Der Schwarzkopfuakari (Cacajao melanocephalus), auch Schwarzgesicht-Uakari oder Schwarzer Uakari ist ein Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Die beiden Unterarten (C. m. melanocephalus und C. m. ouakary) sind im gesamten südöstlichen Kolumbien, im südlichen Venezuela und im nordwestlichen Brasilien verbreitet. Sie leben an Schwarzwasserflüssen im nördlichen bis zentralen Amazonasbecken östlich des Rio Japurá bis zum Rio Negro und Rio Branco. Cacajao m. melanocephalus trifft man im Norden und Osten des Rio Negro an, während C. m. ouakary im Süden und Westen anzutreffen ist. Diese Grenze ist weniger klar in Brasilien [4][5].


Lebensraum

Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) bevorzugen bewaldete Lebensräume entlang von Schwarzwasserflüssen, vor allem am Rio Negro und einigen seiner Nebenflüsse. In dieser Region treten saisonale Regenfälle und Überschwemmungen auf, was sich in nassen und trockenen Jahreszeiten bemerkbar macht [4].


Aussehen

Die Arten der Gattung Cacajao sind die größten der Familie Pithecidae (Sakiaffen). Im Vergleich zur Körpergröße haben sie recht kurze Schwänze, die weniger als die Hälfte der Kopf- Rumpflänge ausmachen und nicht greiffähig sind. Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) werden in zwei Unterarten unterteilt: C. m. ouakary unterscheidet sich durch eine goldene oder gelbliche Nacken- und Rückenmitte von C. m. melanocephalus, bei dem diese Körperregionen rötlich braun bis schwarz sind (bei alternativen Beschreibungen der Fellfärbung von C. m. melanocephalus könnte es sich möglicherweise um eine dritte, noch nicht beschriebene Unterart handeln) [4][5][6].

Das Gesicht der Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) ist schwarz und nackt, daher auch ihre Namen "Schwarzgesicht-Uakari oder Schwarzer Uakari". Hände und Beine sind ebenfalls schwarz, wobei der Rest des Körpers dunkelbraun ist. Es herrscht begrenzter sexueller Dimorphismus vor. Der Unterkiefer liegt tief und ist im Bereich der Unterkiefersymphyse besonders robust. Die Eckzähne der Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) werden bis zu 14 mm lang und sind wie die Schneidezähne darauf spezialisiert, harte Früchte und Samen mit dicken Schalen aufbrechen zu können. Sie sind nicht auf sexuellen Dimorphismus zurückzuführen und spielen keine Rolle im Sexualverhalten [2][4].


Gruppenleben

Aufgrund der begrenzten Anzahl von Langzeitstudien von Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) ist nur wenig über ihr Paarungsverhalten bekannt. Generell leben alle Arten der Gattung Cacajao in großen Gruppen mit mehreren Männchen und mehreren Weibchen (engl. multimale - multifemale). Diese Gruppen reichen von 20 bis über 100 Affen, in denen soziale Hierarchien bei den Paarungschanchen eine Rolle spielen. Doch das Fehlen der wichtigsten Merkmale von sexuellem Dimorphismus, wie etwa große Eckzähne bei Männchen, große Sagital-Kämme oder auffällige Färbungen, deutet darauf hin, dass Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) weitgehend monogam sind, genau wie ihre Schwestergruppe, die Roten Uakaris (Cacajao calvus) [4][6][7].


Fortpflanzung

Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) sind noch nie erfolgreich in Gefangenschaft gezüchtet worden, daher weiß man wenig über Besonderheiten der Fortpflanzung, wie etwa Geburtenintervall, Tragzeit oder Entwicklung von Säuglingen und Jugendlichen. Von der besser bekannten Schwestergruppe der Roten Uakaris (Cacajao calvus) weiß man aber, dass die Weibchen mit 43 Monaten geschlechtsreif werden und kurz darauf die erste Schwangerschaft eintritt. Der Nachwuchs bei Roten Uakaris (Cacajao calvus) ist nach etwa 550 Tagen entwöhnt. Erwachsene Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) sind geringfügig kleiner als Rote Uakaris (Cacajao calvus), was bedeuten könnte, dass oben gemachte Zeitangaben für Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) vielleicht etwas kürzer sind [4][7].

Die Fortpflanzungszeit bei Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) scheint saisonal zu sein, da säugende Mütter mit ihrem Nachwuchs nur in den Monaten März und April beobachtet wurden, wenn es reichlich Früchte in den Igapó-Wäldern gibt. Die Weibchen gebären ein einziges Junges, das für einige Monate gepflegt und auf dem Rücken der Eltern herumgetragen wird, besonders in den Monaten Juni und Juli, wenn der Wasserpegel der Flüsse am höchsten steht [4][7].


Reviere

Die Reviergröße von Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) ist weitgehend von der Verfügbarkeit von Ressourcen bestimmt. Die breite Streuung von Nahrungsressourcen in Igapó-Wäldern bedeutet, dass sich große Gruppen bei der Nahrungssuche in Kleingruppen von 3 bis 10 Affen aufteilen. Die genaue Reviergröße von Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) ist nicht bekannt, aber Studien über Rote Uakaris (Cacajao calvus) ergaben Flächen von bis zu 550 ha, wobei sich die Mehrheit der Aktivitäten (fast 90%) auf ein Gebiet von 300 ha oder weniger beschränkte. Es ist anzunehmen, dass die Reviere von Schwarzkopfuakari (Cacajao melanocephalus) gleich groß oder etwas größer sind, da sich die Lebensräume beider Arten ähneln. Analysen von Populationsgrößen und Revierflächen deuten auf eine Populationsdichte von etwa 20 Affen pro Quadratkilometer hin [2][4][5][6].


