Javaneraffe
Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind in ganz Südostasien verbreitet, ihre Lebensräume reichen von Bangladesh im Nordwesten bis zu den Philippinen im Westen und südwärts über ganz Malaysia und Indonesien.
Die südöstliche Grenze ihres Verbreitungsgebiet bilden die Timor-Inseln vor dem Festland Australiens.
Taxonomie
Primatologen erkennen derzeit mindestens zehn Unterarten an, von denen die meisten auf isolierten Inseln leben und sich in nur wenigen Merkmalen wie Fellfarbe, Schwanzlänge und Form der Wangenhaare unterscheiden [1], mehr dazu weiter unten. Zwischen Javaneraffen (Macaca fascicularis) und Rhesusaffen (Macaca mulatta) gibt es an den Grenzen der jeweiligen Verbreitungsgebiete erhebliche Hybridisierung. Auch sind Hybride zwischen Javaneraffen und Schweinsaffen (Macaca nemenstrina) bekannt [1].
Lebensraum
Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind eine ökologisch vielfältige Art. Einige der Lebensräume, in denen sie sich wohlfühlen, sind z.B. Primärwälder, gestörte und sekundäre Wälder, Mangrovenwälder und küstennahe Wälder mit Nipapalmen . Javaneraffen (Macaca fascicularis) leben am erfolgreichsten in gestörten Lebensräumen und an der Peripherie der Wälder.
Javaneraffen (Macaca fascicularis) leben oft in der Nähe von Gewässern, und so wunderts kaum, dass sie u.a. auch Krabben fressen - ihr englischer Name "crab-eating macaques" zeugt von dieser Vorliebe. In den verschiedenen Lebensräumen erreichen die Populationen von Javaneraffen (Macaca fascicularis) in Sumpfwäldern die höchste Dichte. In den letzten Jahren haben sich viele Lebensräume verändert, aber Javaneraffen scheinen damit kaum Probleme zu haben. In Malaysia haben sie z.B. bereinigte Waldflächen, wie etwa Plantagen, kolonisiert. In einigen veränderten Habitaten scheint die Anzahl der Affen sogar höher zu sein, als in unberührten Wäldern.
Javaneraffen (Macaca fascicularis) verbringen unter allen Mitgliedern der Gattung Macaca die meiste Zeit in den Bäumen. In einer Studie kamen die Affen praktisch nie auf den Boden herab, und wenn doch, dann entfernten sie sich nie weiter als 5 m vom Ufer eines Flusses oder von einem Baum. Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind gute Schwimmer, manchmal springen sie aus umliegenden Bäumen ins Wasser [5].
Aussehen
Das Körperfell der Javaneraffen (Macaca fascicularis) reicht von grau-braun bis rot-braun. In Richtung Bauchseite werden diese Farben immer blasser. Das Gesicht ist bräunlich-grau und die Wangen ziert ein Backenbart. Die Augen sind wie bei allen Primaten nach vorn gerichtet und ermöglichen es den Affen so, die Welt dreidimensional zu erleben. Die Nase ist flach, die Nasenlöcher sind schmal und liegen dicht beieinander, wie es bei allen Altweltaffen (Catarrhini) der Fall ist.
Der Körperlänge einschließlich Kopf liegt zwischen 40 bis 47 cm. Hinzu kommt der grau-braune oder rötlich gefärbte Schwanz mit 50 bis 60 cm. Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind hinsichtlich der Körpergröße sexuell dimorph, so werden Männchen etwa 4,8 bis 7,0 kg schwer, wobei die Weibchen mit 3,0 bis 4,0 kg nur etwa 69% des durchschnittlichen Gewichts eines Männchens erreichen.
Ernährung
Javaneraffen (Macaca fascicularis) sind Allesfresser und nutzen viele verschiedene Arten von Nahrung, was die Vielfalt der Lebensräume erklärt, in denen sie überleben können. Sie ernähren sich von hauptsächlich von Früchten und Samen (64%), gefolgt von Blüten, Blättern, Pilzen und Gräsern. Zur tierischen Nahrung gehören Insekten, Frösche und Krabben. Außerdem wurden sie beobachtet, wie sie Lehm zu sich nahmen, möglicherweise wegen der Mineralien, die darin enthalten sind. Einige Beobachtungen deuten darauf hin, dass Javaneraffen (Macaca fascicularis) Früchte nach ihrem Reifegrad auswählen, den sie anhand der Farbe erkennen können (siehe Farbensehen bei Primaten). In Süd-Borneo stehen Javaneraffen (Macaca fascicularis) im Nahrungswettbewerb mit Nasenaffen (Nasalis larvatus) und verdrängen diese oft [5].
