einer Verteilung der Habitate, um Konkurrenz zu vermeiden.[1]

Fortpflanzung und Entwicklung

Der Schabrackenschakal ist monogam. Er erreicht seine Geschlechtsreife mit etwa 11 Monaten, allerdings bekommen in der Wildnis erst Weibchen ab etwa zwei Jahren Jungtiere.[1]

Jungtiere in Tansania

Die Tragzeit beträgt 60 bis 65 Tage. Die Geburtszeiten variieren regional sehr stark und hängen dabei sowohl vom Lebensraum wie auch von der Nahrungsverfügbarkeit ab. Im Rift Valley in Kenia werfen die Weibchen zwischen September und Januar, während sie im nördlichen Tansania und Kwa-Zulu Natal zwischen Juni und September und in Südafrika im August bis Oktober gebären.[1]

Die Geburten finden in unterirdischen Bauten statt und die Größe der Würfe beträgt ein bis neun Jungtiere, in der Regel drei bis sechs. Diese kommen blind zur Welt und öffnen ihre Augen nach acht bis zehn Tagen. Die Zähne des Milchgebisses brechen innerhalb der ersten drei Wochen vollständig durch und nach etwa drei Wochen nehmen die Jungtiere vorgekaute Nahrung zu sich. Nach acht bis zehn Wochen werden sie entwöhnt. Die Jungtiere verlassen den Bau erstmalig nach etwa drei Wochen, bleiben jedoch die ersten sieben Wochen die meiste Zeit unter der Erde. Nach etwa 12 bis 14 Wochen verlassen sie die Bauten und beginnen, gemeinsam mit den Eltern zu jagen. Die permanenten Backenzähne brechen nach 14 bis 23 Wochen durch und das gesamte Milchgebiss wird im ersten Lebensjahr durch ein permanentes Gebiss ersetzt.[1]

Die Mortalität unter den Jungtieren ist am höchsten in den ersten 14 Wochen; in der Regel überleben in einem Wurf nur ein bis drei Jungtiere diese Zeit. In der Serengeti in Tansania bleiben etwa 24 % der Jungtiere nach der Entwöhnung für die ersten eineinhalb bis zwei Jahre bei den Eltern im Familienverbund, der Rest zerstreut sich nach etwa zehn bis elf Monaten.[1] Das maximale Lebensalter in der Wildnis beträgt etwa zwölf Jahre, wobei die Tiere in der Regel nicht älter als sieben Jahre werden.[4]

Fressfeinde und Parasiten

Der Afrikanische Leopard (Panthera pardus pardus) ist neben dem Menschen der größte Feind der Schakale.

Die Jungtiere der Schabrackenschakale können potenziell von allen Raubtieren im Lebensraum der Tiere erbeutet werden, die groß genug sind. So wurden sowohl Tüpfelhyänen wie auch Streifenschakale bei der Tötung von jungen Schabrackenschakalen beobachtet. Ihre Hauptbedrohung stellen allerdings Greifvögel dar; der Kampfadler (Polemaetus bellicosus) wurde dabei beobachtet, wie er einen subadulten Schakal erbeutete und wegtrug.[4] Für die ausgewachsenen Tiere ist der Hauptfeind neben dem Menschen der Leopard (Panthera pardus). In Feldstudien wurde ein Leopard beobachtet, der über den Zeitraum von drei Wochen elf Schabrackenschakale erbeutete. In einigen Regionen stellen die Schakale wahrscheinlich eines der Hauptbeutetiere der Leoparden dar.[4]

Zahlreiche Parasiten können den Schabrackenschakal befallen. Zu den wichtigsten Endoparasiten gehören verschiedene Bandwürmer wie Dipylidium caninum, Echinococcus granulosus, Joyeuxialla echinorhyncoides, Joyeuxialla pasqualei, Mesocestoides lineatus, Taenia erythraea, Taenia hydatigena, Taenia jackhalsi, Taenia mulitceps, Taenia pungutchui und Taenia serialis, Saugwürmer der Gattung Athesmia sowie Fadenwürmer wie Ancylostoma braziliense, Ancylostoma caninum, Ancylostoma martinaglia, Ancylostoma somaliense, Ancylostoma tubaeforme und Physaloptera praeputialis. Auch verschiedene einzellige Parasiten können den Schabrackenschakal befallen, vor allem Babesia canis, Ehrlichia canis, Hepatozoon canis, Rickettsia canis, Sarcocytis, Toxoplasma gondii und Trypanosoma congolense. Endoparasiten sind vor allem Zecken und andere Milben sowie mehrere Arten der Flöhe.[1]