Kommunikation

Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) zeigen alle typischen Merkmale der Primaten, darunter etwa ein gut entwickeltes visuelles System und eine reduzierte Geruchswahrnehmung. Die wichtigsten Arten der Kommunikation zwischen den beobachteten Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) spielen sich bei Gruppen auf Nahrungssuche ab und dienen dazu, die Gruppen zusammenzuhalten und vor Raubtieren zu warnen. Meistens handelt es sich dabei um akustische Signale, die zweifellos besonders wichtig für eine Spezies sind, die sich in komplexen Umgebungen ständig in Bewegung befindet, besonders wenn sich große Gruppen während der Nahrungssuche aufteilen. Kontaktrufe hören sich etwa wie "kiik" oder "tschick" an, Warnrufe hingegen hören sich unverwechselbar wie ein zweisilbiges "bi-koh" an. Zusätzliche verbale Kommunikation tritt zwischen Jugendlichen beim Spiel auf, die ein zischendes Geräusch emittieren [4]. Bei der Unterart C. m. melanocephalus wurde Schwanzwedeln als zusätzliche Form der Kommunikation beobachtet, die ständig die akustische Kommunikation innerhalb der Gruppen begleitet. Bei der Unterart C. m. ouakary wurde Schwanzwedeln nur beobachtet, wenn sich die Affen von Menschen bedroht fühlten [4].


Nahrung

Das Nahrungsspektrum bei Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) ist relativ breit, so ernähren sie sich von verschiedenen Pflanzenteilen und von Insekten. Alle Arten der Gattung Cacajao sind für ihre speziellen Nahrungsgewohnheiten bekannt, vor allem, dass sie sich auf unreife Früchte und Samen spezialisiert haben. Dies hat zu Anpassungen in der Schädel- und Zahnmorphologie geführt. Die Nahrungsaufnahme erfolgt im Allgemeinen in einer mit den Hinterbeinen an Ästen hängenden Körperhaltung. Es gibt keine Beobachtungen, dass sich Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) bei der Nahrungssuche mit anderen Primatenarten zusammentun, wie es häufig bei Kapuzineraffen und Totenkopfaffen vorkommt [4][6][8].

Beobachtungen der Ernährungsgewohnheiten von Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) deuten darauf hin, dass über 50% der Ernährung aus unreifen Samen besteht. Die am häufigsten konsumierten Samenarten stammen von der Hülsenfrucht Inga laurina . Während der Trockenzeit, wenn Samen und Früchte knapp sind, verschiebt sich die Ernährung auf Blätter und Insekten. So fressen sie während dieser Zeit junge Blätter von Buchenavia oxicarpa und Eschweilera tenuifolia , oder ältere Blätter von Mabea taquari , da die jungen Blätter dieser Pflanze toxisches Latex enthalten. Insekten werden passiv mit der Pflanzennahrung zugeführt, doch während der trockenen Jahreszeit, wenn Früchte und Samen kaum verfügbar sind, fressen sie gezielt Wespenlarven der Gattung Polistes [2][4].


Systematik


Gefahren

Die einzigen bekannten Feinde, die Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) gefährlich werden können, sind Menschen, jedoch werden sie nur selten von lokalen Stämmen wie den Yanomame gejagt. Allerdings deuten Beobachtungen darauf hin, dass möglicherweise irgendein Raubvogel Jagd auf Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) macht, da sie Warnrufe von sich geben, auch wenn völlig harmlose Vögel vorbeifliegen. So scheint es wahrscheinlich, dass Greifvögel wie Falken oder Adler gefährliche Fressfeinde sind [4]. Wie alle Primaten in freier Wildbahn leiden Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) unter einer Vielzahl von Ecto- und Endoparasiten, worauf u.a. ihr Verhalten bei der gegenseitigen Fellpflege hindeutet [2][4][6].

Die Lebenserwartung von Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) ist weder in Gefangenschaft noch in freier Wildbahn bekannt. Ihre nahen Verwandten, die Roten Uakaris (Cacajao calvus) werden in der freien Wildbahn ungefähr zwanzig Jahre alt, und man geht davon aus, dass auch Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) aufgrund von vielen genetischen und umweltbedingten Ähnlichkeiten dieses Alter erreichen [7].

Derzeit sind große Teile des Verbreitungsgebietes der Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) in Form von mehreren großen Naturreservaten geschützt. In Kolumbien gibt es zwei große Naturschutzgebiete: Nukak (855.000 ha) und Puinawai (1.280.000 ha). In Brasilien ist die Art in verschiedenen Regionen geschützt, wie etwa im 2.270.000 ha großen Jaú Nationalpark und im Amana Extractive Reserve. Jedoch werden sie weiterhin wegen ihres Fleisches bejagt, darunter auch in Gebieten, die offiziell geschützt sind. Trotzdem scheinen die Populationen stabil zu sein und daher stuft die Weltnaturschutzunion Schwarzkopfuakaris (Cacajao melanocephalus) als nicht gefährdet (Least concern) ein [9].


Literatur

[1] Ayres und Clutton-Brock, 1992; [2] Ayres, 1989; [3] Barnett et al., 2005; [4] Barnett, 2005; [5] Boubli, 1993; [6] Fleagle, 1999; [7] Lindenfors, 2002; [8] Rosenberger, 1992; [9] Barnett, A.A., Boubli, J.-P., Veiga, L.M. & Palacios, E. 2008. Cacajao melanocephalus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 31 March 2010; [10] Rowe, N. 1996.

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