Fortpflanzung
Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit etwa 6 Jahren, Weibchen bereits mit etwa 4 Jahren, wobei sich höherrangige Weibchen früher fortpflanzen, als Weibchen mit niedrigem Rang. Die Nachkommen dieser höherrangigen Weibchen haben eine größere Überlebenschance als die Nachkommen von niedrigrangigen Weibchen. Beide Phänomene sind zurückzuführen auf die größere Verfügbarkeit von Nahrung und wengiger Aggressionen, mit denen sich übergeordnete Weibchen konfrontiert sehen.
Der Sexualzylkluns der Weibchen beträgt 28 Tage. Paarungen und Geburten finden zwar das ganze Jahr über statt, häufen sich jedoch zur Regenzeit in den Monaten Mai bis Juli. Nach einer Tragzeit von 160 - 170 Tagen bringen die Weibchen der Javaneraffen (Macaca fascicularis) ein einzelnes Junges zur Welt. Erstgebärende Weibchen sind rund 4 Jahre alt, danach bringen sie in einem Intervall von 1 - 2 Jahren Nachwuchs zur Welt, wobei höher rangige Weibchen eher jährlich gebären. Die Kleinen werden mit etwa 14 Monaten entwöhnt. Alle Kleinkinder einer Altersgruppe spielen miteinander, jedoch spielen Säuglinge von hohem Rang öfter miteinander. Das Spielverhalten der 1 - 2-jährigen Jugendlichen scheint vom Geschlecht bestimmt zu sein, so spielen Männchen mehr mit Männchen, Weibchen und mehr mit Weibchen [5].
Wie bei allen Primaten dauert die Kindheit der Javaneraffen (Macaca fascicularis) relativ lange. Der Großteil der Aufzucht des Nachwuchses wird von den Weibchen bewerkstelligt. Die jungen Affen lernen von der Mutter soziale Verhaltensweisen, sie ernährt, schützt und pflegt sie. Trotz der Fürsorge der Mutter sterben 20 % der Säuglinge und 15 - 20 % der Jugendlichen. Junge Weibchen verbleiben in ihrer Geburtsgruppe, während Männchen bei Erreichen der Geschlechtsreife abwandern und sich oft Junggesellengruppen anschließen [5].
Gruppenleben
Javaneraffen (Macaca fascicularis) leben in Gruppen mit mehreren Männchen und Weibchen, bestehend aus etwa 10 - 48, manchmal bis zu 100 Individuen, wobei etwa 2½ Weibchen auf 1 Männchen kommen [5]. Da die Männchen ihre Geburtsgruppe verlassen, fallen sie öfter Krankheiten, Verletzungen oder Raubtieren zum Opfer. Sobald ein Männchen eine neue Gruppe findet, kann es ein hochrangiges Männchen verdrängen und seinen Harem übernehmen. Dieser Austauschprozess ist von äußerst aggressivem Verhalten begleitet, bei dem sich die beteiligten Männchen oft verletzen.
Kommunikation
Trotz der Aggressionen zwischen Männchen gibt es zwischen verschiedenen Gruppen kaum Aggressionen, da sie sich in der Regel meiden. Treffen jedoch zwei Gruppen aufeinander, kommt es ebenfalls zu Aggressionen, indem die nicht ansässige Gruppe aus der Gegend verjagt wird, begleitet von lauten Rufen und Schütteln von Ästen und Zweigen. Die Reviere der Javaneraffen (Macaca fascicularis) umfassen 25 - 200 ha, innerhalb derer Grenzen sie sich täglich zwischen 150 - 1.500 m fortbewegen. Hochrangige Affen führen die Gruppe [5].