Über diese Parasiten hinaus können Schabrackenschakale auch von Viren wie das Rabiesvirus (den Erreger der Tollwut), das canine Parvovirus, das Staupevirus, das canine Adenovirus und die Erreger der caninen Erlichiose befallen sein und auch der Milzbranderreger Bacillus anthracis wurde beim Schabrackenschakal nachgewiesen. Insbesondere für die Tollwut stellen Schabrackenschakale wichtige Überträger dar und es gibt mehrere Tollwutepidemien, die auf infizierte Schakale zurückzuführen sind. Dabei kommt die Tollwut bei Schakalen periodisch in Zyklen von vier bis acht Jahren vor, die vor allem durch Regenperioden und das damit verbundene Sozialverhalten der Tiere erklärt werden. Die Tollwutkontrolle erfolgt durch die Verfütterung von Impfstoffen, allerdings ist eine langfristige und dauerhafte Kontrolle der Krankheit auch von der Impfung der Haushunde im Verbreitungsgebiet abhängig.[1]

Evolution und Systematik

Fossilgeschichte

Fossilien des Schabrackenschakals aus Südafrika dokumentieren die Art bis in das Pleistozän vor etwa zwei bis drei Millionen Jahren in Kenia, Tansania und Südafrika,[1] wurden allerdings nie nördlicher als Äthiopien gefunden.[4] Die Art war also immer auf die Gebiete südlich der Sahara beschränkt.[2] Die fossilen Individuen wurden als Canis antiquus beschrieben und hatten etwa die gleiche Größe wie die heutigen, rezenten Vertreter der Art, Sie unterscheiden sich von diesen nur durch geringe Unterschiede in der relativen Größe der Knochen der Nasenregion und können entsprechend dem rezenten Schabrackenschakal zugeordnet werden.[1]

Aufgrund der vergleichenden Analyse der mitochondrialen DNA des Schabrackenschakals im Vergleich zum Streifenschakal und zum Goldschakal wird eine Arttrennung vor etwa 2,3 bis 4,5 Millionen Jahren angenommen.[1]

Systematik

Phylogenetische Systematik der Gattung Canis nach Lindblad-Toh et al. 2005[5]
  Canis, Lycaeon und Cuon  


 Afrikanischer Wildhund (Lycaon pictus)


   

 Rothund (Cuon alpinus)


   

 Äthiopischer Wolf (C. simensis)


   

 Goldschakal (C. aureus)


   

 Koyote (C. latrans)


   

 Wolf (C. lupus)


   

 Haushund (C. lupus familiaris)








   

 Schabrackenschakal (C. mesomelas)


   

 Streifenschakal (C. adustus)




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Der Streifenschakal (C. adustus) ist die nächstverwandte Art des Schabrackenschakals

Der Schabrackenschakal wird der Gattung der Wolfs- und Schakalartigen (Canis) zugeordnet, die insgesamt acht Arten umfasst. Neben weiteren als Schakale bezeichneten Arten umfasst sie vor allem die Hunde des Wolftyps. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1775 durch den deutschen Naturforscher Johann Christian von Schreber anhand eines Individuums aus Südafrika. Er bezeichnete die Art direkt als Canis mesomelas und ordnete sie entsprechend in die Gattung Canis ein. Der Artname „mesomelas“ leitet such dabei von den Worten „meso“ für „Mitte“ und „melas“ für „schwarz“ ab und bezieht sich auf die schwarze Rückenzeichnung.

Spätere Beschreibungen von anderen Fundorten verschiedener Wissenschaftler wurden später mit dieser Art zusammengefasst und synonymisiert. Dabei handelt es sich um die folgenden Synonyme:

  • Canis variegatoides Smith, 1833,
  • Canis schmidtii Noack, 1897,
  • Canis mcmillani Heller, 1914,
  • Canis elgonae Heller, 1914,
  • Canis arenarum Thomas, 1926 und
  • Canis achrotes Thomas, 1926.

1906 wurde die Art von Hilzheimer in die eigene Gattung Lupulella als Lupulella mesomelas überstellt, dies wurde jedoch wissenschaftlich nicht anerkannt.[1]

