Mantel- oder Grauwangenmangabe
Die Grauwangen- oder Mantelmangabe (Lophocebus albigena) ist ein großer, baumlebender Primat aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarrhini). Sie sind vor allem in Zentralafrika verbreitet.
Ihr Lebensraum erstreckt sich vom Cross-River in Nigeria bis nördlich des Kongo- und Lualaba-Rivers in der Demokratischen Republik Kongo. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst das südöstliche Nigeria, Kamerun, Kongo, Gabun, das Festland Äquatorial-Guineas, den Südwesten der Zentralafrikanischen Republik, die Demokratische Republik Kongo, Burundi, Uganda, den Westen Kenias und den äußersten Nordwesten Tansanias.
Lebensraum
Obwohl Mantelmangaben (Lophocebus albigena) in erster Linie Bewohner des Tieflands sind, kann man sie in äquatorialen Gebieten in Höhenlagen bis zu 1.600 m antreffen. Ihr bevorzugter Lebensraum ist primärer und sekundärer Regenwald sowie Sumpfwälder mit Fließgewässern [11][1][3]. Sie bevorzugen die mittleren und oberen Baldachin und nur selten auf den Boden gekommen, um zu trinken .
Aussehen
Mantelmangaben (Lophocebus albigena) haben kurze, weißliche Haare an den Wangen, einen Mantel aus langen, bräunlichen Haaren auf die Schultern. Die Oberseite des Kopfes trägt einen buschigen Fellkamm. Der Körper ist schwarz, mit brauner Unterseite [3][4], während die Farbe des Schultermantels von Affe zu Affe und von Ort zu Ort von grau bis beige oder braun variieren kann [1]. Das Gesicht ist schwarz und nur sehr dünn behaart. [1][3].
Beide Geschlechter der Mantelmangaben (Lophocebus albigena) haben Kehlsäcke, der des Männchens ist jedoch größer. Die Weibchen sind kleiner und schlanker als Männchen [1][2], dieser Geschlechtsdimorphismus ist jedoch weniger ausgeprägt als bei anderen Mangaben [5]. Die Weibchen erreichen eine Körperlänge (einschließlich Kopf) von 49,7 - 55,9 cm und der Schwanz misst etwa 74 cm, dabei wiegen sie im Durchschnitt 5,7 kg. Männchen sind mit etwa 6,8 - 7,7 kg um einiges schwerer. Sie erreichen eine Körperlänge von 51,0 - 62,0 cm, hinzu kommt der Schwanz mit etwa 80 cm Länge [10].
Ernährung
Mantelmangaben (Lophocebus albigena) suchen in der Regel hoch oben in den Baumkronen nach Nahrung. Sie ernähren sich von Früchten, Samen, Knospen, jungen Trieben und Blüten [1][7]. Wirbellose Tiere wie Ameisen, Larven und Raupen ergänzen ihren Speiseplan. Dabei wurden sie beobachtet, wie sie hohle Äste oder morsches Holz aufbrachen, um an die Leckerbissen zu gelangen. Erwachsenen Männchen machen gelegentlich Jagd auf kleine Säugetiere [7][8]. Große Schneidezähne erlauben den Mantelmangaben (Lophocebus albigena) harte Nüsse zu knacken, ihre Backentaschen ermöglichen das Sammeln der Nahrung, um sie erst später zu essen [2].
Gruppenleben
Die Gruppen der Mantelmangaben (Lophocebus albigena) bestehen in der Regel aus 6 - 18 Individuen, die von einem dominanten Männchen angeführt werden [10][1]. Das Revier eine Gruppe umfasst etwa 13 - 26 ha, in einer Studie war es 41 ha groß [10]. Die Reviere der Gruppen können sich überlappen, innerhalb deren Grenzen legen Mantelmangaben (Lophocebus albigena) auf der täglichen Nahrungssuche zwischen 580 und 2.250 m zurück [10].