Die männliche Hierarchie ist weniger ausgeprägt als bei anderen Makaken (Macaca) und wird durch Faktoren wie Alter, Körpergröße und kämpferischem Können bestimmt. Sowohl Männchen als auch Weibchen drohen einem Gegenüber mit geöffnetem Mund, entblößten Zähnen und zurückgezogen Ohren und Nasen. Spannungen nach einer aggressiven Interaktion werden durch ein höheres Maß an Selbst-Pflege, Körperzittern und Kratzen abgebaut. Bei der Versöhnung zwischen Individuen nähert sich der dominantere Affe dem untergeordneten mit hochgezogenen Augenbrauen. Der untergeordnete Affe starrt in die Augen des dominanten, berührt dessen Genitalien und gibt Schmatzlaute von sich.
Wie bei anderen Arten der Gattung Macaca ist es wahrscheinlich, dass die Affen eine Kombination aus visuellen, auditiven und möglicherweise chemischen Signale zur Kommunikation nutzen. Primatologen identifierten bei Javaneraffen (Macaca fascicularis) 15 verschiedene Lautäußerungen. Im Wald kann man sie oft anhand ihrer "kraa"-Rufe lokalisieren. Der Kontaktruf ist ein "coo", der Warnruf hört sich wie ein lautes Rasseln an, Drohruffe sind schrille Schreie, die in Rasseln enden. Der Alarmruf der Jugendlichen ist ein kurzer Schrei.
Primatologen unterscheiden 10 Unterarten:
- M. f. fascicularis ist in Brunei, Kambodscha, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur, Süd-Thailand und Süd-Vietnam verbreitet [1].
- M. f. aureus lebt in der südlichsten Ecke Bangladeshs, Laos, Myanmar und im Westen Zentral-Thailands [1].
- M. f. umbrosus lebt auf den Nicobaren (Little Nicobar, Great Nicobar and Katchall), wo man sie in Höhenlagen bis zu 600 m antreffen kann [6][3][1].
- M. f. fuscus lebt auf Pulau Simeulue vor der nordwestlichen Küste Sumatras (Indonesien) [1].
- M. f. condorensis lebt auf der Con Son Insel vor der Küste Süd-Vietnams [1].
- M. f. tua lebt auf Pulau Maratua, östlich von Borneo, Indonesien [1].
- M. f. philippensis ist auf den Philippinen verbreitet [1][2].
- M. f. lasiae lebt auf Pulau Lasia vor der nordwestlichen Küste Sumatras (Indonesien) [1].
- M. f. karimondjawae lebt auf Pulau Karimunjawa und möglicherweise auf der nahegelegenen Insel Pulau Kemujan in der Javasee in Indonesien [1].
- M. f. atriceps lebt auf der Khram Yai Insel vor der südöstlichen Küste Thailands [1].
Bedrohungen
Obwohl es keine Informationen über die Lebenserwartung der Javaneraffen (Macaca fascicularis) gibt, scheint es wahrscheinlich, dass sie wie andere Makaken in Gefangenschaft rund 30 Jahre alt werden können.
In weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets stellt die Jagd die größte Bedrohung für Javaneraffen (Macaca fascicularis) dar. Auf dem südostasiatischen Festland wie Kambodscha und Vietnam, werden Weibchen gefangen und in Zuchtanstalten gehalten, Männchen werden vor allem für den Einsatz in Forschungsaboren in das internationale Ausland exportiert. In diesem Zusammenhang geht eine mögliche Gefahr von der Freilassung beschlagnahmter Javaneraffen (Macaca fascicularis) aus dem Grenzgebiet von Vietnam und China (wo heute der meiste internationale Handel registriert wird) in die Lebensräume anderer Makakenarten aus. Auf den Philippinen die Art unter hohem Jagddruck, da sie hier wegen ihres Fleisches oder aus sportlichen Gründen getötet werden. Javaneraffen (Macaca fascicularis) werden auch als Schädlinge verfolgt. Der Verlust des Lebensraumes ist ebenfalls eine Bedrohung, aber die Art kann wegen ihrer Anpassungsfähigkeit in einer Vielzahl von Lebensräumen überleben [4].
Die Weltnaturschutzunion stuft Javaneraffen (Macaca fascicularis) im Hinblick auf ihre weite Verbreitung, auf die vermuteten großen Populationen und wegen der Toleranz einer breiten Palette von Lebensräumen als nicht gefährdet (Least Concern) ein. Außerdem leben die Affen in einer Reihe von Schutzgebieten. Obwohl Javaneraffen (Macaca fascicularis) unter starkem Jagddruck stehen, scheint dies keine größere Bedrohung für die Art als Ganzes zu sein [4].