Im Rahmen der Vorstellung der Genomsequenz des Haushundes wurde von Lindblad-Toh et al. 2005 eine phylogenetische Analyse der Hunde (Canidae) veröffentlicht. Im Rahmen dieser Darstellung wurde auf der Basis molekularbiologischer Daten die Monophylie der Gattung Canis angezweifelt. Demnach stellen der Streifenschakal und und der Schabrackenschakal Schwesterarten dar, die als basalste Arten allen anderen Vertretern der Gattung sowie zusätzlich dem Rothund (Cuon alpinus) und dem Afrikanischen Wildhund (Lycaon pictus) gegenübergestellt werden.[5] Diese beiden Arten müssten entsprechend in die Gattung Canis aufgenommen werden, damit sie als monophyletische Gattung Bestand hat. Auch Zrzavý und Řičánková 2004 kamen zu diesem Ergebnis und schlugen die Abtrennung der beiden Schakale von der Gattung Canis vor; ihrem Vorschlag folgend sollte der Streifenschakal der monotypischen Gattung Schaeffia als Schaeffia adusta und der Schabrackenschakal der Gattung Lupulella als Lupulella mesomelas eingeordnet werden.[6]

Innerhalb der Art werden zwei Unterarten unterschieden,[7] die sich mit den beiden großen Verbreitungsgebieten decken. Die südliche Unterart C. m. mesomelas ist entsprechend auf das südliche Verbreitungsgebiet beschränkt, während C. m. schmidtii in Ostafrika vorkommt. Die beiden Unterarten unterscheiden sich vor allem in der Größe der Schädel: Der Schädel der ostafrikanischen Unterart ist kürzer und breiter, er ist zudem weniger variabel in den Schädelmaßen. Zudem hat sie längere und schmalere Reißzähne sowie kleinere Kauflächen.[1]

Bestand und Status

Fell eines Schabrackenschakals
Ein von einem Auto getöteter Schabrackenschakal

Die Art wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) aufgrund der Bestandsgröße als nicht gefährdet (least concern) eingestuft. Innerhalb seiner Verbreitungsgebiete ist der Schabrackenschakal relativ häufig und zeichnet sich durch eine opportunistische Lebensweise aus.[2]

In vielen Gebieten wird der Schabrackenschakal als Bedrohung für die Viehwirtschaft sowie als Überträger der Tollwut bejagt, diese Bestandskontrolle ist allerdings nur lokal wirksam.[2] Seltener ist die Bejagung mit Fallen aufgrund der Felle. In Gebieten mit großer menschlicher Bevölkerungsdichte kommt es zudem regelmäßig zu Unfällen mit Autos.[4] Lokal kann es durch die Bejagung zu stärkeren Bestandsrückgängen oder auch zur vollständigen Ausrottung der Bestände kommen.[1]

Belege

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 1,20 1,21 1,22 1,23 Lyle R. Walton, Damien O. Joly: Canis mesomelas. In: Mammalian Species. Band 715, 2003, S. 1–9 (Volltext [PDF]).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Canis mesomelas in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011.2. Eingestellt von: A.J. Loveridge, J.A.J. Nel, 2008. Abgerufen am 20. Mai 2012.
  3. 3,0 3,1 C. Sillero-Zubiri: Family Canidae (Dogs). (352-447). In: Wilson, D. E., Mittermeier, R. A., (Hrsg.). Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, 2009; S. 419-420. ISBN 978-84-96553-49-1.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Claudio Sillero-Zubiri, Michael Hoffmann, David W. Macdonald (IUCN/SSC Canid Specialist Group): Canids: Foxes, Wolves, Jackals and Dogs Status Survey and Conservation Action Plan. IUCN – The World Conservation Union, 2004; S. 161–166. (Volltext)
  5. 5,0 5,1 Kerstin Lindblad-Toh et al.: Genome sequence, comparative analysis and haplotype structure of the domestic dog. Nature 438, Dezember 2005; Seite 803-819. (Abstract).
  6. Jan Zrzavý, Věra Řičánková: Phylogeny of Recent Canidae (Mammalia, Carnivora): Relative Reliability and Utility of Morphological and Molecular Datasets. In: Zoologica Scripta Band 33, Nr. 4, Juli 2004, S. 311–333, doi:10.1111/j.0300-3256.2004.00152.x.
  7. Don E. Wilson & DeeAnn M. Reeder (Hrsg): Canis mesomelas in Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference (3rd ed).

Literatur

  • Lyle R. Walton, Damien O. Joly: Canis mesomelas. In: Mammalian Species. Band 715, 2003, S. 1–9 (Volltext [PDF]).
  • C. Sillero-Zubiri: Family Canidae (Dogs). (352-447). In: Wilson, D. E., Mittermeier, R. A., (Hrsg.). Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, 2009; S. 419-420. ISBN 978-84-96553-49-1.
  • Claudio Sillero-Zubiri, Michael Hoffmann, David W. Macdonald (IUCN/SSC Canid Specialist Group): Canids: Foxes, Wolves, Jackals and Dogs Status Survey and Conservation Action Plan. IUCN – The World Conservation Union, 2004; S. 161–166. (Volltext)

Weblinks

Commons: Schabrackenschakal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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