Rotgesichtsmakak
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata), auch Japanmakaken oder japanische Schneeaffen, leben in den Bergwäldern Japans.
Sie sind auf Honshu, Shikoku, Kyushu und den Inseln Awaji, Shodo, Yaku, Kinkazan (Präfektur Miyagi), Kojima (Präfektur Miyazaki) zuhause. Früher lebten sie auch auf der Insel Tan, wo sie heute aber verschwunden sind [1].
Lebensraum
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) sind - abgesehen vom Menschen - die am nördlichsten verbreitete Primatenart und unterliegen so starken jahreszeitlichen Klimaschwankungen, wie sie typisch für nördliche Breiten sind. In Zentral- und Nord-Japan können die Temperaturen im Winter auf -15 °C fallen und im Sommer bis +23 °C steigen [7].
Aussehen
Die Weibchen der Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) erreichen eine durchschnittliche Körperlänge von 52,3 cm und ein Gewicht von etwa 8,4 kg. Männchen sind mit durchschnittlich 11,3 kg etwas schwerer, was sich natürlich auch in der Körpergröße bemerkbar macht: Sie erreichen eine Körperlänge von durchschnittlich 57,0 cm. Die Schwänze der Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) sind mit 7,2 - 12,4 cm recht kurz. Ihre haarlosen, roten Gesichter werden im Winter von dichtem Pelz eingerahmt, auch sonst haben sie ein dichtes Körperfell. Die Farbe reicht in der Regel von grau bis braun oder es ist gesprenkelt. Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) sind mit ihren kurzen Fingern und gegenüberstellbaren Daumen sehr geschickt in der Handhabung von Objekten aller Art.
Ernährung
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) ernähren sich in erster Linie von Früchten. Allerdings fressen sie auch Samen, junge Blätter, Blüten, Baumrinde und Insekten. Diese Vielfalt ihrer Ernährung ist zum Teil auf jahreszeitliche Veränderungen im Nahrungsangebot zurückzuführen. Die zentralen und nördlichen Regionen Japans unterliegen großen jahreszeitlichen Klimaschwankungen. Im Frühjahr und Sommer fressen Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) meist junge Blätter, Blüten und Triebe, während im Herbst meist Früchte verzehrt werden.
Während des Winters besteht die Ernährung hauptsächlich aus Knospen und Rinde, wobei ihnen auch ihr angefressenes Fettpolster hilft, die kalte Jahreszeit zu überstehen. Beobachtungen einer Gruppe von Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) ergaben, dass nur 55% der benötigten Kalorien und nur 38% des Proteinbedarfs im Winter durch die Nahrung gedeckt werden konnten. In den südlicheren Regionen Japans sind jahreszeitliche Temperaturschwankungen nicht so dramatisch - und zumindest einige Früchte stehen das ganze Jahr über zur Verfügung [3][5][7][8].
Fortpflanzung
Das Paarungssystem der Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) ist polygyn , was bedeutet, dass Männchen und Weibchen während einer Fortpflanzungsperiode mehrere Partner haben. Die Wahl des Geschlechtspartners hängt bei Weibchen nicht nur vom sozialen Rang des Männchens ab, sondern sie offenbaren auch einige individuelle Vorlieben. So vermeiden sie offenbar Paarungen mit Männchen, mit denen sie in den letzten 4-5 Jahren bereits Nachkommen hatten. Zu den Faktoren, die die weibliche Partnerwahl beeinflussen können, gehören neben dem gegenwärtigen Rang eines Männchens auch die Länge der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Ein Männchen in einer Gruppe hat weniger Paarungschancen, je länger es bereits der Gruppe angehört. Diese Paarungsstrategie erhöht nicht nur die genetische Vielfalt, sondern vermindert auch die Gefahr der Inzucht.
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) erreichen die Geschlechtsreife etwa im Alter von 3½ Jahren. Weibchen gebären jedoch erstmals im Alter von etwa 5 Jahren. Die meisten Geburten fallen in die Monate Mai bis September Nach einer Tragzeit von 5 - 6 Monaten kommt in der Regel ein einzelnes Junges zur Welt [2][9]. Wie alle anderen Primaten haben Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) eine lange Kindheit, in der sie von der Mutter abhängig sind. Jedoch helfen die Männchen, indem sie die Jungen herumtragen, pflegen, schützen und mit ihnen kuscheln. Der Prozeß der Entwöhnung erstreckt sich teilweise bis in zweite Lebensjahr der Säuglinge. Nach Erreichen der Geschlechtsreife verlassen die jungen Männchen ihre Geburtsgruppe, während die Weibchen ein Leben lang bleiben. Die Sozialorganisation ist matrilinear, und so bekleiden die Töchter oft den gleichen sozialen Rang wie ihre Mütter. Der Rang der Männchen wird in erster Linie durch die Körperkraft des einzelnen Affen bestimmt.