Fortpflanzung
Weibliche Mantelmangaben (Lophocebus albigena) erreichen die Geschlechtsreife etwa im alter von 3 Jahren, Männchen erst viel später im Alter von 4 ½ - 7 Jahren. Der Sexualzyklus der Weibchen dauert 30 - 38 Tage, wenn sie bereit sind, sich zu paaren, zeigen sie eine auffällige rosa sexuelle Schwellung [1]. Nach einer Tragzeit von 184 - 189 Tagen kommt ein einzelnes Junges zur Welt, das im Alter von 7 Monaten entwöhnt wird. Paarungen scheinen das ganze Jahr über stattzufinden, in Uganda ist jedoch im Mai Hauptsaison für Geburten, was auf eine gewisse Häufung von Paarungen in den Monaten November bis Dezember hinweist [10][1][4].
Die Lebensdauer der Mantelmangaben (Lophocebus albigena) variiert je nach Ernährung; Gruppen, die konsequent auf harte Nüsse setzen, tragen ihre Zähne schneller ab und sterben früher als solche mit weicher Nahrung [1]. In Gefangenschaft können Mantelmangaben (Lophocebus albigena) über 32 Jahre alt werden [4].
Kommunikation
Mantelmangaben (Lophocebus albigena) bedienen sich weniger der Gesichtsmimik zur Kommunikation, da optische Signale in den dichten Baumkronen nur von begrenztem Nutzen sind, daher haben sie auch nicht die blassen Augenlider, die anderen Mangabenarten verwenden, um ihrer Gesichtsmimik mehr Ausdruck zu verleihen. Stattdessen werden Mantelmangaben (Lophocebus albigena) sehr laut. Ihre Kommunikation mittels Grunzen, Bellen, Kichern und Schreien ist bis zu 1,8 km weit zu hören. Männchen haben spezielle Rufe, die durch den Kehlsack verstärkt werden und möglicherweise dazu dienen, anderen Gruppen den Standort der eigenen Gruppe mitzuteilen und somit Revierstreitigkeiten zu vermeiden [1]. Aggressive Männchen stellen oft ihre Schulterhaare auf, um größer zu erscheinen. Untergeordnete Tiere reagieren mit einem langsamen Kopfschütteln, wenn sich ein dominantes Tier nähert und sie verdrängt [10].
In Gabun werden Mantelmangaben (Lophocebus albigena) häufig mit Blaumaulmeerkatzen (Cercopithecus cephus), Monameerkatzen (Cercopithecus mona) und Großen Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) gesichtet. Auch sieht man sie öfter in Gemeinschaft mit Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis), Wolfs Meerkatzen (Cercopithecus wolfi), und in der Demokratische Republik Kongo mit Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) [10].
Taxonomie
Primatologen haben bisher drei Unterarten der Mantelmangabe (Lophocebus albigena) anerkannt: L. a. albigena, L. a. johnstoni, und L. a. osmani [11], die sehr unterschiedlich in Körperbau, in der Farbe des Mantels und der Farbe des Schopfes sind [1][6]. In naher Zukunft ist es wahrscheinlich, dass diese Unterarten den Status einer eigenständigen Art erlangen, wobei es dann mit der Art in Uganda eine vierte Art (Lophocebus ugandae) geben wird [6].
Bedrohung
Mantelmangaben (Lophocebus albigena) sind durch den Verlust von Lebensraum durch Abholzung und Rodung der Wälder zur Schaffung von landwirtschaftlichen Flächen [11][9] bedroht. Obwohl die Art auch in sekundären Wäldern überleben kann, ist sie vor allem von intakten Primärwäldern abhängig und kann sich weniger gut an Veränderungen im Lebensraum Wald anpassen als andere Affen [9]. Mantelmangaben (Lophocebus albigena) fallen besonders in Äquatorialguinea und Kamerun dem illegalen Handel mit Wildfleisch (Bushmeat) zum Opfer [11][9]. In Uganda werden viele Tiere getötet, wenn sie über Kulturpflanzen herfallen, was wiederum in Zusammenhang mit Lebensraumverlust steht, da dieses Verhalten nur in Regionen auftritt, in denen Wälder abgeholzt wurden [9].
Wegen der noch weiten Verbreitung stuft die Weltnaturschutzunion Mantelmangaben (Lophocebus albigena) derzeit als nicht gefährdet (Least Concern) ein [11].