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) sind selten aggressiv und zeigen viele soziale Interaktionen, wie etwa die gegenseitige Fellpflege (Grooming), aber auch die Arbeitsteilung bei der Aufzucht des Nachwuchses. Nicht nur die eigenen Kinder werden behütet, auch Kinder von anderen Eltern. Männchen und Weibchen spielen fast die gleiche Rolle bei der Fürsorge für die Jungen. Die Gruppen der Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) zählen in der Regel 20 - 30 Affen, manchmal über 100. Die Gruppengröße hängt in erster Linie von der Verfügbarkeit von Nahrung ab. Die Gruppen werden in der Regel von einem dominanten Männchen geführt. Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) pflegen besonders starke soziale Beziehungen, besonders die Weibchen.
Die Schneeaffen von Jigokudani
In Jigokudani, einem Tal in den japanischen Bergen, zeigt eine Gruppe von 300 Schneeaffen eine der einducksvollsten Verhaltensweisen der Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata). Die Schlucht mit ihren heißen Quellen wurde extra für die Affen als Nationalpark ausgewiesen. Aber der geheimnisvolle Ort hat noch etwas Besonderes: Menschen und Schneeaffen gehen hier genussvoll Badefreuden nach. Die heißen Quellen von Korakukan werden schon seit Jahrhunderten von Wanderern besucht. Irgendwann haben sich das auch die Rotgesichtsmakaken abgeschaut und sich ins 43°C heiße Wasser getraut. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sie ihre eigene Badekultur. Die Quellen sind mittlerweile überlebenswichtig geworden, da diese Affen nicht mehr, wie andere Populationen, im Winter in die wärmeren Täler hinabsteigen. Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) sind eine extrem anpassungsfähige Art. Ein weiteres Beispiel hierfür ist eine Gruppe, die in den 1970er Jahren in Texas eingeführt wurde. Diese Gruppe hat ihr Schutzgebiet verlassen und hat sich so gut an menschliche Nähe angepasst, dass sie mittlerweile zu einem Ärgernis geworden sind [5][10][7].
Kommunikation
Allen Makaken gemeinsam ist die vielfältige und komplexe Kommunikation. Makaken verwenden für die Kommunikation üblicherweise eine Kombination aus optischen Signalen (Mimik und Körperhaltungen), Lautäußerungen und körperlichen Kontakten (Spielen, gegenseitige Körperpflege, Paarung, usw). Darüber hinaus emittieren einige Makaken-Arten chemische Signale, die den Individuen den jeweiligen sexuellen Status des anderen anzeigen.
Verhaltensstudien
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) waren und sind unter Wissenschaftlern eine beliebte Spezies, wenn es darum geht, das Verhalten von Primaten zu studieren. Seit den 1940er und 1950er Jahren gibt es ein großes Interesse an Ökologie und Sozialverhalten dieser Affen. Ein Grund für die Begeisterung der Forscher beruht nicht allein auf der Möglichkeit, die Affen in ihrem natürlichen Lebensraum zu studieren, sondern auch auf einem Fall, bei dem es gelungen war, die Makaken mit Nahrungsmitteln anzulocken, was wiederum zu faszinierenden Erkenntnissen über ihre "Kulturfähigkeit" führte. Ein berühmtes Beispiel dafür ist das "Kartoffelwaschen" einer Schar von Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) in Koshima, Japan. Als die Forscher Süßkartoffeln am Strand entlang auslegten, um die Affen für Beobachtungen anzulocken, begann ein Weibchen den Sand von den Süßkartoffeln im Wasser abzuwaschen, anstatt sie mit der Hand zu säubern. Im Laufe der Zeit wurde dieses Verhalten von anderen Mitgliedern der Truppe abgeschaut und von Generation zu Generation weitergegeben. Interessant ist, dass die Affen dieses "Kartoffelwaschen" weiterentwickelten, indem sie die Knollen in Salzwasser statt Süßasser wuschen, offenbar um den Geschmack zu verbessern.
Forscher haben eine weitere, ungewöhnliche Verhaltensweise der Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) in den japanischen Bergwäldern dokumentiert. Die Affen wissen, wie man kleine Schneebälle mit den Händen formt, um sie dann über den Schnee zu rollen und so größere Schneebälle zu schaffen - ähnlich wie es Menschenkinder tun. Dies bringt sicherlich keinen Überlebensvorteil, jedoch zeigen ganze Gruppen von Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) dieses Verhalten, was darauf schließen läßt, dass es sich um ein spezielles Sozialverhalten handelt [4].
Gefahren
Wegen der ständig wachsenden Bevölkerung Japans werden Begegnungen zwischen Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) und Menschen (Homo sapiens) immer häufiger. So scheuen sich die Affen nicht, in die Vorstädte vorzudringen und Menschen zu belästigen. Einige Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) wurden beobachtet, wie sie über landwirtschaftliche Flächen herfielen [7].
Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) sind in Japan weit verbreitet und finden sich in vielen Schutzgebieten. Die Jagd auf die Affen ist seit 1947 verboten, und so scheint sich die Zahl der Affen in vielen Regionen zu erhöhen, obwohl es einige lokale Bedrohungen gibt, so werden jährlich mehr als 10.000 Affen wegen des landwirtschaflichen Schadens getötet, den sie anrichten [1]. Trotzdem scheinen die Populationen stabil zu sein und sich die Zahl der Affen in vielen Gebieten sogar zu erhöhen Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art daher derzeit als nicht gefährdet (Least Concern) ein [11].